Volltext Seite (XML)
alterlich erwiesene bezw.anzusprechendeSpitzwälle(„BUHle"). Letztere sind entgegen der großen Masse der Burgwälle Erd aufschüttungen, von runder oder viereckiger Form, deren Mitte das umliegende Land überhöhte, sie waren von einem Graben umzogen, um den außen noch ein niederer Rund wall lief.") Dann kommen für die Slavenzeit alle die Ringwälle nicht in Betracht, die ausweislich der Funde lediglich in vorslavischer Zeit benutzt worden sind. Es sind deren bisher 5 Stück. Die übrige Masse ist entweder rein slavisch oder unter der slavischen Fundschicht ruht noch eine vorslavische. Bon der größeren Zahl aller Burgwälle aber muß gesagt werden, daß sie archäologisch noch nicht untersucht sind, da die Grabungen an Burgwällen die teuersten, schwierigsten und auch verhältnismäßig fundärmsten sind. Daß die Erforschung der Burgwälle noch im Rückstände ist, liegt an dem schmalen Beutel der Gesellschaften iu Bautzen und Görlitz. (Wer da her Interesse am Fortgänge hat, der trete bei und unterstütze durch seinen Mitgliedsbeitrag die Forschung!)") Eine Klassifizierung der Burgwälle kann sich daher zu nächst nur auf ihre Gestalt und Lage erstrecken: 1. Typ Dolgowitz: Der Gipfel eines Berges oder einer Anhöhe wird kreisförmig umzogen, oft liegt an einer Seite ein halbkreisförmiger Vorwall: Rundwälle. 2. Typ Doberschau: Eine Felsnase mit Steilabsturz oder ein erhöhtes, vorspringendes Uferstück wird durch einen halbkreisförmigen Erdwall vom Hinterland abgeschnitten. Die Landseite ist durch den Wall, die Wasserseite durch den Steilhang geschützt. Dazu gehört die Mehrzahl in derOL.: Abschnit 1 swälle (Schanzen). 3. Typ Zittau: Ein kreisrunder Wall liegt mit kessel artigem Innenraum ausweislich der geologischen Karte in den Alluvionen der Talsohle: Talwälle. Als Zweck der Burgwälle ist oft die Einfriedigung eines Heiligtums bezeichnet worden, diese Möglichkeit ist nur in ganz wenigen Fällen in Deutschland nachweisbar. Als Dorfeinhegung sie anzuseheu, ist gleichfalls unangüugig, wobei jedoch nicht verkannt werden darf, daß eine dauernde Bewohnung einzelner Wälle sicher ist. Als Volks- und Fluchtburgen, Herrensitze, Berwaltungsmittelpunkte bezw. als besonders geschützte Werkstätten (Eisenschmelze auf dem Schmoritzberge) stellen sie sich heute dar. Nun scheint in der Kolonisationszeit die Einrichtung der Burgwarde, die ja in der OL. nicht zu voller Ausbildung gelangte, an altslaoische Verwaltungsbezirke anzuknüpfen."') Irgend eine Einheit innerpolitischer Art, sei sie nun Supanie, Kastellanei oder etwas ähnliches, darf man über den Sippen schon für die Zeit annehmen, da die Milciani noch nicht unterworfen waren. Nach den nordostdeutschen Verhältnissen würde man sogar von kleinen Herrschaftsgebieten sprechen dürfen, hier ist eine erbliche Herrschaft slavischer Geschlechter ausgebildet worden. Und da kommt uns ein Name zu Hilfe, der an einem Landesteile südlich Kamenz noch heute haftet: Das Ländchen Wohla"). Zu ihm rechnet man neben Wohl« ") Uber einen solchen hat F. Wilhelm OH3. 1921 S. 49ff. auf Grund seiner Ausgrabung berichtet: Die Burg Mederkrostau. — Über den Radisch bet Klcinsaubernitz besitzt die Schriftleitung bereits mein Manuskript. >') Nicht unerwähnt möchte ich hier die wichtigen Arbeiten von H. Schmidt lassen, Die vorgeschichtlichen Rundwälle in der Amts- houptmannschaft Löbau, IHÖL. ll S. 165 ff., sowie von R. Needon, Rundwälle der Bautzncr Gegend, IHOL. II S. 242 ff. ") Bergl. E. Riehme, Markgraf, Burggraf und Hochstist Meißen, Mitt. d Ber. f. «esch. d. Stadt Meißen 1806. selbst die Dörfer Welka, Podritz, Talpenberg, Ossel, Dobrig. Die Gemarkungen dieser Dörfer zusammen stellen auf Karte I ein kleines Freilandgebiet dar. In diesem gibt es heute noch 4 Burgwälle. Wenn man unter civitas ein zu einer verwaltungstechnischen Einheit zusammengefaßtes Landgebiet verstehen will, muß man es sich in der Weise wie das Wohlaer Ländchen vorstellen. Einer der Burgwälle dürfte dann als Sitz der Verwaltung gedeutet werden; auch Rechtsprechung und Marktwesen haben nach den Schriftstellern Beziehungen zu Burgwällen der Slaven. Die andern Burgwälle des Ländchens mögen zu verschiedenen Zeiten erbaut worden sein und verschiedenen Zwecken ge dient haben. Dieselben Verhältnisse einer Mehrzahl von Burgwällen finden sich in den Verwaltungsbezirken des Meißnischen, wo die urkundlichen Nachrichten reicher fließen. Im Sommer schützt bei einem Landgeflüchte ein Talwall, umgeben von Sumpf und offenem Wasser, gut, während der natürliche Schutz im Winter durch den Frost wirkungs los wurde. Dafür dürfte man sich im Winter auf einem Abschnittswall besser haben verteidigen können. Ob nun solche Sommer- und Winterfluchtburgen innerhalb einer civitus vorsorglich für den Bedarfsfall der Zukunft her gestellt wurden, oder ob sie lediglich Zweckbauten sind, die bei tatsächlichen Angriffen zu verschiedenen Jahreszeiten entstanden, ist noch ungewiß. Doch können darüber d-ie Nachgrabungen Auskunft geben. Eine ähnliche oivitus mit nur einem Burgwall könnte man in dem kleinen Freilaudgebiet um Ostro östlich Wohla erblicken. Die Originalkarte zu Karte I scheidet für die Slavenzeit das große Bautzner Freilandgebiet in mindestens 15 Einzelteile, die von einander durch schmale Waldzungen und Alluvionen getrennt sind. Wenn nun für das Gebiet der Milciani 30 oivitut68 angegeben werden, so ist es wahr scheinlich, daß dazu auch der Zagost und einige kleinere Gebiete bei Hoyerswerda und. Hammerstadt, die ja nach Karte I auch Freiland waren, gerechnet werden. Wie die einzelnen oivitato8 zu einander grenzten, welche Dörfer und Burgwälle darin zusammengehörten, das zu erforschen, ist die nächste dringende Aufgabe der Siedlungsgeschichte. Jedenfalls wird man die Karte I mit Ortsnamendeutungen, urkundlichen Nachrichten, Kirchspielen, Burgwarden, Geleit strecken, Wachkornbezirken usw. vergleichen müssen. Das Einteilungsprinzip d-r Emmeramer Urkunde in rogiono8 und civitut68 dürfte klar werden, wenn die Ur landschaftskarten der abgebildeten Art für das ganze Gebiet vorliegen. Vielleicht aber darf man erwarten, da regio nur hier und da als übergeordneter Bezirk mehrerer oivitut68 erscheint, daß die regio einer dynastischen Einteilung in mehrere „Unterfürstentümer" der einzelnen slavischen Völkerschaft entspricht. Wenn dann aber die Urkunde für Böhmen nur 15civitut68 neunt, so darf man nicht vergessen, daß Böhmen auch ähnliche Freilandschaften in ungeheuren Wäldern barg. Ob bei diesem Lande der Zusammenschluß vieler oivitut68 entsprechend des zeitigeren deutschen Ein flusses zur Zeit der Urkundenausstellung schon zu 15 größeren erfolgt war, wie er später auch in Nordostdeutschland statt gefunden zu haben scheint, ist ungewiß. Auch hier wird die Forschung nur bei einer kombinierten Methode Ergebnisse fördern. ") Im Anhalttschen ist ähnliches erhalten : 1339 gehören zum „Brater Lendichen": Wörlitz, Grießen, Falkenrode, Riesigk, Gölte» witz, Schänitz, Kakau und Rehsen. Auch hier ist die Mehrzahl der Ortsnamen slavisch wie bet Wohla.