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Är. Ü3 HberlaußherHeimatZsiiuüZ 2S7 Ich selbst erhielt zuverlässige Angaben von dem Vorkommen des Gartenschläfers bei Schneeberg im Erzgebirge, sowie vom Zeug haus und dem Königstein in der Sächsischen Schweiz, während laut den Akten der amtlichen Stelle zur Bekämpfung der Bisam ratte in Sachsen dieser als „Bisamratte" ein Gartenschläfer von Falkenstein im Bogllande eingeliefert worden ist. Der Gartenschläfer scheint in Sachsen im wesentlichen die Nadel holzzone zu bewohnen, wenn schon er in dieser auch weniger den ausgesprochenen reinen Nadelwald bevorzugt, sondern zu seinen Aufenthaltsorten mehr auch die von Laubholz bestandenen Stellen, sowie die Obstgärten, überhaupt gleich dem Siebenschläfer die Nähe menschlicher Wohnungen wählt. Im Westen ist sein Ber- breitungsgebier scharf von dem des Siebenschläfers geschieden; er vertritt diesen, der nur bis ins Hügelland aufsteigt, in den höheren Lagen des Gebirges und nimmt dementsprechend die Südhäiste des Landes für sich in Anspruch. Im Elbgebiet dagegen, von dem aus sich sein Vorkommen weiter nach dem Osten über das Lausitzer Gebirge zu erstrecken scheint — nach einer mündlichen Mitteilung des Herrn Professor Dr. Stübler in Bautzen ist der Gartenschläfer neuerdings mit Sicherheit auf dem Hochwald fest gestellt worden—, fällt sein Vorkommen mit dem seines größeren Vetters zusammen. Er scheint indessen aber auch hier, soweit meine eigenen Erfahrungen reichen, nicht oder nur selten an der gleichen Stelle mit dem Siebenschläfer zusammen vorzukommen. Letzterer bevölkert in erster Linie das an Laubholz und Ovstväumen reiche Elbtal und folgt von diesem ans der Bmye in die Berge und ist dann in diesen, wie auf dem Winterberg an den Basalt oder auf dem Battenberg an den Granit gebunden. Der Garten schläfer tritt wieder mehr im Bereiche des Nadelholzes, ohne sich aber an dieses selbst sklavisch zu binden, also im eigentlichen Sandsteingebiet, auf. In seiner Lebensweise, über die aber gerade aus Sachsen die Mitteilungen noch recht spärlich fließen, hat der Gartenschläfer vieles mit seinem Vetter, dem Siebenschläfer, gemeinsam. Er ist wie jener zwar auch ein ursprüngliches Tier des Waldes, aber gleichfalls überall schon der baumreichen Umgebung der mensch lichen Wohnstätten zugewandert und macht sich hier durch Plün derungen der Obstbäume und Beerensträucher, durch Diebstähle an den Küchengewächsen des Gartens und durch ausgedehnte Näschereien auch in den Gebäuden selbst in einer ganz ähnlichen Weise wie jener lästig. Überaus wertvoll wären Beobachtungen über die Dauer der Winterruhe, die wahrscheinlich, da er nicht so wärmebedürstig wie der Siebenschläferzu sein scheint, eine kürzere als bei diesem ist. Auf dem Pfaffenstein hörte ich, daß hier der Winterschlaf sogar ein recht unvollkommener ist, und daß man die Tiere in den Gebäuden, in denen sie auch winters über einen jederzeit reichlich gedeckten Tisch vorfinden, auch in der kalten Jahreszeit noch wachend antrifft. Ebenso sind auch über seine Fortpflanzung noch weitere Beobachtungen erwünscht, da man auch ihm nur einen Wurf im Jahre zuschreibt, während die ent- sprechenden Verhältnisse beim Siebenschläfer und der Haselmaus die Vermutung entstehen lassen, daß möglicherweise auch er im Jahre zweimal Junge wirst. An Schlupfwinkeln wählt er, ganz wie der Siebenschläfer, an den Wohnstätten der Menschen stille und verborgene Winkel in den Gebäuden oder besiedelt die aufgehängten Nistkästen, während er im Freien Schutz im Geklüft von Felsen und Steinbrüchen, sowie in Baumhöhlen sucht und sich auch selbst Nester teils auf Bäumen, teils in ausgeschichtetem Holz, unter Wurzelwerk und an anderen ähnlichen Stellen errichtet. Die kleinste der Sippe, die Haselmaus, wird ebenfalls schon 1810 von Ludwig und nach ihm 1848 von Meyer für Dresden, sowie 1863 von Päßler für Meerane erwähnt. Neidisch fügt dann 1869 diesen beiden Orten noch Zittau hinzu. In den Meyer- und Helmschen Jahresberichten der ornithologischen Bcobach- tungsstationen für Sachsen werden Rachlau und Ebersbach in der Oberlausitz, sowie Sebnitz als Fundorte genannt, und Förster Wünsche bezeichnet sie dann 1900 ohne nähere Fundortsangaben sür die Sächsische Schweiz als selten. Sein Beobachtungsgebiet war der Große Mnterberg und von hier auch hat er ein Belegstück dem Dresdener Zoologischen Museum eingeliefert. Hesse erwähnt 1909 ein in dem Leipziger Zoologischen Museum befindliches Stück aus Penig und bezweifelt von einem weiteren, welches die Aufschrift „Leipzig 1890" trägt, daß dieses wirklich aus der näch sten Umgebung Leipzigs stammt. Aber zu Unrecht, denn die Haselmaus ist auch neuerdings wieder in der näheren Umgebung Leipzigs, und zwar im Oberholz, gefunden worden und in Beleg stücken auch im Leipziger Heimatmuseum vorhanden. Kramer erwähnt das Tier dann weiter 1893 für Großhennersdorf in der Lausitz, aus der mir dann als weitere Vorkommen noch Neschwitz und Jonsdorf bei Zittau mitgeteilt worden sind, denen laut dem 8. Heft der „Mitteilungen aus der Naturwissenschaftlichen Gesell schaft Isis in Bautzen" noch derCzorneboh, derDrohmberg sowie die Gegend Wurbis-Halbendors anzuglicdern sind. Endlich konnte ich das Tier auf dem Rochlitzer Berge und bei Frohburg nachweisen und erhielt weitere zuverlässige Angaben über sein Vorkommen bei Narsdorf, westlich von Rochlitz, sowie in der Gegend von Geithain—Ottenhain—Bad Lausick. Im Dresdener Zoologischen Museum befinden sich Belegstücke außer vom Großen Winterberg noch von Königstein und Großhennersdorf bei Zittau. Wie schwer der Nachweis des sich so sehr der Beobachtung entziehenden Tierchens überall dort ist, wo es nicht gerade häufig vorkommt — und das scheint an den meisten sächsischen Vor kommen der Fall zu sein —, mag meine Feststellung des Vor kommens auf dem Rochlitzer Berge dartun. Ich habe hier jahre lang mit großem Eifer, aber immer vergeblich nach dem Tiere gesucht, da ich auf Grund einiger älterer, mir von Waldarbeitern gemachten Mitteilungen von seinem Vorhandensein hier überzeugt war. Bis mir dann schließlich der Zufall zu Hilfe kam. Ich hatte vier junge Waldkäuze in Pflege und diese in meinem Eltern hause auf dem Rochlitzer Berge in einem Raume untergebracht, dessen Fenster Tag und Nacht offen stand und durch das die alten Vögel des Nachts ein- und ausflogen, um ihre ihnen entführten Jungen mit Nahrung zu versorgen. Unter den von ihnen herbei getragenen Beutetieren aber befand sich auch die so lange gesuchte Haselmaus. Unser Tier bewohnt in Sachsen das Tief- und Hügelland, steigt auch in die niederen und wärmeren Lagen der Gebirge empor, meidet aber alle rauheren, durch das Vorkommen der Fichte charakterisierten. Sie scheint sich in dieser Hinsicht ganz wie der Siebenschläfer zu verhalten. In Nordwestsachsen teilt sie mit ihm ja auch das Verbreitungsgebiet und auch in der Elblandschaft kommt sie wieder zusammen mit ihm vor, um sich aber dann noch weiter nach dem Osten über die Lausitz zu verbreiten und hiernach allen mir zugegangenen Mitteilungen ihre größte Häufigkeit in Sachsen überhaupt zu erreichen. Das Tier bevölkert die Busch- und Feldgehölze, sowie lichte, an Gebüsch und Unterholz reiche Laubwälder, stellt sich aber im Gegensätze zu ihren beiden größeren Verwandten kaum aa den Wohnstätten des Menschen ein. Die Winterruhe scheint wie beim Siebenschläfer eine verhältnis mäßig lange zu sein; zu ihr zieht sich das Tier in Baum- und Wurzelhöhlen, unter Laub- und Reisighaufen und anderen ähn lichen Orlen mehr zurück, wo sie sich ein dichtes und warmes Nest bereitet. In der warmen Jahreszeit errichtet sie ein solches, das freier, wenn auch meistens gut gegen Sicht geschützt, in dichtem Gebüsch steht. In ihm verschläft sie den lichten Tag: erst gegen Abend wird sie lebendig und kommt ins Freie, um sich im Geäst von allerlei Gebüsch und niederen Bäumen zu tummeln und ihrer Nahrung, die ausschließlich pflanzlicher Natur ist, nachzugehen. Auch von ihr können wir heute als erwiesen annehmen, daß die bisher geltende Annahme von nur einem Wurfe im Jahre eine falsche ist und daß sie gleichfalls zweimal Junge wirft. Die Schlafmäuse sind eine inteiessante und, wie der geschätzte Leser aus meinen Ausführungen hier und da vielleicht auch her- ausgelesen hat, in manchem noch wenig erforschte Tiergruppe. Es wäre daher wertvoll, wenn Naturfreunde, die ihre Gänge durch Wald und Feld offenen Auges unternehmen, auch auf sie achten wollten. Mitteilungen von Beobachtungen, selbst wenn sie dem Beobachter nur bescheiden zu sein dünken, nehme ich jederzeit (Anschrift: Dresden, Marienstraße 321) mit aufrichtigem Dank