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Bon nicht hervorragend hoher dichterischer Begabung des be- treffenden Verfassers zeugen die Reime, die den Schluß derAn- kündigungsfchrift bilden: So stehet Laustz aus, so spielt von ihr die Jugend, Durch welche dermahleins das Land gedeihen soll, Gott führe sie nur stets den Weg zu Kunst und Tugend, So ist der Wunsch erhört: Es gehe Lausiz wohl! Die prunkvollen Gregorius-Festzüge haben mit einigen Unter- brechungen bis zum Jahre 1723 gedauert. Fm genannten Jahre gab das wie gewöhnlich im Voraus gedruckte Programm des Rektor Behrnauer einem Mitglied des städtischen Rates namens Mantey Anlaß, sich persönlich beleidigt zu fühlen, indem er eine der aufzuführenden Gruppen auf sich und sein Verhältnis zudem damaligen Bürgermeister bezog. Diese Angelegenheit kam bis vor den Kurfürsten und König August dem Starken, dessen »Reso lution" schließlich dahin lautete, jene Veranstaltungen in Zukunft bedeutend zu vereinfachen. Dies geschah auch. Seit dieser Zeit zog nur der Chor mit einigen Lehrern, seit 1795 ohne dieselben, singend von Haus zu Haus, während ein Schüler mit der Büchse in die Häuser sammeln ging. In dieser Gestalt hat sich der Gre- gorius-Umgang in Bautzen bis 1839 erhallen, in welchem Jahre riue Festlegung der Lehrergehölter erfolgte. Außer dem evangelischen Gymnasium beging auch die seit 1527 von ihm getrennte katholische Schule zu Bautzen das Gre- gorius-Fest. Noch 1795 zogen die festlich herausgeputzten Schul- Knaben derselben, von einem Fahnenträger geführt, in Beglei tung ihres Rektors und Kantors durch die Gaffen, sangen und sammelten die „Kollekte" ein. Nach 1835 geschah auch dies nicht mehr. Nur verschwindend wenig Bewohner der Stadt Bautzen werden sich noch der Gregorius-Umgänge erinnern können. Die junge Welt weiß nichts mehr von ihnen. Als eine letzte Erinnerung an diese einst so bedeutungsvollen Veranstaltungen darf die Tatsache angesehen werden, daß der Anfang und Schluß des Schuljahres auch heute noch in die Osterzeit gelegt werden. Auch die in der gegenwärtigen Zeit abgehaltenen großen Schulfeste mit ihren Aufzügen und Vorführungen erklären sich aus demselben Gedan kenkreise der Volksseele, welche in früheren Jahrhunderten immer wieder aufs neue das Verlangen nach einer möglichst prächtig gestalteten Grcgoriusfestfeier laut werden ließ. *) Die wichtigsten Quellen sind: Hering, Nachricht von der Feier des Gregoriusfestes zu Budissin, Neue Laufitzische Monats schrift 1795, I, S. 213—229; Knothe, Geschichte der Feier des Gregoriusfestes in der Oberlaufitz, Neues Laus. Magazin Bd. 39. S. 45—67. Darauf beruhen die Darstellungen von Reimann in seiner Geschichte von Bautzen, S. 837—843. und Oskar Hinke im „Gebirgsfrennd", 17. Jahrgang Nr. 3 und 4. Außerdem wären noch zu nennen: Behrnauer, Wie in dem Budisfincr Gymnasium die Jugend cingeführt worden, Budissin 1722 und 1723 und ein Gymnasialprogramm von 1864. **) Uber die Bautzener Schulordnung von 1418, der ersten sächsischen dieser Art. vergl. Johannes Müller: die An sänge des sächsischen Schulwesens, Neues Archiv für Sächsische Ge schichte und Altertumskunde VIII, S. 260—262. Abdrucke der Ab schriften, zu denen sich leider noch keine Erstschrift gefunden hat, in Nachlese Oberlaus. Nachrichten. Zittau 1771 S. 94 f., »nd Wilke, Chronik der Stadt Budissin (1843), E. 134 f., ferner O. Schöne, 1918 ein wichtiges Gedenkjahr für das Bautzener Schulwesen, Heimatklänge, 1918, Nr. IO. Dus dem Sachsenlande Dresden, 20. Februar. 3um25jährigen Iubiläumdes Vereins für sächsische Volkskunde und Volkskunst wurden dem Vorsitzenden des Vereins, Herrn Hosrat Prof. Seyssert, der gleichzeitig seinen 60. Geburtstag feierte, viele Ehrungen zuteil. Herrn Prof. Seyffert wurde die goldene Ehrendenkmünze der Stadt Dresden überreicht und eine seinen Namen tragende Stiftung für das Landesmuseum errichtet, die, obschon noch nicht abgeschloffen, bereits eine Höhe von 175000 Mark erreicht hat. Ministerpräsident Buck überwies dem Verein 3000Mk. aus seinem Dispositionsfonds zur Herstellung eines Museumskatalogs. Der frühere König von Sachsen sandte dem Mitbegründer des Vereins für sächsische Volkskunde and Volkskunst ebenfalls seine Glückwünsche. Heimatkundliche Ausstellung in Zittau H>ie Naturwissenschaftliche Gesellschaft in Zittau plant eine Reihe Ausstellungen aus dem Gebiete der Heimatkunde. Zuerst sollen in diesem Jahre die geologischen Verhältnisse unserer Heimat vor Augen geführt werden. Weitere Mitteilungen werden in den nächsten Nummern dieser Zeitung folgen. nicht bloß in der Schule, sondern gerade auch von Erwachsenen gepflegt werden. Aber nicht allein in den ausgetretenen Pfaden der Gegenwart Berge und Täler durchstreifen ist reizvoll, schöner noch ist es, unsere Heimatnatur in ihrer Vergangenheit und ihrem Werdegang zu verfolgen. Mit offenen Augen sollen wir die Hei- matschauen: alte Schönheiten wiederaussuchen, neue hinzufinden. Ein jeder Spaziergang kann eine Entdeckung oder doch eine Wiederentdeckung werden. Dadurch werden wir die Heimat immer lieber gewinnen, wir werden mit ihr immer inniger verwachsen. Die Grundseste des heimatlichen Bodens behandelt die Lehre von der Entstehung und Umwandlung der Erdschichten, das ist die Geologie. Eie ist Grundlage und Ausgangspunkt aller Hei mat-Forschung. Unsere Erde hat eine lange Geschichte hinter fich, die die Geologie nach ebensoviel Jahrtausenden berechnet, wiedie Weltgeschichte noch einzelnen Jahren zählt. Ihre Ausgabe ist es, im Buche der Natur Seite für Seite zu lesen, ohne dabei ein Blatt zu überschlagen. Wenn wir heute Umschau hallen von einem hohen Berge, da ahnen wir kaum, welch ungeheure Zeiträume verflossen sind, daß unsere Landschaft einst war tiefes Meer und seichter Binnensee, dann wieder Hochgebirge: daß sich Spalten der Erde auftaten und feuerspeiende Berge glutige Massen herausschleuderten: daß die Gletscher Skandinaviens unser Land in eine Eiswüste ver wandelten: und wie alle diese Kräfte zusammenwirkten am Auf bau dessen, was wir so innig lieben: unsere Heimat. Nicht jeder ist imstande, im großen, geheiligten Buche der Natur zu lesen, ihre steinernen Leitern zu verstehen, darum braucht man einen Begleiter, einen Führer! Ein solcher Führer kann eine Ausstellung sein, die in engem Nebeneinander zeigt, was d.'e Natur auf weite Räume verteilt. Nicht eine Sammlung von Merkwürdigkeiten soll die Ausstellung sein, sondern ein getreues Abbild geben von der uncrschöpflichen Natur und dem oft geheim nisvollen Wirken in ihr. Ausgestellte Gesteine, Mineralien,Bil der, Landkarten und anderes mehr dürfen aber nicht nur benannt, bezeichnet werden, sie müssen vielmehr von kurzen Erläuterungen begleitet sein, sodaß jeder, auch wenn er ohne die geringste Dor kenntnis die Ausstellung betritt, diese verläßt nicht bloß in dem Bewußtsein, schöne oder merkwürdige Dinge gesehen, sondern auch wirklich etwas gelernt zu haben. Sachgemäße Führungen durch die Ausstellung, Vorträge mit Lichtbildern, Wanderungen in die freie Natur selbst müssen sich anschließen. Wie sich aus den einzelnen Familien das ganze Volk zusam mensetzt, so bilden die einzelnen Heimatgebiete zusammen die grö ßere Heimat, unser deutsches Vaterland. Man redet jetzt viel von seinem Wiederaufbau. Hierzu liefert einen wichtigen Baustein, wer Liebe zur Heimat im Menschen erweckt. Seine Heimat wahr haft lieben, heißt aber auch, sie gründlich kennen lernen. Und so ist jede Erziehung zur Liebe zum heimatlichen Boden zugleich Dienst am Volke und trägt Gewinn. An seine Heimaterde ist der Mensch gebunden, hier sind die starken Wurzeln seiner Kraft! Dr. Hrinke.