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Nr. 13 Gberlauflher Helmatzeltung 145 die treue Mutter seiner Kinder. Und nun war er diesen Vater und Mutter zugleich bis zu seinem plötzlichen Tode am 7. Mai. Lamprechts Lebensarbeit sind seine „Wetterperioden". Schon am 30. März 1888 veröffentlichte er seine erste Schrift: „Der Wetterring", 1897 „Wetterperioden", 1905 „Wetterkalender", in den Isisberichten 1902 05 „Minimummeteorologie", 1910/12 „Die Erdenringe" und 1921 „Der Erdenring", sowie seit 1914 die monatlichen Wettervoraussagen. Die Familie der Lamprcchte wurde bei der Gegenreformation aus Steietmark vertrieben, zu ihren Ahnherren mütterlicher Linie zählt Martin Luther, und so war auch ihm der Bekennermut gegeben, ganz neue Pfade zu wandeln, gegen fest einwurzelnde Lehrmeinungen anzustürmen. Um Ehr und Vorteil ist es ihm nie gewesen: wie er für sein Werk stand lediglich der Sache wegen, ist er ein Typus des deutschen Gelehrten, der nur das ideale Streben kennt. Und nie hat ihn die Hoffnung verlassen, Mitarbeiter und Nachfolger zu gewinnen, nie hat er den Glauben verloren, daß sein Werk fruchtbar sein wird in der Entwicklung der Meteorologie. Und doch war Lamprecht alles andere als einseitig Es gab wohl keinen Zweig der Naturwissenschaften, mit dem er sich nicht eingehend beschäftigt hätte, auch die Geisteswissenschaften, beson- ders Literatur und Philosophie, fanden in ihm einen ernsten Kenner. Die liebste Erholung sber war ihm, den Gesängen der Vögel zu lauschen, die ihm vertraut waren wie selten einem an deren. So ist mit ihm ein Mensch aus dem Leben geschieden, der über ein selten reiches Wissen verfügte und mit diesem Wissen allen, die ihm nahe kamen, mit gleich frischer Begeisterung diente. H. Lieber Heimgegangener Freund! Im Namen der Naturwissenschaftlichen Gesellschaft Isis in Bautzen habe ich auf Deinen Sarg einen Waldkranz niedergelegt und rufe Dir nun ihren letzten Gruß zu. Du warst im Leben mit uns verbunden durch 36 Jahre?) Verschiedene Ämter im Vor- stände hast Du mit Treue und Hingabe verwaltet, fast 12 Jahre hast Du als 1. Vorsteher unsere Isis geleitet. Wir freuten uns alle, als wir Dich an unserm Jubelfeste 1921 zum Ehrenmitgliede ernennen konnten — und wir wissen: Du hast Dich damals auch gefreut! Nun danken wir Dir hier — an der Schwelle der Ewigkeit — noch einmal für alles, was Du uns in der Zeit gewesen bist, im Leben! So eng Du uns im Leben verbunden warst, nun hat Dein Tod, in unserer Mitte, draußen im grünen Walde am Hohen Birkicht, uns noch enger verbunden! Keiner von uns wird die Maifahrt 1922 am Sonntag Jubilate, die durch Deinen Tod geheiligt ward, 'e vergessen können: Dein jäher Todesfall ist uns allen zum er schütternden Erlebnis geworden! Noch einmal durftest Du unsre heimatliche Wald- und Berg natur in aller Maienpracht schauen: Du hast sie so lieb gehabt! Noch einmal hörtest Du die Stimmen der Sänger in Wald und Flur: denn Du warst vogelsprachekund. und mancher von uns dankt Dir die Kenntnis der heimischen Vogelwelt: Du hast sie so gut gekannt. Noch einmal schüttetest Du die reichen Gaben Deines Wissens und Deines goldenen Herzens auf dieser Wanderfahrt über uns aus, Deine lieben Isisfreunde: Du konntest so wunderschön plaudern! Und hast es getan — bis zum letzten, schweren Atemzug! Dein wissenschaftliches Streben hatte sich hohe Ziele gesteckt: Du sahst die Weltkörper im Raume fliegen und wußtest genau ihre Stellung zu unserer Erde. Du versuchtest daraus eine neue Deutung der wechselvollen, bisher unberechenbaren Wetter vorgänge. Die Wissenschaft wird entscheiden, was richtig daran war, und Dir Gerechtigkeit widerfahren lassen. Und wenn Du darin geirrt haben solltest — wie wir Mensche» alle — nie hast Du geirrt, wenn Dein gutes Herz sprach, selbst da nicht, wo es Dir scheinbar Schaden brachte! Denn mehr als die Kräfte des *) Eingctreten 9. 1.1886: 1888—96 Sammlungspfleger, 1896—98 Schriftführer, 21. 10. 1898-7. 1. 1910 I. Vorsteher, 7. 1. 1910- 16. I. 1922 2. Vorsteher: Ehrenmitglied der Isis seit 25. 6. 1921. Verstandes verleihen die Mächte eines treuen Herzens dem Menschenwesen Dauerwert! Und die waren es vornehmlich, die uns mit Dir verbanden! Ein Lamprecht war nur einmal da. Wenn ich versuchen wollte, Dein Wesen auf ein Wort zu bringen, in einem Worte alle seine Strahlen zu fassen: ich wüßte Dir nichts Schöneres über Dein Grab nachzurufen als: Du warst natürlich, natürlich in jedem Betracht und Belang: freigebig und reich wie die Natur, frisch und frohwüchsig, echt und wahrhaftig wie sie! Was in den Kriegsjahren oft gesungen wurde, ich darf cs mit einer kleinen Abänderung auch von Deinem Tode singen: Kein schönrer Tod ist auf der Welt, als wer vom Sensenmann gefällt auf grüner Heid, im weiten Feld! Darf nit hören groß Wehklagen! Wir haben nicht laut geklagt, als Du draußen auf grünem Plane stumm für immer dalagst Wir standen erschüttert — und doch versöhnt. Und was ich Dir da draußen zugerufen, als ich zum letzten Mal Deine Hand drückte, lieber, teurer Freund, das sei auch in diesem Augenblicke Deiner Isis letzter Abschiedsgruß: Sei bedankt für Deine Treue, Schlaf — und Gott schenk Dir die ewige Ruh! VergP die Kosen nicht Zum Jodannistag 1922 (Sonnabend, 24. Juni) Don Alwin Dömer. Johannistag!... Nun wirkt ini kleinsten Sellchen Der Sonunertrieb, der holde Wunder schafft, Lind süßer Dust steigt aus den Dossnkelchen Lind füllt die Welt mit frohgemuter Kraft? Der Königskerzen reiche Knospen schwellen; Dom Derghang leuchtet keck dec Fingerhut, Lind voller Anmut schaukeln sich Libellen Dlaujchillernd in der Sonne Strahlenglut l Dio bunten Falter gaukeln durch die Fluren Dom goldnen Hahnenfuß zum Pucpurklee; And Hirsch und Äeh ziehn aus vertrauten Spuren, Dom kühlen Naß gelockt, zum Waldossee . . . Dor Kuckuck ruft aus märchcnweiter Ferne . . . Dein töricht Hör; zählt zaghaft Schrei um Schrei, Wie lange noch auf diesem Lrdensterns Dir zu verweilen wohl bsschieden fei! And jählings mußt der Toten Du gedenken, Dis von Dir gingen in dis dunkle Nacht . . . In heißer Wehmut will Dein Haupt sich senken, Llmlodert von des jungen Sommers Pracht . . . Wie Gsistergruß rauscht's in den Buchenblättecn, Manch längst vsrjchoilns Freude fällt Dir ein, Manch lieber Name, der trotz goldner Lettern Verwitternd blinkt auf kaltem Marmorstein . . . Laß Deine Hand fromm einen Kranz denn winden, Llnd wenn Du kannst, vergiß die Dosen nicht; Das Leben ist ein Kommen und Entschwinden, And nur die Liebe macht es reich und licht! Sie überjonnt dos Daseins dunkle Weiten, And überdauert treu den pendoljchlag Der flucht gen Seit! ... G, laß Dich leiten Don ihrem Glauben am Johannistag! . . . MkM Mims WkogWh. Vrnllmi. Veikenberg l. 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