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Und als nun die Burschen die Mägdlein erblickt, Da sind sie ob weiblicher Anmut entzückt. Die Burschen sind all von der Schönheit gebannt, Die man hier im „Ritter von Blcileben" fand. Es wollten die Burschen erst weiter wohl gehn, Doch war es nun um ihre Herzen geschehn. Es nahmen die Mägdlein die Zither zur Hand Und sangen ein Lied aus dem Böhmerland. Drauf riefen die Burschen: „Hier bleiben wir heut, Wo Liebe, Weib, Wein und Gesang uns erfreut!" — Die Burschen, sie tranken und sangen vor Lust, Bor Freude da wollte wohl springen die Brust. Und längst vorüber war Mitternacht, Da hat ihnen der Wirt noch Wein gebracht. Der Wirt war ein Deutscher von Schrot und von Kern, Drum hatten ihn auch die Burschen so gern. Und wandert ein Deutscher nach Mariaschein, So kehr er im „Ritter von Bleileben" ein. Ms Freunde schieden wir am andern Margen von jenen braven Wirtsleuten. Wir fünf Wanderburschen zogen nun nach Teplitz. Nach einem Rundgange durch den Badeort und nachdem wir Eeumes Grab besucht hatten, setzten wir uns nachmittags in eine Droschke und ließen uns bis Pilkau fahren. Die Bahnlinie von Teplitz über Boreslaw nach Leitmeritz gab es damals noch nicht. Abends blieben wir auf dem Donnersberge. An unserer Tafel runde waren fünf Reichsdeutsche und vier Deutsch-Österreicher vereint. Wir stimmten Vaterlands- und Wanderlieder an. Kaum aber hatten wir unsere Stimmen vereint zu dem Gesänge „Deutschland über alles", da wurden wir von der Kellnerin im Auftrage des Wirtes ersucht, das Singen dieses Liedes zu unter lassen, tschechische Gäste im Nebenzimmer fühlten sich beleidigt. Natürlich ließen wir uns nicht im geringsten stören. Wir wußten uns auf deutschem Grund und Böden. Demonstrativ verließen darauf fluchend und scheltend die gekränkten Herren das Neben zimmer. Am andern Morgen war das Kloster Osseg unser Wanderziel. Die vier Deutsch-Österreicher, drei Prager Studenten und deren Onkel, baten, uns bis dahin begleiten zu dürfen. Ihr uns ehren des Anerbieten nahmen wir gern und dankend an. So zogen wir neun Wanderer über Ruine Kostenblatt nach Dux und Osseg. In einem Dorfe dahin flogen uns, ohne irgend eine Ursache ge geben zu haben, Steine von tschechischen halbwüchsigen Burschen nach. Hinter dem betreffenden Dorfe schüttelten wir den Staub von den Füßen. In Osseg besichtigten xvir die Klosterkirche und den sehens- werten Klöstergarten. Meine acht Reisegenossen begleiteten mich dann noch bis zur Riesenburg. Wir bestiegen die Zinne des ehe maligen Bergfrieds, hielten Umschau, und zum Abschied sangen wir hier oben noch einmal so recht aus kräftigem Herzen: „Deutschland über alles!" — Alsbald stiegen wir hinab, noch ein Händedruck — und unsere Wege trennten sich. Ich wanderte dann selbander hinauf nach Langewiese und kam in später Nachtstunde in Deutsch-Georgenthal an. Am andern Tage brachte mich mein Weg nach Olbernhau. Keinen meiner Reisegenoffen von damals habe ich je wieder gesehen. Ob sie wohl noch leben? — Ich weiß es nicht. Sollten aber einem diese Zeilen zu Gesichte kommen, dann nttgen sie ihm ein freundlicher Gruß sein als Erinnerung an schöne, leider längstverqangene Tage. Familie Bartsch I^A3ine alteingesessene Familie ist die Familie Bartsch. Heute IWM sitzen ihre Glieder in allen Teilen der Oberlausitz, und DWM die wissen nichts von ihrer Verwandtschaft untereinander. Das Zusammengehörigkeitsgefühl schlummert, vielleicht ist's schon erstorben, daß man es nicht wieder zum Leben erwecken kann. Bor Jahren klopfte ich bei einigen Trägern des Namens Bartsch an, doch wollten sie nur in der Gegenwart leben, den Weg in die Vergangenheit zurück ging niemand mit. Habe ich vielleicht nicht genug gerüttelt und geschüttelt und gerufen, so daß sie aus ihrem Schlummer nicht erwachten? Na, kurz und gut, niemand wollte mir zurück in die Geschichte der Familie Bartsch folgen. Daß viele, die in der Oberlausitz den Namen Bartsch tragen, miteinander verwandt und Nachkommen eines Stammvaters sind, ist sicher. Sie haben es im Laufe der Zeit vergessen und ahnen es heute nicht mehr. Das zu wissen, hat keinen „materiellen" Wert und ist deshalb wohl auch ohne jedes Interesse. Ist's wirklich so? Sind wir, die wir heute leben, nicht doch noch ein Glied jener, die vor uns gelebt haben? Ein Teil jener lebt als Anlage in uns. Wir sind nichts Neues, sondern nur eine Weiterentwickelung des Bartschgeschlechtes. Der Name Bartsch kommt im Osten häufiger vor als im Westen und weist auf das Slawische hin. In die älteste Zeit hinein ragen die Flußnamen. Der heutige Fluß Bartsch, ein Nebenfluß der Oder, tritt am 7. Juli 1136 urkundlich zum ersten Male auf und wird Bariche (gesprochen Baritsche) genannt. Im 13. Jahr hundert heißt er Baricz, im 14. Jahrhundert Bariz, Baritz, Barutsch, Baracz,Baratsch, im 15. Jahrhundert Baritz, im 16. Jahr hundert Barusch, Bartsch. Flüsse wurden allgemein nach ihrer Lage oder einer ihnen besonderen Eigentümlichkeit benannt. Der Fluß Bartsch fließt von der Quelle bis zur Mündung durch Sumpf und bewohnt war die Gegend von Slawen. Para, bara ist der Sumpf; rzeka der Fluß; para rzeka also Sumpffluß. Daraus entstand, gegeben durch der Zeilen Wandlung und wohl auch durch den Einfluß der zugewan- derten Deutschen, der Name Bartsch. Der Name Bartsch kann auch durch Slawisierung des Namens Bartholomäus entstanden sein. Diese Wandlung ist urkundlich nachgewiesen. Der Bunzlauer Ratsschöppe Bartusch Schneider wird auch als Bartsch Schneider und Bartholomäus Schneider angeführt. Der Name Bartsch kann auch den Beruf des Namensträgers angeben. Bacs (Bätsch gesprochen) ist der Schäfer. Der von den eingewanderten Franken beeinflußte Dialekt schob ein r ein, das in der Schriftsprache leicht zum Ausdruck kommen konnte und Bacs (bätsch) zu Bartsch wurde. Partecz ist derSchuhflicker, Paruch, Parusz der Töpfer oder Drechsler. Auch diese Namen konnten zu Bartsch, Parisch werden. Wie mögen nun die lausitzer Familien Bartsch zu ihrem Namen gekommen sein? Stammen sie aus einer Sumpfgegend, waren ihre Vorfahren eingewanderte Deutsche namens Bartholomäus oder waren sie slawische Schäfer, Töpfer, Schuhflicker? Wer ver- mag es zu sagen! Als ich noch ein Junge war, erzählte mir mein Vater, unsere Familie sei eingewandert, wenn ich nicht irre, aus Böhmen. Wie er zu dieser Ansicht gekommen ist, weiß ich nicht, weiß aber jetzt, daß er nicht Recht hatte. Die Einwanderung muß vor mehreren Jahrhunderten stattgesunden haben, denn bis 1666 läßt sich vor läufig die Familie Bartsch urkundlich zuriickoerfolgen, und über 250 Jahre spricht sich eine Tatsache in der Überlieferung nicht fort. Wir dürfen also wohl behaupten: die Familie Bartsch ist eine alt- eingesessene lausitzer Familie. In der Mitte des l 7. Jahrhunderts und zwar nach dem 30- jährigen Kriege treten gleichzeitig zwei Familien Bartsch auf, die eine in Kirschau, die andere in Oderwitz. Ende des 16. Jahrhun derts schon kommt in den Oderwitzer Schöppenbüchern ein Bartsch vor, er wird allerdings nur einmal genannt bei Tilgung einer Schuld, ohne daß Näheres über ihn berichtet wird. Wenn auch die Kirschauer Linie erst 1666 genannt wird — dem Kirchenbuche fehlen nämlich die ersten Blätter — so ist doch anzunehmen, daß sie in Kirschau schon lange ansässig gewesen ist. Der älteste Bartsch war nämlich Gerichtsschöppe und starb am 7. November 1666.. Daß er Gerichtsschöppe war, deutet auf Alter und Ansehen der Familie. Sein Sohn starb 1678 und war auch Gerichtsschöppe. Beide hießen Melchior. Eine Tochter Elisabeth heiratete am 15. Februar 1683 einen Andreas Müller, Sohn des Gerichtsschöppen in Spremberg. Der erste Melchior hat wahrscheinlich noch zwei Söhne ge habt, über deren Geburt nichts zu finden ist, weil dem Kirchen- buche verschiedene Blätter fehlen. Der eine ist Martin der Bauer, der andere Christoph der Schmied und Zimmermann.