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Ne. S Gberlauslhsr Helmakeltung 88 melnde lauscht, gefangen von den Klänaen der hehren Cacilia. Und dann singen Kinder, Frauen und Männer mit, und nun ist'» doppelt schön, nachdem Orgel und Lied sich einten, Hell dringen die edlen Töne empor und hinaus ins Freie. Der Wanderer auf der nahen Straße hört sie und macht einen Augenblick Halt. Wir drinnen aber sind in Andacht versunken. Wie subelts am hoben Festtage! Welch dumpfen Ton haben Bußtag. Totenfest und Be gräbnis. hehr» Weise die Abendmahlsfeie ! Herrlich, wenn der streichende Ton des Salipionals oder der Gambe sich beraushebt. so Gedockt und ^ohlflöte sie begleiten. Zarte Kinder scheinen dem Brautpaare ein Lied im Höffern Chor zu weihen, wenn die Aoline singt: »Näher, mein Gott, zu dir." Und wie ergreifend beim Schlutzqebet der Gemeinde, denn die schwächste Stimme der Orgel betet flüsternd mit und dann gesellen sich die andern alle dazu und heiliges Brausen dringt durch den geweihten Raum. Es mahn« die Kirchgänger an Hohes noch auf dem Heimwege. Trauer und Ernst, Buße und Schwermut, Gebet und Fürbitte, Andacht, gläubige Stimmung, Gelöbnis, Hoffen, Dank, Lob und Preis, sie alle schlummern im Orgelwerke mit seinen bald zweitausend Pfeifen. Ich darf sie zum Ertönen bringen, was ist das iiir ein schönes Tun! Ich spiele der Gemeinde zuir Dienst Gottes, den Konfirmanden bei der Einsegnung. d»m Brautpaare in feierlichster Stunde, dem Verstorbenen bei seinem Begräbnisse, dem tapferen Krieger zum Ehrengedächtniffe, am düsteren Tage, in stiller Abendandacht, am frohen Feste. Immer neue Klänge und Weisen erschafft der sinnende Geist, so wie das Ereignis es erfordert. Welch eigene Gedanken sind das manchmal! In Tönen erklingen sie, sie singen und reden, trauern und trösten, sagen dem und jenem Besonderes, mahnen und suchen in die Herzen zu dringen. So das Jahr schwindet, ich spiele ihm zuletzt, wenn das neue naht, ich begrüße es gern. Alles, was im Laufe der Zeit eine Gemeinde bewegt, mich packt es mit, in Tönen soll ich davon zeugen, das ist schön, aber schwer. O, wenn doch immer die rechten Saiten in der Mensch-nseele Mit schwingen wollten, das wäre gut und ein feiner Lohn. Ihr metalle nen Zungen gabt mir manche beste Stunde meines Lebens, es war oft herrlich, mit Euch umzugeh-m, ihr wäret stets willig zu gutem Dienst, seid bedankt! Steht mir auch weiter bei, wenn ich euch gebrauchen will zu noch besserem Spiel, wir wallen mitein ander wetteifern zur Ehre des Höchsten, dazu seid ihr bestimmt, nehmt mich als euren Gehilfen, Erbauung einer Gemeinde, sie sei uns Ernst und Pflicht. Wenn liebliche Orqelklänge in Ohr und Herz dringen, sind wir da geneigt zum Glauben, daß sie nur durch Holz, Zinn und Zink hervorgerufen werden? Meinen wir nicht, es sprächen Stimmen einer anderen, besseren Welt zu uns? Wieviel Nach denken begnadeter Meister steckt in jedem Orgelwerk, ist in der Orgelmusik enthalten! Sie können aber meist den Dank nicht ernten, den sie verdienen. Am besten sind die Kirchgänger daran, sie dGfen lauschen, wenn hehre Weisen zu ihnen herabfluten, nichts stört sie darin. Tönt fort, ihr weichen Flöten, ihr Hellen Geigen, ihr stark»» Cellis, ihr vollen Baffe und wie ihr alle heißt, singt euer Lied zum Lobe des Reinsten und Besten in der Welt. Gießt Engelsang und Seraphklang in müde Seelen, erhebt sie aus den Wirren und Nöten einer Erdenwelt und führt sie empor zur Gott heit, zu besserem Sein, in lichtvolle Weiten. Lehrt liebhabcn das hohe, heilige Lied, die vieledle musicu snars. (Zotteskraft Der lberr ist unsre Stärke » Drum soll m Lottes künden Und unsre Zuversickt. ;t vur unser Sckicksal sein, Dock feine großen Werke »; Lr wird zum Stück es wenden Verstek'n wir Menscden nickt. » Nack Irübsal, Not und Pein. Wir sckwacden Mensckenkinder Bedürfen seiner straft, Vie uns nack jedem Winter stucd «inen Lrvdling s-daktt. kerkert kenkner Karfreitagszauber in der Oberlausitz Von Otto Schöne Tagen de« Osterfestes geht voran der Karfreitag l DWW wie jene umrankt auch ihn ein reicher Kranz von Sage und Lied, Glauben und Brauch. Mehr wie bei jedem andern unserer Festtage tritt seine kirchlich-religiöse Seite in den Vordergrund, doch pflanzt sich auch mit ihm mancherlei vorchristlicher Volks glauben manch uraltheiliges Germanentum mit fort. An keinem Tage der Osterzeit fühlen wir so still und eindring lich jenes ahnunasreiche Frühlingsweben, das in der Zeit des kommenden Lenzes die ergrünende Erde umkost. In keinem Dichterwerk unserer Tage kommt der andachtsvolle Zauber, den der „stille Freitag" auf unser Gemüt auszuüben vermag, so eindrucksvoll zur Geltung, wie in Richard Wagners Musikdrama „Parsival": „Wie dünkt mich doch die Aue heut so schön! Wobl traf ich Wunderblumen an. Die bi-, ,um Hoopte sUchifa mich umrankten! Doch sab ich nie so mild und zart Die Ha«men, Blüten und Blumen, Roch duktc'e all so k'ndisch hold Und sprach so lieblich traut zu mir? Das ist Kar. Freitaas-Zauber!" Diese Werke aus der Bühnendichtung des großen Bay reuther Meisters klingen in uns wider, wenn wir die Stellung des Karfreitages in der Sagendichtung und dem Wunderglauben unserer Oberlausitz betrachten. Sehen wir doch an diesem Tage die Pforten zahlreicher Heimatberge geöffnet und reiche Schätze demjenigen winken, der ihnen reinen Herzens naht. Sagen solcher Art werden uns be richtet vom Baltenberge, Löbauer Berge, Rothsteine und Wacheberge bei Taubenheim. An die drei erstgenannten knüpft sich mit geringen Abweichungen die Erzählung von einer Mutter, welche am Karfreitagsmorgen den Eingang zu der Schatzhöhle des Berges offen fand, vom Glanze des Goldes geblendet ihr Kind darin zurückließ, und erst am nächstjährigen Karfreitag wieder in den Besitz ihres höchsten Kleinodes gelangte. Am ansprechendsten ist uns diese Sage überliefert vom Valtenberge bei Neukirch, von dessen „Gold grotte" das Volk singt: „Bill bu nicht r-incs Herzens, io bringt es dich in Not; Wohl Schätze wirst du finden, doch aber auch den Tod!" Am weitesten im heimatlichen Schrifttum zurückverfolgen läßt sich die Sage von der am Karfreitag offenen Schatzhöhle, dem sogenannten „Geldkeller", am Löbauer Berge. Von dem Rothsteinschatz weiß der Bolksmund, daß er dem Sterblichen in der Zeit zugänglich ist, in welcher in der Kirche des nahen Dorfes Sohland das Gesangbuchlied von den „sieben Worten Jesu am Kreuz" gesungen wird. In Taubenheim war es einem Bauern bereits geglückt, am Karfreitage die mit Gold gefüllte Braupfanne aus dem Innern des Wacheberges auf seinen Wagen zu laden, als ein unbedachtes Wort aus seinem Munde das gebotene Schweigen brach und Pfanne und Gold verschwinden ließ. Der bekannte Gebrauch des Osterwasserschöpfens ver bindet sich in der preußischen Oberlausitz auch mit dem Karfreitagsglauben. Bedingung ist, daß das Wasser fließend ist und daß schon Leichen darüber getragen worden sind. Die Handlung hat vor Sonnenaufgang zu geschehen, doch darf das Gesicht dabei nicht dem Wasser zugekehrt werden. Das Karfreitagswasser wird zu Heilzwecken aufbewahrt und verdirbt nicht, es hilft besonders Fieberkranken. An diesem Lage ist es auch geraten, die Pferde in die Schwemme