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und Menschengeschlechtern aber steht die menschliche Ge sellschaft. Sie zu erforschen ist ebenso lohnend wie jene. Die Familiengeschichte und Geschlechterkunde kann zu einer wesentlichen Stütze für die Ständegeschichte und Gesellschafts wissenschaft werden. Weder über Adel und Bauerntum, noch über Bürgertum und Arbeiterschaft gibt es neuere und größere zusammenfassende Werke, die wirklich brauch bar sind. Gute genealogische Arbeiten können wertvolle Vorarbeiten für solche werden. Dabei muß die Familien forschung den Zusammenhang zwischen Geschlecht und Gesellschaft eingehend und sorgfältig berücksichtigen. Der gesellschaftswissenschaftliche Verfolg der Genealogie kann sich einstweilen und im allgemeinen ruhig auf Gesellschafts kunde, d. h. etwa darauf erstrecken, den allerdings tiefer zu erfassenden Aufbau der Gesellschaft und die wichtigsten Gesellschaftsmächte, Wirtschaftsleben, Staatsleben, Geistes leben, deutlich zu erblicken und auszuwerten. Dabei wird sich zeigen, wie alle Stände geradezu genealogisch unter einander verbunden sind, wie ein steter Aufstieg aus den unteren in die oberen, ein steter Abstieg aus den oberen ln die unteren Schichten alle Jahrhunderte hindurch statt gefunden hat, und wie über die Risse in der Gesellschaft ullerwärts versöhnende Erscheinungen emporsteigen. Uber der Gesellschaft aber steht für die Menschen und die Menschengeschlechter die Heimat. Hierüber sagt das Buch: „Die Eigenheiten der Heimat, wie Menschenschlag, Bodenart, Klima, ihre wirtschaftlichen und politischen Bedingtheiten und Zustände, sind für Wesen und Werden ihrer Geschlechter ebenso bedeutsam wie das Wesen und Wirken der Geschlechter für die Entwickelung ihrer Heimat. Bei solcher Wechselwirkung zwischen Geschlecht und Heimat Mit dann die Familienforschung und Geschlechterkunde ein in den Kreis der Heimatkunde und stellt sich als ein ge wiß nicht unnützer Mitarbeiter an den Heimatbestrebungen vor, die ja ständig an Ausdehnung und Beachtung ge winnen. — Eine nachhaltig geförderte Geschlechterkunde wird mit ihren Ergebnissen die Heimatgeschichte, die Heimat kunde überhaupt, nach allen Richtungen bereichern können. Da sehen wir alte und junge Geschlechter im Sande sitzen, auf Höfen und Schlössern, in Dörfern und Städten, sehen sie dem Antlitz der Heimat bestimmte Züge geben, sehen, wie ihre Tätigkeit sich ausdehnt und in die Ver waltung, die Politik des Ortes, des Landes hinübergreift und sie immer umfassender mitgestalten hilft. Sie stehen aber auch hinter der Wirtschaft und Wirtschaftsentwickelung der Heimat: Die alten Bauern- und Adelsgeschlechter in der Landwirtschaft; in Gewerbe und Handel das Klein bürgertum wie der Mittelstand und das Honoratiorentum, aber auch das Patriziat der alten Städte, oder in der jüngeren Industrie das neuere Unternehmertum; in jedem Einzelfalle mit seinen Geschlechtern und Familienkreisen. Schließlich ganz entsprechend (neben dieser materiellen) in der geistigen Kultur. — Alles dies herauszuarbeiten zum Nutzen der Heimat, die in uns lebt seit unfern Kindertagen, an deren Gedeihen wir mitschaffen möchten, an deren Entfaltung wir uns noch freuen wollen in den Jahren unseres Alters, auch das ist eine der großen Auf gaben der Geschlechterkunde." Endlich ist die Genealogie auch für Bererbungs- und Rassenhygiene von großer Bedeutung. Alle die genannten Aufgaben der Familienkunde für Personen, und Familientum, für Gesellschaftskunde und Heimatkunde, für Vererbungslehre und Rassenhygiene lassen sich zusammenfassen in die eine: Arbeit am Volkstum. Mit Stammtafeln, Ahnentafeln und Berwandtschaftstafeln beginnt sie. Niemand sage: Ich bin ein einfacher Mann, für mich kommt Ahnenforschung und Familienkunde nicht in Betracht! Im Volke ist jeder ein dienendes Glied und Mitträger der Tradition und Kultur, er mag stehen, auf welchem Platze er wolle. Otto Flösset, Bautzen. Von Träumen und Hoffnungen Plauderei von Margarete Reichel-Karsten Erzvater Jakob im Lande Kanaan vom langen, beschwer- MM lichen Weg müde ward, schlief er auf hartem Stein ein MMR und ihm träumte von der Himmelsleiter. Das war ein schöner, segensvoller Traum! Ich will von schönen Träumen schreiben! Zwar hat der moderne Mensch, mitten in den Forderungen des Lebens stehend, wenig Zeit zum träumen. „Träume sind Schäume," sagt ein Sprichwort. Mir aber deucht, ein schöner Traum ist noch immer eine Himmelsleiter. Er läßt uns die harte Wirklichkeit vergessen und für ein Weilchen schauen wir armen Erdgeborenen hinein in einen lichten Himmel. Ich weiß bestimmt, es gibt keinen Menschen und wäre er noch so alltäglich unh sein Empfinden noch so nüchtern, der nicht in seinem Leben einen einzigen schönen Traum träumte. Und es gibt Menschen, die träumen meist. Dazu sollen vor allen andern die Dichter gehören. — Wenn wir ein stilles Feierstündlein für uns allein haben, dann kommen die Träume ungerufen, unangemeldet. Sie kommen aus dem Lande der Sehnsucht. Man weiß nicht, brachten sie die goldenen Sonnenstrahlen mit, fielen sie aus dem Himmelsblau hernieder, trug ein Blütenduft sie zu uns her, kamen sie aus dem Dämmerschatten der Abendstunde, oder schickten sie uns mitten in der Nacht die leuchtenden Sterne? Kein Mensch hat ihr Kommen wahrgenommen, nur gefühlt hat er, daß sie da sind. Ein Unfaßbares, Großes will sich in unserer Seele lösen, verlieren möchte sie sich im All. Die Himmelsleiter steht und die Englein steigen nieder. Sie halten ein Glück in den Händen, das ist unserer Sehnsucht Ziel. Es ist ein so Unerreich bares, Ewigschönes, daß wir wissen, dieses Glück ist ein Traum. Und doch, trotz allen Wissens, aller Weltweisheil und Lebens erfahrung, wir träumen so gern davon. Träumer haben ein glück liches Herz, sie sind wie Kinder, und Kindern gehört das Himmel reich. Über jedem Traum steht die Hoffnung, des Traumes liebe Schwester. Sie hält ihn an den Händen und will ihn so gern in die Wirklichkeit führen, aber kaum ist sie einen Schritt mit ihm gegangen, da sind ihre Hände leer. Der Traum bleibt ein Traum. Nur die Hoffnung geht still mit uns weiter. Sie ist unsere treueste Weggenossin. Ein Menschenleben ohne Hoffnung ist undenkbar. Jeder Tag unseres Lebens gehört ihr. Selbst, wenn wir sie ver leugnen wollen, wird sie uns nicht treulos: „Es hält die Hoffnung ihr Panier Mit starken, treuen Händen. Sie trägt's als Schutz, sie trägt's als Zier, Kein Feind soll es entwenden. Die Hoffnung wirbt für dich um's Glück, Sie heilt die tiefsten Wunden, Sie schaut mit Hellem Glaubensblick Auch in die trübsten Stunden. Sie ist dein treuster Weggesell, Gibt Kraft dem Schwachen, Müden — Und öffnet an des Grabes Schwell Die Himmelstür zum Frieden!" MM Mkims MWM. Nulkerel, VWeuberg l. SW. fertigt an: Tnsellieder, Programms, Einladungen, Fest- und Hochzeits- Zeitungen, Karten, Rundschreiben, Preislisten, Plakate, Notendruck usw. > - schnell, gut und preiswert. -