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Die Wendenschlacht am Koschenberge bei Tätzschwitz Ein Beitrag zur Geschichte der preußischen Oberlausitz Mitgeteilt von Armand Lapstich, Hoyerswerda OL. or nunmehr tausend Jahren, 922, hat sich in unserer stillen, ÄWD friedlichen Gegend eine der furchtbarsten Schlachten zwischen den damaligen heidnischen Wenden und den Deutschen zugetragen, wobei die Wenden völlig geschlagen und unterjocht wurden. Es dürfte wohl anläßlich der tausend» jährigen Wiederkehr dieser Begebenheit von allgemeinem Inter» esse sein, nähere Einzelheiten hierüber zu erfahren. Nach alten Überlieferungen schildert der Chronist den Verlauf dieser Schlacht folgendermaßen: Am Koschenberge (zwischen Hoyerswerda und Senftenberg) hatten sich die Wenden unter ihren Anführern, von denen Nadbot einer der Tapfersten war, gelagert: sie hatten gegen Süden die weiten Sümpfe und die große Lausitzer Heide als natürliche Echutzmauer vor sich. Herzog Heinrich I. kam von den Bergen, wo später Kamenz erbaut wurde, mit seinem Heere und dem Grasen Dittmar von Wettin, und erwartete seinen treuen Gero ; dieser kam, mit ihm Graf Friedrich von Wettin und seine Scharen. Schon einige Wochen zuvor hatten die Wenden eine große Niederlage in der Schlacht östlich des Nadegastberges erlitten. Mit erneutem Mute sollten sie hier abermals angegriffen werden. Die Wenden, die Glut der Rache im Herzen tragend, rückten im Sturmschritt vor, als sie die Deutschen kommen sahen; ihre Pfeile rasselten durch die Panzer der Ritter, ihre Speere suchten die Fugen der Rüstungen, durch welche sie die Todeswunde geben könnten. In der Mitte des Heeres der Deutschen focht Herzog Heinrich selbst mit. Lange blieb der Kampf unentschieden; Flucht war von keiner Seite möglich wegen der umliegenden großen Sümpfe. Dumpfes Gebrüll der Mordlust und das Geröchel der Sterbenden erfüllte das Schlachtfeld; furchtbar mähten die Waffen der Wenden unter den Christen. Jedoch das Los der Wenden war entschieden, sie mußten unterliegen. Anlaß hierzu gab das Weib eines Wendenhäuptlings, der Chitava (angeblich späteren Begründerin Zittaus) und ihr Vater Uleslav, welche zu den Christen übergetreten waren. Der Mut der Wenden sank, als sie dieses im Schlachtengewühle hörten. Noch einmal wurde derselbe durch die kräftige Ansprache ihres tapferen Anführers Radbot gestärkt; von neuem entstand ein furchtbarer Kampf. Die Wenden warfen Streitäxte und Schilde aus den ermüdeten Armen, um so behender das Schwert führen zu können. Aber auch die tap feren Deutschen drangen mit erneutem Mute vor Es kämpfte Mann an Mann; Radbot schmetterte mit eigener Hand viele Feinde zu Boden. Als er auch seinen Todfeind, den Gero, ge wahr wird, dringt er wütend auf ihn ein; doch dieser weicht ge schickt dem Todesstreiche aus und schlägt seinem Feinde auf den Helm, daß die Spangen zerspringen und der Drache, der ihn schmückte, klirrend zur Erde rollte. Das Haupt Radbots war entblößt. Jetzt reißt dieser den Dolch aus dem Gürtel, wirft ihn nach dem Gero, daß er im schnell vorgehaltenen Schilde stecken blieb. In diesem Augenblick bohrt ihm Gero sein Schwert in die Brust, sodaß Radbot röchelnd unter einem Blutstrom zur Erde fällt. Noch einmal will er sich mit aller Kraftanstrengung erheben, doch da empfängt er den Todesstreich von Geros Hand, und hiermit war das Schicksal der Wenden entschieden. Da sie den Tod ihres Führers sahen, flohen sie oder gaben sich gefangen. Zwei kleine Bächlein, welche das Schlachtfeld durchrieseln, waren vom Blute gerötet und von Leichen gedämmt. Eine Mühle, welche später an einem dieser Bächlein erbaut wurde, erhielt den Namen Blut- oder Plittomühle, und bezeichnete die Stätte, wo einst so viele Tapfere verbluteten. Eine zweite Mühle, welche an dem anderen Bächlein erbaut wurde, hieß Bjewosckmühle und bezeichnete den Ort, wo wahrscheinlich der Anführer Radbot seinen Tod fand. In den 40er Jahren des vorigen Jahrhunderts fand der damalige Besitzer der Mühle in der Nähe derselben ein Goldgeschmeide, eine Art Stirnband, welches man für den Schmuck des Wendenhäuptlings gehalten hat. (Der Finder hat den Schmuck an einen Geschäftsmann in Hoyerswerda verkauft, durch dessen Hände er weiter verkauft wurde.) Die überwundenen Wenden wurden nun mit Gewalt zum Christentum bekehrt und an dem klaren Bächlein der Bjewosch» mühle, wo einst ihr Abgott gestanden, wovon ebenfalls Spuren gefunden wurden, getauft. Ihre Opferaltäre wurden verschüttet und Kreuze an diesen Stätten errichtet. Am ersten Sonntage nach der Schlacht wurden auch Chitava und ihr Vater Uleslav im Beisein Herzog Heinrichs und dessen Gefolge von einem Priester durch eine feierliche Taufe zu Christen geweiht. In diesen heidnischen Wildnissen prangte von nun an statt der Götzenaltäre das Kreuz des Herrn! 5Ule Freunde und Milleser unserer 6eimatzeitscbrift bitten wir, uns Adressen von bekannten und Ver wandten anzugeben, die als Abon nenten in Frage kommen könnten^ Verlag der Oberlausitzer kÖeimat- Zeitung, l^eicbenau, Sa. DM» '"Uiu<i,ii„>iiii,li,liiiii>ttiiii,iiiiiillllll>llllli>llll>ii>l>ill««Illl>' Ein Aeitungs-Jubiläum in der Lausitz all der schweren Not, die vor allem auf geistigen Werken mit einem mächtigen Drucke lastet, ist auch durch den deutschen Blätterwald ein großes Sterben gegangen. Wie ein Trost, ein Hoff- I nungsstrahl leuchtet es da auf in uns, wenn wir mit einer Zeitung I jubslssiern dürfen. Nicht frohlockend, aber erfreuend soll es sein. Das „Bautzener Tageblatt", eines der bedeutsamsten Blätter der Lausitz, kann am 3l. Dezember 1922 auf ein fünfundzwanzig jähriges Bestehen zurückschauen. Das schon 1897 gegründete Anternshmen, welches aber erst am 2. Februar 1898 zum ersten Mals als Tageszeitung an dis Vsfentlichßsit trat, verdankt seine Entstehung den beiden Buchdruckern Äichard Müller und Emil Gold ammer, zwei mutigen Dautznsrn, dis nun der Kühls Aasen deckt. Nach dem Ausscheiden Gvldammers trat an dessen Stelle Gtto WaldemarMüller, der jüngere Bruder Aichard Müllers. Das Geschäft, dessen Betrieb sich bedeutend erweitert hat im Lause arbeits reicher Jahrs und jetzt dem Sohne des 1917 auf tragische Weiss ver unglückten Waldemar Müller als Erbe gehört, wird von dessen Dor munde, dem bedeutenden Zsitungsfachmann Paul 6 taar - Leipzig, und dem langjährigen Prokuristen der Firma und ebenfalls tüchtigen Fachmann Hermann Herbrig verwaltet. Don den Schriftleitern haben sich am meisten Hermann Nicke und Georg Schwarz durch jahrzehntelange, erfolgreiche Arbeit um dis jubslfsiernde Zeitung verdient gemacht. Als ssslenvolls Heimatscheiststsllsr verdienen sie besonderen Dank für die Pflege heimatlicher Interessen. Neben der in der Lausitz säst unübertroffenen Beilage „Heimatklänge", redigiert von Hermann Nicks, hat neuerdings Georg Schwarz in seiner „Frausnbsilags" etwas Kostbares für dis Frauenwelt geschaffen. Bei der großen Beliebtheit des „Bautzener Tageblattes" dürfte der Wunsch dauernden Bestehens und stetigen Weitergedeihens zu immer größerer Blüte nicht vergebens am Iubeltags geäußert werden. So mag denn all dis Wärme und Liebs, dis das „Bautzener Tage blatt" in dis Lansitzer Heimat ausstcahlsn läßt, als warmer Dank in treuer Anhänglichkeit zucückströmsn. Der Zeitung und den Lesern zu Nutzen und Freude. Herbert Henkner- Bautzen.