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Die Heim at Erschließe ihr Dein Herz. Dich zu versenken In ihre schlichte, ernste Eigenart, Mit stillen Gaben wird sie Dich beschenken, Wie eine Braut, beglückend, reich und zart, Mit Deiner Seele lerne sie erschauen, Des «roßen Schöpfers Bildnerhand an ihr, So blüht ein tiefes kindliches Vertrauen Am Heimatherzcn auf in Dir. Und wo es ihre Eigenart zu pflegen, Ihr Eigenleben zu beschützen gilt, Da wolle freudig Deine Künde regen, — Da sei zum Werk. — zum Opfer selbst oewillt. Du heakt Dein eigen Glück mit ihren Blüten, Denn sie vergilt, was ihr die Treue gibt. O heil'ge Heimat, wolle Gott Dich hüten Und jede Seele, die Dich liebt. Anna Dix Wie einmal der Teufel los gewesen ist! Von Richard Blasius (Fortsetzung und Schluß.) Der „Hufdrach" sauste die Treppe hinaus und hörte schon von außen den Bauer drin umgehen. „Dich Weibvolk soll der Teifl buln", brüllte er. Das ließ sich ja der Hufdrack nicht gefallen. Mit einem Ruck ritz sie die Kammertür auf. Und — «in Schrei durchgellte das Haus, als sei ihr der Leibhaftige erschienen. Ja, das war er ja auch. Zitternd am ganzen Leibe, flog sie die Treppe hinunter in die Gefindestube. Dort kroch sie in die hinterste Ecke hinterm Ofen. Ihre Glieder flogen in Fieberschauern. Bald lies es ihr siedend heiß, bald eisig kalt über den Rücken. Ihre Zähne klapperten wie Mühlsteine aufeinander. Ihre Augen waren starr auf die Tür gerichtet, ob es ihr Nachkommen werde, das Entsetzlich«, das Fürchterliche. Die Kleinmogd und der Kühjunge waren zusammengekahren wi« ein Paar erwischte Liebsleute, und 's war doch an so was nicht zu denken, denn er war vierzehn und sie zwanzig. „Der Teifl, der Teifl", stöhnte es hinterm Ösen hervor. Und die Angst steckte an. Das Gesinde am Tische guckte scheu nach dem Ofen und nach der Tür. „Was isi denn los?" kraote die Magd mit zitternder Stimme. „Der Teifl. der Teifl", schrie es in der Hölle hinterm Ofen in Heller Angst. Klopp, klapp, klopp, ging's draußen über die Hausflur und klinkte an der Tür. „Aaaaah, Dölf, Höst. Hööölf!" brüllte die Angst in der Hölle, und hinterm Tisch quiekte sie: „ASiih?" Der Kühjunge war wie der Blitz unterm Tisch. Und die Großmaad, die zur Tür hereinkam, ließ vor Schreck den halbvollrn Melkeimer fallen. Die Milch floß gemächlich breit und leistete dem Jungen unterm Tische Gesellschaft. „Och Sott ne, was gieht 'n vir", — brüllte die Großmagd. „Der Teifl", kreischte es aus der Hölle, hinter und unter dem Tisch hervor. Der Hufdracke fing an, freier zu atmen, wie er merkte, daß das Exemplar Mensch viermal vertreten war, freilich in welcher Verfassung! Nach fünf Minuten war alles von dem Höllen spuk unterrichtet, und der Kriegsrat begann. „De Mistgobl muß har", sagte die Großmaad. Nur naus wagte fick niemand, sie zu holen. Da warf die Bäuerin kurzerhand den Kühlungen hinaus. Der tastet« sich mit schreckensbleichem Gesicht, den Rücken immer an der Wand, nach dem Stall. Hier flogen seine entsetzten Augen wie verscheuchte Fledermäuse umher, unter welchem Kuhbauch der Satan heroorgleiten würde und ihm ins Genick fahren. Ls dünkte ihm ein Dorgeschmock der Ewigkeit zu sein, bis er wieder käseweis mit der Mordwaffe in der Stube stand. Aus sah er wie ein Igel, denn seine Haare standen ihm kerzengerade zu Berge. Unterdes hatte die Kleinmagd «ine eiserne Bratpfanne von der Ofenbank gezogen und schwang sie drohend über ihrem Haupte hin und her. Der Kühjunge schaute sich lange vergeblich nach einem Abwehrmittel für Beelzebub um. Schließlich erwischte er nach einigem Umher- tasten in der Hölle den einen schweren Holzstiefel des Bauern beim Schaft. Ein seltsamer Zug schlich lautlos di« Treppe hinauf. Boran die heldenkühne Jungfrau mit der Dunggabel in der Hand und der Höllenangst in den Augen, dahinter eine nicht minder tapfere, die Pfanne in der zitternden Hand, zum Schluß Jung- flegfried als Schusterjunge mit klappernden Zähnen. Di« Bäuerin hatte die Lampe aufs tzausfenster gestellt und lehnte mit schlotternden Gliedern an der Wand. „Leise, ganz leise scklich's durch den Raum." Dann riß es mit einem heroischen Ruck die Kammertür auf. „Donnerwetter!" brüllte Satanas und stand von der Bett lade auf. Krach, bum? Dunggabel und Pfanne polterten auf die Dielen. Der tzotzstiefel guckte nur ängstlich um die Ecke bei der Treppe. Da wurde er von dem fliehenden Amazonenheer überrannt. Ein wüstes Durcheinander von Beinen, haschenden Händen, polterte die Stufen hinunter. Der Sroßknecht kam eben mit schwarzen Handschuhen von Bäcks Gust zur Haustür herein. Da sah er ein lebendes Knäuel in der Hausflur liegen, au« dem nach und nach drei Menschenkinder wurden. „Guck doch wingftns wu anders hie!" fuhr ihn di« Groß- magd wütend an, raffte sich auf und huschte in die Gesinde stube, die andern nach. Der Bäuerin kam die fluchende Stimme oben gar nicht mehr teuflisch vor. Sie rannte hinauf, und nun begann erst der eigentliche Höllenspektakel. Anton waote sich erst in die Kammer, als der tzufdrach' naus war. Da saß der arme Teufel trüb sinnig aus der Lade. Sein rechtes Horn hing wehmütig übers Gesicht herab. Der Drach' hatte dran gewackelt. „Knöpp Mick raus", sagte Beelzebub. Nack einer Viertelstunde saß der Huferdl in der Schenke und spielte Doppelkopf. Als er um 12 Uhr heimwankte, brummte er vor sich hin: „Nu groad, nu groad. Ich die der Bauer." Dann saß er noch eine halbe Stunde neben der Tefindestube und flickte an dem Teufelshorn herum. Am andern Morgen ging erst wieder ein Höllenlärm los. Dann aber fotz der Huferdl mit einem tüchtigen Paket in der Bahn und fuhr ins Wendische zu. In den Kronensälen in Bautzen war alle» außer Rand und Band. Maskenfreiheit! Das wogte alles durcheinander in buntem Farkenspiel. Drei Masken waren es, die, ohne es zu wollen, in Bezug auf Originalität die ersten Preise verdienten. Zwei waren nur originell in ihrem Gebaren. Ein dürrer, langer Türke mit schlotternden Gliedern und ein dicker, kurzer Indianer mit Tunnelbeinen. Der Türke war die beste Kari- katur auf den kranken Mann von Europa. Er stand meist am Büfett und gotz ein Glas Bautzener Böhmisch nach dem andern durch die Kehle, oder er schaukelte knickebeinig mit gekrümmtem Buckel und vorgebeugtem Kops durch den Saal. Die Arme hingen an seinem Leib wie die Vorderbeine eines Känguruhs. Hinter ihm watschelte die brave Rothaut, Unkas, der letzte Mohikaner. Zu seinem Körper, der eigentlich nur ein einziger kugelrunder Bauch war, an dem alles andere nur als unwesentliche Nebensache hing, paßte seine grimmige, mord- lustige Fratze wie ein Münchner Bierbrauer zum Leutnant der Heilsarmee. Und nun als Dritter, ja, da kam er, unstreitig des Abends Hauptperson wider Willen. Ein von Motten gefressener, stellenweise recht rotfuchsiger Teusel. Den Schwanz kielt er ängstlich in der Hand, weil ihn sonst andere in der Hand hielten und durch Zerren und Zupfen bewerkstelUgtcn, daß es mit Satan den Krebsgang ging.