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Milcene, Milczane oder Milska. Etwa im 15. Jahrhundert erhielt die jetzige Oberlausitz ihren Namen Lausitz, der zu erst nur für die gegenwärtige Niederlausitz nach ihren Be wohnern, den Lusitzern, gebraucht wurde (so auch Dinter, Chronik von Stolpen). Milzener dürften die ersten Bewohner gewesen sein, die sich dauernd in Drebnitz fest setzten. Später nannte man sie auch Wenden. Slavisch, wendisch ist daher auch der Name ihrer Niederlassung, wie wir eingangs aussührten. Als im Anfang des 10. Jahr hunderts unter König Heinrich I. die Germanisation der eroberten slavischen Gebiete immer weiter fortschritt, wurde auch diese Gegend berührt. Die Drebnitzer Slaven wurden dadurch, gleich ihren Volksgenossen, zur Verteidigung ge zwungen. Großdrebnitz, im langgestreckten Tale gelegen, hatte seinen natürlichen Schutz im Walde, der das Dorf im Süden, wie heute noch, begrenzte, aber auch die östlichen und westlichen Höhen damals zweifellos bedeckte. Damit erklärt sich auch der wendische Ortsname Drebnitz, abgeleitet von dröoo --- Holz, also soviel wie Holzplatz, am einfachsten. Nur nach Norden ließ die Kleindrebnitzer Ebene, wenn auch wohl zum Teil sumpfig, freieren Zugang. Dort mußte künst licher Schutz den natürlichen ersetzen. Da, wo Ebene und Höhenzüge zusammentreffen, mußte also der Schutzwall ge baut werden. Und in der Tat hat man früher dort Mauer reste (gegen den Rüdenberg), bogenförmig verlaufend, ge funden. Sie dürften die letzten Reste einer alten Drebnitzer Befestigung sein. Wahrscheinlich umschlossen sie auch eine gottesdienstliche Stätte.^) Solcher Wartburgen gab es ja tn der Lausitz eine ganze Reihe, das von ihnen beschützte Gebiet nannte man Burgwald. Unzweifelhaft steht fest, daß ein solcher Burgward in Göda bestand, der eine der Hauptbefestigungen der Wenden war. Wie aber bei den heutigen großen Festungen nach dem Feinde zu ein Kranz kleinerer Festungswerke, Außenforts, zum verstärkten Schutz der Hauptfestung angelegt ist, so war vielleicht der große Wendenburgward Göda, damals Godobi genannt, nach dem Feinde zu, also gen Westen, von kleineren Burg warden, also einer Art Außenforts, umsäumt, deren einer Drebnitz gewesen sein dürfte (neben den anderen Burg warden dieser Gegend, Sfolpen und Hohnstein). Damit stimmt auch überein, was Prof. Dr. Meiche in seiner Ab handlung über die „Oberlausitzer Grenzurkunde vom Jahre 1241" (Neues Lausttzisches Magazin, Bd. 84 S. 215) schreibt: Daß der Burgward Göda von 1241 aus zwei ur sprünglich selbständigen Burgwarden zu bestehen scheint, deren einer unbedingt Göda, der andere vielleicht Stolpen zum Mittelpunkte gehabt hat. Möglicherweise lag die Grenze zwischen beiden aber auch auf dem Rehwald bei Drebnitz." Das ist aber die Stelle, wo die oben erwähnten Mauerreste gefunden wurden. So dürfte es kein geschichtlicher Irrtum sein, das alte Drebnitz als befestigten Platz zu betrachten. Damit nähern wir uns auch der Anschauung, daß Drebnitz der alte Burgward Trebista ist. Sie läßt sich auch durch die sprachliche Erklärung des Ortsnamens Drebnitz stützen. Dann aber hätte Drebnitz-Trebista eine fast tausendjährige Geschichte, denn der Burgward Trebista wird schon 1006 erwähnt. (Knothe, Geschichte des Oberlausitzer Adels.) Nachdem Herzog Boleslav Chrobry von Polen die Stadt Budissin (--- Bautzen) und den Gau Milsca erobert hatte, belagerte Kaiser Heinrich II. 1004 Budissin und brachte das ganze Milzenerland wieder an das Deutsche Reich. Im Jahre 1006 schenkte Kaiser Heinrich auf Betreiben seiner Gemahlin, der Kaiserin Kunigunde, dem Bischof von Meißen drei im Gaue Milsca gelegene Burgwarde(„tris castellu")- Ostrusna, Trebista und Godobi, und bestellte ihn zur Wendenwacht. Halten wir einmal daran fest, daß Trebista --- Drebnitz sei (allerdings im Gegensatz zu Prof. Meiche, für den der Burgward Trebista der Burgward Doberschau, Ostrusna Dolgowitz bei Löbau, Godobi Göda ist), so weist auf Drebnitz auch die Nachricht aus dem Loäex vipl. 8ux. Keg. II, 1, 36, wo berichtet wird, daß Bischof Benno von Meißen dem wendischen Edlen Bor und seinem Sohne unter anderen auch „unum villum in burovsrclo Irebwte kociuu" (ein Dorf im Burgward Trebiste, Rocina) überlassen habe. Rocina wäre also ein nicht mehr vor handener Ort bei Drebnitz. Professor Knothe (Geschichte Ses OberlausitzerAdels und seiner Güter, Leipzig 1879 S.666), welcher auch unter Trebista Drebnitz versteht, meint, daß Rocina das in der Meißner Bistumsmatrikel von 1346 genannnte, dem Erzpriester von Stolpen unterstellte Dorf „Rosenhain" sei, zumal das wendische Wort Rocina „Rosen hain" bedeutet. Erwähnt sei zu dieser Frage die Tatsache, daß alte, von Geschlecht zu Geschlecht überkommene Über- lieferung alteingesessener Drebnitzer Familien allerdings von einem verschwundenen Dorfe zwischen Drebnitz und Stolpen zu erzählen weiß. (Rödendörfel soll es geheißen haben, vergl. auch Dinter, Parochie und Stadt Stolpen, 1898).r) Mag man über die geschichtliche Berechtigung der bis herigen Ausführungen immerhin streiten, unzweifelhaft Drebnitz betreffende geschichtliche Nachricht ist, was sich bei Calles, 8erie8 mwnenmum epmcoporum (Regensburg 1752) findet. Er berichtet, daß 1262 ein Hugo von Wolken berg dem Bischof von Meißen gegenüber auf 15 Dorf- schasten Anspruch erhob, darunter auch aus Groß- undKlein- Drebnitz. Calles beruft sich auf ältere Nachrichten von Fabricius (Annal.Brb.Misn.). Es kommt zwischen Bischof Albrecht II. von Meißen und Hugo von Wolkenberg am 1. März 1262 zum Vergleich, bei dem besonders Bischof Heinrich von Merseburg und Burggraf Albrecht von Alten burg vermittelt hatten. Dem von Wolkenberg werden seine Ansprüche um 100 Mark Silber abgekauft. Bemerkt sei noch, daß damals (1262) zum ersten Male zwischen Groß- und Klein-Drebnitz geschieden wird. (Hugo enim cle Wolken berg controvermam^Iberto II ^li8nen8i kpmeopo mo- vit 6e pugl8 Orewenitr:, mujore et minore.) Weitere sichere geschichtliche Kunde von Drebnitz gibt die Meißner Bistumsmatrikel, deren Neubearbeitung von 1495 im sächsischen Hauptstaatsarchiv erhalten ist. Darin wird „Trebnitz" genannt. Indessen stehen auch noch zwei frühere, Drebnitz betreffende Angaben zur Verfügung. Die erste stammt aus dem Jahre 1413. Meiche, „historische Orts verzeichnisse von Sachsen", bringt folgende Nachricht: „1413 am Tqge St. Anna die Wiese, genannt das Hegeholz, gelegen unter dem Teiche zu Weikersdorf, soll nicht zur Flur „cle^ner ärebenic?" (Kleindrebnitz), sondern künftig nach Goldbach gerechnet werden." Die andere Nachricht ist die, daß 1490, Montag nach Antonii (18. Januar) Merten Richter vom Bischof Johann VI. s(von Saalhausen) 1487 bis 1518 Bischof von Meißens mit dem Erbgericht Groß drebnitz „belehnt" worden sei (daher „Erblehngericht"). Richter erhält erblich die Schank-, Jagd-, Fisch- und Brau gerechtigkeit (Keg. kencl. eeel. M8N. pg. 44: iuclex bubet iure kerecliturio tubernum eum omnibu8 8ui8 uttinenliis et venutione leporum, pwcutione et iure bruxunäi). Des weiteren wird „Drebnitz beim Stolpen" 1499 in den