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Hirten kniete der Dichter und ihm war so selig und rein zu Sinn, als sei er in den Himmel eingegangen. Nur wenige Augenblicke schwebte dies wunderbare Bild in seinem vollen Glanz vor den Augen des Dichters, dann begann es allmählich zu verblassen, bis es ganz verschwand und nur die vom lichten Hauch des Mondes überatmete Wiese vor ihm lag. Der Dichter erhob sich, und innerlich geklärt und gestärkt in seinem Glauben trat er den Heimweg an. Auf dem Rücken trug er nun wieder den schweren Sack und in den Händen hielt er den Christbaum, was beides er während der Offenbarung nieder gesetzt hatte. Bald sah er die Lichter Krischas durch das Dunkel brechen, und nicht lange, so hatte er sein Heimatdörfchen erreicht. Als er an seine ärmliche Hütte kam, pochte er kräftig an die Fensterläden. Da erhob sich drinnen im Stübchen ein lauter Kinderjubel: „Der Vater kommt! Der Vater ist da!" Auf der Hausflur kamen sie ihm schon entgegengestürmt und mit einem entzückten „Ah!" begrüßten sie den reich mit Lichtern besteckten und mit glitzernden und süßen Dingen geschmückten Christbaum. Nun umringte die frohe Schar den beglückt dreinschauenden Baler und Gottfried rief: „Ei, lieber Vater, schickt uns das Christkind das schöne Bäumchen? Und was trägst du in dem großen schweren Sack auf dem Rücken? Hast du Christstollen darin? Und eine Trommel? Und eine Trompete?" „Hast du auch nicht den Honigkuchen vergessen? Und für mich ein Bilderbuch und ein Wickelkind? Für Mutter Speck, und für Hänschen ein Lämmchen?" fragte Maria mit flinker Zunge. „Für Hänschen ein Ämmchen?" wiederholte Hänschen, wie ein Spatz um den Baler herum hüpfend. Aber Frau Marthe, die unter der Tür stand, preßte die Hände aufs Herz und sah ihren Mann mit großen verwunderten Augen an und sagte garnichts Der Dichter trat jetzt in das Stübchen, in dem sich die böse Kälte bis zur Ofenbank herangeschlichen hatte und breit darauf saß. Er setzte den Christbaum auf den Tisch, nahm keuchend den Sack ab und antwortete endlich den ihn ungeduldig umdrängenden Kindern: „Ich komme nicht leer, wie ihr seht, meine Lieben. Ich bin über reichlich vom lieben Christkind beschenkt worden. Hier, liebe Frau," fuhr er fort, die beiden Geldbeutel aus den Taschen ziehend und den Inhalt auf den Tisch schüttend, daß die Goldstücke klirrend herumsprangen, „besorge rasch Holz und Kohlen und was du be darfst, um ein schönes Weihnachtsmahl zu richten." Da schlug Frau Marthe die Hände zusammen und rief: „O Mann, lieber Mann! So hast du doch einen Goldschatz gehoben?" „Später werde ich alles erzählen," erwiderte der Dichter. „Jetzt sorge erst für ein warmes Stübchen und etwas zu essen. Ihr Kinder geht indessen ins Kämmerchen und bleibt in den Betten. Denn das Christkind wird gleich kommen und die Ge schenke aufbauen." Da nahm Frau Marthe einige von den Goldstücken und eilte mit dem Kohleneimer aus der Hütte. Während der Vater nun Überrock, Schal und Mütze ins Kämmerchen trug, konnte Maria nicht widerstehen, sie mußte ein wenig den Sack öffnen und sagte leise: „Nur einmal hineinriechen will ich!" Und alle drei Kinder steckten schnell nacheinander die Nasen in den Spalt des Sackes. O, wie roch es darin so lieblich weihnachtlich nach Honigkuchen, Speck, Äpfeln und frischer Farbe! Aber der Vater kam bald wieder herein und trieb die Kinder ins Kämmerchen. Und nun hockten sie, zusammengedrängt, in einem Bett und lauschten, zitternd vor sehnsüchtiger Erwartung, auf das geringste Geräusch und leiseste Knistern im Stübchen, bis sie endlich das Flügel rauschen des Christkindes zu hören glaubten. Frau Marthe kam indessen zurück, und bald brannte ein lustiges Feuer im Kamin. Da wurde Frau Kälte immer dünner und dünner vorBerdruß, und schließlich zwängte sie sich zurTür- spalte hinaus. Höhnisch blökte der Kamin seine Feuerzange hinter ihr her. Endlich rief der Vater die Kinder herein und als sie jubelerfüllt ins Stübchen traten, rief er ihnen zu: „Erst singen! Dann dürft ihr erst die Geschenke betrachten." Er setzte sich an das kleine gebrechlicheKlavier und begann den schönen Weihnachts choral: „Vom Himmel hoch, da komm ich her," zu spielen. So- gleich stimmten Frau Marthe und die Kinder mit ihren frischen Stimmen in das ihnen sehr wohlbekannte Lied ein, und als es beendet war, durften die Kinder ihre kaum mehr zu zähmende Sehnsucht stillen und zu ihren Geschenken eilen. Da fand nun ein jedes unter dem Lichterbaum, was es sich ge wünscht hatte und zwar viel schöner als sie es sich träumen ließen. Frau Marthe benetzte daskirschroteTuch mitFreuden- tränen, Gottfried trommelte und trompetete, Maria ließ das Wickelkind schreien und Häns chen das Schäfchen blöken. Der Dichter stand still lächelnd dabei, und aus seinen Augen leuchtete mehr, denn je, die Gottessonne, die er in der Brust trug. Er hatte sich ein allerliebstes Pfeifchen angebrannt, denn das war es, was das Waldmännchen, nebst einigen Päckchen Tabak, heimlich zuoberst auf den Sack gelegt hatte. Nachdem sich die Kinder eine Weile an ihren Spielsachen er götzt hatten, wurde der Tisch für das Weihnachtsmahl bereitet. O! Das war nun freilich ein Essen, wie es noch nie auf dem Tisch des Dichters gestanden hatte! Denn die Mutter hatte in der Eile einen Karpfen besorgt, ihn vortrefflich zugerichtet und nicht gespart an zerlassener Butter. Nach diesem köstlichen Schmaus wurde noch Kaffee aufgetragen, dazu Lhriststollen, Honigkuchen und allerlei Leckereien. Dabei fand der Dichter Zeit, sein wunder sames Erlebnis zu erzählen, und als er geendet hatte, falteten alle die Hände und dankten dem lieben Christkind durch ein inniges Gebet für all das herrliche, womit es sie beschenkt hatte. Was das Waldmännchen dem Dichter am Heiligen Abend in des Christkindes Namen versprochen hatte, erfüllte sich bald. Der Dichter fand für seine Erzählungen bei Jung und Alt An erkennung und wurde mit gebührendem Ruhm und irdischen Gütern reichlich belohnt. Und da er ein wohlhabender Mann geworden war, ließ er in dem Wäldchen bei Krischa, in dem er das heilige Weihnachtswunder erlebt hatte, eine Betsäule errichten. Noch heute ist sie dort zu.sehen. Mir bitten um Adressen von im Auslande lebenden Gberlausihern! Schon manche der im Nuslande lebenden geborenen Gbsclausitzsr sind eifrige Leser der Gberlausitzsr Heimat-Aeitung und dankenswerte Anschriften von diesen zeigen die Hoch schätzung dieser einzig dastehenden Hsimatzeitschrist. Am nun auch weitere fern von der Heimat weilende Gberlausitzsr mit der Heimatzeitung bekannt zu machen, bitten wir unsere geschätzten Leser, uns Adressen von Verwandten und Bekannten, dis im Auslands ihren Wohnsitz haben, bald gsf. mitteilen zu wollen. Mit verbindlichem Dank im Voraus und heimatlichem Grus) Geschäftsstelle der G. H.-S., Aeichenau i. 6a. ß Z Z Zurück zur Natur! Balladen und andere Gedichte von Alexis Claude. Es sind dieses herzerquickende Wegweiser aus der müden grauen Gegenwart in die tröstende, aufrichtende, wiederbelebende g. Natur. (Eines der schönsten Gelegenheitsgeschenke.) 8 8 Zu haben durch den Verlag Alwin Marr, Reichenau, Sa., 8 und jede Buchhandlung. Preis 100,-Mk. K