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wohl noch in seinem Schoße! Es hat sich — „herausgemacht", von Grund aus herausgemacht. Seit einem Jahrzehnt hat dort der Meißel nicht geruht. Seit einem Jahrzehnt baut Kirschau ununterbrochen. Man darf das ganz wörtlich nehmen. Noch heute: Wohin im Ort den Schritt man immer lenken mag, überall wird gebaut. Zu den vielen neuen Dächern gesellen sich immer wieder neue. Ein vollkommen neuzeitlicher Fabrikort mit modernstem Gepräge, mit Wohl habenheit und Kraft auf der Stirn, das ist das Kirschau von heute. Glückhaftes Kirschau! Es meldet die Sage von Schätzen, die im Schloßberg ver borgen liegen. Die Sage hat nicht Geltung mehr. Die Schätze sind gehoben. Die Schatzgräber kamen. Jene ersten, armen Weber mit dem unendlichen Fleiße, sie waren Schatz gräber. Ihr Spinnen wurde Gold. Und das Gold ging von ihren Stühlen aus, hinaus vor die Türen und erfüllte die Gassen und strömte in die Hütten, legte sich gleißend auf die Dächer, daß nun das Dorf lacht im Ssnnengold des Glücks und dec Zufriedenheit, daß es sich sonnt irn Golde des Erschafften. Am Elterngrab Unsere Dorfkirchhöfs sind meist hochgelegen Das ist kein Zu" H fall. Dis Kirchen, damals dis Mittelpunkts einer Gemeinde, wurden aus Höhen erbaut. Don dort überragten sie den Grt und der Glocken Hall konnte überallhin dringen. Äm dis Kirchen herum lagen die Friedhöfe, heute sind sie öfters etwas abseits ge rückt,'aus gesundheitlichen Gründen und auch, weil sie in manchen Dörfern erweitert werden muhten. Dom Berge her schauen dis Toten gleichsam hinein ins Tal, wo die Ihren leben, diese grüßen empor zur Höhe, hin zu den lichten, ausragsnden Kreuzen. Auf Kirchhöfen zu stehen, ist ratjam. Wer kennt nicht dis eigenen Ge fühls, dis ins Herz schleichen, so wir an Gräber lieber Angehöriger treten? Ein Fichtsnzaun umfriedigt den stillen Daum. Ernst das Grün, ernster dis langen Beihen der vielen Hügel. Denkmale reden von dem Einst, Kreuze mahnen zum Glauben. Manch fremdländischer Lsbsnsstrauch wuchs empor, er deutet Stellen an, wo Dankbarkeit einmal ein junges Bsis pflanzte. Es ist schon lange er, das Grab sank ein, Gras wuchs auf, verweht, vergessen die Toten. Fernhin schweift der Blick. Nahe das Dorf mit den vielen Häusern, mit seinem Lärm. Bäder sausen. Essen rauchen, Menschen eilen, der Dampfwagen rollt. Dort auf dem Hügel drehten sich sonst dis Flügel einer Mühle lustig, heute nicht mehr. Felder und Wiesen breiten sich an der Lehne aus, hin und her ein Haus inmitten der Gebreits. Weiter draußen ein kleiner Grt, dann der dunkle Wald rand, darüber hin dis Kuppen ferner Bergs. Schön, das zu sehen, aber dazu kamst du nicht hierher, dein Gang gilt einer besonderen Stelle, dort dis beiden Gräber lockten, darin deins Eltern schlafen. Was sagen sie? Tritt bedachtsam nahe, es ist heilig Land. Deins Gedanken tragen dich zurück über viels Jahrs weg. Du siehst vor dir ein Haus, in dem das Glück wohnte. Liebs Eltern sorgten um dich früh und spät. Wie fleißig dis Mutter, so gütig der alternde Vater! Du warst ihnen ihr alles. Sie gaben dir der Kindheit Wonne ganz, Spiel und Lust war dir vergönnt in reichem Maße, für dein Wohl mit arbeiteten sie. Deins viele freie Seit war sorgenlos, dis leichten Arbeiten nicht ermüdend. All das Guts nahmst du hin, als müßte es so sein, du kanntest es nicht anders. Dis Jahrs der Schulzeit vergingen gleich dem Traums, das Lernen fiel dir nicht schwer. — Dann brachtsy dich dis Guten in einen Beruf, den du wolltest. Sie ließen sich deins Ausbildung viel kosten, und als deine Anstellung kam, war ihre Freude groß. Beim Sorgen und Schassen wurden sie grau, Krankheit nahte, der Tod. Du hast sie hier betten müssen, die Mutter, als der Lenz anklopfte, dsn Vater im tiefen Winter schnee. Schmerzlich beweintest du deinen herben Verlust, gingst tief betrübt von dannen, ins Leben hinein mit feinen vielgestaltigen Dingen. Dis Eltern hotten dir Wertvolles mitgegsbsn, das Konntest du nun nützen für andere, für dich. Sie stellten dich frühzeitig auf die Bahn der Sitte. Wenn du untadelig durch dis Jugend schreiten konntest und bis heute fleißig und schaflensfreudig bist, sie legten dazu den Grund. Dein Beruf war ein Höherer als der ihre, sie wollten es, weil du es wünschtest, Elternssgen hat dich darin begleitet immerfort. Dis Jahre gingen, eine große Zeitspanne liegt zwischen dem Einst und Jetzt. Ls sank ein ganzes Geschlecht im Heimatdorfs ins Grab, kommst du heute hin, die wenigsten Kennen dich, aber noch hast du eins liebe Stelle aus jenen Tagen, der Eltern bescheidene Buhstatt. Tritt mit Ehrfurcht hinzu, voll Liebe und Sehnen, mit Wehmut und Dank. Du möchtest gern mit ihnen reden. Zwar hörst du aus deine Fragen keine Antwort, du magst noch so sehr bitten, doch ruhiger gehst du von dannen, gefestigter, mit neuen, guten Dorsätzen, und du gelobst ihnen: Ihr warst einst meine Führer zu allem Bechtsn, ich bleibe in dem, was ihr mich lehrtet. Mag der Glaube in der Welt wanken, dis alte deutsche Tugend schwinden, ich mache nicht mit. Nirgends sagt sich ein Gebet leichter, als an der Stells, wo die schlummern, dis es am besten mit dir meinten. Sprich ein Segens wort hinein in dis Erde, es keimt Gutes für dich hervor. Halte Llterngräber in Ehren, solange du kannst, soweit dirs möglich ist. Zwar dis Steins sind alt geworden, mit Flechten bedeckt, ein dürrer Halm, das welke Blatt redet vom Vergehen. Doch dec Efeu treibt jsd' Jahr neu in seiner Beständigkeit, eins blaue Blume wuchs auf, sie sagt von Treue und dis rote Nelke von sieben, die grünen Blätter von Hoffnung. Das Vergangene ist dahin, eben schlägt dis Ahr auf dem nahen Turms und meldet wieder einer Stunde schnelles Verrinnen. Das Jetzt gehört dir sine Kleine Weils, was bringt die Zukunft? Sind dis Tage licht oder dunkel, kommen dir der Jahrs wenig oder viel? Du fragst und weißt keine Antwort. Selig sind, dis hoffen und im Glauben beharren, so Könnte an der Pforte jedes Friedhofs geschrieben stehen. Nimm dsn Spruch mit und grab ihn ein in deine Seele. . Mit solch gutem Wort verlasse dsn Garten der Toten. Geh weiter deinen Lebenspsad, wenn auch umflorten Auges, so doch neu aufgsrichtst. Im Herzen aber klingt dir wohl das Lied: Ich hatte einst ein Vaterhaus, ein Kindhsitsparadies, Drin lebt ich selig überaus, das Glück mich nie verließ. Der Mutter Sorge um mich stand, mir galt des Vaters Treu, Ls führte, wie durchs Zaubsrland, ihr Lieben, täglich neu. Dis Jugend schwand, schnell ging dis Zeit, und Arbeit band, die Pflicht, Ls rief zue Ferns hin mich weit des Lebens hart Geschick. Der Tod riß hin dis Eltern mein, sie zogen müd davon; Verblichen war der lichte Schein, der Kindheit Perl und Kron. Doch, Komm ich in den Heimatort, so tret ich an ihr Grab. Der Wintergrüns Efeu dort deckt ihrs ird'jche Hab. Ein liebes Blümlein spricht mich an, ganz leis, mit zagem Mut: Du hsimatfrsmder, armer Mann, hier ruht dir edles Gut. Habt Dank, ihr Teuren, schlaft in Buh, die Erde deck such leicht! Auch mir fällt einst das Auge zu, der Wangs Bot erbleicht. Dis dahin will ich schaffen treu, im Herzen wahr und schlicht. And denken eurer ost aufs neu, dies sei mir liebe Pflicht. L. G. Lade, Lberjkiedersdoej. L.SLL1 Lil« «eimstrsttuiKg beim Suckdinclei' sindincßsn * klndsnel vscksn Linrivonunrsrsr SssckStt-sltsHs L ru dsrisksn ü H k A „Der Hof im Bann" Volksstück in 3 Akten von Richard Blasius. Personen: 9 Herren und 4 Damen. — Kein Dekorationswechsel. Allen dramatischen Vereinen sei das Stück warm empfohlen. Da es im Buchhandel nicht erschienen ist, wird das Ausführungsmaterial ausgeliehen. B dingungen verlange man vom Thespis-Vertrieb, Bad Schandau. AchtHsimatbartsn (Tuschzelchnungon) von Bichard Mättig, darstellend alte Kirchen der engeren Heimat, sowie Schlop Aeuhörnitz mit kurzen geschichtlichen Erklärungen, für Mk. 40.0S.