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während des ganzen Vormittags beobachtet wurden. Eine Kuhstelze wippte über den Weg, aus dem Gebüsch des Teichdammes erklang der gleichmäßige Gesang des Weiden laubvogels und in den Zweigen des Laubdaches über den Wanderern sang morgenfrisch eine Goldammer diesen das Abschiedslied zu, als sie die Quolsdorfer Flur verließen und sich dem Vorwerk Heidehaus zuwandten. Hier empfing die Ornithologen der Besitzer des umfangreichen Wald- und Teichgebietes, Herr Hauptmann Thiel, der nun die Führung übernahm, mit den im Wagen bereits früher eingetroffenen Teilnehmern, die hocherfreut die Anwesenheit der Nachtigall im Gebiete meldeten. Garten- und Mönchsgrasmücke, diese mit Recht beliebten und geschätzten Sänger, bildeten die Empfangs-Kapellc, die aber bald durch Singdrossel, Baum pieper und Tannenmeise Verstärkung erhielt. Die Haus schwalben und die Mauersegler waren mit ihren Flugkünsten nicht imstande, die Aufmerksamkeit von der Wasserfläche des Großteiches abznlenken, auf der eifrig nach dem Wasser geflügel geforscht wurde, das bisher noch nicht beobachtet werden konnte. Doch umsonst suchten die bewaffneten Augen unter den Enten und Bläßhühnern auf der Wasserfläche und zwischen dem mit breitem Saum den Teich umfassenden Riedgras-Kaupen nach Neuigkeiten; nur der Schwarzhals taucher zeigte sich mehrfach, um bei dem Näherkommen ebenso schnell zu verschwinden, wie an anderer Stelle aus dem Wasser wieder aufzutaucheu. Ein kleiner Abstecher nach dem Schemsteiche zum Besuche des Kranichpaares, das man alljährlich dort kaum vergeblich suchen wird, brachte nach einer kleinen Geduldsprobe die erbetenen Lang beine in respektvoller Entfernung zu Gesicht. Der große Buntspecht hämmerte im Holz, ein Eichelhäher kreischte und Kuckucke riefen mehrfach aus dem Walde, während bei dem Näherkommen an den Damm zwischen Großem Teiche und Neuem Teiche Drosselrohrsänger und Rohrammer mit ihren Liedern die Luft beherrschten. Äas Auge aber schweifte zunächst mit Wohlgefallen über die mehr oder minder ver landeten großen Teichflächen, die im Norden, Osten und Süden ein Kranz von Laub- und Nadelholz umgibt und an die sich die Spree'er Heide anschließt. Uber dem Groß teiche flogen Lachmöven mit Geschrei; sie haben die Morgen wanderer bemerkt. Das schöne Bild der über der Kolonie kreisenden und kreischenden Langflügler, deren Weiß und Grau im Morgensonnenstrahl leuchteten, lenkte immer wieder die Aufmerksamkeit der Beobachter auf sich, obwohl die Teich- und Sumpfflächen mit einer Fülle von Neuigkeiten aufwarteten. Zwischen den bereits mehrfach beobachteten Entenarten schwimmen Krick- und Knäkenten, wird der Rothalstaucher entdeckt, erkennt man Haubentaucher und Zwergtaucher. Plötzlich fesselt eine in das Sumpfgebiet einfallendc Ufer schnepfe allein die Aufmerksamkeit der Beobachter. Sie wird mit großer Freude zum ersten Male hier festgestellt, während ein Wasserläufer, höchstwahrscheinlich der Bruch wasserläufer, nicht mit gleicher Sicherheit erkannt werden kann. Ein Rotschenkel befindet sich in seiner Nachbarschaft auf klein wenig erhöhtem Standorte und läßt das Rot seiner Schenkel im Morgensonnenstrahl leuchten. Aber ver geblich schaut man nach der hier brütenden Trauersee schwalbe aus, sie zeigt.sich trotz angestrengten Suchens nicht. Alle Bogelstimmen und sonstigen Naturlaute übertönt mit einem Male das Trompeten eines zweiten Kranichpaares im versumpften Nordostwinkel des Großteiches. Langsam und gemessen schreiten die beiden Langbeine in ihrer Kur Promenade auf und ab, stoßen von Zeit zu Zeit ihre Trom petenklänge hinaus in die Morgenluft und lassen sich aus allernächster Nähe bewundern, ja das Männchen überrascht die Beobachter mit einer Art Balztanz vor seinem Weibchen. Leider konnte der bekannte Natururkunden-Forscher und Schriftsteller Rudolf Zimmermann (Dresden) keinen gün stigen Platz erreichen, um das Augenblicksbild für dauernd aus die Platte zu bannen. Doch noch lange Zeit fesselte das Kranichpärchcn die Wanderer und hielt sie in seiner Nähe fest. Auf der Waldwanderung am Nordufer des Großteiches wurden von den Nebelkrähen verschleppte und angefressene Möveneier gefunden und diese auch sonst ziemlich räuberisch auftrstenden Krähen als Feinde der Mövennester erkannt. Bei der kurzen Frühstücksrast auf federndem Binsenlager am Strande vor dem Vorwerke überraschte ein Wiedehopf die Lagernden. Einige Teilnehmer benützten die Pause zu einem Besuche der Mövenkolonie, die mit Hilfe von drei Kähnen erreicht und auch als von Enten und Tauchern be wohnt vorgesunden wurde. Der Heimweg durch die Spree'er Heide nach Hähnichen ließ neben bereits verhörten Sängern noch Rotkehlchen und Fitislaubsänger, Schwanz- und Sumpfmeise, Haus- und Gartenrotschwanz, Gimpel und Amsel beobachten. Feld sperling und weiße Bachstelze zeigten, eine Turtel- und eine Ringeltaube und eine Elster meldeten sich. Aber gar mancher von den hier ortsansässigen Vögeln verhielt sich ablehnend trotz des lebhaften Wunsches der Oberlausitzer Bogelfreunde, den Gästen von auswärts zum mindesten doch 70 Arten vorsühren zu können. Es blieb bei den bisher beobachteten 65 Arten. Auch der Schloßpark von Hähnichen, auf den große Hoffnungen gesetzt wurden, änderte nichts mehr daran, aber auch nichts an der Feststellung der auswärtigen Orni thologen, daß die Spree'er Heideteiche mit Recht von dem leider im Weltkriege gefallenen „Stolz" ein Vogelparadies genannt worden sind. Alle Besucher schieden von ihm mit dem herzlichen Wunsche, daß cs seinen Bogelreichtum auch in Zukunft behalten und ein kleines Naturschutzgebiet bleiben möchte. Die Schule lm Dienste der Heimatsorschung Im praktischen Leben ist oft ein gutes und gewandtes Dar- ftsllungsvsrmögen in den verschiedenen Zweigen des menschlichen Wissens nötig. Darum ist seit einer Beihe von Zähren in den höheren Schulen neben dem deutschen Aussatz mehr und mehr dev Fachaussatz getreten. Nutzen schöpfen daraus vornshmlich.Erd- kunde und Naturwissenschaften. Diese sind auch besonders geeignet, weil der Stoss der Änjchauungswslt des Schülers entnommen werden kann. Was der Schüler sieht und beobachtet, soll er in geschickter Anordnung und gefälliger Form beschreiben, docstellen. Ia, er braucht — in den Dienst der Heimatkunde gestellt — hier nicht nur Altbekanntes nachzubsten (oder gar abzuschreiben), sondern er kann selbst beobachten und aus Entdeckungsfahrten aus gehen; er kann sich geradezu zu einem Heimatforscher entwickeln. Am Staats-Dealgymnasium Zittau wurden in den letzten Zähren folgende Themen gestellt: Ein Blick von unjsrm Zohannsumsturm auf den Zittauer Kessel und das Gebirge. Eine Talwanderung von Hainewalde bis Gstritz. Der Vulkanismus im Zittauer Gebirge. Die Mühlsteinbrüche und dis Fsljenstadt von Zonsdorf (im Druck im Berlage der Gberlausitzer Heimatzsitung, Deichsnau, erschienen). Das Völkerkunde-Museum in Herrnhut (Heimatzeitung 1421 Nr. 23). Ansrschöpslich ist die Fülle des Stoffes aus dem Gebiets der Geologie, des Pflanzen- und Tierreiches (Namen, Verbreitung der verschiedenen Arten, Blütedauer , Lebensgemeinschaften: Flutz, Teich, Feld, Wisse, Wald, Garten ujw.), der Klimakunde, Siedlungs formen, Bauernhaus, Volkssitte und Brauch, Grtsgeschichts, Heimat schutz-