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-Nr. 13 Gberlauflhsr Helmatzeitung 141 vor Srübllng Meine lieben Sangcsbrüder, Frühling schreitet durch das Land, wieder schallen Frühlingslieder liebe, alte, wohlbekannt. Doch an diese will ich reihen noch ein neues — unbekannt. Möge der es mir verzeihen, der es nicht für gut befand. Wenn wir durch die Fluren wird cs in derSecle licht, sschrciten, schreit cs doch von allen Setten: nimm mich mit, Vergißmeinnicht! Tee, Salat wächst in die Schüssel dem, der kränklich ist und matt, dort blüht deni der tzlmmels- der die Zeit gesegnet hat. sschliissel, Hört ihr nicht das Jubeln, Klingen aus dem Baume und am Strauch ? Nicht nur Jugendliche singen — alte Exemplare auch. Wolfsmilch hier, dort Butter- Fettchenne haufenwcis, Iblunrc, Ochsenzunge, was die Muhme allezeit zu schätzen weiß. Für die Kinder Zuckcrschotcn, wenn der Papa cs erlaubt, — Schreckkraut für den Kassenboten, wenn ein Räuber ihn beraubt. Leimkraut zu Buchbinderklcister, Bcsenginster für die Magd, Goldlack für den Malermeister, der auch schöne Blumen macht. Neuer Frühling, — neue Sorgen reihen sich den alten an: wer nicht zahlen kann, muß borgen bis er wieder zahlen kann. Lieber Frühling, sei nicht böse, kannst ja wahrlich nichts dafür, gibst dafür uns ganze Stöße ohne Marken und Gebühr. Nachtschatten für liebend Pärchen, wenn der Mood am Himmel steht, Glockenblumen für das Herrchen, das nicht gerne früh aufstcht. Goldregen für die Schrebergärten, und wer Kor», Gemüse baut, für den Beutel, den geleerten, hier das Tausendgüldenkraut. Wachst anck sür dieSteucrmännci, die das Schisfleiu leiten tun — Springkraut für d. flotten Renner, Kreuzkraut, wer will Buße tun. Stachelbeeren für Kritiker, für den Zecher Wegebrcit, Pfeilkraut für den Umsichblicker, wenn ein Schieber Kuckuck schreit. Löwenzahn zu knacken Nüsse, die für manche noch zu schwer — und für künstliche Gebisse obendrein gefährlich wär. Pfefferminze zu Liköre, Salbei für ein böses Maul, Engelsüßsarn für Tenörc, für die Bässe Löwenmaul. Doch was soll es mich verdrießen, lachen, lachen ich nur muß! Der Salat darf nicht mehr schießen laut Versailler Fricdensschluß! vor käker Im Gras bei Dämmerlichte ein Knabe lag und schlief. Aus seinem Angesichte ein grauer Käser lies. Der lief und lies behende geschäftig immerdar, bis er jedoch am Ende verschwand im Lockcnhaar. Kein Arzt noch gab uns Kunde, kein Weiser hat's gelehrt, was in der Dämmerstunde das kleine Bild mich lehrt. Bleibt lange fern der Schläfer von seinem Bett bei Nacht, schleicht sich der graue Käfer hinein ganz leis und sacht. Beim ersten Morgenlichte dem Schläfer immerdar läuft er im Angesichte, verschwindet dann im Haar. Erwach« sodann der Schläfer, harrt sei» ein traurig Los: er wird dann seinen Käser den ganzen Tag nicht los. §rüklingsklage (Parodie) Wie die Mailüste säuseln so eisig im Wald — es ist zum Verzweifeln, so naß und so kalt. Die Vöglein, die längst sich ein Liedchen gereimt, sie fingen so heiser, verschnupft und verschleimt. Der Bach ist geschwollen, der Mensch ist betrübt, da Wolke an Wolke sich dränget und schiebt. Der Nebel, er streifet in Fetzen die Flur, die Sonne, sie lächelt ein einzigmal nur. Das Lieben vergessen der Jüngling, die Maid — weil schwappig der Hut ist, verdorben das Kleid. Die Schwalbe, sie hüllet in Watte das Ei — der Dichter selbst klaget: o scheußlicher Mai! (1879.) Steigerung Es stehet geschrieben im menschlichen Herz, im Küssen gibt's keine Quatember. Es küsset der Bursche im stürmischen März, im Juli, August wie Dezember. tzansjörge und Gottlieb, sie folgen dem Trieb, im Küssen recht vieles zu leisten: auch Müller und Schulze, sie küssen ihr Lieb — im Mai aber Meier am meisten. Vetter Lui (weitergegcbcn von IohannaFrohmu t). i: Vas deutsche Lied Köstlich wundersamen perlen (Zleicht das deutsche Lied, Vas so jauchzend und dock innig vurch die Saue ziekt. Was dis engen Menschenkerzen §rok und selig macht, Und aus seinenr Wort und Klange Sell entgegenlacht. vumpi und duster klagt die Weise Von des Lebens Leid, vrostend zeigt sie uns die Krone Vach der prülungszeit. preisend ekret sie den Lchöpser, Seines Waltens Spur, Und es lauscht den frommen Worten Vings dis vllnatur. jjubeliöne, die nur fassen kann ein deutsches Lied, Schlichte Worie, die nur süklen kann ein deutsch Gemüt, künden deutschen Landes Schöne, Vic im Sonnenlicht, Vie im Sturm und §lockentanze, veizvoll zu uns spricht. veutschen Sörzens tiefstes Züklen, Stammeseigenart lZis zu fernster Zukunft Lage veutsches Lied bewakrt. Darum lieb ich jener perlen §eingekügten Kranz, Venn des deutschen Volkes Seels Spiegelt mir ikr Slanz. H»d° Sniugari Heimatbilder aus der Lausitz fZelde im XVinler WWM^olken peitschen über das kleine Heidedors hin, MD? dunkle, schwere Winterwolken. Nur manchmal b^cht ein Sonnenstrahl aus dein Wolkenineer und grüßt die kleinen, strohgedeckten Hütten, nm dann sehnsuchtsvoll in seine Heimat zurückzukehren. Wiederum ist die Erde öde und kahl. Der Wind pfeift durch die kahlen Baumwipsel, dringt durch die Dachluken und tollt sich ans dem Boden des Heidebauern aus. Dieses Windspiel macht den alten Bauern erschauern. Es ist ihm, als stiegen die alten Götter aus ihren Gräbern. — Das Blut seiner Väter beginnt in den Adern zu wallen, und die alten Sagen der grauen Vorzeit werden in ihm lebendig. Er sieht die Väter zu den Bergen der Götter wallen, sieht die Ovfetflammen lodern und vernimmt den eintönigen Gesang ihrer Stimmen. Aber der Heidebauer ist wenig gesprächig. Abends beim Lampenlicht kommen ihm diese Visionen, aber er spricht nie davon. — Draußen im Walde ist es auch öde und leer ge worden. Einsam schreitet der Wanderer durch den Kiefern wald. Schier unheimlich ist es, allein zu sein und doch so unendlich wohltuend. Hin und wieder gellen unmenschliche Stimmen durch den Wald. Das Gekrächze der Waldvögel klingt wie die Klage faunischer Geister, und das Tosen des Windes in den Bäumen ist eine schauerliche Begleitung dazu. Tot ist alles, was sich hier einst des Lebens freute. Jene kleinen Insekten, die noch vor Wochen den Erdboden be völkerten, sind verschwunden. Das Klopfen des Spechtes, der Gesang der Vögel, alles ist verstummt. Nur vertrocknete Farnkräuter bedecken den gefrorenen Waldboden. Und doch liegt in dieser einsamen, scheinbar öden Heidelandschaft