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Inmitten des Wnldrs, inmitten der Tannen Zu schnell nur die schönen Stunden verrannen. Zu Ehren der Lausitz, zu Ehren der Hrimat. Und sind auch die Zeiten so trübe und schwer, So gib;'« doch noch Menschen, ede! und hehr, Die noch zu schätzen u»d achten wisse« die Heimat. O «ehe mit ihnen, du wirsi's nicht bereuen, Wirst dich und dein Herz erfrischen, erneuen, Bleibst immer jung, wirst immer verspüren, Was Kräfte der Lausitz ins Herz dir führen: Lebensfreude und Lebensmut, Der Menschheit edeisüs, bestes Gut. Herbert tzenkner- Bautzen. Die Sunnt'ghosen Von F. R. Dorfe S. ist der Schulrat frühmorgens erschienen und MH« prüft die oberen Klassen. Da er erfahrungsgemäß den ganzen Tag in der Schule bleibt und sich die Nachricht von der Anwesenheit des Herrn Schulrates sofort in dem Dörflrin herumspricht, kommen die meisten der kleinen Leute in den Sonntagskleidern in den Unterricht. Auch Müllers Ede- wardel hat das Feiertagsgewand angezogen. Richtig erscheint der Herr Schulrat um 1 Uhr in seiner Klasse und prüft selbst. Da kommt dem kleinen Eduard eine Notdurft an. Er hebt die Hand. Der Schulrat fragt ihn recht freundlich: „Was willst Du, mein Sohn?" Eduard: „Ich wie amoul nausgihn." Schulrat: „Warte nur noch ein Weilchen, mein Junge, wir gehen dann alle!" Aber der Schulrat ist so eifrig, daß er garnicht an die Pause denkt. Dem Eduard wird's ungemütlich. Er zeigt sich wieder. Schulrat: „Nun, mein Sohn?" Eduard: „Koann'ch etz amoul naus?" Schulrat: „Nur noch 5 Minuten. Kannst schon noch warten." Eduard nickt und beißt die Zähne zusammen. Aber der Herr Rat achtet wieder nicht auf die Zeit. Als es dem Eduard zu bunt wird, zeigt er sich heftig und ruft: „Mog'ch etz amoul naus?" Schulrat: „So warte doch, mein Junge. Geht's denn gar nicht mehr?" Eduard: „Neej, etze giht's nimi gut. Ich hoa a'm heut o de Sunnt'ghosen oan!" Horch, wie der Kuckuck ruft! Von Gerhard Steude, Kirschau Hibrühltngsduft rings um uns her. Ein Singen und ein MM- Klingen erfüllt die Lust. Hell klingt es von dem Ler- "«G- chentrillern. Versteckt ertönt im Grase das Zirpen der Grillen. Die Grauammer läßt ihren besonderen Schlag hören. Ängstlich piepst die Goldammer auf dem Kirschbaum. Ihr jüngstes Kind ist aus dem Nest gefallen. Behutsam heben wir es auf. Immer sorgenvoller wird das Rufen der Mutter. Ganz leise läßt das Bögelchen in der Hand sein feines Stimm, chen erschallen. Wie schnell pocht sein Herzchen. Wie erschrocken blicken uns die Augen an! Nur widerwillig verläßt die treue Behüterin ihren Auslug bei unserm Nohen. Sorgsam betten wir das Kleinchen ins Rest zurück und entfernen uns. Wir dankbar und freudig erschallt nun ihr Sang. Frohen Herzens, einem Verunglückten geholfen zu haben, gehen wir weiter. Rat leuchtet der Mohn aus dem blühenden Kornfeld. Leise wogen die Halme hin und her, als flüsterten sie einander zu: Seht, wie herrlich ist es rings um uns her! Uber die Ahrenwellen hinweg schweift unser Blick ins Lau sitzer Tiefland. Hinter uns liegen die Höhen des Czorneboh und des Löbauer Berges. Bor uns dehnen sich die Frucht selbe» der Ebene aus dis zu jenen fernen dunkleren Strichen der Heide. Unendlich scheint das flache Land zu sein. Kleine Dörfchen unterbrechen das Einerlei des Grün«. Höher ragen die Kirchtürme aus den roten oder blauen Dächern heraus. Als Erhebung grüßt uns der Basaltgipfel des Stromberger. Rechts am Horizont verschwindet bald das Königshainer Ge birge. Es lockt uns hinüber und scheint uns zuzurufrn: Kommt, durchforscht uns einmal und seht unsre Schönheit und Eigen art an! — Vergebens ist heute euer Rus. Eins vermißt man In all der Schönheit: wo sind sie oll« hin, die kleinen Laubbüsche zwischen den Feldern? Wie belebten ihre Blüten im Frühjahr das Grünen der Wiesen und Felder! Wie bunt erstrahlten ihre Blätter im Herbst. Abgrholzt sind sie. Ist dieses Wort nicht furchtbar, wenn man bedenkt, wie vielen Vögeln dadurch die Heimat genommen ist. Doch noch nicht alles Bauerngehölz ist verschwunden. Link», vom Wege etwas entfernt, zieht sich ein dichtes Gebüsch hin, von Laub- bäumen gebildet. Es ist das Pfarrholz von Kittlitz. Lin Kuckuck hat in ihm seine Wohnung aufgeschlage». Er scheint reckt zufrieden mit seinem Platz zu sein, denn lustig erschallt sein Ruf. Ich zähle. Ein langes Leben verspricht er mir. Ob er richt behalten wird? Doch da — welch ein Laut! Noch nie habe ich einen solchen Ruf vernommen. Rechts von mir aus jenem kleinen Gebüsch scheint er zu kommen. Kuckeruckuck, so klingt es uns ent gegen. Leiser und zärtlicher ist dieser Ton. Laut urw freudig antwortet der Pkarrholzbewohner. Zwiegespräch halten beide. Scharf gucken wir noch beiden Gebüschen aus. Aus dem Grün des Psarrholzes löst sich eine graue Gestalt. Schnell fliegt sie über den Weg zum andern Hain. Der erste eifrige Sänger ist's. Ei» paarmal fliegt er an den Sträuchern entlang. Da ein leises, fröhliches Kuckeruckuck. Das Suchen hat ein Ende. Der Kuckuck hat sein Weibchen gefunden. Rübe ist nun im Busch. Da erschallt aus weiter Ferne ein zweiter Kvckucksrus. Vom Lödauertal bei Georgewitz kommt er. Jetzt läßt das Weibchen kein Kuckeruckuck mehr hören. Doch unermüdlich ruft der zweite Gesell. Immer lauter wird sein Kuckuck. Näher scheint er zu komme». Da verläßt ein Kuckuck das nahe Gebüsch. Weicher mag es wohl sein? Bald wird unser Zweifel gelöst. Kuckeruckuck, so ruft dos Weibchen noch einmal leise, ehe es im Pfarrholz verschwindet. Endlich hört auch das Rusen des zweiten Männchens aus, denn keine Antwort wird ihm zuteil. Froh, wieder einen Einblick ins Dogelleben getan zu haben, wandern wir Kittlitz z«. Uraufführung im Oybiner Maldtheater Nm letzten Sonntag gelangte auf der Oybiner Waldbühue „Lilith", ein neues Werk der erfolgreichen Dresdner Dichterin Helene Audeich, zur überhaupt ersten Ausführung und erzielte vermöge feines prachtvollen Stimmungsgshalts und der hohsitsvollcn dichterischen Sprache einen starken, nach innen gehenden Erfolg. Dis Verfasserin kam bereits im Sommer 1920 an derselben Stätte mit einem Mysterium „Dis fingende Seels" (ss erlebte in Oybin ebenfalls feine (Uraufführung) zu ihrem Dscht und fand mit dieser Schöpfung die freundlichste Beurteilung. Das neue Werk wurde im April von der Verfasserin in Zittau vor einem erlesenen Kreise persönlich vorgslsfen und hinterließ dabei einen so tiefen und nach haltigen Eindruck, daß es auf der Stelle für Oybin angenommen wurde. Das Drama behandelt, wie „Kain" von Anton Wildgans, dis Tragödie des ersten Brudermords in der Menschheitsgeschichte und führte auch ursprünglich denselben Titel, der aber dann aus Zweckmäßigkeitsgründen abgeändort wurde, um seds Kollision mit dem zufällig gerade ebenfalls auf dem Spielplan befindlichen Schau spiel des Wiener Durgdirektors zu vermeiden. Helens Zudeich hak, obwohl Nähsrungs- und Vergleichspunkts mit der anderen Dichtung über den gleichen Stoff nicht zu verhüten waren, doch in voller schöpferischer Llnabhängigkeit geschaffen, stützt sich aber natürlich aus die gleiche Ouells, nämlich die biblische (Überlieferung, dis sie mit dichterischer Freiheit für ihrs Zwecks ausgsstaltet. Äußerst inter essant ist, wie sie den dramatischen Konflikt schürzt und begründet. Sie führt außer dem Stammelternpaar des Menschengeschlechts und seinen beiden Söhnen noch Lilith in dis Handlung ein, eine aus dem althebcäischsn Sagenkreis entlehnte Gestalt, die als Ver körperung jener elementaren und weltenbewegcnden Triebkraft der