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In dämmriger Stunde Bon E. G. Lade, Oberfriedersdors ist Sonntag abend. Finster wards. Draußen herrscht böses Wetter. Der Wind heult, es regnet und schneit. Doch zu mir kann nichts Unwirtliches herein, wenns auch will. Angenehme Wärme umfängt mich, und weil wir zu Zweien allein sind, herrscht Ruhe in der Stube. Ich schreite hin und her, höre dem Tosen draußen zu und es erinnert mich daran, was einst war. Der Geist trägt mich über viele Jahre hinweg auf seinen leichten Flügeln zurück in die Kinderzeit, ein Wort kommt auf die Lippen, iange nicht gehört und scheinbar ganz vergessen: Dunkel stunde. Dunkelstunde? Wer kennt so etwas noch in der Zeit des elektrischen Lichtes? Wer fühlt das Wohlige nach, das in dem Worte einst für uns enthalten war? Wenn damals im Herbst und Winter der größte Teil der Tagesarbeit getan war und der Abend nahte, dann wurde das Schaffen unterbrochen, unsere klappernden und schnurrenden Gerate standen still. Wir „vesper ten", das liebe Hausbrot mit Butter, manchmal auch noch Quark, dazu warmer Kaffee, schmeckten immer aufs beste. Dann saßen wir noch eine Weile beisammen, ohne Licht, im Finstern. Zwei Uhren tickten an der Wand, die stille Rede ging hin und her, zu mal dann, wenn ein Nachbar herbeigekommen war. Wir Kinder hörten aufmerksam zu, es waren keine aufregenden Gespräche. Bon Politik war kaum die Rede, Dinge der Wirtschaft und des Tages wurden besprochen. Dabei ruhten wir. Im eisernen Ofen knackerte Reisig und Holz, der Sturm brauste oftmals um unser Haus auf der freien Höhe, daß die Sparren zu brechen drohten. Schnee warf er an die Fenster und er türmte ihn zu großen Wehen auf. Dann wars im halbdunklen Raume so heimlich gemütlich wie jetzt nie mehr. Auf der heißen Ofendecke schmorte eine Schnitte Brot, oder Apfel wurden gebraten. Der Duft davon füllte die Stube. Wir Kinder saßen ganz still, um uns regten sich die lieben, friedlichen Hausgeister, an die wir glaubten. Es raschelte in der Ecke, knisterte im Gebälk, wisperte im Holzwerk, schlich hinter dem Ofen. Sie waren gern bei uns und wollten uns wohl, das wußten wir, darum fürchteten wir sie nicht. Sie dursten bleiben und tun, was ihnen beliebte. Auch dann, wenn Licht angebrannt ward, dunkelte es in den Ecken, da konnten sie sich leicht bergen. Denn die kleine, einfache Petroleumlampe, mit Schnittbrenner, gab ein bescheiden Licht. Wer kennt heut zutage noch Hausgeister und weiß etwas von ihnen? In den gemauerten Häusern haben sie keinen Platz. Und doch war jene Zeit so gemütvoll. Wir fühlten uns glücklich in unsrer Beschei denheit, ohne daß wir's wußten. Wohl war der Verdienst gering, doch die wichtigen täglichen Bedürfnisse standen nicht hoch im Preise, und unsere Ansprüche ans Leben waren keine großen. Wir kannten nicht Kino, Theater, Konzert, Bereinsvergnügen, weder feine Kleider, noch Putz. Einfach lebten wir, nicht arm, besaßen aber das beste Gewürz dazu, die Zufriedenheit. Die alte Zeit wird öfters hintangesetzt, es wird gering von ihr gesprochen. Doch eins besaß sie, sie hatte mehr Herz, mehr Innigkeit. Unsere Freuden waren wahre Freuden, keine teuren Zerstreuungen, auch nicht aufregende Lust. Eisenbahn, Maschine, Auto, Telegraph und Telephon brachten das Hasten und Treiben in die Welt, den bösen Unfrieden, steckten die Menschen an oder nahmen sie in ihren Bann. Auch die einfache, freundliche Lampe verschwand aus den Häusern, das elektrische Licht erhellt die Räume bis in die Winkel hinein. Nirgends ist mehr eine Ecke für stille Hausgeistlein da, die uns einst betreuten, sie sind aus gestorben und mit ihnen das reine Glück der deutschen Zufrieden heit. Wer kennt noch die Dunkelstunde und ihre heimliche Ruhe? Ihr Zauber ging wie so manches andre auf Nimmerwiederkehr davon, die Menschen wurden ärmer an Innerlichkeit, darüber helfen hoher Verdienst und alle Neuerungen nicht hinweg, auch nicht Klugheit und Gescheitsein. Du alte, deutsche Einfachheit und ihr guten, lieben, biederen Leute von damals, ich grüße euch. Könnte ich den vielen Menschen von heute, denen nur wohl ist auf der Jagd nach Reichtum und Genuß, die von einer Aufregung zur andern, von Fest zu Fest rennen, ein Stücklein Herz vergüten, stillen alten Zeit schenken! Gern täte ichs. Ob sie dabei froh sein würden? Ob sie mir dankten? Wohl kaum. Doch eins weiß ich. Die besten Stunden für mich sind die der Arbeit, besonders wenn sie gelingt, und die des häuslichen Glückes. Dies laß ich mir von niemandem nehmen. Ich gönne andern die lauten Freuden dort gern, wo vielleicht Hunderte beisammen sind, und lausche sie nun und nimmer ein gegen die feinen, edlen, die ein liebes, gutes Wort in sich birgt, das schöne deutsche Wort daheim, daheim. A kleenes Mißverständnis! ^^inten uff dr Stroaßenboahn VH Stoand a klceuer Junge: / 's woar an Winter un dr Wind Pfecf een a de Lunge. Und wie 's eenen dö su gitt: 's leest een ahm de Noase, Ib mr uff dr Boahne stitt, Oder uff dr Strauße! Su ging's dann klenn Iungn o: Groade vu dann nieder Anne seine Doame stoand. Die ärgert s'ch nu do drieber. „Hast Du denn kein Taschentuch?" Froit se vuller Sourgen. — „O juh," — meent dr Junge druf — „'ch tu's aber ni orbourgenl" B. Morg-»ft«rn. De Sturmhelzel Bon F. R. in Sch. dan Streichhelzeln is etz anne diese Sache, 's kust ejs MWM uf 2 Psännge, und doas is ze teuer. Desterhalb hoat WMW sich Puttrich aus 'n Neudorfe schund lange ej Maschinl (Feuerzeug) gekeeft. Ej sich Ding hoat oaber seine Mucken. Wenn s brenn' füll, moacht's ne mitte, 's moag enner raatzen, su vill ejs wiej. Su gungs ou Pultrichen mit senn Maschinl. Raatzen toat's gutt, oaber Feuer moacht's ne oalle- moule. Nu mutzt Puttrich ejmoul uf Bautzen. Ejb ar furtmacht, sahk ar ei de Kommode und dou fund ar enne Schachtel Sturm- helzel. „I gucke," meent Puttrich zu senner Güsten. „Etz find ch enne Schachtel Sturmhelzel, die war ich mir mit uf Bautzen nahm'n. Heute is wind'g, und wenn's Maschinl tickscht, raatz ich ej Sturm- helzel oa." Su macht er'sch ou und fuhr ei de Stoadt. Wie ar mit'n Geschäfte fiert'g woar, dou hoatt' ar nou vill Zeit bis zun Zuge und soite: „Puttrich, mir warn uns ejmol woas gutts oatun und eij de Kanditterei ze Müllern gihn. De Guste sieht's iu ne." Ar macht'ch nei un ißt ej Stickel Kuchen nou'n andern. Drnou keeft ar no e poar gutte Zigarette!, weil ar mit der Pfeife ne uf dr Strauße ei Bautze gihn macht. Ar dambert rajcht gemietlich über de Kronprinzbrücke und denkt: „Bist doch rajcht lange ne us'n Proitschenbarge gewast. Mir warn amol hiegiehn." 's woar rajcht gutt, doaß er dorthie damberte, denn's ging'n immer schun su fächle ein Leibe rim. Doas macht dr süße Kuchen sein. Schließlich wurd die Sache dumm und Puttrich meent: „Wenn'ch ack glei ej Fleckel hält, wu mr ablehe könnt." Ar luf nu geschwind ufn Proitschenbarg und besorgte seine Sache. Vor Freejde, doaß'n nu leichter woar, soit ar: „Etz rooch mr ej Stabl, Puttrich." Ar langt eene raus. Se woar oaber zerbroachen. „Puttrich läßt nischt imkommen," brummt ar und stackt de Hälfte ei n Schnoabel. Mr soag baale nischt drvou, su kleen woar doas Zigarette!, weil Puttrich enn langen Schnurrboart hatte,