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Erhöhung des Bezugspreises aus 80 Mar8 für das 4. Vierteljahr 1922 Wiederholt hat disGbselausiher Hsimatzeitung darauf hingswiejen, dap auch sie ein Gpfer der Verhältnisse zu werden droht. Nach den neuerlichen ungeahnt hohen Steigerungen, scheint das Schicksal dieses Gpfer sester und fester packen zu wollen, um es vollends zu zermürben. So leicht will sich aber die Hsimatzeitung nicht werfen lassen und sie wird alle Anstrengungen machen, dem Schicksal jovieler anderer Zeit schriften zu entrinnen. Dazu braucht sie aber neue Kraft, und dieMedizin, die ihr dies« geben soll, sind weiters 40 Mark Bezugsgeld auf die bis herige Gebühr, sodast der Bezugspreis im laufenden Vierteljahr 80 Mark beträgt. Die Heimatzeitung bittet alle ihrs Abonnenten, die Nachzahlung sofort eichenden zu wollen, und ermahnt gleichzeitig auch dis, dis den Bezugspreis überhaupt noch nicht bezahlt haben,dies sofort zu tun. Walddorf Aus der Sommerfrische von Thekla Wenzel altes Sprichwort sagt: „Wenn jemand eine Reise tut, MM so kann er was erzählen," aber manchmal braucht es keine große Reise zu sein und man kann auch schon etwas er zählen. In dem Falle gilt es: „Sieh, das Gute liegt so nah." Wenn man von Zittau nach Dresden fährt, sieht man auf der Strecke am Fuße des Kottmar das reizende Walddorf liegen. Immer lud es uns verlockend ein, so oft wir vorüberfuhren, es näher in Augenschein zu nehmen. Aber wie es so geht, Jahre kamen, Jahre vergingen, man fuhr dahin und dorthin, aber Walddorf blieb immer unbesehen am Wege liegen. Da kam wieder einmal der herrliche Frühling und mit ihm die Frage: „Wo werden wir diesmal unsre Freizeit zubringen?" — Gewöhnlich sind ja schon im Winter alle Quartiere vergeben und es bestand sehr wenig Hoffnung, noch ein solches in der Nähe zu finden. Plötzlich dachten wir an Wulddorf. Wie lange wollten wir doch schon einmal dahin fahren, vielleicht findet man dort noch ein gastliches Haus, das uns aufnehmen kann. Bald nach Ostern, als die ersten schönen, warmen Frühlings tage kamen und Sehnsucht nach Berg und Wald die Herzen er füllte, machten wir uns auf, das hübsch gelegene Walddorf auf zusuchen. Man fährt bis Eibau mit der Bahn und geht von da aus zu Fuß nach Walddorf, ohne daß man merkt, wo das erstere aufhört und das letztere beginnt, immer in der Richtung nachdem Kottmar zu, der uns als Ziel von weitem zuwinkt. Nach langer, kalter Winterszeit wirkte dieser Snaziergang bei schönstem, warmem Sonnenschein wie eine Befrei» ig aus Kerker haft — besonders zuletzt noch, als wir bei blauem Himmel dem Kottmar zuwanderten und uns an der frischen, freien Waldluft erquickten. O könnte man hier seine Lunge gesund baden von den ver- fchiedenen Katarrhen des Winters, o könnte man hier die Ruhe genießen, nach der man sich sehnte. — Aber wo wird man ein schützendes Dach finden, so fragten wir zaghaft Da wurde uns die große Freude zuteil, garnicht lange suchen zu müssen. Eine freundliche Wegweiserin verhalf uns dazu, bald das richtige zu finden. Ganz unerwartet traf es sich so, daß die Vermieterin gerade noch diese Wochen unbesetzt hatte, die wir zum Urlaub erwählt hatten. Das war ungeahntes Glück! Wir suchten nichts weiter als Ruhe und Sonne, wir fanden aber mehr. Manche Freudenblumc erblühte uns noch nebenbei und es bewahrheitete sich wieder einmal: Wer wenig sucht, der findet viel! Walddorf beschenkte uns mit seinen Gaben wie Weihnachten die Kinder, so daß unser Aufenthalt zu einem Urlaubsfeste wurde. Zwischen Schule und Turnhalle, unweit des Waldessaumes, in einem der idyllischen Holzbogenfensterhäuschen, die mein ganzes Entzücken sind, fanden wir Aufnahme. Nirgends noch fand ich diesen Baustil uyd ich meine, dieser Heimatstil sollte mehr gewahrt werden, auch an neuen Häusern. Die Fensternischen sieht man häufig mit klargemachtem Holz ausgesetzt, was jedenfalls im Winter sehr wärmen wird. Nicht nur die Fensterbogen, sondern auch die Giebel sind sehr originell. Sie sind mit blau und weißem Schiefer gedeckt und haben die verschiedensten Muster. Manche sehen von weitem aus wie eine gestickte Kante in einem blau- gedruckten Leinewandkleid, welches die Häuser angezogen haben. Das ist alles so gemütvoll und sinnig, denn in Eibau gibt es noch Häuser, die sich Symbole zum Muster genommen haben: Kreuz, Herz und Anker, Glaube, Liebe, Hoffnung Solche und ähnliche Inschriften erblickt man dort noch häufig. Rechts und links von der Haustür befindet sich ein kleines vergittertes Fenster, welches oft, genau wie Küchen- und Gewölbefenster, die schönsten Muster in Kunstschmiedearbeit aufweist. Fast jedes ist anders, selten findet man dasselbe wieder. Ein Blick aus meinem Fenster zeigte mir im Hintergrund die zartblau gefärbte Lausche, davor einige Häuser und Esten von Eibau, den Lerchenberg, den Anfang von Neugersdorf, zwei Türme von der Philippsdorfer Kirche, in nächster Nähe den Walddorfer Kirchturm, der mir stets die Zeit anzeigte, und gegen über ein Nachbarhäuschen mit. einem von wildem Wein reizend bewachsenen Giebel und einem Lebensbaum davor Das wird ein hübsches Bild geben, war mein erster Gedanke, und schon hielt ich es im Geiste fest und mischte die Farben dazu. Mein erster Gang galt dem Friedhof, der Ruhestätte meines ersten Lehrers Im schönen Muldental hatten wir uns zum letzten Mal gesehen, in der Lausitz fanden wir uns wieder —, er freilich nicht mehr unter den Lebenden. Vor zwölf Jahren schon verboten in Reichenau,Sa. Fernsprecher Nr. 2lZ Nr. 24 3.. Jahrgang Unberechtigter Erscheint oller 14 Tage AreiVags' Blatte für "'ZM Heimatkunde, M Mjk MM Schristleitung und Geschäftsstelle Gesck)icf)ie, u nst, Literatur Druch u.Veriag.Älwin Marx (Jnh.OstoMarz-) Süülausttzer Nachrichten, Reichenau^Sa. Sonntag, 26. November (Neblung) 1922