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mei und dem wendischen Dudelsacke, durch die stille Nacht bis hinunter ins Wiesental am Nixenberge klangen, da horchten die Bewohner des Nixenteiches auf. In ihnen erwachte darauf heiße Sehnsucht, mit den frohen Menschenkindern droben im Saale des allen Kretschams fröhlich zu sein. Flugs nahmen die Nixen Menschengestalt an und erschienen in der Tracht jener Tage als schmucke Dirnen im Tanzsaale des alten Erblehngerichtes. Sie fanden stets allgemeine Bewunderung bei den Burschen des Dorfes, erregten aber oft auch den Neid der Dorfschönen, die es gar nicht etwa gern sahen, wenn die jungen Burschen zu oft mit den fremden Mädchen tanzten. Eisersucht quälte ihre Herzen. Wie schön aber auch die Benedeiten zu tanzen verstanden! Wo mochten die nur das gelernt haben? — Regelmäßig um Mitter nacht verließen die Nixen den Tanzsaal. Manchmal mitten im Tanze hielten sie inne, sie entschlüpften ihren Tänzern und ver- schwanden spurlos. Ab und zu gestatteten sie auch einem schmucken Burschen, sie zu begleiten. In der Nähe des Nixenteiches erhielt der Erwählte seinen Lohn, kleine, blitzende Münzen aus Silber. Während der Beschenkte verwundert das erhaltene Geld betrach tete, verschwanden die Nixen. Sah der Bursche wieder auf, dann erblickte er niemanden mehr und er kehrte kopfschüttelnd nach dem Dorfe zurück. — Zuzeiten trugen die Nixen auch meergrüne Kleider, deren Saum unten immer naß war. Da hüteten sich die Burschen sehr wohl, die fremden Mädchen zu begleiten und deren Neckereien sich auszusetzen. In Kleindittmannsdorf hatte man sich an jene hübschen Dirnen aus dem Nixenteiche so gewöhnt, daß es allgemein ausfiel, wenn sie einmal nicht erschienen. Dann herrschte im Saale auch gar nickt die Fröhlichkeit wie sonst, und sehnsuchtsvoll blickte mancher derBurschen verstohlen nach der Saattür, ob die fremden Schönen nicht bald kommen würden. — Noch heute erzählen die Groß mütter ihren Enkeln gern von jenen Nixen, die sonst nach Klein- dittmannsdorf zum Tanze kamen. — Die Nixen sind seit langem aus dem Nixenteiche verschwunden und haben sich in ihr unterirdisches Schloß im Nixenberge zurück gezogen. Sie konnten das Läuten der Glocken von Lomnitz und Lichtenberg nicht vertragen. Dann und wann kommen sie aber in Hellen Vollmondnächten doch wieder nack der Oberwelt, um ihre Wäsche am Nixcnteiche auszubrciten und im Mondenschein zu bleichen. Das wollen schon viele gesehen haben, die in solchen. Nächten hier vorübergingen. - 3m Herbst ...! Skizze von Rudolf Krcnz ! Goldener Sonnenschein, der zitternd und kosend um das Dach des gegenüberliegenden Hauses spielt, lockt hinaus: tiefdunkle Himmelsbläue lädt herzinnig zum Wandern ins Freie und herbsüße, frische Luft weht immer wieder zum Fenster hinein, schmeichelt um lernheißen Kopf und glühende Wangen und bittet so eindringlich : Komm hinaus! Und im Herzen weckt dieser Ruf Widerhall. Und von innen und außen hart be drängt, gebe ich nach und eile hinaus!... Wie ist doch der Herbsttag so frisch, so hell und so bunt! Gol- dene, herzblutrote Farben überall an Baum und Strauch. Letzte Lebensglut im trunkenen Feuer sinnlicher Schönheit. Das Sterben gleicht einem freudigen Fest! Kein Wehlaut herben Scheidenmüssens geht durch die Natur. Keine bange Stille mahnenden, unabwendbaren Todes lastet auf ihr. Nein, jene selige Stille, die erfüllte Pflicht, erfüllte Sendung gebiert, jene Glückseligkeit, die Zeit und Werk vollendet weiß, erfüllt den Raum in heiliger Weihe... Im Abgott. Auf einem der Felsen liege ich, von goldener Nachmittags sonne bestrahlt. Tief unten fließt die Spree. Lautlos und mitjener Selbstverständlichkeit, die mitderZeit den schauenden Augen un heimlich wird. Die die Gedanken flußaufwärts zieht an jenen Ort, wo aus den dunklen Tiefen der Erde der dünne Strahl, der Lebenskeim, des Flusses dringt: die sie mit flußabwärts tragen, auf immer breiter wachsendem Rücken bis ans große Meer, das immer höher und höher schwillt, Land und Berge überschwemmt, die ganze Erde frißt, alles Leben erdrückt, bis alles nur noch Himmel und Wasser ist!... Still ist es auf meiner luftigen Höhe. Zuweilen nur schreit ein Vogel. Zuweilen nur wird mir in meinen Träumen das Rau schen des Mühlwehres, bewußt. Ich kann es nichtsehen. Ich sckaue stadtwärts. Im großen Bogen windet sich die Spree durch das felsenbeengte Tal. Trüb sind ihre Fluten. Und voll Blätter. Gol dene und blutrote. Des Herbstes Kleid, zu einem einzigen end losen Faden aufgetrennt, führen die Wasser fort. Unaufhaltsam. Unwiderruflich. Weh wird es da in der Brust. Hilflos sitze ich auf meinem Fels, muß zuschauen, wie die Schönheit aus dem Lande getragen wird. Muß zuschauen, wie Baum und Strauch blattleerer, schönheitsärmer werden. Und kann nicht Einhalt gebieten ...! Uber Berge sehe ich den Winter steigen.... Durch sandige Heide ihn zu uns kommen...! ... Aber es muß ja so sein, törichtes Herz! Ist Winter nur freudlose, harte Zeit? O nein! Winter bringt trauliche Dämmer stunden am warmen Herd. Bringt Erbaüungsstunden an den Stätten der Kunst und der Wissenschaft. Winter bringt Weihnacht und frohe Festeszeit. Winter bringt Freuden, die der Sommer nicht kennt. Winter führt Dich eindringlich zu Dir!... Und hinter dem Winter ahnst du de» Frühling! Weshalb also zagen im Herbst!... Vom Martinstag in der Oberlausitz Von 0. Scköne II. November finden wir im Kalender II den Martinstag verzeichnet. In den Urkunden des Mittelalters tritt er unter den Namen / Martinas kiemalis, Martinus im Winter, Merten, Merteinstag, Martinus krigidus (kalter Mar tinus) und anders auf. Es wird derselbe zurück- gekükrt auf den Hisckof „Martinus von Tours''. Natz wir es an diesem Heiligentage bei uns mit einem alten volkstümlichen §est zu tun Koben, erkellt aus der Tatsache, daß in nichtgermanischen Ländern, wie in Frankreich, das (Zedäcbtnis des keiligen Martin nur in der kircke gefeiert wurde und noch gefeiert wird. Von einer volkstümlichen §eier findet sich daselbst keine Spur, wäkrend diese in allen germanischen Ländern von der Schweiz bis nach Norwegen ganz allgemein ist. In ikrem Mittelpunkt steken der „Mar- tinssckmaus" und „Martinstrunk", gegen welche be reits die Synode von Llu-cerre im^akre 590 als gegen eine ksidniscbe Sitte eiferte. L>a wir kier rein ger manische Sräucke vor uns Koben, so ist es sekr wahr scheinlich, datz Sankt Martin nach seiner Heiligspre chung an dis Stelle eines germanischen Lottes, viel leicht des Wodan, getreten ist, dem zu Ckren unsere Vorkakren dereinst kür den Segen der Herden, "in späterer Zeit für die §rücbte des (Zartens Opfer und Spenden brachten. Sankt Martin galt demnach als Sckutzkerr der Herden und des Hausgeflügels, und die Winzer riefen ikn um Wachstum und Oedeiken der Lrauben an. Vor allem wurde ikm die Sans als keiliges Lier zugesprochen, weskalb noch bis auf unsere Lage der Gänsebraten zu diesem Zeitpunkte ein allgemeines (Zericht von den NIpen bis in den koken Norden ist. Cin älterer deutscher Schriftstellers Sebastian §ranck, berichtet darüber folgendes: „St. Martins fest celebriert diss volck wunder ekrlick. erst»