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Die Mühlsteinbrüche und die Felsenstadt ein Stück Heimaterde in landschaftlicher und geologischer Hinsicht dargestellt von Bruno Schroeder Fortsetzung. Vom Kellcrbergbruche aus gehen wir zum Hauptwege zurück und von da rechts weiter im Walde. Vorbei an einem ehemaligen verfallenen Schutzhaus für die Arbeiter bei Sprengungen kommen wir bald zu einem großen Bruche, zum „Weißen Felsen". Lang gestreckt zieht sich dieser in ost-westlicher Richtung dahin. Steil und unvermittelt stürzen seine Nord- und Südwände in die gäh nende Tiefe ab, schroffer und glätter noch als am Kellerbergbruche. Am westlichen Ende ragen zwei steile Sandsteinselsen über dem Bruchrande empor. Eine Treppe mit eisernem Geländer leitete uns früher in den östlichen Teil des Bruches hinab. Hier führt ein tiefer Felseinschnitt auf die ausgedehnten Schutthalden hin aus. Die Mehrzahl der Mühlsteine, die in den Brüchen roh zubearbeitet wurden, ließ man auf einer Gleitbahn an diesen Schutthalden den schrägen Hang hinunter. Dies geschah auf Schlitten, die an einer zweiendigen über eine Drehscheibe laufen den Kette hingen. Hier am Ausgange nach den Schutthalden zu treffen wir drei sich kreuzende, sehr schmale Phonolithgänge. Der Phonolith ist stark verwittert, meist zu einer tonartigen Masse. Schreiten wir nun weiter auf der Sohle des Bruches zwischen hochaufstrebenden Gesteinswänden dahin, so sehen wir zur Linken bald einen schraubensörmig gedrehten Basaltstiel, der uns wie am Kellerberge durch die schöne säulenförmige Struktur seiner Massen sofort auffällt. Leider ist davon jetzt nichts mehr zu sehen, da infolge eines Erdrutsches (Herbst 1920) die ganze linke Wand zusammenbrach. (Ursache waren die quellenden Tonmassen eines starken Phonolithganges, der in einigen Meiern Abstand parallel zur linken Wand verlief.) Am westlichen Ende des Bruches kommt ferner rechts neben dem einen der beiden Felsen ein erst breiter, sich dann verschmälernder Sandstreifen herunter, und senkrecht zu diesem liegt ein kleiner Streifen Ton. Wir haben es hier in beiden Fällen mit Phonolith zu tun, der allerdings sehr stark verwittert und mit Sand und Ton vermengt ist. Trotzdem ist gerade dieser 12—15 Meter mächtige Phonolithgang der längste des ganzen Mühlsteingebietes. Er durchzieht die Gegend der Mühlsteinberge von ihrem östlichen Ende an in Richtung nach 8W. Jener Streifen Ton führt eine gelbliche oder bläulich graue, meerschaumähnliche Masse verwitterten Phonoliths, die von den Leuten früher als „Steinmark" bezeichnet und bei Krankheiten innerlich und äußerlich angemendet wurde. Endlich können wir auch in der oberen linken Ecke des Weißen Felsen Phonolith feststellen. Kein Wunder, wenn diese zahlreichen Gänge eruptiven Gesteins den Sandstein dieses Bruches ganz besonders gehärtet und dadurch wertvoll gemacht haben. Und so ist es denn auch in der Tat: hier findet sich der beste Mühlstein, schön weiß und fein im Korn. Wir aber verlassen den Steinbruch und steigen den Abhang hinan zur 1825 angelegten Schmiede, die nun zu einer Schutz hütte für Wanderer eingerichtet werden soll. In ihr hängt eine Tafel für Freunde der Geologie, die einen gedrängten Überblick über die erdgeschichtliche Vergangenheit unserer Heimat gibt. Durch schönen dichten Wald führt uns ein schmaler Pfad nord westlich an den Resten einer Schutzhütte vorüber zum größten der Mühlsteinbrüche, zum „Schwarzen Loch". Wieder geht es durch einen schmalen, engen, 30 Meter langen Felsendurchhau, und betrachten staunend am Eingänge des Bruches dieses gewal tige Werk jahrhundertelanger Menscdenarbeit, diese steilen Fels- abstürze, diese ganze ungeheure Einbuchtung in die Tiefe des Erdreiches. Und doch, wie winzig klein ist sie, stellen wir im Geiste einige Vergleiche mit den größten Bauwerken der Erde an! Erforderte doch der Bau der ägyptischen Cheopspyramide ein Gesteinsmaterial, daß es diesen Bruch 70 mal ausfüllen würde! Und diese« gewaltige Material, es ist nur der 120. Teil von dem, das man einst vor Jahrtausenden zum Bau der großen chinesi schen Mauer brauchte! Doch kehren wir jetzt zurück in die Wirk- lichueit! Das Schwarze koch ist sein» Form nach «in annähernd rechteckiger Steinbruch. Drei Felsgassen sind durch die Wände gehauen und durchgesprengt: eine in nordwestlicher Richtung von 45 Meter Tiefe zur Abfuhr von Schutt und Abraum, eine nach KO. von 30 Meter Tiefe als Zugang für die Arbeiter und eine nach SW. von 30 Meter Tiefe für die Abfuhr des gewonnenen guten Materials. Außerdem verläuft noch ein gemeißelter Gang auf halber Höhe im Osten bis an den Steilabsall des Bruches heran, und im SO. führt ein unterirdischer 60 Meter langer Tunnel auf die Schutthalden hinaus. Wir sehen noch die Geleise der Bahn, die die Abraummassen nach jenen Schutthalden hinschäffte. Das „Schwarze Loch" in seiner heutigen Gestalt ist durch die Vereinigung zweier ehemals getrennter Bruchstellen, der „Langen Wand" und des „Schwarzen Loches", im Jahre 1873 durch die Beseitigung der beide Bruchstellen trennenden turmhohen „Faulen Wand" entstanden. Diese enthielt einen Basaltgang von beträcht- licher Stärke, von dem man eine Zeitlang ein kegelförmig ge staltetes Stück von 8—10 Meter Durchmesser stehen ließ und zum Andenken an die Anwesenheit Alexander ».Humboldts im Jahre 1851 „Humboldtfelsen" benannte. Dort befindet sich jetzt eine vom Sächsischen Heimatschutz angebrachte Erläuterungstafel! Auch der „Humboldtfelsen" ist später noch bedeutend abgetragen worden und heute nur noch sehr unvollkommen erhalten. Der Basalt setzt sich aber nach der Tiefe hin noch weiter fort. Im „Humboldtfelsen" in seiner jetzigen Gestalt haben wir einen Stiel- basalt oder Eruptionsstiel von etwa 4 Meter Höhe vor uns, der dadurch entstanden ist, daß sich ein Vulkanschlot am Ende seiner Tätigkeit mit Magma anfüllie. Darauf weisen alle Merkmale hin, die wir an ihm beobachten. Um den kreisrunden, 6—8 Meter im Durchmesser fassenden Basaltstiel aber ist der Sandstein säulen förmig abgesondert und zwar strahlen seine 5—6-seitigen Säulen radial vom Basalte weg, um sich in einiger Entfernung von ihm ganz zu verlieren. Diese Säulenbildung des Sandsteins, die wir außer an derartigen Berührungsstellen des Sandsteins mit einem jungvulkanischen Gesteine nirgends anlreffen, beruht wiederum auf der Erscheinung der Kontaktmetamorphose. Infolge der durch die ungeheure Hitzewirkung verursachten Frittung wurde der Sandstein bei schneller Abkühlung porös: bei langsamer Ab- Kühlung zog er sich zusammen, und da seine äußere Kruste bereits viel früher erkaltet und fest geworden war und nicht mehr nachgab, so mußten sich im Innern senkrecht zur Abkühlungsfläche des Gesteins Sprünge bilden. Durch diese wurde das Gestein in mehr oder weniger regelmäßige 4—6°sei1ige und 5—20 Zentimeter dicke Säulen zerlegt, die oft mehrere Meter lang sind und sich stellenweise noch bis zu 20 Meter Entfernung vom Rande des Eruptivganges erkennen lassen. Die Trennungsspalten der Säulen werden mit zunehmender Entfernung vom Eruptivgestein immer undeutlicher und zarter und sind schließlich zuweilen nur noch durch feine braunrote Äderchen von Eisenoxyd angedeutet. Trotz, dem diese Säulenbildung im Sandstein auf Hitzewirkung der glühendflüssigen Basalt- und Phonolithmassen beruht, so kann man doch keine Spur einer Schmelzung erkennen. Auch in weiterer Entfernung vom Humboldtfelsen finden wir schöne deut- liche Sandsteinsäulen. Aus der Stellung dieser Säulen kaün man auf die Art der vulkanischen Ergüsse schließen, denn stets geht diese als Absonderungsform bei Erstarrung glutflüssiger Laven beob- achtete Säulenbildung senkrecht zu den Heizflächen vor sich. Deshalb stehen die Säulen in den Decken senkrecht, in den Gängen, je nach deren Einfallen, mehr oder weniger wagerecht, in den Quellkuppen fächerförmig und in den Schlotaussullungen, in ähnlicher Anordnung wie die Scheite einer Holzfeime, strahlen- förmig um einen Mittelpunkt. Daraus geht hervor, daß wir es hier mit der Ausfüllung eines Kraters zu tun haben, dessen Wände abgetragen worden sind und dessen erkaltete Lavamasse als Eruptionsstiel stehen geblieben ist. Im westlichen Teile des „Schwarzen Loches" fällt uns ein Phonolithgang auf, der schon sehr stark verwittert ist. Es ist derselbe Gang, den wir schon am „Weißen Felsen" gesehen haben, der die ganze Felspartie durch zieht. Im Kontakt mit diesem Gange ist zwischen dem „Weißen Fesen" und dem „Schwarzen Loch" nirgends veränderter Sand- stein angetroffen worden.