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Sonntag, den 3V. Lttpril (Gstermond) 1922 MW aller 14 Aa«» Bsaitepfün /i! L)elmcltkunöe^I! Schristleitung und Geschäftsstelle iri Reichenau,Sa. Fernsprecher Nr. 2IA Nr. S Druch u.Verlag.Alwin Marx (Inlz.Otto Marx) Sädlaufttzer Nachrichten,Reichenau/Sa. jj 3. Jahrgang Unberechtigter Nachdruck verboten Gescbicbte, ^KunskLiteratui" )ugendkratt Nnersätzlicber Besitz Ist die fnscke straft der fugend. Ikren koken Wert zu scbätzen, Ist kein kokler Wakn. Scbätzt die fugend nickt nack sakron. Sie besitzt auck selbst der Srsis, ver trotz Sturm, Not und Sekakren ^ugendkratt zu vvakren weih. lugendkrast so mancber NIter Beilige Erinnerung preist. Weitz das Saar, dock wie ein Kalter Steigt zum Lickt nock junger Seist. Berber« Benkner, Bautzen. Ein Totensonntag in Herrnhut Ein Beitrag zur Würdigung unsrer Lausitzer Heimat Don Herbert Hcnkner, Bautzen n diesem Jahre, am 17. Juni, wird ein Ort unserer Lausitz, der mit Recht zu den weltbekannten ganz Deutschlands gerechnet werden kann, eine Feier begehen, der sich nicht nur der Ort selbst, sondern auch die ganze Lausitz wird freuen dürfen. Am 17. Juni 1922 blickt die Brlldergemeine Herrnhut auf ihr 200 jähriges Bestehen zurück und schon jetzt werden Vor arbeiten geleistet, diesen Tag in Ehren und Würden zu be gehen. Lenken wir, die wir nicht zu Herrnhut gehören, also ein mal den Blick nach dort, um vorbereitet zu sein, wenn der Festtag anbrechen wird. 1. Ein Totensonntag war es, an dem ich einmal in Herrnhut weilte. Ein Tag, an welchem es in dem an und für sich schon ruhigen Orte noch stummer war. 2n stillem Gedenken wird gerastet von der Tagesarbeit, und all den Toten eine Feier inbrünstigen Gedächtnisses gewidmet, die der Gemeine im großen ganzen und den einzelnen Einwohnern im be sonderen ein liebevolles Erinnern abfordern. So lenkte auch mich der Schritt am Morgen dieses Toten sonntages in das Gotteshaus Herrnhuts. Es ist ein Bau, der der Brüdergemeine ganz eigen ist. Keine Kirche mit hohen Fenstern aus bunten mit Bildern versehenen Scheiben. Kein hoher Kirchturm mit hochragender Turmspitze. Keine Verzierungen wie an den Kirchen anderer Städte und Dörfer. Einfach und schlicht, aber doch würdevoll tritt das Gottes haus Herrnhuts in die Erscheinung. In der Mitte des Dachfirsten erhebt sich ein kleiner Turm, der die Glocken beherbergt: ein sogenannter Dachreiter. Es ist nicht wie bei anderen Kirchen, die in ihrer gotischen oder barocken Stilart an einem Ende des Kirchenschiffes einen oder gar zwei hohe Türme besitzen. Dem Wanderer, der die Berthelsdorfer Allee, also vom Norden her kommend, in Herrnhut Einzug hält, fällt sofort dieser eigentümliche Bau des Herrnhuter Gottes hauses auf. Wie das Herrschaftshaus eines Schlosses lugt es hinter einer kleinen Anlage von Bäumen und Sträuchern hervor. Das typische des Dachreiters zieht ganz bestimmt die Aufmerksamkeit des Wanderers auf sich. Wer sich diesem Anblick auch nur wenige Minuten hingegeben hat, dem schwindet er nicht sogleich wieder aus dem Gedächtnisse. Treten wir nun, die Anlage durchschreitend, durch die Nordtür in das Innere der Kirche, so stockt unser Schritt, denn wir werden überrascht. Nicht von unermeßlichem Prunke, sondern von einer geradezu fesselnden Schlichtheit. Außen schlicht, Innen schlicht, Trotzdem inhaltsvoll. So könnte man wohl mit kurzen Worten das Charakter volle von Herrnhuts Kirche kennzeichnen. Mit ganz geringen Ausnahmen ist alles im Innern der Kirche weiß. Die Wände, die Fensterrahmen, die Vorhänge, die Bänke und noch vieles andere. Bon der ebenfalls weißen Decke, die nicht gewölbt, sondern flach wie in jedem großen Saale ist, hängen tief herab vergoldete Leuchter. Überall das Zeichen der Reinheit und des Seelenadels. Für den Prediger ist keine Kanzel vorhanden. Hinter einem großen Rednerpult, auf dem eine große Bibel in Goldschnitt liegt, steht der Geistliche. Er ist nicht gekleidet mit einem Talar. In schwarzer Kleidung mit weißer Krawatte schreitet er zur Predigt und spricht zu seiner Gemeine, die sich in wiederum eigenartiger Anordnung auf den ganzen Raum verteilt. Rechts auf einer Empore befindet sich die Orgel und Raum für den Chor. Darunter und noch weiter bis in die Mitte