Volltext Seite (XML)
E^Oom Verbands „Lusatia" Zittau- Der am 14. Februar im Schützenhaussaale ab gehaltene Vortragsabend des Globus bot wieder eine reiche Fülle von Anregung, Belehrung und diesmal auch künstlerischer E'bauung. Der Besuch war wieder sehr zahlreich. Zunächst erfolgte die Mit teilung, daß der Verein seinem Antrag entsprechend in den sächsischen Perkekrsve>bond (Sitz Leipzig) ausgenommen worden ist. Dann war über IS vorliegende Mitaliederanmeldungen Beschluss zu fassen Da keinerlei Einspruch erhoben war. wurden sie in zustimmendem Sinne erledigt. Im weiteren diente der geschäftliche Teil dazu, die letzte Feile an die Berbereitungcn zum Familienfeste zu leoen, Uber dos weiter uiUe» berichtet wird. Den Vortrag des Abends hielt H-rr Gewcrbestudienrat Göhring, der unter Vorführung an- schaulicher Lichtbilder Uber „Deutsche Baukunst im Mittel- alter" sprach. Die Verhältnisse brachten es mit sich, dass sich der Redner ganz überwiegend mit der religiösen Baukunst befasste und die Profonbauten dieses Zeitabschnitts nur gelegentlich im Vorüber gehen streifte. Gleichwohl hat die weltliche Baukunst der jüngeren Schwester den Untergrund und die Vorbilder geliefert, auf denen die himmclonstrebenden Münster und Dome des Mittelalters süssen. Die ersten christlichen Gemeinden waren für ihre gottesdienstlichen Zuiammenkünfte auf die unterirdischen Katakomben und andere, nicht allgemein zugängliche Räumlichkeiten angewiesen, da sie ohne hin von den grausamen Verfolgungen der von der heidnischen Priesterschaft aufgestachelten römischen Kaiser bedroht wurden. Erst als das Christentum unter Konstantin dem Großen anerkannt und zur Staatsregierung erhoben worden war, Konnten die Kult stätten in besondere Bauten über der Erdoberfläche verlegt werden, und die Markt- und Gerichtshallcn der Römer, die ja aus grössere Menschenmengen berechnet waren, wurden aus Zweckmäßigkeits rücksichten den ersten Kirchenbouten zu Grunde gelegt. Aus ihnen entwickelte sich die christliche Basilika, die in dem Zentralbau der in den Jahren 531—537 vom Kaiser Justinian in Konstantinopel errichteten Sophienkirche ihren vollendetsten Ausdruck fand. Im Anfang war für die christliche Baukunst der Süden überwiegend maßgebend. Aber schon lange bevor im Jahre 1453 mit dem Ver luste der oströmischcn Hauptstadt an die Türken die Führung end gültig an den Norden überging, hotte Karl der Große den Versuch unternommen, einen spezifisch deutschen Baustil zu schaffen. Das in den Jahren 796—804 erbaute Münster zu Aachen, das sich aller- dinas noch an italienische Vorbilder anlehnt, war das erste Zeugnis dieser Bestrebungen. Diese Hoskunst vermochte jedoch nicht, sich in Deutschland Bürgerrecht zu erwerben. Nach der Zersplitterung des Karalingerreichs wurde die Kirche noch mehr als bisher die säst ausschließliche Trägerin von Kultur. Wissenschaft und Kunst, und durch sie wurde dos hierarchisch, aristokratische System allenthalben das herrschende. Die Kirche bildete zwischen 900 und 1170 die so- oenannte romanische Bauweise als ausgesprochenen deutschen Kirchenbaustil heraus, noch immer Zentralbauten mit massiger Horizontalwirkung schaffend. Die Rundbögen allein sind kein un bedingt zuverlässiges Kennzeichen dieser Bauart. Die Zeit von 1170—1250 ist die Periode des Übergangsstils, der bereits die Spuren der Weiterentwickelung in den folgenden Jahrhunderten zeigt. Dann trat die Gotik in ihre Rechte. Sie ist unter dem Einfluß der Kreuzzüge zuerst in Frankreich in die Erscheinung getreten und von dort nach Deutschland übernommen worden. Wir unterscheiden hier die Frühgotik bis zum Jahre 1300, ihre Blütezeit im 14. Jahr- hundert und die Spätgotik mit dem sich anschließenden Verfall vom Jahre 1400 an. Als Belege zu seinen Ausführungen über die romanische Bauweise zeigte der Redner ausgezeichnete Bilder rett- giöser Baukunst aus Worms, Merseburg, Quedlinburg, Speyer und Mainz, sowie die Burgkapelle von Nürnberg und das Kloster zu Maria Laach in der Rheinprovinz. Aus der Übergangszeit er schienen der Dom zu Limburg und das Goslarer Kaiserhaus und vergleichsweise sowie als Übergang zum Folgenden die Dome von Pisa und Zara (Dalmatien) im Lichtbild. Sehr zahlreich waren die Ausnahmen gotischer Gotteshäuser in Halberstadt, Freiburg (Breisgau), Straßburg, Frank urt a. M., Köln, Regensburg, Ulm und Nürnberg: außerdem zeigte der Vortragende das Rathaus zu Braunschweig. Das Charakteristische des gotischen Stils ist neben der Spitzbogentechnik die feine Gliederung der Bauwerke und die besondere Rücksichtnahme aus himmelanstrebende Pertikaiwirkung. Um zu zeigen, welchen Entwickelungsgang die Baukunst im Laufe mehrerer Jahrhunderte nahm, führte der Redner auch den Mai länder Dom vor, dessen Fertigstellung die Jahre von 1386—1577 erforderten. Das höchste Bauwerk ist der Turm des Ulmer Münsters, der mit 160 Meter Höh« den Kölner Dom noch um 4 Meter über ragt. Den Schluß der stimmunasvollen Bilder bildete «ine herrlich« Aufnahmt drr Oybin«r Kirchruine. D«m Bortragrndrn wurde durch herzlich«» Beifall gedankt. Am 21. Februar fand in den Kronensälen das Wintrrfrst des Globus statt, das alljährlich einen der Höhepunkte des gesell schaftlichen Lebens bedeutet. Die allgemeine Wirtschaftslage batte dazu gefühlt, dem Familienfeste diesmal ein wesentlich schlichteres Gepräae zu geben, als es sonst üblich war. Auch hatten die erheb lich höher gewordenen Allaemeinspesen zu einer immerhin fühlbaren Verteuerung der Einlaßkarten Anlass aeoeben Trotzdem belief sich die Zahl der Teilnehmer auf über 60 Personen, und dem outen Zwecke des Abends kann zugunsten des Unierholtunosgrundstocks für die Krieoerehrenstätte am Kottmar voraussichtlich ein recht nennenswerter Überschuss zuoesiihrt werden. Dass die Veranstaltung nicht gar so sehr überlaufen war wie andere Jahre, halte den einen sehr angenehm ins Gewicht fallenden Vorteil, dass die Anwesenden sich nicht in dem Maße quetschen zu lassen brauchten, wie es sonst bei derartigen Anlässen die Regel war. Anstelle der umfassenden bildnerischen Saalouskchmückuna früherer Feste batte man sich auf ein prächtiaes Vanwoma von Gottevyab mit Keilbera und Fichtel berg von Meister Wilhelm Fröhlichs Künstlerhand beschränkt das den Biihnenmittelgrund vollständig aussüllte. Außerdem batte' die nie versagende Globusbaukolonne die beiden Säle reichlich mit lebenden Fichtenbäumchcn ousgeschmückt, sodaß man die Illusion erlebte, sich mitten in einem harzduftenden Berawalde zu befinden. ..Ein Erzgebirgsabend mit Anton Günther" war die Losung de« Festes. Die Niederoderwitzer Kapelle unter Leitung des Herrn Musikdirektors Neumann besorgte äusserst zufrieden stellend den orchestralen Teil, bei dem auch ein Lausitzer Tondichter — Heinrich Marschner — mit einer Fantasie aus ..Han« Heilina" gebübrrnd zu Wort kam. Als drr »rzqebiroische Dichter, Komvonist und Sänger zur Gitarre Anton Gllntber aus dem Städtchen Gottesgab in Böhmen das mit lebendigem Grün verkleidete Podium betrat, wurde ihm in der Erinnerung an seinen ersten Zittauer Besuch vor 11 Jahren ein sehr herzlicher Empfang zu teil, und mit grosser Begeisterung nahm man seine von innigster Heimatliebc durchalübten Liederoaben entaeaen. Wer kennte nicht „da Ufnbank", „wu da Wälder hamlich rausckn" oder das aus tiefstem Dichter- aemüt entquollene „Feieromd"? Aber auch viel neuere und neuste Lieder, darunter manches, das auch köstlichen Humor atmet, wurden dargeboten und beifälligst ausgenommen Um dem Sänaer aus dem Erzgebirge eine Aufmerksamkeit zu erweisen, trat am Schlüsse des dritten Teils ein lousitzer Dirndl aus der Kulisse, widmete dem Nachbar aus dem Erzgebirge in waschechter Mundart eine poetische Begrüßung (Verfasser Bruno Wünsche) und überreichte dem Dichters- und Sänaersmann einen schönen Strauß mit einer in den lausitzer Farben gehaltenen Schleife. Tief gerührt und treuherzig versicherte Anton Günther in einer kurzen Dankesansprache, daß er sich im Globus „ganz wie drham" sllhle. Zuvor war noch im Anschluß an die dichterische Bearüßunq das Hetmatlied „Meine Lausitz", verfaßt und vertont vom Berichterstatter, gesungen worden. Im vierten Teile brachte der geschätzte Gast noch eine Anzahl prgch- tiger Liedergaden und unter dem Drucke des stürmischen Beifalls mehrere Zugaben. Die beiden Liedersammlungen des Dichters „Vergoß die Hamit net" und die Licderpostkarten, von denen ein stattlicher Vorrat vorhanden war, der auch für die gleichartigen Abende in Großschönau und Eibau reichen sollte, waren im Handumdrehen schon während des ersten Abends in Zittau voll ständig ausverkaust, ohne daß alle Nachfragen berücksichtigt werden konnten. — Dann folgte bis früh 4 Uhr ein handfester Ball, während dessen der leichtestgeschürztcn Muse von alt und jung leb haft gehuld qt wurde. Eine notwendig gewordene Erholungspause für die Musik füllte der Unterzeichnete mit dem Bortrage eigener poetischer Schnurren aus. Am 26. Februar wurde in den Räumen der Weinauparkwirt- schast ein Katerbummel als Nachfeier abqehaltcn und von 4 bis 1 Uhr wieder feste das Tanzbein geschwungen. Zwischendurch begrüßte der stcllvertr. Vorsitzende die Versammlung, und die Herren Wünsche und Fiebiger, Fräulein We Inert und der Bericht erstatter sorgten durch launige Vorträge für Abwechselung. Die Beteiligung war wieder so stark, daß es reichlich enge zuging und erst Kurz vor Mitternacht etwas Luft wurde. Bruno Reichard. Acht Hsimatkartsn (Tuschzeichnungsn) von Richard Mättig, darstellend alte Kirchen der engeren Heimat, sowie Schloss Nsuhörnitz mit kurzen geschichtlichen Erklärungen, süc Mk. 1.60. Vorlag der Oberlauf, Seimatseitung, Neirvenau i. Sa.