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an dessen Südzipfel nur noch Torf gewonnen wird. Den größten Teil der ebenen Fläche bedeckt das Graubraun des Rohrs, das nur selten einen Wasserspiegel, in denen die Aauarienliebhaber die Wasserpflanzen lVomu und lNtri- euiaris fischten, freiläßt und zwischen dem nur schwer hin durchzukommen ist. In der Nähe des Fischwärterhäuschens singt ein Rotkehlchen, läßt ein Brachpieper seine Stimme hören, während der Wiesenpieper (auch als Moorlerche be kannt) schweigt, fliegen Feldsperlinge und Rauchschwalben. Nach einmal verschwinden die Wanderer zwischen den Rohr wäldern, tragen Dämme oder trocken gelegte Moorböden sie durch den Bruch, dessen Stille allein durch seine Sänger Rohrammer und Drosselrohrsänger unterbrochen wird, und von denen letzterer wieder Gelegenheit zum Betrachten seiner gewandten Turnerkünste bietet. Doch ungleich größere Freude erregt derlangsameund gemessene,durchPausen unterbrochene Flügelschlag der Kraniche des — Horkaer Torsbruches, die in etwa 30 Meter Entfernung sich aus dem Röhricht erheben, in gestreckter Körperhaltung und 3 bis 4 Meter Höhe ab streichen und damit in der liebenswürdigsten Weise ihr vor 5 Stunden erfolgtes Flüchten wieder gutmachen. Nach einer mündlichen Mitteilung von Dr. Schön (Horka) wählte das Kranichpaar im Jahre 1922 als Horst Fichtengeäst in etwa 1 Meter Höhe über dem Erdboden, entgegen der Gewohn heit seiner Artgenossen, das Nest in Sümpfen anzulegen. Vergebens spähen die Augen nach dem hier ansässigen Baum falken aus, obwohl sein Lieblingsgericht — Libellen — in der gewitterschwülen Heide- und Moorluft herumschwirrt. Kein anderer Raubvogel zeigt sich, kein Rest ihrer Mahl zeiten wird gefunden. Äuch eine nochmalige einstündige Rast am Bruchrande ändert hieran nichts. Der Heimweg durch den Heidewald läßt Haubenmeise und Tannenmeise verhören; der große Buntspecht meldet seine Anwesenheit. Am Waldrande singt einer unserer schönsten Vögel und fleißigsten Sänger: der Gartenrotschwanz. Bon einer Telegraphenleitung her wird der mürrische Gesang der Grauammer (in Pommern Grinsel genannt) vernommen. Dicht am Wege lenken gaukelnde Schwalbenschwänze die Aufmerksamkeit der müden Wanderer auf sich; ihr seltener Vetter, der Segel- oder Schlehenfalter, flog an der Bahn strecke zwischen Horka und Kodersdorf. Zwischen den von blühenden Obstbäumen umrahmten Häusern fliegt der Star, sitzen graue Fliegenfänger auf Beute lauernd im Baum und Strauch, und über ihnen suchenHausschwalben in ausdauern dem Fluge ihre Mittagsmahlzeit einzufangen. Mauersegler, deren Eintreffen in Görlitz vom 3. zum 4. Mai festgestellt wurde, tummeln sich über dem Dorfe in den Lüften. Den Scheidegruß aber rufen der Grünling und ein Girlitz dicht am Bahnhofe Horka den Heimkehrenden zu, denen die präch tige Wanderung durch Feld und Wald, Heide und Moor die Erinnerung an das Dichterwort wachrief: „Wer recht in Freuden wandern will, der geh' der Sonn' entgegen." 2. An den Spree'er Heideleichen 10 Kilometer nördlich vom Horka'er Torfbruch WM (unweit des Eisenbahnknotenpunktes Horka gelegen), nordöstlich von Quolsdorf liegen mehrere Reihen größerer und kleinerer Teiche mit einer durch Dämme oder Wiesen mehr oder weniger zertrennten Wasseroberfläche von ungefähr 3 Quadratkilometern. Diese ausgedehnten Wasserflächen beherbergen einen Reichtum an Sumpf- und Wassergeflügel, wie ihn der Görlitzer Bogelfreund in etwa gleicher Entfernung nicht mehr in gleicher Weise findet. Sie sind darum oft das Ziel der Görlitzer Ornithologen, und ihren Bogelreichtum wissen nicht nur die einheimischen, sondern auch die auswärtigen Bogelkundigen zu schätzen, seitdem ihnen „Stolz" mit Wort und Schrift die Kenntnis davon vermittelte., Auch die vor Pfingsten (12.—14. Mai) in Görlitz tagenden schlesischen Ornithologen, denen sich Mitglieder des Vereins sächsischer Ornithologen und der deutschen ornithologischen Gesellschaft angeschlossen hatten, wählten aus diesem Grunde als Wanderziel für ihre Be obachtungen das Gebiet, in dem Stolz gegen Ende Mai mühelos an 80 Vogelarten feststellte. Bei einer Teilnehmer zahl von etwa 30 konnte diese Zahl zwar nicht erreicht werden, doch dürften die auf dieser ornithologischen Massenwanderung beobachteten 65 Arten genugsam sür den Reichtum der Vogelwelt der Spree'er Heideteiche Zeugnis ablegen. In Hähnichen, dem Ausgangspunkte der Wanderung, begrüßte die vor Sonnenaufgang aniretendsn Bogelfreunde eine Dorngrasmücke mit ihrem Gesänge, erfreute das Auge die Rauchschwalbe mit ihren Flugkünsten, sangen graue Fliegenschnepper in der Morgenfrühe. Wie in Horka, so entzückten auch hier zu gleicher Tageszeit einer unserer be gabtesten Sänger, vom Volksmunde Bastardnachtigall und Sprachmeister genannt, das Ohr der Hörer: der Gartenlaub- vogel. Auch der Girlitz, dieser in den letzten Jahren in diesen Heidestrichen sich immer mehr einbürgernde Einwanderer aus dem Süden, ließ sein leises Gezwitscher hören. Stare, Buchfinken und Feldlerchen, feder an seinem Platze, stellten zahlenmäßig die meisten Sänger, denen wunschgemäß der Ortolan sich anschloß. In den Obstgärten von Quolsdorf pinkten Kohlmeisen, sang eine Zaungrasmücke ihr anspruchs loses Berschen, lenkte der graurückige Baumläufer (Oertbiu braob^äuctM) durch seinenRufdieAufmerksamkeitaufsich. Der Vetter dieses unscheinbaren Vögelchens, der gelbrückige Baumläufer (0. ksmiliurm) wurde erst eine Stunde später in der Nähe des Forsthäuses bemerkt. Bor dem Austritt aus dem im Maiengrün prangenden Heidedorfe nahm aller Blicke das allbekannte Storchnest auf dem Brennerei schornsteine gefangen. Einer seiner Bewohner schaute über den Nestrand heraus und weckte bei Besuchern in früheren Jahren die Erinnerung an das ohne Flügelschlag sich stolz in die Lüfte emporschräubende Pärchen wach, ein Bild, das sie lange nicht vergessen werden. Leider werden immer weniger Horste dieses ehemals so häufigen Bogels besetzt, und vielleicht ist die Zeit nicht mehr fern, wo die Phantasie alter Tanten sich nach Ersatz für den Storch in ihren Unter haltungen mit wißbegierigen Nichten und Neffen wird um sehen müssen. Der Schrei der Kiebitze und über den Wiesen östlich von Quolsdorf fliegende Lachmöven verrieten die Nähe der Wasserflächen, nach denen aller Augen und Gläser sich rich teten, um keinen der erwarteten Wasservögel zu verpassen. Stockenten strichen mehrfach ab, eine gewohnte Erscheinung; aber zwei auf dem Hinteren Kuhteiche schwimmende Enten wurden zur freudigen Überraschung der Beobachter als die bei uns nicht häufige Löffelente erkannt. Auch ein Schell enten-Pärchen zeigte sich bereits hier in der Nähe ihres „besonderen Lieblingssitzes, des baumhöhlenreichen Gebietes der Spree'er Heideteiche" (Baer). Leider verrieten aber die bekannten Bruthöhlen in den alten Eichen des Teichdammes am Großteiche nichts von einer Besetzung. Zu diesen Enten arten gesellten sich noch auf dem Kuhteiche Tafelenten und Bläßhühner. Aus dem Walde rief der Pirol, erhob sich eine Saatkrähe, die einzige unter den oielen^Nebelkrähen, die