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GberlauflHer HelmakzelLung ZS6 Gelegenheit erhielt Bautzen durch die kräftige Mitwirkung tmd Unterstützung der Oberlausitzer Landstände ein Schul lehrer-Seminar, das am 1. Oktober 1817 mit 17 Schülern eröffnet wurde. Als Lehrer der theoretischen und praktischen Musik wurde unser Bergt berufen und er hat dieses Amt mit reichstem Segen 20 Jahre lang verwaltet. Er starb am 10. Februar 1837 in einem Alter von 65 Fahren und liegt auf dem Taucherfriedhof begraben, wo ihm die Bautzner Loge, deren treues Mitglied er gewesen war, einen schlichten Denk stein errichtet hat. Bei der Gedächtnisfeier, die für den Ent schlafenen am 19. März 1837 in der Ressource zu Bautzen abgehalten wurde, würdigte ihn der Seminardirektor Dreßler mit warmen Worten als Künstler, Gelehrten, Charakter und Lehrer. Auch berühmte Zeitgenossen schätzten ihn als tüchtigen Musiker; so sprach Karl Maria von Weber von ihm mit der größten Hochachtung und der damalige Berliner Hofkapellmeister Himmel rief einst in Bautzen einem Freunde in guter Laune zu: „Ihr seid Bergten gar nicht wert; ihr wißt nicht, was ihr an ihm habt!" Auch in unserer Zeit ist Bergt noch keineswegs vergessen; das beweist das Urteil Hermann Kretzschmars in seinem „Führer durch den Konzert saal" und das Vorhandensein vieler Bergischen Komposi tionen in den Kirchenmusik-Archiven zahlreicher Städte und Dörfer von Sachsen, Schlesien und anderen Gegenden. So besitzt, um nur ein Beispiel zu nennen, die Kirchen- bibllöthek von Löwenberg i. Schles. 21 größere Komposi tionen unseres Meisters in Abschriften. — Bergt war ein Komponist von einem wahrhaft staunenerregenden Fleiß: 41 Seiten füllt allein der im Stieber-Museum zu Bautzen aufbewahrte „Katalog über den handschriftlichen Nachlaß eigener musikalischer Kompositionen von A. Bergt." Unter den dort verzeichneten 704 Nummern befinden sich z. B. 20 Oratorien und größere Musikstücke, 14 Opern und 157 Kirchenmusiken. Verhältnismäßig wenig ist davon im Druck erschienen. Einen eigenen Stil hat Bergt nicht ge schrieben, er ist immer ein bewußter Nachahmer seiner großen Vorbilder Haydn und Mozart geblieben. Wer sich über den Lebensgang und die Bedeutung dieses tüchtigen Schul mannes und Musikers eingehender belehren will, der greife zu der Schrift des Kgl. Musikdirektors Professor Otto Heil- Bautzen „Christian Gottlob August Bergt, der erste Musik lehrer des Landständischen Seminars", die 1917 erschienen ist und uns als Quelle vorstehender Skizze gedient hat. Professor Heil, der jetzt die Stelle innehat, die Bergt einst mals bekleidete, ehrte durch diese Arbeit in warmen Worten einen berühmten Vorgänger aus Anlaß der Hundertjahr eier des Bautzener Seminars. Um auch den nun allmählich n den Hintergrund tretenden Musiker Bergt zu Worte rommen zu lassen, führte er bei dieser Gelegenheit dessen le veum Iuuänmu8 (ox>. 19) auf. — Ein paar lokal geschichtliche Notizen mögen hier noch nachgetragen sein. Von Bcrgts Opern sind zwei auch einmal in Görlitz über die Bretter gegangen, nämlich „List wider List" im Jahre 1807 und „Die Rückkehr der Freiwilligen" im Jahre 1825. Bei der 25 jährigen Jubelfeier der Oberlausitzischen Gesell schaft der Wissenschaften in Görlitz am 25. April 1804 wurde ein Hymnus von Bergt aufgeführt (Laus. Monats schrift 1804,1, 272); der Text stammte von dem damaligen Präsidenten der Gesellschaft Gottlob Adolph Ernst von Nostiz und Iänckendorf, Kgl. Sächs. Konserenzminister, der seine Dichtungen, von denen mehrere unfern Bergt zur Komposi tion anregten, unter dem Namen Arthur von Nordstern herausgab. Nr. Wenden wir uns nun den Iubilaren von 1922 zu. Da haben wir zuerst zu gedenken des vor 300 Jahren, am 5. Februar 1622, verstorbenen Laubaner Oberpfarrers Martin Böhme, der sich nach der Sitte seiner Zeit Bohemus nannte. Er ist zwar kein Musiker, steht aber als Dichter von Kirchenliedern und geistlichen Schauspielen mit unserer Kunst in enger Verbindung. Er war 1557 als Sohn des Verwalters der Ratsoorwerke Hans Böhme in Lauban geboren, hatte die Schule seiner Vaterstadt besucht und 1577 die Universität Straßburg bezogen. Hier trat er zu dem berühmten Schulmann Johann Sturm in nähere Beziehungen. 1580 kehrte er wegen des Todes seines Vaters in seine Heimat zurück, wurde 1581 Baccalaureus an der Laubaner Schule und noch in demselben Jahre Diakonus. 1586 rückte er in das Primariat auf, das er 36 Jahre ver waltet hat. Seine Lebensbeschreibung findet man ausführ lich bei Mag. Gottfried Hoffmann „Lebensbeschreibung aller Eoang. Past. Prim, von Lauban" 1707 und bei Dietmann, „Priesterschaft der Oberlausitz" 1777, kürzer auch bei Otto im Oberlausitzischen Schriftsteller-Lexikon, 1800 ff. Alle drei nennen auch seine zahlreichen schriftstellerischen Werke. Für uns kommt hier in Betracht: „l'res Centuriae ?re- cstionum ktk^tkmioarum, oder Dreyhundert andächtige Reim-Gebethe oder Lieder, in welchen das 1. Hundert, so 1606 gedruckt ward, über die Sonn- und Festtäglichen Evangelia, das andere, so 1608 ans Licht kam, auf all gemeine Noth und Anliegen hebst 10 Sterbe-Gebethlein, das 3. Hundert, welches 1614 publiciret ward, auf die drey Hauptstände gerichtet ist. Dieses Büchlein ist so beliebt, daß es im Drucke unterschiedene mahl wieder aufgeleget, auch das 1. Hundert mit 4 stimmigen andächtigen Melodien von einem gewissen Musico und Componisten versorget worden ist. (Nach Hoffmann). Die beiden älteren Laubaner Quellen verzeichnen die geistlichen Schauspiele des Bohemus nicht, Otto gibt unter Nr. 21 nur „Comoeüiue Lacrue" an. Hier hilft uns Goedekes Grundriß zur Geschichte der deut schen Dichtung, der im 2. Bande unter Nr.242—44 folgende Titel nennt: Drey schöne Geistliche Comödien. I. Dom Holoferne und der Judith. II. Vom Alten und Iungen.Tobia. III. Vom Berlohrnen Sohne. Darinnen das Haußwesen und wie es im gemeinen Leben zugehet für Augen gestellet wird. Durch Martinem Bohemum. Wittenberg, Fn Ver legung Clemen Bergers. Im Jahr 1618." Ob und wieweit diese Schauspiele mit Musik ausgestattet waren, ist nicht bekannt. In das Jahr 1922 fällt ferner die 350. Wiederkehr des Todestages eines Zittauer Kantors, namens Johannes Neumann, von dem uns Carpzow im „Historischen Schau platz", 1716, nur mitteilt, daß er 1556 „introduciret" wurde und am 25. Juni 1572 starb. Er wurde wegen seiner kirch lichen Gesangsaufsührungen getadelt. (Bollhardt). Nach dem Chronisten Döring ist noch zu erwähnen, daß der Rat zu seiner Zeit, nämlich am 4. April 1567, ein Quartett von Kunstpfeifern annahm, ferner daß er einen „deutschen Sänger, gewöhnlich einen Schulhalter, anstellte, der das Volk, die Jungfrauen und Kinder in „teutschen Liedlein" zu unter weisen hatte. Am Sonntag Iudica 1571 erfolgte die erst malige Aufführung der Johannis-Passion des Ant. Scan- dellus. Zeitlich um 2 Jahrhunderte näher steht uns ein anderer Zittauer: Johann Benjamin Michaelis. Er war als Sohn eines armen Tuchmachers am 31. Dezember 1746 ge boren und besuchte die Schule seiner Vaterstadt. In Leipzig