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Für die Leser der „Oberlausitzer Heimat-Zeitung" dürfte die Tatsache von Interesse sein, daß die letztere eigentlich aus den „Südlausitzer Nachrichten" entstanden ist. Schon früher waren in dieser Zeitung heimatliche Aussätze, Mundartliches aus der Oberlausitz usw. erschienen — insonderheit mar Herr Schul direktor i. R. Brückner-Radebeul ein eifrig und gern gelesener Mitarbeiter —, die später in einer besonderen Beilage veröffent ¬ licht wurden. Da kam der Verleger auf den Gedanken, diese Beilage in eine besondere Zeitung umzuwandeln, und dem Ge danken folgte die Tat: seit Oktober 1919 erscheint die „Ober lau s i tz e r H e i m a t - Z e i 1 u n g", die bei allen Heimatfreunden großen Anklang gefunden hat. Möge es ihr vergönnt fein, der maleinst auch auf ein bOjähriges Bestehen zurückblicken zu können Reichenau, im Januar 1922. K. K. Vom östlichen Zagost im 10. bis 13. Jahrhunderte Tatsachen und Vermutungen — von Oswa ld-V o l lp recht-Reichenau Vorbemerkung. Die nachstehenden Ausführungen wollen eine zusammenhängende Darstellung des Zagost aus der genannten Zeit geben, wozu die vorhandenen Urkunden die Grundlage bilden. Zn Verbindung damit sollen auch verschiedene Vermutungen nicht unaus gesprochen bleiben in der Hoffnung, damit Anregungen zu weiteren Forschungen zu geben. Alle Geschichtsforscher, die zu diesem Stoffe neues oder besseres zu sagen wissen, werden gebeten, Mitteilungen an Herrn Buchoruckeret- besitzer Otto Marx-Reichenau gefl. einsenden zu wollen, der diese sammeln und zu weiterer Bearbeitung ver wenden wird. ^Ai^er nur in wenigen Urkunden des 12. und 13. Jahrhunderts erwähnte Gan Zag ost (Hinterwaldland) umfaßte die Gegenden von Rumburg, Zittau (Reichenberg) und Friedland bis zum oberen Üueis und wurde durch die Neiße in eine west liche und östliche Hälfte geschieden. Wohl ist von mancher Sette, früher von Mendel) und in neuerer Zeit anscheinend noch von Walther Zecht?), angenommen worden, daß das Zittauer Gebiet nicht zum Zagost gehört habe. Eine noch mehrfach zu erwähnende alte Grenzurkunde führt aber eine Stelle zwischen Bernstadt a. d. E. und Kemnitz als Scheide punkt zwischen Gau Budissin und Gau Zagost an, und damit ist doch wohl erwiesen, daß tatsächlich auch west lich der Neiße noch Zagostland lag. Der Zagost wurde im Osten von Polen (später Schlesien), im Süden und Westen von Böhmen und im Norden vom Gaue Milska, nach der Hauptstadt auch Gau Budissin genannt, begrenzt. Letzterer wurde erst später (1268) in Land Budissin und Land Görlitz zerlegt. Zagost wurde der Gau deshalb genannt, weil er, vom Znnern Böhmens aus gesehen, eben hinter dem mäch tigen Grenzwalde lag. Obwohl der Name Zagost tschechischen Ursprungs ist, gehörte der Gau Zagost doch nicht zu Böhmen, lag er doch auch außerhalb des böhmischen Randgebirges. Er zählte, selbst als er später wirklich unter böhmischer Herrschaft stand, nicht zu den böhmischen landtäflichen Gütern, sondern war Eigentum des Königs, der ihn nach Gutdünken verschenken, versetzen oder verlehnen konnte.?) 92S c/es an /Herren. Als der deutsche Kaiser Heinrich I. die seit dem 6. Jahrhunderte ans Osten bis über die Elbe vor gedrungenen Sorbenwcnden besiegt und unterworfen hatte, gründete er i. 3. 928 zur besseren Niederhaltung der Besiegten die Markgrafschaft Meißen, und ihr wurde neben dem Nachbargau Milska auch der Gau Zagost mit zugeteilt.i) Derselbe teilte nun auch auf lange Zeit die Geschicke der Markgrasschast wie des Gaues Milska. Während nun einerseits die Wenden sich von Zeit zu Zeit immer wieder durch Aufstände von der verhaßten Fremdherrschaft zu befreien suchten, drohte der neuen Markgrasschast auch von Böhmen und Polen her stete Gefahr. Da war es Markgras Gero, der mit eiserner Strenge die Wenden niederzuhalten wußte, um 953 den Böhmen könig Bo les laus besiegte und 963 auch dem Polen könig Mise ko eine entscheidende Niederlage bereitete, bis an die Oder vordrang und Polen bis an die Warthe dem deutschen Reiche untertan und zinsbar machte. Zn der Markgrasschast selbst wurden überall Burgen angelegt sowie Burgwarde geschaffen und diese mit deutschen Kriegern besetzt, womit auch die Germanisie- rnng des Landes ihren Anfang nahm. Zn den Gauen Milska und Zagost soll es allein etwa 30 solcher Burgen gegeben haben.?) 96S/970 ösrV/'e^/? an r/as Da nicht nur die Unterwerfung der slaoischen Völker, sondern auch ihre Bekehrung zum Christentums das Ziel der deutschen Kaiser war, wurde vom Kaiser Otto 1. i. I. 968 auch das Bistum Meißen gegründet, dem wohl bald nachher, schon unter dem ersten Bischof Burkhardt, also vor 970, nach einer später noch näher zu erörternden Urkunde, allem Anscheine nach der ganze östliche Zagost schenkungsweise zugewtesen wurde. Viel leicht sollte auch damit ein weiterer, kirchlicher Schutz wall gegen Polen geschaffen werden und wurde gerade deshalb der östliche Zagost zu diesem Geschenke aus ersehen. ? >>) Nach Ermordung des Markgrasen Rigdag von Meißen bemächtigte sich der Herzog Bo les laus von Böhmen Meißens und der Markgrasschast und damit wohl auch des Zagost, doch wurden ihm diese Besitze sehr bald von dem neuernannten Markgrafen Eckhardt, bisher Markgraf von Zeitz, entrissen, Herzog Boleslaus von Böhmen von ihm sogar zum Vasallen des deutschen Reiches gemacht, das Verhältnis zum Polenherzog, auch Boleslaus genannt, zu einem durchaus freundlichen gestaltet, die Wenden aber wieder mit starker Hand unter das Joch der Knechtschaft zurück gezwungen. Vielleicht ließe sich auf diesen Markgrafen Eckhardt die Gründung und Benennung einiger Orte unserer Gegend zurücksühren; so Eckardtsverg bei Zittau, früher Eckartsdorf, und das nicht weit entfernt davon ge-