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dem andern. Und die Männer hatten sie nur immer abzuroffen, ununterbrochen. Heute, da dasselbe P-Krt Herzen über 100 M. kostet, sind derbe Lücken in der Kuchenstube. Mancher Stand steht verwaist. Wenige Mädchen schaffen an Teig und Kuchen. Sie brauchen kaum zu hasten. Sie werden auch so serrig mir der Arbeit. Der große Ösen liegt seit langem schon ausgeblasen unter einer dicken Schicht Mehlstaub oerg'ffeu. Herdseuer tut es heule. O der Mann der Süßigkeiten hat mancherlei Bitternis zu schlucken! Wenn mau für ein Psund Eiweiß, das einstens 3,95 Mark kastele, nun 1500 Mark, sür ein Psund Mehl von 11 Kupferpsennigen 250 Popiermark und sür Zucker statt 22 Pfennige 200 Maik zahlen muß: da soll der Teufel Honigkuchen backen. Und wenn schon! Was soll er sür ein Poker Pfefferkuchen verlangen, wenn die bloße Popphülle dazu 10 Mark kostet, wo sie doch sonst für 9 Pfennige zu haben war, und die Blechbüchse 100 Mark statt 23 Pseouige früher! Ja, ja, die Zetten sind vorbei, da wir für ein« blanke Silber- mark fünf Stück Banillenkuchen Krusten. Vanillenkuchen! Vas Feinste der Pfefferküche, Meiste,stück der Pulsnitzer Küchen meister. Damals hatten um Weihnachten die Pulsnitzer Frachter zu schaffen, um all die süßen Kisten abzurollen. Der klein städtische Bahnhof, der das ganze Jahr in augenzwinkemder Beschaulichkeit dem behaglichen Treiben im Städtchen zugenickt hatte, machte große Augen, wenn sie mit ihren schweren Fuhr- werken ankamen, daß die Gäule dampften. Er konnte seine Türen nrcht wett genug öffnen. Heute kommen Männer und Frauen mit Körben und K rpen und Haden leckere Last. Ein feines Duften zieht ihnen hinterdrein. Erfüllt die engen G ss-n, au denen die Häufe, stehen, als seien es selbst Pfefferkuchen- Häusel. Folgt ihnen in den Wagen des ratternden Zuges hinein. Umdreitet sie, wo sie am Christmarkt die knusprigen Sachen seilholten. Lin Dust von Honig und Mandeln. Fast wie in K ndertog'n . . . . MWH Winter im Wiitigtal Nom Jjerkamm der Sturmwind heult, Au künden Winters Werden. Mit Brausen jagt er übers Tal Nus grauen Wolksnherden. And hinter ihm im Wirbsltanz Eilt Winters alte Tante, Frau Holle, in dem Flocksnkleid Mit silberreiner Kants. Am tiefen Schnee verweht ruht's Tal, . Dis Hütten rings am Hange. Der Tiaben krächzend DsttslliedZ Klingt schaurig, ernst und bange. An seinem Bett liegt starr und steif Mein Heimatflus) begraben. Ermüdet von dem schnellen Lauf, Will er jetzt Du Hs haben. Doch wenn durchs trübe Wolkenmeer Dis Sonne bricht in Strahlen, Wird Leben auf der weihen Flur, Sich Luft und Freuds malen. Lieb' Heimattal, dein Winter gibt Mir srifchsn Mut zum Singen. Durch meins Seele freudig zieht Ein jelig Jugsndklingsn. Wilhelm Fijchsr, Aittau. Das Weihnachts-Geschenk Nach einer Lausitzer Sage von Fanny Lohse-Kretschmar, Dr.-Biihlau, Ellsabethstr. 6 dem Pfarrdorf Krischa bei Görlitz lebte einmal ein Mann, der ein Dichter war und zumeist in seinem Stübchen an einem kleinen Schreibtisch saß und die schönsten Geschichten und Märchen für Kinder schrieb, die ihnen die Großmutter des Winterabends am Kamin erzählte. Ach, gar wundersam ging es zu in den Erzählungen und Märchen des Dichters! Da war von Engeln zu lesen, die durch den Garten Morgenrot gewandelt waren und Rosen ge pflückt hatten die sie dann, auf goldenen Himmelsbänken sitzend, zu Sträußen banden. Darauf flogen sie hinab auf die Erde und legten den schlummernden Kindern die Rosensträuße auf die Bettdecke. Ei, was war das für eine Freude für die Kinder, wenn sie erwachten! Und von einem lieben Mädchen erzählte der Dichter, Pfingströschen genannt, das seiner Mutter Wunder- wasser holte aus dem finstren Wald, und als die Mutter davon trank, wurde sie von einer schlimmen Krankheit geheilt. Auch gar lustige Dinge schrieb der Dichter. Einmal von drei kleinen Teufeln, die von ihrem Vater aus der Hölle verstoßen wurden und sich, bis vor das Himmelstor verirrten. Aber Sankt Peter rief Frau Holle heraus. Sie brachte den Besen mit und kehrte die drei kleinen Unholde auf die Erde zurück Sie verkrochen sich aber rasch in die Hölle, und das war gut, denn sicher hätten sie viel Schaden unter den Kindern angerichtet. Und von den Schnee flocken erzählte der Dichter. Er nannte sie weiße Bienen, die lustig tanzten und surrten draußen vor den Fensterscheiben. — Ja, gar wundervolle Märchen schrieb der Dichter, und in seinem Herzen war es so hell und warm, wie in der lieben Gottessonne, ja, sein Herz war selbst eine Gottessonne, da es den Menschen, besonders den Kindern, so viel Licht und Freude spendete. Aber sollte mans glauben? Der Dichter, der die Menschen so beglückte, wurde oft mit seinen Lieben von Hunger und Kälte gepeinigt, denn für all seine schönen Erzählungen bekam er so wenig Geld, daß er oft Not leiden mußte, mitsamt seinem Weib Marthe und seinen Kindern Gottfried, Maria und Hänschen, die sämtlich die Schule noch nicht besuchten. War der Sommer in Krischa zu Gast, so war das Leben nicht so beschwerlich, denn mit dem Sommer ließ sich gut auskommen. Er war ein gütiger Geber, denn er brachte Sonnenschein, Wald früchte, Pilze und allerlei Wildgemüse und Kräuter für die Armen. Aber der Winter! O, der! Der trabte manchmal als recht böser Geselle durchs Dorf, zumal wenn er gleich die harte Kälte, sein ihm angetrautes Weib, mit sich brachte. Aber zumeist kam er erst allein, und die gefürchtete Frau Kälte reiste ihm später nach. Zuerst warf der alte Winter seinen weiten dicken Schneeflausch über Fluren und Wälder. Und zwischen Himmel und Erde schwirrten und schwärmten fröhlich die weißen Bienen, von denen der Dichter so hübsch erzählte. So gefiel den Kindern der alte Winter und sie hatten ihn recht lieb. Gar übermütig trieben sie es auf dem Schneeflausch mit Schlittenfahren, Schlittschuhlaufen und Schneeballschlachten. Und was brachte er sonst noch an Herrlichkeiten mit, der gute Alte! Sollten sie ihn darum nicht lieben? Sie brauchten nur an die glatten Eisspiegel, die glitzern- den Eiszapfen und die anmutigen Blumen an den Fensterscheiben zu denken, so mußte ihnen doch das Herztürlein aufspringen und die Freude heraushüpfen. Sie hielten ordentlich den Atem an vor Staunen, wenn der Winter mit dem Pinsel in seinen Silber topftauchte und die wunderbarsten Blumen an dieFensterscheiben malte. Selbst die Sonne war entzückt davon. Sie überhauchte sie am Morgen mit einem rosigen Schein und ließ sie später golden erblühen. Am Mittag konnte sie sich dann nicht mehr halten, sie mußte die Blumen so heiß küssen, daß sie unter ihren Küssen zerschmolzen. Doch das alles ist es noch nicht, weshalb die Kinder den Winter so lieb haben, es ist vor allem um des lieben Weih- nachtsfestes willen. O, schon bei der Nennung dieses Namen» jauchzt jedes Kinderherz und zittert vor unermeßlicher Freude. Und vom Weihnachtsfest will ich erzählen, und zwar von einem