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streut liegen zwischen blühenden Bäumen die Häuschen vsn Carlsberg am Abhang. Wie mahnend zeigt der weiße Kirchturm der Crostauer Kirche zum Himmel! Hell leuchtet das Rot der Dächer von der Siedlung am Galgen in Kirschau. Dahinter dehnen sich die blauen Waldlinien der Weifaer Höhen. Wester nach Norden zu liegt behäbig der breite Rücken des Mönchs- waldes. Jene schwarze Rauchwolke über den Dächern von Groß postwitz zeigt uns die Richtung von Bautzen. Befriedigt von der Aussicht, setzen wir uns in den Schatten der Weißdornbecke und schauen vor uns auf die vielen strohbedeckten Häuschen von Halbendorf. Noch einmal schweift mein Blick rber die Schönheit der Natur, dann sauge ich an, meinem Begleiter zu erzählen, was ich aus dem Munde älterer Leute erfahren habe: Drüben in Niedererostau zeigte ich Dir den Platz, auf dem einst das „Feste Haus Crostau" gestanden hat Nicht immer wohnten gute Leute hinter dem Wall des Schlosses. Manch lieber Kauf herr ist mit Bangen und Zagen auf den Lausitzer Straßen gezogen. Nur langsam Kamm die schwerbeladenen Wagen vom Fleck. Da war es for die Kriegsknechte ein Leichtes, diese auszupst ndern. Oft werden die stillen Täler vom Waffenlärm erf -llt gewesen sein. Wehe dem Kaufherrn, der in die Hand der Räuber fiel. Lange schmachtete er in den Kerkern. Eine Erlösung war es ihm, wenn er endlich hinaus zum Galgen gef hrt wurde. Da hatte sein Leiden ein Ende. Das runde Loch, das wir uns vorhin ansahen, ist die Stätte des Galgens gewesen. Ein Brett wurde - der das Loch gelegt. Der arme Schächer wurde am Baum angekni pft. Mit kurzem Ruck zog man ihm das Brett unter den Fetzen weg. Niemand kümmerte sich mehr um den Armen. Lauernd nur saßen die Krähen auf den Sträuchern, um aber die sichere Beute hersallen zu können. Ungestört konnten die schwarzen Tiere hier Hausen. Biele Jahre später versuchte man, der Krähen Herr zu werden. Man baute sich unter das Gestr pp H tten und schoß auf die-' Vögel. Bon diesen Krähenhütten, die im Bolksmunde „Kroh- h tten" heißen, siehst Du nichts mehr. Alles ist verfallen. Nur der Name zeugt von jenen Tagen. Ob's der Wirklichkeit entspricht, was der Bolksmund erzählt, wer kann es sagen? Ist es hier vielleicht ebenso ein von den Deutschen falsch verstandenes wendisches Wort, zu dem die Alten sich jene Geschichte erzählt haben? Hängt dieses „Kroh" vielleicht mit jenem alten „kra" der Wenden zusammen? — Ich will und kann die Frage nicht entscheiden. — Warum ich Dich, lieber Freund, hierherfichrte? Ich wollte Dich anregen, einmal rber alte Namen nachzudenken, alte Stätten zu besuchen, ihre Geschichte zu ergründen. Nicht nur sollte Dei nem Auge ein Genuß bereitet werden, Deine Heimatliebe wollte ich mit unserer Wanderung stärken. Ob es mir geglückt ist? lZautzen und das V^aldtkeater Sokland Von löorst Lökner 1 - Laatzen m fsakre 1920 wurde das Waldtksater Sokland eröffnet. Zunächst Kaste man nickt daran gedockt, kier eine ständige Sommerbükne zu ernststen. Nur kin und wieder absolvierten Zittau-Oybiner Sckauspieler unter Leitung Direktor Klötzels ein Sastspiel. Erst in der letztvsrtlossenen Sommersaison wurde Mr Sokland ein ständiges schauspielpersonal ver- pklicktet, das ebenfalls wieder unter der Direktion Klötzels stand. Das Ensemble selbst war keineswegs bodenständig, stammte also aus keinem keimatlicben Lkscstsr. Allerdings Katts es Direktor Klötzel mit viel Kunstsinn verstanden, ein vorbildliches, künstleriscb äußerst kein kultiviertes Personal Mr diese oberlausitzer Leimat- bükns zu verpMststen. Ebenso war der Spielplan von koken Gesichtspunkten geleitet. Damit käste man sicb nun zufriedengeben können. Liber in allen Heimatfreunden erbebt sick dock die Frage, ob eine löeimatbükns — und eins solcbe ist Sokland in viel stär kerem Grads als Oybin, das zum guten Lei! eben kurtksater ist - nickt viel mekr auck von einkeimiscksn Künstlern geleitet und unter stützt werden so». Zweifellos kann man kier antworten, daß es keine spezikisck oberlausitzer Sckauspieler gibt, die nur keimatlicks Sckauspielkunst interpretieren. Wie die große Lramatiscke Kunst sick überkaupt mekr und mekr Les keimatlicken Lodens entfremdet und sick in das Llllgemein-Menscklicke und -Pkilosopkiscke steigert. Ls kisße einen falscken Leimatsinn beweisen, wollte man sick dieser natur notwendigen Entwicklung entgegenstellen. Lsimatück gedockt ist es aber, wenn man keimiscke Kulturstätten und -Zentren schaffen will, von denen große Kunst dem Volks übermittelt wird und die einen großen künstleriscken Stil wakren. Unbedingt müssen auck in der Obsrlausitz derartige Brennpunkte gesckafken werden und Sokland ist angetan, dazu zu werden. Dur ist eine Voraussetzung notwen dig, daß es eine künstlsrsckast erkält, die nickt alljäkrlick aus allen teilen unseres Vaterlandes zusammenströmt, um sick nack Sststutz der Spielzeit wieder spurlos zu verlieren. Vielmehr müßte diese Lükns alljäkrlick von ein und derselben eingespielten Lruppe übernommen werden. Lierkür kommt nur Las Sckauspielensemble eines lausitzer Stadttksaters in Frage. Da Zittau bereits seine Oybiner Walübükne Kat, ist es Leckt und pklistst Lautzsns, sick des Soklandsr Waldtkeaters anzunekmen. Lsuer endlick Kat die Lautzener Sckauspielsrsckatt in Sokland Einzug gekalten. Lisker Koben wir zwei Vorstellungen geseken, dis freilick unter äußerst sckwisrigen technischen Vsrbältnisssn zu stande gekommen sind. Eröffnet wurde mit vjörnsons Lustspiel „Wenn der junge Wein blükt", als zweite Vorstellung wurde „Die goldne Eva" von Scköntkan gegeben, beides LlukMkrungen, die wokl befriedigen können, die aber nock kein besonderes Urteil zulasssn. Verkeitzungsvoll sind die Pläne Mr Lis Zukunft, die „Wilkeim Lell" und Lebbsls „Gygss und sein Ling" versprechen. Liber das eine mutz keute sckon betont werden, so» Sokland wirklick zu einem des Mittelpunkte der Kunst iu unserer engeren Lsimat werden, ist es unbedingt notwendig, die Sckauspielertruppe zu einer künstleriscken Mustertrupps zu macken, und kierzu keklt dem jetzigen Ensemble nock viel. Dies auszusprecken, ist nickt allein Sache Soklands, das vielleicht in seinen Linsprücken an Sckau- spislkunst bssckeidensr als dis Stadt ist, sondern vielmekr auck eine Sachs Lautzsns, von dessen Luk ja das Ensemble zekrt, und der gesamten Oberlausitz. Männlicke und weiblicke Darsteller, ins besondere ältere Kräfte, müssen, um dis Eruppe zu vervollstän digen, unbedingt nock verpflichtet werden. Wenn einmal diese not- wendige Llrbsit der künstleriscken Vervollständigung des Ensembles geleistet ist, wird ein großer Fortschritt auf dem Leistete unserer keimatlicken Kunst erreickt sein, denn dann ist die LIussickt vor- kanden, daß Mr Sokland und Lautzen ein mustergültiger Sckau- spielkörper gesckafken wird. Erst sine Eruppe, die über genügend künstleriscb gesckults kräste verfügt und die nickt nack Monaten wieder sick zerstreuen mutz, was durck sine Winterbükne in Lautzen und eins Sommerbükne in Sokland vermieden wird, erst diese kann sick an größere künstlsriscke Aufgaben macken. Freilick müßte es auck Llufgabe dieses Ensembles sein, mit der übrigen Oberlausitz in Füklung zu bleiben, und Städten und Dörfern unserer Leimat, dis sick kein Eksater leisten können, große Sckauspiel kunst zu bieten. Szeniscke Mängel könnten duick Schaffung einer eigenen Sstlbükne - und kierzu ließen sick Mittel und Wege finden — bskoben werden. Lluck könnten die Finanzen des Ensembles durck derartige Gastspiele bedeutend aufgebessert werden. Leider bildet diese Frage keute ebenfalls einen Laupt- kaktor. In diesem Sinne möckten sick alle Leimatkreunds und Freunde der großen keimiscken Kunst zusommenkinden, um die lausitzer Sckauspieler bei ikren Llukgaben in jeder Leziekung zu unter stützen, aber auck, um strenge Lickter über das zu sein, was geboten wird. Wir dürfen uns nur mit letzter und köcksterkunst befriedigen, denn nur eine solcke sckakkt etkische Werte. Vir bitten um Adressen von im Auslands lebenden Gberlausitzern l Schon manche der im Auslands lebenden geborenen Oberlausitzer sind eifrige Leser der Oberlausitzer Heimat-Zeitung und dankenswerte Zuschriften von diesen zeigen dis Hoch schätzung dieser einzig dastehenden Heimatzeitschrift. 2lm nun auch weitere fern von der Heimat weilende Oberlausitzer mit der Heimatzsitung bekannt zu machen, bitten wir unsere geschätzten Leser, uns Adressen von Verwandten und Bekannten, die im Auslands ihren Wohnsitz haben, bald gef. mitteilen zu wollen. Geschäftsstelle der C>. H.-A., Reichenau i. 6a.