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Sinnsnliebs als Ursprung alles Abels in der Welt gedacht ist, also an dis Pandorasags anklingt und im übrigen ungefähr der Astarts der Phönizier entspricht. Lilith drängt sich mit ihren Der- führunqskünsten zwischen dis beiden Brüder, betört den frommen Ginn Abels, reizt Kain zu wahnsinniger Eifersucht und wird so der unmittelbare Anlaß des ersten Brudermordes. Dis Derfajjerin faßt übrigens das große Msnfchheitsproblsm Sünde, Sühne (— Gesetz) und Erlösung, das Anton Mildgans auf eine ganze Trilogie (Kain, Moses, Jesus) verteilen will, energisch in dieses eins Lilith- drama zusammen. Dis Judsichschs Dichtung erzielte auch auf dem Gstbinsr Waldthsater stärkste Wirkung, doch möchte ich sie um ihres tiefen gedanklichen Boichtums willen lieber auf geschlossener Bühne sehen, weil da draußen immerhin einiges verloren geht oder doch nicht voll zur Geltung kommt. Der bewährte Äsgiekünstler Alfons Mslchinger war eigens aus Essen nach Gybin berufen worden, um dis beiden Kain dichtungen persönlich zu inszenieren und entledigte sich seiner Auf gabe mit seiner rühmlichst bekannten Zuverlässigkeit und Zielsicherheit. Alls Beteiligten waren unter Darangabe ihrer vollen künstlerischen Person bei der Sachs; dis Aufführung war erstklassig. Hans Pawlow (Adam). Margarethe Fsldsn (Eva), Fr. Fr. Stangs (Kain), Gerhard Hinze (Abel), der seins Niessnrolls binnen 3 Tagen aushilfsweise übernehmen mußte und glänzend meisterte, und Grell Asrda (Lilith) schöpften aus dem Dollen und waren durchgängig hervorragend gut. Sie konnten mit Decht sich an der Entgegennahme des starken Beifalls beteiligen, der zum Schlüsse die Verfasserin mehrere Malo an die Aamps rief und den un bestrittenen Erfolg des neuen Werkes verbürgte. Bruno Deichard. Der Gehnsucht rote Flammen aus ihm springen, F Die wie Dämonen alles Irdische durchdringen, v F. Li s b s i s. Mondnacht Die Gtorne blühen an der kahlen Linde, Der junge Gilbermond wiegt sich im Winde. Doch von dem dunklen Äug' der Nacht gezogen Hchwebt unaufhaltsam er den hohen Dogen. Zittau. Der Globus stellte am 23. Juli seine wanderfrohen Mitglieder wieder einmal vor eine größere Aufgabe, und 70 Per sonen leisteten der Aufforderung Folge. Es handelte sich um einen Tagcsausflug, der eine recht beträchtliche Marschleistung erforderte. Die Teilnehmer benutzten 6,42 ab Zittau den ersten Dresdener Zug dis Schirgiswalde und wanderten dann, vom freundlichsten Wetter begünstigt, auf dem aussichtsreichen ich-Weg über das anmutige Weifa nach Steinigtwolmsdorf, wo man sich im Kretscham zu einer längeren, sehr gemütlichen Frühstücksrast entschloß. Bei ziemlich drückender Mittagshitze erklomm man dann, ohne sich aber zu über anstrengen, den Battenberg. Leider war die Atmosphäre inzwischen so dunstig geworden, daß die Fernsicht stark beschränkt war; doch tröstete man sich darüber bei einem ausgezeichneten Mittagsmahle. Im Hinblick auf die obwaltende Schwüle wurde es sehr angenehm empfunden, daß der Aufenthalt hier nicht zu knapp bemessen zu werden brauchte. Nach Tisch stieg man in der Richtung nach der Hohwald- heilstätte ab, deren prachtvolle Parkanlagen den Mitgliedern zur Be sichtigung freigegeben worden waren. Glücklicherweise ist in dem prachtvollen Wälde noch nichts von der Nonnenplage zu merken; er macht im Vergleich zu dem traurigen Anblick der Zittauer Wälder einen herzerquickenden Eindruck. Die Anlagen werden von einem kristallklaren Bergbach durchflossen. An seinen Ufern haben dank bare Kurgäste mit großer Kunstfertigkeit eine Reihe niedlicher Miniatur ¬ bauten, Mühlen und dergleichen, ausgeführt, die mit Wasserkraft betrieben werden und sehr nett aussehen. Nach eingehender Besich tigung der schmucken Anlagen wendete man sich nach der Hohwald- schenke, wo eine angenehme Kaffeestunde abgehalten wurde. Von hier aus marschierte das Gros auf schattiger Waldstraße nach dem freundlichen Reustadt. Hier herrschte infolge des Schießens ein sehr lebhafter Betrieb, der allerdings durch das ausbrechende heftige Ge witter einigermaßen beeinträchtigt wurde. Ein Teil der Globianer hatte es vorsichtiger Weise vorgezogen, von der Hohwaldschenke aus auf prächtigem Wege nach Niederneukirch zu wandern, das noch vor dem Ausbruch des Unwetters erreicht wurde. Hier wartete man die Ankunft der Hauptabteilung ab und fuhr dann gemeinsam nach Zittau zurück. Die Eiscnbahnfahrt war allerdings sowohl hin- als rückwärts wegen der unbeschreiblichen Überfüllung der Züge ein recht problematischer Genuß, der aber durch die vielen Schönheiten der genußreichen Wanderung vollkommen ausgewogen und deshalb gern in Kauf genommen wurde. Bruno Reichard. Neugersdorf. Der „Wissenschaftliche Lescverein" hielt am 5. Juli im Vereinslokal „zur Rose" seine diesjährige 1. satzungs gemäße Hauptversammlung ab. Der Vorsitzende Hermann Berndt begrüßte die erschienenen 41 Mitglieder und ersuchte den Schriftführer, den Jahresbericht 1921/22 vorzutragen. Aus diesem ist zu entnehmen, daß der Verein sowohl durch starken Mitgliederzugang als auch durch zahlreichen Besuch der allwöchentlichen Vereinsabende ständig im Aufbiühen begriffen ist. Die jeden Mittwoch in der „Rose" ab gehaltenen Zusammenkünfte waren zum großen Teil wiederum durch Vorlesungen über die neuesten Errungenschaften der Naturwissenschaft ausgesüllt. Einzelne Mitglieder boten durch freie Vorträge Nützliches von der Urzeit bis hinein in die neueste Zeitgeschichte. Nicht uner wähnt blieben die 8 Lichtbildervorträge, durch die ein aus Dresden anwesender Gast in dankenswerter Weise zumeist Reisebeschreibungen mancher schönen Teile Europas schilderte. Außer 2 Familienaus flügen fanden 1 Familienabend und 1 Frouenabcnd statt. An jetzterem hielt Herr Lehrer Vater, Löbau, einen Lichtbildervortrag „Uber den Großglockner durch die Dolomiten". — Im weiteren Ver sauf der Versammlung wurden durch den 2. Vorsitzenden die Verdienste des 1. Vorstandes Hermann Berndt, welcher den Verein 40 Jahre leitet, trefflich gewürdigt und ihm zum Zeichen des Dankes ein Baro meter mit Widmung überreicht. Bei der nun folgenden Wahl zum Gesamtvorstand wurden wiedergewählt die Herren: Hermann Berndt als 1. Vorsitzender, Alfred Flammiger als 2. Vorsitzender, Arthur Lange als 1. Schriftführer und neu Johannes Neumann als stell vertretenden Schriftsührer. Möge das im vergangenen Jahre statt gefundene schöne Aufblühen des Wissenschaftlichen Leseocreins weiter Fortschritte machen, sodaß nächstes Jahr bei der Feier des fünfzig jährigen Bestehens mit Stolz ein Rückblick gehalten werden kann auf die befriedigende Entwickelung in dieser Periode. Wenn dann in der Öffentlichkeit die Erkenntnis festsitzt, daß der Wissenschaftliche Leseverein getreu seinen Überlieferungen auch jetzt noch den geraden Weg unparteiischer Volksbildung geht, dann können sowohl die Pereinsleitung als auch sämtliche Mitglieder zufrieden sein. Der heilige Hain bei Großpostwitz Bon Fr. Beruh. Störzner-Arnsdorf art an das Dorf Großpostwitz bei Bautzen grenzt das MWtz Dörfchen Haynitz, das sich an den Südwestfuß des sagen- umrankten Drom-oder Thronberges schmiegt. Vorzeiten ~ war Haynitz von einem umfangreichen Walde umgeben, in dem nach der Bolksüberlieferung ein Götzenbild des Flins aufgestellt war, zu dem das Volk aus meilenweiter Ferne wall- fahrtete. Man nannte jenen Wald den heiligen Hain und das Dörfchen, das mit der Zeit in ihm entstand, bekam den Namen Haynitz. So heißt es zur Erinnerung noch heute. — Der heilige Hain ist freilich schon längst gelichtet worden und nach Einführung des Christentums verschwand auch das Götzen bild. Den Rest jenes heiligen Waldes bildet aber noch ein kleiner Eichenhain, der wenige Minuten von Haynitz entfernt liegt. Hier hat sich schon mancher Spuk ereignet. Nicht selten irrt durch diesen Eichenhain nachts ein rätselhaftes Licht, es gleicht einer Laterne, die von unsichtbaren Händen getragen wird. Auch ge schieht es, daß durch den Busch bei herrschender Windstille ganz plötzlich ein orkanartiger Sturm braust, als sollten die wetter harten Eichbäume umgebrochen werden. Das soll das Zürnen der alten Götter sein, denen einst hier gedient wurde.