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studierte er Medizin, wandte sich aber bald der Dichtkunst zu. Die Fabeln, die er 1766 herausgab, fanden Gellerts Beifall. Mit zeitgenössischen Dichtern, wie Gleim, Weiße und Oser, war er befreundet. 1770 verließ er Leipzig und ging nach Hamburg, wo er kurze Zeit die Herausgabe des dortigen „Korrespondenten" besorgte. Hierauf wurde er Theater dichter bei der Seilerschen Schauspieler-Gesellschaft. Aber das Herumziehen mit der Truppe war seiner schwächlichen Gesundheit beschwerlich; er eilte daher 1771 zu seinem Freunde Gleim nach Halberstadt, wo er am 30. September 1772 einem Blutsturze erlag. Wir nennen ihn hier, weil er u. a. auch einige Operetten geschrieben hat. (Nach Otto). Im selben Jahre starb in Lauban der Fürstl. Sächsische Kapellmeister und Organist an der Hauptkirche Christian Gottfried Hellmund. Er war 1698 zu Zülzendorf bei Brieg geboren und legte den Grund seiner Kenntnisse bei seinem Vater, der Lehrer und Organist war. Später war er Schüler des seiner Zeit bekannten Musikers Kirstein in Löwen und studierte dann in Jena. Er hatte damals ein Glockenspiel erfunden, womit er zu jeder Musik begleiten konnte. Dieses Instrument führte er u. a. auch dem be rühmten Musiker Telemann in Hamburg vor, bei dem er auch Unterricht in der Komposition nahm. Auf einer Reise nach Holland lernte er auch außer musikalischen Fachkennt nissen mancherlei Technisches, was ihm in seinem späteren Leben noch einmal nützlich werden sollte. 1730 kehrte er nach Deutschland zurück und übernahm das Organistenamt an der Laubaner Hauptkirche, mit dem der städtische Musik direktorposten verbunden war. Als solcher hatte er sich um- geschickte Gehilfen zu bemühen, wöchentlich zwei musikalische Übungen anzustellen, die dazu nötigen Instrumente anzu schaffen und auch Übungen in der Vokalmusik abzuhaltcn. Am'14.Iuli 1760 brannte die Laubaner Pfarrkirche nieder und Hellmund mußte seine Kirchentätigkeit in der Waisen haus« und dann in der Kreuzkirche fortsetzen. Diese Zeit seiner eingeschränkten musikalischen Wirksamkeit gewährte ihm Muße, eine Fabrik in Lauban zu leiten, in der er seine In Holland erworbenen technischen Erfahrungen verwerten konnte. Es wurde nämlich dort mit Gold und anderen Farben bedruckte Leinwand hergestellt, die zu Tapeten, Gardinen, Altar- und Kanzelbekleidungen verwertet wurde. Hellmund starb vor nunmehr 150 Jahren, am 29. Oktober 1772. Otto, dessen Schriftsteller-Lexikon wir die obigen Angaben in der Hauptsache entnehmen, gibt als musikalische Werke Hellmunds an: 1. klemeitto mori, oder nützliche Todes-Erinnerung nach Anleitung der Sonn- und Festtags- Evangelien. Lauban 1736. 2. vmee mori, oder eben der gleichen. Lauban 1738. 3. Ouutte mori, oder Kantaten über die Sonn- und Festtags-Evangelien. Lauban 1740. 4. Viele dergleichen Kantaten.— Auch schuf er eine Kantate, die beim 8. Stiftungsfest der Laubaner Gelehrten Gesell schaft am 18. November 1754 ausgeführt wurde. (Neues Laus. Magazin 94. S. l32.) Der letzte in unserer Reihe ist der „wendische Mozart", wie die „Zittauer Geschichtsblätter" einst den langjährigen Kantor von Kittlitz bei Löbau, Karl August Katzer, nannten. Er wurde vor 100 Jahren, am 3. Dezember 1822, in Berge bei Bautzen geboren und war in der Musik ein Schüler des am Anfang dieser Arbeit genannten Seminar lehrers August Bergt sowie von dessen Nachfolger Karl Eduard Hering. Als Komponist volkstümlicher wendischer Lieder und auch größerer Gesangsstücke hat er sich einen in seiner oberlausitzer Heimat wohl bekannten Namen gemacht. Zahlreiche Werke von ihm — Lieder, Männerchöre, wen dische Tänze — sind im Druck erschienen. Aus Anlaß des wendischen Gesangsfestes, das im November 1860 in Löbau stattfand, wurde eine seiner größeren Kompositionen, „die Ernte", gedichtet von Seiler, aufgeführt. Katzer starb im Ruhestande am 19. Mai 1904 in Kittlitz. Herbstahnen Letzter Sommsrtage milder Glan; Hält des müden Lebens Kraft gefangen. Späte Ltojsn find noch aufgegangsn. Welke Blätter treten an zum Tanz. Disnlein tragen ihren (Überfluß Emsig zu der Heide letztem Segen, Nus geheimnisvollen Waldsswegsn Äugt.ein Del) und flieht mit scheuem Fuß. Sommervögsl streifen an zum Flug; Ihres Fittichs Steuer lenkt gen Süden, Wo noch nicht das Nebel msec den müden, Letzten Sonnenstrahl zu Grabs trug. (Ruhe aus, mein Land, und sammle Kraft: Ew'ge Güte wird den Keim verstreuen. Daß dis Welt nach tiefem Traum dem neuen Lenz dis Glieder froh sntgegsnsteafft l Hslsno Hslbig-Tränknoc. Eine Tagebuch-Erinnerung Bon Fr. Bernh. Störzner fiel mir ein altes Tagebuch in die Hände, das ich WWH bei mir führte, als ich im Jahre 1885 meine erste Wanderfahrt durch die Sächsische Schweiz und durch Nordböhmen unternahm. Ich blätterte darin, las die einst ge machten Notizen und betrachtete die Bleistiftzeichnungen, durch die ich festhalten wollte, was ich damals erlebte und schaute. Wie so manche liebe Erinnerung ward da aufgefrischt, und wie lebendig standen vor meiner Seele wieder die kleinen Erlebnisse. Ich werde wohl keine Indiskretion begehen, wenn ich heute, nach fgst 40 Jahren, über einiges plaudere. Fünf muntere Burschen waren wir im Alter von 23—50 Jahren. Auf der Dampferfahrt von Dresden bis Schandau hatten wir uns zusammengefunden und kennen gelernt. Es war eine kleine internationale Gesellschaft. Alle Bcrufskreise und alle Gegenden waren vertreten: Sachsen, Thüringen, Preußen, ja, selbst Spree athen fehlte nicht. Wir verstanden uns so vortrefflich, daß wir bereits in Schandau beschlossen, gemeinsam die nächsten Tage miteinander zu wandern, zum mindesten bis Teplitz und auf den Donnersberg, und wenn möglich, auch noch weiter. In Schandau bezogen wir auf eine Nacht Quartier in „Stadt Teplitz", wanderten am andern Morgen nach dem Lichtenhaincr Wasserfalle, von da über den Kuhstall nach dem Winterberge und zum Prebischtore, von hier über Rainwiese nach Herrns- kretschen und Bodenbach. Gegen Abend fuhren wir von Boden bach über Aussig nach Mariäschein und hatten die Absicht, da eine herrliche Mondscheinnacht auf diesen Tag folgte, noch bis Teplitz oder auch bis Graupen zu wandern. Doch es kam anders. Und warum das geschah, sagt ein kleines Gedicht, das ich damals verbrach und in mein Tagebuch einschrieb: Es zogen fünf Burschen nach Mariaschei», Im „Ritter von Bleilebcn", da kehrten sie ein. Und als die Burschen betraten das Haus, Da strömte ein lieblicher Blumendust raus. Frau Wirtin hat gut Bier und köstlichen Wein, Dazu auch zwei reizende Töchterlein.