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Knick: Oho, Du böst ja a ganz Gscheuter. Wuhar westn Du doas? Fritz: Do Diär, Schneider. Knick (erstaunt): Bo miär? Fritz: Bo kenn annern. Wenn su a Hohlschadl, wie Du, siech woas e senn oalbern Schofshörn ausdenkt, danno ös oallmol 's Gegenteel richtg. Du schreist „De Amerikaner kemma", on iech soi Derr: „Se warn Derr wous damdidln, nö enner kömmt." Knick: Su a frecher Loappn, su a Flaaz, Hot de Walt schonn su woas ghort? Fleck, woas soistn doderzu? Fleck (zu Fritz): Oetz siech amo, doß D' en Schwung kömst! Wenn 'n rutn Ochsn de Fliegn stechn, soll a mitn Schwanz klatschn, aber nö e der Walt römbrölln. Fritz: 's ös gutt, Herr Schwiegervoater, iech zieh. Fleck (wütend): Doas hoat sich ausgeschwiegervoatert. Fritz: Do miss' mersch abn wieder eischwiegervoatern. Os Wiedersahn, Herr Schwiegervoater! Knick (wütend): Hostsghort,woasazonSchneidermeester Wenzislaus Knick gsoit hoat? Berkloin tu'ch'n. Brumm muß a, oer an rutn Ochsn an ganz.noatierlche Sach. Fleck: e', tu Dch ock nö dereschern! A Grund zon trinkn, Komm ock! (Beide ab ins Haus.) Dagab und: Durst nach einem Sorofs hätte ich auch. Hahaha, kommt alles noch. Euch Kaffern kann geholfen werden. (Steigt über den Zaun und verschwindet.) Gustav tritt mit Schuhen in der Hand vor die Tür. 6. Auftritt. Gustav, dann Habelmann und Ella. Gustav (stellt sich vor die Tür und beginnt Schuhe zu wichsen): Dabei kann mer ja doas Schestukulteren larn. (Habel mann, Ende 50er, etwas gebückt, in schwarzem Rockanzug, bebrillt, und Ella, 20jährig, hell gekleidet, werden sichtbar. Habelmann geht lahm, Ella trägt das Gepäck) Habel mann (hinter dem Tor): Steh da, Machen, ein schöner schattiger Garten und dabei ganz leer. Wie werden sich die guten Leute freuen, wenn wir hier einkehren werden. Komm, ich kann auch nicht weiter. (Sie treten ein.) Ja, die schöne Gegend hier. (Setzt sich an einen Tisch.) Aber heiß ist mir. Ich komme mir wie gebraten vor. Ella (stellt sich Hinteren und schlingt die Arme um seinen Hals): Wie kannst Du auch in diesem schwarzen Anzuge reisen! Du hättest Dir einen leichten, Hellen Sommeranzug kaufen sollen. Habelmann: Um Gotteswillen, Kind, wohin denkst Du? Das ist mein Ehrenkleid. Wofür hab ich den schönen, neuen Titel „Städtischer Oberrechnungsrat" bekommen. Da muß man auch zeigen, daß man loyal gesinnt ist. Was soll der Herr Bürgermeister denken, wenn ich plötzlich Helle An züge trage? Ella: Meine Mama wird doch morgen nachkommen? Gustav (einen Schuh in der einen, Bürste in dec andern Hand): Wolln die Herrschaften woas trinken? Habelmann (immer das devote schüchterne Gebühren eines Sub alternen zur Schau tragend): Guten Tag, guten Tag! Ja, eine Flasche Selterwasser. Ella: Ich trinke Kaffee. Gustav (im Abgehen): Noach Dollarprinzesfin sitt doas ne aus. Habelmann: Machen, Du sollst nicht Kaffee trinken. Alkohol und Coffein sind Gifte, die auf das Herz gehen. Ella (lachend): Onkelchen, sei unbesorgt, mein Herz ist gesund. Habelmann: Das falls auch bleiben. Bei der Rubrik Herz fällt mir übrigens ein, was mir Deine Mama, meine liebe Schwester, nahegelegt hat. Ella: Ah, und das ist? Habel mann: Weißt Du, Du bist nun 20 Jahre alt.. Ella: Bitte, zwanzig Jahre, vier Monate, dreizehn Tage. Habelmann: So, so, nun ja. Du kommst nun in das Alter, wo die jungen Herren beginnen, Dir nachzuschauen. Ella: In dem Alter bin ich schon lange. Habelmann (erschrocken): Sie schauen Dir bereits nach? Ella: Nein, sie laufen mir nach. Hubelmann: So frech werden sie doch nicht sein. Das ist sehr unangenehm. Ella: Im Gegenteil, Onkelchen. Hadelmann: Ich bin sozusagen zu Deinem eustor er nannt worden. Ella: Aaaah. Habel mann: Und bei meinen sechzig Jahren ist das gar nicht nach meinem Geschmack. Ich kann Dich doch nicht an. hie Leine nehmen. Aber, gelt, Du nimmst Dich vor den gefährlichen jungen Herren in acht? Ella: Bor den gefährlichen ganz sicher. Onkelchen, welche sind aber die Gefährlichen? Habelmann: Ja, ja, das weiß ich auch nicht. Sicher- lich die ewig verliebt Tuenden. Ella: Bist Du früher auch verliebt gewesen? Habelmann (erschrocken): Kind, wo denkst Du hin? Wie hätte sich das mit meinem Amte vereinbart! Und doch einmal, ja, ja. ! Ella (schmiegt sich an Habelmann, schmeichelnd): Onkelchen, das mußt Du mir erzählen. Wie war denn das? Habelmann (wehmütig): Ach, das ist schon so lange her. Ich kann mir kaum noch denken, daß ich das wirklich ge wesen sein soll. Ich weiß nur noch, damals trug ich gern eine Blume im Knopfloch, pfiff gern vor mich hin, schwenkte das Spazierstöckchen in der Luft und ich sparte auf einen Hellen Anzug. Ella: Oh, wie mußt Du darin ausgesehen haben? Habclmann: Ueberhaupt nicht. Als ich ein halbes Jahr gespart hatte, war der Gegenstand meiner Liebe schon ver heiratet. Ella: Ooch! Wie hieß sie denn? Habelmann: Darauf kann ich mich absolut nicht mehr besinnen. Ella: Wie denkst Du denn über unfern gestrigen Reise gefährten, den Herrn Engler? Habelmann: Das war ein charmanter Herr, umsomehr, als er ein Damenfeind ist. Ella (erstaunt): Davon habe ich nichts gemerkt. Habelmann: Er hat mir sehr gut gefallen. Ella: Mir auch. Gustav mit Kaffee und Selters, stellt die Getränke aus einen Tisch rechts. Ella: Bringen Sie doch die Sachen hierher. Gustav: Dort dribn ös fer de Herren Amerikaner. Ella: Aber jetzt sitzen wir da. Gustav: Sie wern äbn su gutt sein missn und sich doriber setzen. Ella: Das is doch stark. Habelmann: Pst, man muß Rücksicht nehmen. Beide setzen sich rechts an einen Tisch. Habelmann: Herr Ober, Sie haben wohl noch viel Platz im Hause?