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OberlauMer Hetmaizettung 215 Är.lö die drunten — horch! — am Stauwehr lustig klappert. Nun tritt er ins dunkle Mühltor, dort steht es noch mit seinem behäbigen Bogen. Und grade durch schaut man in sonnenhelles Land und auf das Grün der trutz'gen Mauer. Welch schönes Bild! Der Mühlknecht und sein Tier in scharfem Schattenriß. Jetzt gehen sie über den Platz. Er singt sein Lied und lacht hinauf zum Fenster. Ein Locken kopf versteckt sich da hinter Fuchsien und Immergrün. So trotten die beiden und trotten den Weg, jetzt um die Ecke dort beim letzten Haus, am Fels zur alten Mauer hin, und nun — sind sie vorbei. Vorbei? Ach ja, vorbei. Wie war sie so beschaulich doch, die gute, alte Zeit! Des Deutschen Erinnerung und Hoffnung Weiht du, wo einst zum ersten Mal die Lauts Vein Otrr gekört, die deine Mutter spracb? Weiht du, wo einst zum ersten Male sckaute Vein kindlich Ltugs deinem Vater nach? Deutsch wird Lies schöne Heimatland geheißen, Vas stark war wie ein Lickenbaum. Deutsch sind die Lieder, die es kerrlich preisen, Lind deutsch war auch dein erster kindertraum. Stolz käst als deutscher Jüngling du gelesen Von der (Zermania kokem Wattenglück. Heilige Lräume scheinen's dir gewesen, Lin die du jetzt noch oitmals denkst zurück. Selbst bist gezogen du zum deutschen Streite, Der Feinde viels kaben dich bekriegt. Stolz iükrtest du dein Schwert mit scbarker Schneide, Und dieses deutsche Schwert Kat auch gesiegt. . Heimtückisch war der «Zegnsr lZIutgelüsten, Vas deutscher Lichen stolze Krons brach. Deutscher, körst du des Franzmanns kökn'scbes lZrüsten, Verspottend dich ob dieser tieken Schmach? Ohnmächtig liegt am Boden blitzgetrokten Vie deutsche Licke dort am Waldessaum. Niemals verzage, latz getrost erkotten, Daß wieder aus dem Stumpfe treibt ein Saum. Lieb deine Heimat wie in Kindertagen Und werde deiner Pflichten treu gereckt. Vie brauchst du dann das fremde Jock ertragen, Und nie wirst Lu der Feinde knecht. Deutscher, verlier den Mut nickt, trotz der Zeiten, Hilft dir auch nickt Lermanias Wakkenglück. Arbeitend kannst du einstmals dir srstreiten Vein altes, freies, deutsches Neckt zurück! Herbert Henkner-IZautzen. Pirna. Die altehrwürdige Klosterkirche, ein Teil des nach der Petermannschen Chronik im Jahre 1300 erbauten und nach der selben Quelle etwa ums Jahr 1527 wieder aufgehobenen Domini kanerklosters geht jetzt in den Besitz der Stadt über. In ihr wurde die erste evangelische Predigt in» Pirna abgehalten. 1813 war die Klosterkirche französisches Lazarett, worauf sie nach erfolgter Reini gung und Wiederinstandsetzung noch bis 1834 ihrem eigentlichen Zweck als Kirche diente. Der letzte Gottesdienst darin wurde am 26. Januar 1834 abgehalten. Seitdem wurde sie profanen Zwecken nutzbar ge macht und als Zollniederlage verwendet. Sie wieder einer würdigeren Verwendung zuzufllhrcn war man seit langem bestrebt. Es steht zu erwarten, daß nach Freilegung der schönen Gewölbe und der unter der Dilnche wahrscheinlich vorhandenen Gemälde der alte künstlerische Bau, dessen erst in der Mitte des vorigen Jahrhunderts mit der jetzigen schlanken Spitze versehene Turm von jeher einen charakte ristischen Bestandteil im Stadtbilde von Pirna darstellte, in Verbin dung mit dem Städtischen Museum eine neue Sehenswürdigkeit unserer Stadt werden wird. Zittauer vom Dorfe Von Pfarrer t. R. O. Sauppe, Zittau MW^ie Namen der ältesten Bürger, Handwerker und Haus- MWR leute in Zittau sind uns unbekannt, bis auf Bartetmus (Bartholomäus), welcher seiner Tochter bei ihrem Ein- tritt ins Kloster Marienthal als Mitgift 2 Bauergüter bei Ostritz mitgab, 1288. Eine Bürgerin, Christina, lebte 1290. Erst von 1310 ab enthalten die Chroniken die Namen der Bürgermeister und Ratsherren, darunter solche, die ihren Namen von ihrer Heimat, Städten und Dörfern, trugen. Sie haben die selben wohl zumeist von ihren in die Stadt eingewanderten Eltern geerbt. Im 15. Jahrhundert verschwinden diese Familien mit Ortsnamen nach und nach. Leider haben die Chroniken große Lücken in diesen Angaben. Die Dorfleute, welche in der Altzeit nach Zittau gezogen sind, Bauern, Bauernsöhne, haben wohl zumeist Handwerk getrieben. Manche dürsten den Handel gewählt haben. Wer aber ein brau berechtigtes Haus besaß, wurde ratsfähig. Wir finden von 1310 ab Ratsherren aus Hirschfelde, Türchau, Reichenau usw. Hand werker und zwar vier Innungen, Tuchmacher, Fleischer, Schuster und Bäcker waren erst seit 1370 ratsfähig. Einige der aus Dörfern stammenden Ratsherren wurden zu Stadlschreibern, Stadtrichtern und Bürgermeistern gewählt, konnten also schreiben und lesen. Die Stadtverwaltung wurde also auch von nicht wenigen Männern dörflichen Herkommens besorgt. Ich vermute, daß von Anfang an, also von 1255 ab die dörflichen Rats- angehörigen, welche ehedem Schöppen genannt wurden, noch zahlreicher gewesen sind als nach 1310. Das städtische Leben mit seiner Arbeit, Hast und engem Zusammensein bedurfte auch in seinen Anfängen der Auffrischung seiner Kräfte durch den Bauern stand. Zuerst tritt uns 1310 und 1312 entgegen Nicolaus vonHirsch- selbe. Wahrscheinlich war Hermann von H. 1319 sein Sohn, 1330 Johann von H. sein Enkel. Dieser Johann wurde 1356 zum Bürgermeister erwählt, war also schon vorher im Rate ge wesen, und da er auch 1360, 63 und 66 das Amt führte (die Bürgermeister wechselten jährlich) in den Zwischenjahren als Ratmann gewählt gewesen. Möglich, daß er derselbe Hirschfelder ist, welcher 1351 als Hentzsch, 1352 als Hentschel, 1355 als Ioan in den Verzeichnissen steht. 1353 tritt Heinz H. ein, 1366 Peter H., 1381 Franz Hirschfelder, 1429 Matthias H. Aus Türchau stammte Herimann von Tyrkaw 1312, wohl derselbe, dem wir als Heinemann von Tyrchaw begegnen. Türchau bedeutet wie Dirchel oder Dirchlawa einen Ort, der in sumpfigem Gelände, in der Nähe von Lachen und Tümpeln liegt. 1319 saß im Rate Heynemann von Ostritz,1326 Stadtschreiber, 1330 Ratmann. Hans Voit von Ostritz trat 1403 in den Rat und wurde 1418 zum Bürgermeister erkoren. Hans von Königshain gehörte 1337 dem Rate an, wurde 1338 Etadtschreiber und saß im Rate 1347, 48, 50, 52, 53, 55 und 56. Seine Ehefrau Agathe von Königshain stiftete den Mönchen im Franziskanerkloster 1345 (jährlich?) zu Lichtern 5 Stein, also über 100 Pfund Unschlitt (Inselt). 1408 erscheint im Rate ein Donat von K., auch 1414. Hermann von Lichtenberg gehörte 1339 in den Rat. Luco oder Lucas von Reichenau war vor 1335 im Rate, denn in diesem Jahre wählte man ihn bei der Kür zum Bürger- meister. Nachher auch 1345 und 47. Auch Cunradt von K. steht 1347 im Ratsverzeichnis, wohl derselbe, der uns 1348 als Conrad, 51 als Lunel, 56 und 60 als Luntz begegnet. 1362 ist wieder ein Lucas R. im Rate, 1411 ein Laurentz aus R. Herward, Herbard, Herfort von R. gehörte 20 Jahre lang zum Rate, 13 Jahre im sitzenden Rate, 7 Mal als feiernder Herr. Er besaß eine Bank in den Fleischbänken und entrichtete von ihr 1391 ff. „4 steyne vnssled czins" ins Iacobshospital. Vielleicht gehörte er zur Fleischerzunft, welche seit 1370 einen Meister in den Rat als Mitglied entsendete, der aber all^ Jahre mit einem anderen Meister wechselte. 1416 zinste „die Herffartynne von Richnaw" 4 Stein Inselt. Sie war wohl seine Witwe.