Volltext Seite (XML)
/ Erscheint aller 14 Taqe AreiVays' Scstrtstleitung und Geschastsskelle iri Rei chenau, Sa. Fernsprecher Nr. 215 Blökten für 'D L? eimolkunöe, ß s u n bererhti gter X Nachörui-P ^^verbo^er» Mi HDD8^WI^^ Gefck)ics)te, ^Ku nstLitepatup" Drucf u.Veriotz:Älwin Marx (Inh.OttoMcu^) Südlaufttzer Nachrichten, Reichenau^Sa. 27r. 7 Sonntag, den 2. April (Gstevmond) 1922 3. Jahrgang Heimatjang zur Kriegerdenkmal-Weihe auf dem Kottmar am 4. September 1921 Rege mein Sang, die raschen Flügel, Schwinge dich über Fluß und Hügel! über der Fichten und Buchen Wipfel, Über der Lausig granitem Gipfel Mögen dich ostwärts nagen die Schwingen, Ferner Heimat den Gruß zu bringen. Wo einst finstrer Glaube wohnte, Blutig der Wenden Göttin thronte, Wo die Natur, dir endlos schöne, Heute vereint der Lausitz Söhne, Grüße den Berg, der breit sich streckt, Bo» der Wälder Smaragd bedeckt. Grüße de» Turm, der weither winkt Und in der Sonne Strahlen blinkt. Der Uber lausend Herrlichkeiten Großenhain, 2. September 1921. Trunken läßt den Blick sich weiten, Der uns bietet der Eintracht Pfand, Wo wir knüpften das Freundschastsband! Grüße drunten den heiligen Hain, Wo die Quelle klar und rein Aus dem Dunkel zum Lichte steigt, Trauernd der Wald die Aste neigt! Grüße die Geister der edlen Helden, Die vor die Heimat zur Wehr sich stellten, Denen des Males schlichtes Gemäuer Schweigend kündet: »Wir denken euer, Und so lange die Berge stehn, Soll euch der Heimat Dank umweh»!" Schwinge, mein Lied, dich zur Höhe empor, Grüße der Freunde trauten Chor, Arbeitsgefährten unverdrossen, Heiterer Stunden frohe Genossen, Die, wie der Quell, sich ohne Enden Emsig mühen, Leben zu spenden, Werke schaffen von köstlichem Werte, Liebe nähren zur heimischen Erde. Geister leiten in reiner Klarheit 3u den Quellen der hehrsten Wahrheit! Grüße alle, die jungen und alten, Segen wünschend ihrem Walten, Daß es weiter möge gedeih», Führend aus Dunkel zum Sonnenschelo! Fliege, mein Sang, gen Aufgang gewandt. Grüße mir, grüße mein Lausitzland I Robert Lamprecht. MttttttllttttlttttttUttttttttllttUttttttttttttlttttttttlttlttllttttttttttttMttlttttttttttttlllMttttttttttMttttlttttttMttttlttlttttlttttttlttMttNttttttMttttttttMUttttlttttttlttlttttttttttUttttttllttllttttttttlttUttttlUUM In der vorletzten Nummer unserer Zeitung brachten wir die Ankündigung einer geologischen Heimatausstellung in Zittau. Wir unterstützen die Sache in jeder Hinsicht und können ihr vielleicht keinen bessern Dienst tun, als auch in unfern Blättern auf den Wert der Geologie als Mittel zur Stärkung des Heimatsinnes hinzuweisen. In schönen und treffenden Worten hat dies zum Ausdruck gebracht Ioh. Walther, der weitgereiste Forscher und Professor an der Uni versität Halle, der in vielen Schriften den Gedanken der Geologie in Schule und Volk zu tragen bestrebt ist. In seinem in 3. Auf- läge erschienenen Werke „Geologie Deutschlands" (510 Seiten, 286 Abbildungen) schreibt er über Geologische Wanderziele M^PWSer an einen, heiteren Tage aus der Stadt hinaus- wandert und auf das Ziel achtet, das sich seine Reisegcnoffe» gesteckt haben, der wird bald mit Betrübnis erfahren, wie wenige sich darunter be- finden, die mit ihrer Wanderung eine wertvolle Aufgabe verknüpfen. Die einen gehen nach der nahen oder entfernteren Schenke, die anderen suchen einen be rühmten Aussichtspunkt auf und sind enttäuscht, wenn sie nicht alle auf der Orientierungstafel verzeichneten Orte gesehen haben, wieder andere streifen planlos durch die Landschaft oder durch messen gar ihre Dimensionen aus dem kilometerocrschlingenden Rade, und der Autofahrer übertrifft alle übrigen durch die Länge des mit Windeseile zurückgelegten Weges. Nur wenige genießen das Wandern selbst und bemühen sich, abseits von der breiten Straße stille Pfade zu suchen, den Weg als Aufgabe ihres Ausfluges anzusehen und auf alle Einzelheiten in Wald und Feld zu achten. Aber auch sie können nicht un unterbrochen Lerchengesang und Waldesgrün bewundern, dem Zuge der Wolken folgen oder auf das Räuschen des Waldbäch leins lauschen. Und so dehnen sich bald die Strecken: die Spannung der Morgenfrische wird abgelöst durch die Ermüdung des Mittags, und bald wirkt auch aus sie das Wirtshauslebeu einladender ein als die Natur. Enttäuscht kehren sie des Abends heim und bringen das Gefühl mit sich nach Hause, daß selbst die schönste Gegend, wenn man sie nur ästheti-sch betrachtet, nicht dauernde Werte vermittelt. Allen heimatliebenden, wanderfrohen Menschen, den stillen Suchern, den verständnisvollen Beobachtern, den einsamen Grüblern kann ich nur den einen Rat geben: lernt geologisch sehen und geologisch denken! Dann wird die stumme Natur gesprächig, dann öffnet sich ihr innerstes Wesen, und aus geheimnisvoller Tiefe treten ihre Wunder an das klare Licht der Sonne und des kritisch denkenden Verstandes. Was keine andere Naturwissenschaft gewährt, die ununter brochene Fülle der anregendsten Beobachtung im lichten Frühling wie im heißen Sommer, im stürmischen Herbst wie im kalten Winter, in Ebene und Bergland, bei Fernsicht wie bei trübem Himmel, am Meere wie im Hochgebirge — das bietet die Geo- logic als Heimatlehre und als Landschastslehre. Was aber die Geologie vor den Wissenschaftsgebieten aus zeichnet, mit denen sich der „normale" Reisende auf Veranlassung unserer vielbenutzten Reisehandbücher beschäftigt, das find ihre Vielseitigkeit und ihre reichen Beziehungen zur Heimat und Ferne, zu Wissenschaft und Verkehr, zu Theorie und Praxis. Nur wenige Gebildete haben sich so eingehend mit Kunstgeschichte beschäftigt, daß sie jedes Bild der frühitalienischen Malerei, da» zum kostbarsten Besitz eines kleinen Museums gehört, würdigen können. Gering ist die Zahl der Menschen, die den Grundriß einer mehrfach umgebauten Kirche oder das Schnitzwerk eines