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vc-nooren Unbvnechtiqver' ^Vtaiten füp L?eimatkunöe Schristleitung unö Geschäftsstelle sft'Reichenau,Sa. Ivnnft>necHerN7r.2iA Gescf)Lcs)te, ^Ku nsli^iteratup' Dnucf u.Verlog.Alwin Marx (Inh. Otto Mai^) SudlauftHee Rachrichien.Reichenau^Sa. Haupffchristleitung: Gtio Marx, Äeichsnau, 6a.; für Gefchichts, Norgejchichte, Volkskunde, Sagen und Aberglauben Dr. Frenzel, Leipzig - Gstzfch, Hauptstr. 35; für Naturwissenschaften Dr. Hsinke, Zittau, Komturstr. 5; für Kunstgeschichte und Kunftgewerbe Dr. Äsinhard Müller, Zittau, 6tadtmuseum, Klostergajje 1; für schöngeistige Beiträge Max Zsibig, Bautzen, Msttinftr. 18s. Manuskripten ist Äückporto beizufügen, da sonst ein Anspruch auf Liückjsndung nicht besteht. Postscheckkonto: Leipzig Nr. 27534. Bankverbindung: Girokasje Äsichsnau Nr. IS. Privat- und Commerzbank A.-G., Zweigstelle Äeichsnau, Sa. Gewsrbsbank Deichenau» Sa. Sonntag, 5. Äugust(Ernting) 1923 Nr. 13 4. Jahrgang Im lsMch »iill s» WM Zwei ornithologische Wanderungen zur Maienzeit im Oberlausitzer Tiefland Bon Alfred Hartmann, Görlitz an wechselnden Landschaftssormen mit ihren Bergeshöhen und Flußtälern, dicht besiedelt in ihren fruchtbaren Lößgebieten und Talmannen mit Dörfern und Städten, festlich gekleidet in Früchte verheißendes Grün der Felder und in das Auge erfrischendes Grün seiner Laub- und Nadel wälder —. so zeigt sich die Südlausitz zur Maienzeit fast mühelos von jeder kleinen Anhöhe aus dem begeisterten Heimatfreunde und dem staunenden Auge des Wanderers aus der Ferne. Nach Norden wird dieses wechselvolle Berg- und Hügelland begrenzt von einem dunklen Streifen, dessen Breite von der größeren oder geringeren Durchsichtig keit der Luft abhängig ist und der seinerseits bei guter Fern sicht seine Grenze am Gesichtskreise in der nur wenig sich abhebenden Grenzlinie des Lausitzer Grenzwalles findet. Dieses dunkle Band, die Heide, die von Liegnitz im Osten bis über Hoyerswerda im Westen hinaus sich erstreckt, hatte in vergangenen Zeiten wenig Ansehen in unserm Heimat lande. Selbst seine eigenen Bewohner waren mit dem Stückchen Heimaterde stellenweise recht wenig zufrieden, sonst Hütten sie wohl nicht als Namen für einige Siedelungen den frommen Wunsch „Wärstdubesser" oder die Warnungen „Sichdichfür" und »Traumirnicht" bei der Taufe dieser Ortschaften zur Hand gehabt. Die Kriegs- und Nachkriegs zeit hat aber in diesem wenig fruchtbaren Gebiete die gegen wärtig hoch im Preise stehenden Schütze der Braunkohlen erbohrt, und damit wurden die ehemals von den Wirtschafts kräften unbeachteten Heidegcbiete ein begehrenswertes und stark begehrtes Objekt der großen Kapital-Kvnzerne. Mit allen Machtmitteln des modernen Großgewerbes werden darum in der Gegenwart Lücken in ein Gebiet gerissen, dessen Unzugänglichkeit und Lage abseits von den großen Ver kehrswegen ehemals hier ein Naturschutzgebiet erhalten konnten, das seine Eigenart und seine Schönheiten den Schmelzwässern der Eiszeit verdankt, jener Zeit in unserer erdgeschichtlichen Vergangenheit, auf deren Tätigkeit die Bodenarten und Bodenformen des größten Teiles von Nord deutschland beruhen. Sand und Wasser schufen in ihrer größe ren oder geringeren gegenseitigen Durchdringung jene für das OberlausitzerTiefland eigentümlichen Oberflächenformen der trockenen Heiden, der Sümpfe und Moore und der zahl reichen Teiche und Seen, die teils natürliche, teils künstlich für die Fischzucht geschaffene Bodensenken de» ehemaligen Oberlausitzer Urstromtales ausfllllen. Eine reiche und inter essante Pflanzen- und Tierwelt, die auch für den Forscher noch solange wird ihre Anziehungskraft ausllben können als sie vor den gewaltsamen Eingriffen der Menschen sich noch retten kann, hat sich in jenen jahrhundertelang im Dorn- röschenschlase träumenden Heidegebieten erhalten. Wer insonderheit den Vogelreichtum schauen und hören will, der muß zur Maienzeit und vor Sonnenaufgang in das Moor und an die Heideteiche wandern. Er wird von mehr oder weniger günstigen Beobachtungserfolgen begleitet werden als die Teilnehmer der beiden nachstehend geschilderten Wanderungen, aber in einem doch mit ihnen eines Sinnes sein oder werden: daß auch die Heide als SchatzkästleinPerlen birgt für den, der sie zu finden und schätzen weiß. 1. Im Horkaer Torfbruch Birkwild hatte am 6. Mai eine größere Zahl Teilnehmer zu einer Maienwanderung in früher Morgenstunde verlockt, als in früheren Jahren etwa zu gleicher Zeit unternommene ornithologische Wande rungen der botanisch-zoologischen Sektion unserer Natur forschenden Gesellschaft es vermocht hatten. Die Vögel des erwachenden Tages lieben nicht die Besuche der in größerer Anzahl erscheinenden Menschen, und mancher von ihnen mag sich wohl aus diesem Grunde dieses Mal den Augen und Ohren der Beobachter entzogen haben. Aber auch ohne sie konnten wieder über ein halbes Hundert Arten beobachtet