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soweit geführt hat und sich dieselbe uach ihm ausstcecken durfte, zur Bitte auch für die anwesenden Gäste überging. „Herr sei du unter uns und schenke uns, daß wir deinen Segen nun mitnehmrn dürfen." Mit dem Gesänge: „Höre, Jesu unser Fiehen . . . ." stimmte die Gemeioe ein. Nun erfolgte durch den oben genannten Bischof die Begrüßung der Gäste. In großer Zahl und aus vielen fernen Ländern waren sie erschienen und in reicher Zahl wollten sie die Gemeine begrüßen und beglück, wünschen. 14 Redner kamen zu Worte, wobei bemerkt sei, daß außerdem noch einige auf ihre Rede verzichteten, da die Zeit zu knapp war. So seien doch wenigstens ihre Namen genanni: Lektor Nils Jakobson, Domkapitular von Linköping; Pastor Weber-Berlin als Vertreter der deutschen christlichen Studenten - Vereinigung; Superintendent Oberkirchenrai v. Cordes, Vertreter des Gemeindetages, Leipzig und Pastor Jasper, sächsisches Hauptmissionsoercinsmitglied, Dresden, für welchen Inspektor Weirhaupt dir Rede mitübernahm. Im Hinweis auf die Mission, die ja im Vordergrund sicht, kamen zuerst die Missionsleute za Worte. Professor v. I. Richter, Vertreter des Evangelischen Missionsausschusies, Berlin, sprach in dessen Auftrage den Gruß aus. Bon einem kleinen Quell ist Herrnhut zu einem Strom geworden. Grütze aus Halle brachte als Vertreter der evangelischen Misstonskonserenzen Geh. Konsistoriolrat v. Hautzleiter, der auch auf die Hallesche Slistung hinwies. Bon dort aus ging der Adlerflug Zinzeudorfs und mit dem Grafen steht Halle in noch näherer Verbindung als mit Herrnhut selbst, denn im Hirzen des Grafen lag der Same durch Halle, ehe Herrnhut g'gründet wurde. Er wies auch aus die Versammlung der Missionssreunde hin, die aller 3 Jahre stattsand. Durch den Krieg ist dies zerstört worden. Bon der Landeskirche ist Herrnhut, trotzdem es eigene Wege geht, nicht abgeschniirt. Inspektor Weishaupt, als Vertreter der Leipziger Misston und des sächsischen Hauptmisstonsoerelns, deutete daraus hin, daß Zinzendorf den Gedanken zu seinem Werke im Franke- sck-en Hause in Holle empfing. Er sprach auch das Wort O. Buchners, das Leitmotiv des Misstonsvereins, aus: „Keine Union, sondern Unitas". Die Sülle von Persönlichkeiten, um mit Zinzendorf zu reden, Zens aeterna, ist dem Geiste dieses prophetischen Gottesmannes zu verdanken. Dieser Geist ziehe voran, wenn Herrnhut in sein 3. Jahrhundert eintritt. Don den ausländischen Vertretern sprach Domkapitular Pros. v. Adolf Kolmodin aus Upsala in Vertretung der schwedischen Kirche. Außer ihm vertraten noch v. Lundah! und O. Jacobson die Kirche und Kirchenmtssion von Schweden. Prof. v. Adolf erinnerte an König Gustav Adolf und die schwedischen Missionare. Gerührt klangen seine Worte und mit bebender Stimme schloß er seine Rede. Pastor Holt von der dänischen Missionsgesellschaft, Kopen. Hagen, dankte Herrnhut für das Vertrauen, mit weichem es Dänemark die Mission in Grönland überläßt. Der 17. Juni ist auch der Geburtstag der dänisch - halleschen Mission, die heute aus eine Zeitspanne von 101 Jahren zurückschaut. Inzwischen traf ein Glückwunschtelegramm der Ostfriesischen Missionsgesellschast ein. Dekan Zimmermann übermittelte die Grütze der schweizer Freunde der Brüderqemein« und Mission Greifens», Kanton Zürich, die noch dankbar sind, daß Gott Zinzendorf auch einst in die Schweiz sandte. Nach dem Versgesang: „König, gib uns Mut und Klar- heit" sprach Pastor O. Fallkrug, Vertreter des Zentralaus- schusses für innere Mission, Berlin, über die Diaspora und teilte die sehr erfreuliche Nachricht mit, datz Unitätsdirektor Bischof Jensen als lebenslängliches Mitglied des Zentralaus- schusses ausgenommen worden sei. vr. Lotichius vom Landesverein für innere Mission in Sachsen brachte einiges über den Katharinenhof in Großhen nersdorf, dem 1721 von Katharina von Sersdors gegründeten Waisenhause, zu Gehör. Er gedachte auch der Zeit, da er als junger Bautzener Referendar so manche erhebende Stunde in Teichnitz verlebte. Vom Brüderrat in Sachsen brachte Prediger Berger herz liche Grütze und Pfarrer Küdler schilderte die Ähnlichkeit seiner Gemeine Wilhelmsdorf in Württemberg mit Herrnhut. Die Patronatsgemeinden Berthelsdorf, Hennersdorf und Renners dorf hatten Pfarrer Burkhardt entsandt, der an die berühmte 1. Abendmahlsfeier in Berthelsdorf erinnerte. Der Senior der Unität in Posen, Konststorialrat Hainisch, brachte einen dreifachen Gruß von den Senioren, den Kon- fistorien nnd der Misstonskonferenz. „Wir müssen Mission treiben, wenn wir nicht eine sterbende Kirche werden wollen, und es wird gehen mit Gottes Hilfe." Er überreichte eine Gabe von 45000 polnischen Mark, die nach unserm Stands 3000 Mark beträgt. Au« dem Lande der Väter brachte v. Schiller die Grüße der böhmischen Gemeinen. D'.e tschechische Brüdergemriue sandte ein kostbares Kunst werk, ein großes Bild von Schimann aus der ollen Heimat. „Der Same geht dort auch auf, die Liebe Christi lehrt uns also" waren die Worte des Vertreters. Aus Amsterdam und Straßburg trafen Telegramme «in und von deu Brüdergemeinen des Koniinents außerhalb Deutsch- lands übermittelte A. Brindecm die Grütze. Bischof Jensen sprach am Schlüsse all dieser schönen Herz- lichen Reden den Dank dafür aus uno schloß die Versammlung mit dem Abendsegen uud die Gemeine mit dem Gesang: „Breit' aus die Flügel beide". 4- * 1- Schmetternd verkündeten am Sonnabend, de« 17. Juni früh morgens die Posaunen, datz die Sonne aufgegangen war und mit ihren Strahlen den Festtag oergoideie, an dem der Gründung Herrnhuts feierlich gedacht werden sollte. Mit einer kurzen Andacht auf dem Heinrichsbergs, einem Morgensegen im Freien, gehalten vom Prediger tz. S. Reichel, nahmen di« Feierlichkeiten des Hauptfesttages ihren Anfang. Herrliche, stimmungsvolle Augenblicke waren es, als sich da die Gemeine mit Gästen und Vertretern aus fernen Ländern unter den Buchen des Heinrichsberges zum Gebet unter freiem Himmel angesichts der Lausitzer Berge zusammensand. „Preis und Dank sei Dir gebracht" ließ der tausendstimmige Chor zu lickteu Höhen emporklingen. Um 10 Uhr füllte sich der große Kirchensaal dis auf den letzten Platz zum Festgottesdienst, den Unitätsdirektor Jensen hielt und leitete. Ein prächtiger, kunstvoller Gesang des Kirchenchores unter Leitung von Herrn Pieter Berbeek bildete eine schöne Einleitung. Im Gebet dankte der Uniläisdirektor dem Herrn sür den göttlichen Schutz über der Brüdrrgemeine und ihrem Bestehen. Er gedachte derer, die in diesen Tagen in fernen Ländern jenseits des Meeres weilen und ihr geistiges Auge nach Herrnhut richten, und er dankte auch sür das, was die Herrnhuter Jugend erziehung so manchem gegeben hatte fürs ganze Leben. Nach Schristlefung und Chorgesängen folgte seine F e st r e d e. „Wir wissen, daß wir aus dem Tode in das Leben ge- kommen sind." Mit packenden Worten von Herrnhuts Geschichte und Liede fesselte er die Herzen der Andächtigen und als er von dem Wunder der Versöhnung der Liebe Gottes sprach, erhob er die Stunde zur wahren Feierstunde, deren weihevolle Stimmung nie aus dem Herzen derer verlöschen wird, die ihr beiwohnen durften. „Wollt ihr wissen, was zu Füßen unsres Heilands uns getrieben? Nichts als lieben, nichts als lieben." Es gibt wohl 20 Religionen, aber nur eine Familie Gotte«. 8000 Mitglieder zählte die Gemeine zu Zinzeudorfs Zeiten und