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von seiner einstigen Stätte entfernten Altars zu würdigen vermögen. Die bibliophilen Seltenheiten und berühmten Erstlingsdrucke der Bibliotheken haben auch nur speziellen kulturgeschichtlichen Wert — dennoch veranlassen viele Reisebücher den Reisenden, solche Gegenstände, die selbst der Gebildete in seine Interessen» weit kaum einzuordnen vermag, aufzusuchen und zu betrachten. Es wäre zu wünschen, daß die Herausgeber unserer Reise handbücher den allgemeinen Natur- und Kulturfragcn mehr Raum gewährte». Eine Übersicht der Gelündeformen in ihrer Ab hängigkeit vom geologischen Bau dürfte bei keiner Pano- ramadejchreibung fehlen. Die wirtschaftliche Eigenart auch des ebenen Landes sollte ebenso wie die Anordnung der Sied lungen gekennzeichnet sein und statt der Geschichte verfallener Ruinen und ausgestorbener Rittergeschlechter müßte die histo rische Entwicklung der allgemeinen Volkswirt sch ast in den einzelnen Landesteilen behandelt werden, wie sie sich auf geo logischen Tatsachen ausbaut. Einen besonderen Vorteil der Geologie sehe ich auch darin, daß sie dem Anfänger ebenso reiche Belehrung und Anregung gibt wie dem Erfahrenen. Wenn jener auf die geologischen Verhältnisse des Bodens und den Standort der Pflanzen und Tiere achtet, die Tätigkeit des kleinen Baches aufmerksam ver folgt und Steine und Fossilien, Bodenarten und Mineralien sammelt — wird dieser das hydrographische Landschafisbild an der Hand von alten Flußterrassen verfolgen und die Gestalt des Geländes aus ihrem geologischen Bau abzuleiien versuchen. Wer aber über das ganze Rüstzeug einer geologischen Ausbildung verfügt, dem gestaltet sich die Urgeschichte seiner Heimat zu einem großzügigen Entwicklungsbild, und weit über deren Grenzen reichen seine Schlüsse und Betrachtungen. Endlich gibt es keine Wissenschaft, die so den Namen „Freiluft-' Wissenschaft" verdient wie die Geologie. Wenn uns die Kunst geschichte in Museen und Kirchen, Ruinen und Schlösser führt, wenn uns die Geschichte auf der Reise nur an den in Bibliotheken und Sammlungen aufbewahrten Dokumenten lebendig werden kann, so führt uns die Geologie immer wieder hi naus ins Freie, durch Wiese und Wald, nach einsamen Felsen oder entlegenen Steinbrüchen. Sie begleitet uns auf die Höhen der Berge wie in die verborgenen Talschluchten, und selbst der öde Felienhang der schneebedeckten Gipfel svroerr uns zu geologischen Belrach- tungen auf. Und wandern müssen wir dabei ohne eigentliches Ziel, vorbei am Ausflugsort, vorbei an der Schenke, vorbei am Sommer garten, abseits von den begangenen Pfaden. Der Weg selbst ist unsere Aufgabe, jeder Schrill gewinnt Bedeutung, jeder Ab hang zwingt zum ruhigen Steigen, jede Geländesluse zum Rück blick, jeder Aufschluß zum Sammeln, jeder Hügel zur Rundschau. Das Landschaslsbild wird nicht ästhetischer Endzweck, sondern wir lernen es zugleich in seine natürlichen Teile zerlegen, die Heimat wird nicht Abschluß, sondern Ausgangspunkt für neue Einsichten! die Ferne entfremdet uns nicht der Heimat, sondern führt uns innerlich zu ihr zurück, uud die vielseitigen Fragen des praktischen vebens stehen nicht außerhalb unserer Gedankengänge, sondern nehmen inneren Anteil an allem, was wir sehen und erleben. Wenn es vielen bisher als wichtigste Aufgabe der Schule galt, die Sprache und Geschichte fremder Völker kennen zu lernen, ihr Land und ihre Einrichtungen zu studieren, so erscheint es uns viel wichtiger, das rand, auf dem wir leben, kennen zu lernen und die Liebe zur Heimat zu pflegen der Gberlaujitzsr Heimatzeitung bei freier 2u- stellung durch dis Post MS. IS.-, durch den Boten Mk. 18.—. Sahlungen können auf das Postscheckkonto Amt Leipzig Nr. 275.34 erfolgen. Bei Nichtabbsstsllung spätestens 14 Tags vor Beginn eines Vierteljahres läuft das Abonnement weiter. Nnzelgsnberechnung: Dee 2nf<-rat<m^il besteht aus zwei -2 2 - 2- vpaltsn. Die Berechnung erfolgt nach Millimetern und beträgt der Preis für einen solchen in einspaltiger Breits 50 Pfennig. Beitrag zur Geschichte des Kohlenbergbaues in der sächsischen Oberlausitz Bon Baumeister Roth. Zittau (Fortsetzung) Im Anschluß hieran sind auch die um dieselbe Zeit im nordwestlichen Teil der sächsischen Oberlausitz in die Er scheinung tretenden Anfänge bergbaulicher Tätigkeit zu ver zeichnen. Die dort in Betracht kommenden Laaerstätten sind als die südlichst gelegenen Ablagerungen der schon vor erwähnten großen nordostdeutschen Braunkohlenformation anzusehen, welche sich in Komplexen kleineren und größeren Umfanges vorfinden und nun aufgeschlossen und zum Ab bau gebracht werden. Aus den Akten der Kreisdireküon Bautzen erfahren wir über das Entstehen der Braunkohlengewinnung einige Einzelheiten. Nordwestlich von Bautzen hatte man Mitte der dreißiger Jahre auf der Flur des Erb- und Lehngerichtsbesitzers 3oh. Jesar Ke inIauer, nördlich nach Miltitz zu, ein Braun kohlenlager aufgedeckt. Hierbei war der Advokat Wagner in Preititz sehr behilflich und Iesarke richtete daher am 14. Mai 1835 ein Gesuch an die Kreisdirektion zu Bautzen, in welchem er befürwortet, dem Advokat Wagner auf Grund des Mandates vom 2. April 1830 die ausgesetzte Prämie zu gewähren. Die Sliftsgerichte Kloster Marienstern stellen hierüber Erhebungen an und berichten unter Liquidierung von 4 Thalern und 16 Groschen: „Das entdeckte Lager ist zur Zeit 18 Ellen lang, 6—7 Ellen breit und 8—9 Ellen tief. Es enthält ganze Schichten von Baumstämmen unbekannter Holz arten, von welchen der größte Teil mit den Wip feln nach Morgen liegt." Die Stiftsgerichte sind indeß der Ansicht, daß in diesem Falle die Prämie nicht zu zahlen sei und daß das Gesuch auf irriger Meinung des Besitzers ruhe. Dementsprechend wird Iesarke beschicden und trägt kurzer Hand die aufgelaufenen Kosten. Am 25. Juni 1841 erstattete der Leutnant Johann Con stantin Lange auf Guhra einen recht interessanten Bericht an die Kreisdirektion über die Beschaffenheit von erdiger Braunkohle,Verwendung derselben, Herstellung vonKohlen- ziegeln usw. DerForstkandidat undGeometerGottfriedAugustTi sche r in Königsbrück berichtet der Kreisdirektion Bautzen am 29. Juni 1841 über die Auffindung von Braunkohlen im Dorfe Rohnei; hierauf schreibt der Standesherr von Königs brück, Graf Hohenthal, an die Kreisdirektion Bautzen weiteres über dieses Kohlenlager und Tischers Gründe für dessen Anzeige an die Ortsbehörde. Der Gärtner Mischier in Merka hat auf seinem Grund stück auch Kohlen gefunden und beansprucht am 8. August 1842 ebenfalls die Prämie. Daraufhin wird der Auditor Gewerbeschullehrer Hallbauer in Zittau von der Kreis direktion aufgefordert, über diesen Kohlenabbau in Merka sich gutachtlich zu äußern. Er erstattet im März 1843 seinen ausführlichen Bericht. Ein Jahr später berichtet auch der Amtshauptmann Egidy über die Besichtigung des Merkaer Bergbaues und bittet, da er nicht Sachverständiger sei, daß ein Bergiachoerständiger gehört werden müßte. Die Kr i direktion stellt demzufolge am 20. März 1844 beim Ministerium den Aut ag auf Be sichtigung durch einen Sachverständigen. Das Ministerium