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20S GberlaufltzevHelmatzeltung Nr. IS besaßen. Diese Glashütte mochte im Jahre 1609 schon einige Zeit bestehen und ist vermutlich um 1650 eingegangen?) Da ihre Besitzer protestantisch waren, arbeiteten in ihr auch Bewohner von Jonsdorf und Oybin?) Noch in unfern Tagen werden in den „Hüttenwiesen" Schlacken und Glasscherben gefunden als Beweis für das in dieser Gegend einst blühende Glasgewerbe. Noch näher der Landesgrenze sind die beiden Stätten unseres Nachbarstaates gelegen, denen wir noch zuletzt einige Worte widmen wollen. Sie befinden sich in der Nähe des „Räubschloß. herges'^südöstlich des Lückendorfer Forsthauses" am sogenannten „Fink ndorfer Wege". Jener Berg, der 1592 urkundlich „Burgberg" genannt wird, hat in alter Zeit eine Befestigungs anlage getragen, von der in unserer Zeit, wo ein Steinbruch seine Nordseite zerklüftet, nichts mehr zu entdecken ist. Münd lichem Berichte aus Finkendorf zufolge hat vormals jenseits des erwähnten Weges eine „Einsiedelei" gestanden und zwar am benachbarten „Schwarzenberge". Der darin hausende Einsiedler soll mit den Raubrittern gemeinschaftliche Sache gemacht haben. Von seiner Klause sollen noch jetzt Mauerreste sichtbar sein. Verfolgen wir den Finkendorfer Weg in südlicher Richtung, so gelangen wir an den „Schwerbrunnen". Auf dieser Wegstrecke berühren wir den Standort einer alten Mühle, die bis zum dreißigjährigen Kriege ihr munteres Geklapper hier in des Waldes Stille erschallen ließ. Ihre Stätte ist noch gegenwärtig kenntlich, man fand daselbst auch eine anscheinend uralte eiserne Axt.'°) Wie alle im Vorstehenden behandelten Orte menschlichen Schaffens deckt auch diese Mühlstätte der Wald mit seinem immergrünen Kleide, auch von ihr ist kaum mehr geblieben, als — eine halbverwehte Erinnerung! >) Der Name Oybin von Spe. Gebirgsfr. IV, 1892, Nr. 2. H Aus der Zittauer Heimat IV von 8 Gebirgsfr. XI, 1899, Nr. 6. ') Hey, Die slawischen Siedelungen in Sachsen, 1893, S.315 u. 16. Beiträge zur Geschichte der Stadt Zitiau, II. Die Lausche. Von O. Schöne. Zittauer Rundschau I, 1919, Nr. 46. 4) Dasselbe. b) Orts- und Flurnamen von Jonsdorf und Umgebung. Von Pros. Paul Etöbc-Zitlau, Zittauer Rundschau-Kalender 1920, S.84. — Der Name Neundorf, der auch sonst in der Oberlausitz austritt (Neundorf bei Bernstadt) ist vielleicht in der Bedeutung „neues Dorf" zu verstehen, er wäre demnach mit Neudorf und Neundorf gleich zustellen. °) Schaller, Böhmen IV, S. 243. A. Paudlcr, Der neue Kamm weg, 1904, S. 141. A. Paudler, Der neue Kammweg, 1904, S. 136. H A. Paudler, Der neue Kammweg, 1904, S. 131. Die vom Fuße der Lausche und des Hochwaldes nach Thüringen verpflanzte Glasindustrie. Bon Alfred Moschkau. Blätter für heimatliche Geschichte V, 1911, Nr. 26. 0) Dasselbe. ">) Aus der Heimat. Lausitzer Geschichts- und Unterhaltungs blätter III, 1901, Nr. 7. Bedrängnis in Kriegsjahren Ein Schreiben des Arnsdorfer Erbrichters Ioh. Christlieb Walther vom 8. August 1813 an den Etappen-Commißarius Spitzner in Stolpen Milgeteilt von Fr. Bernh. Störzner-Arnsdorf Hochgeehrtester Herr Commißarius! Es ist mir heute früh sehr schlecht gegangen bei dem Abmarsch der Wagenburg, sie haben von mir 4 Pferde zur Spannung ver langt, ich habe diese Thiere aber nicht können stellen, da hat mich der Wachtmeister mitgenommen nach Fischbach zum Capitain, da sollte ich gleich in Fischbach bei einem Bauer im Oberdorfe 4 Pferde holen, war aber keins vorhanden, da nahm mich der Corpora! bei der Ermelweste fest an das Pferdt, und so viel als das Pferdt laufen konnte, mußte ich auch mitlaufen, bis wieder zum Capitain. Da sagte der Capitain, ich müßte mit vorwärts marschieren, bis zum General, es geschah aber so weit nicht, ich bemühte mich, und versprach, wenn ich könnte loskommen, wollte ich 4 oder 6 Thlr. Geld bezahlen, ich konnte es nicht gleich so weit bringen, bis An fangs im Hartauer Busch, da hat er mich mit bitten und flehen zurück heißen gehen, und ein Gemeiner Train Soldat übernahm das Geld von mir. Mein Lompliment all Sie und verbleibe Ihr unterthänigster Ioh. Christlieb Walther, Erbricht». Arnsdorf, den 8. August 1813. Der Sommer Ein starker Recke kam ins Land, das Antlitz frisch, die Stirn verbrannt; geraden Rückens schreitet er, den Arm bewehrt mit goldnem Speer. Es floh vor ihm die Frostesnacht, der Nebel Heer, des Nordwinds Macht; er naht mit blankem Sonnenstrahl dem fernen Berg, dem tiefsten Tal. Sein Sinnen geht aus Segnen aus in Feld und Wald, in Dorf und Haus, der Sonne Glut, der Wolken Tau, er bringt sie froh der blum'gen Au'. Es zaubert seine fletß'ge Hand' der Wunder viel in deutschem Land: Das reise Korn, die Frucht am Ast, des dürren Heues schwere Last. Er liebt der Felder würz'gen Duft, den Lerchensang in klarer Luft, der Sense Schnitt am heißen Tag, des Bauers lust'gen Drescherschlag. Sein Tun ist allen liebenswert, weil Freude er und Gut beschert; zum Heil kommt jedes Jahr aufs nen der Sommer uns in alter Treu! s. G. Lode. Ein Ausflug nach der Lausche Von Dr. Ioh. Langer, Großschönau Wohlauf die Luft geht frisch und rein, wer lange sitzt, muß rosten! MM^ie irorgenliche Sonne lacht über unserem erwachenden Großschönau. Fleißige Hausfrauen öffnen die Haustüren, reinigen zum sauberen Empfang den schattigen Gartenweg. Den Essen entsteigt der erste Rauch. Die sorgende Mutter bereitet das Haus zur täglichen Arbeit. Noch früher aber sind die gefiederten Sänger der Natur aus molligem Schlaf erwacht, lieblich erschallt ihr Gesang in die sonnendurchglühte Schlaftrunkenheit des Dorfes. Gleich ihnen ziehts uns hinaus in die Ferne, lockt uns der köstliche Morgen zum fröhlichen Genuß in den heimatlichen Auen. Nichts hält uns zurück. Freier Wandersinn, ein leichtes Gemüt, das sind unsere Begleiter, und nur die Natur, ihre offenbarende schöpferische Kraft ist uns Führerin, ist zugleich unser Ziel, ist der unergründliche Born unsrer Schaffensfreude, ist der frische Quell unsrer Phantasie. Und was gäb uns unser armseliges Leben ohne sie, ohne die Illusion, ohne diese verborgene, aufbauende und verschleiernde Macht, die alles Geschehen gleichsam viel lieb licher als die Wirklichkeit auf eine glatte Spiegelfläche projiziert. Und in dem Bilde sehen wir dann zugleich unsere Seele und die Natur, unsere ideale Welt wieder. Es gibt uns Kraft und Mut auch über trübe Stunden, denn jederzeit kann die Erinnerung sie zu Feierstunden wandeln. Niemand ist mehr zu beneiden als der, der trotz des mühseligen Alltags sagen kann: Das Leben wird mir zum ewigen Feste! Aber die Würze der Feste liegt in der Natur der Menschen, die sie erleben, sie genießen. Und so wollen auch wir im Wandern unsere inneren Schätze mehren, wollen wir uns sattsehen am Werk der Natur, am Werk des Menschen. Beides erweckt in dem gedankenvollen Beschauer stolze Gefühle, beide Faktoren sind ja die Grundelemente unserer Geistes- und Gefühlswelt.