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sie in Sachsen als Brutvögel jedoch unbekannt. Am besten kann man den scheuen Bogel vor seiner Nisthöhle beobachten, wenn er nach Art der Spechte am Baum hängt und die kleinen Gelb schnäbel füttert, die aus dem dunkeln Eingang hervorschauen. Welche Farbenpracht! Ein wirklich tropischer Bogel! Lichtes Blnugrüu breitet sich über Kopf und Flügeldecken; Rücken und Flügelwurze! sind zimtbraun gefärbt, Flügelbng und Unterrücken aber himmelblau; auch die Schwanzfedern, die den Körper am Eichenstamm stützen und sich dabei fächerförmig ausgebreilet haben, tragen ein schönes Blau in verschiedener Schattierung. Noch schöner kommt die herrliche Färbung des etwa dohlengroßen Bogels zur Geltung, wenn uns einer in gewandtem Flug ein Stückchen auf dem sonnigen Weg am Waldrand begleitet und sich in kurzen Abständen bald hier, bald da auf einem derKiefernäste niedcrläßt, die weit über den Weg reichen. Bei jeder Bewegung ein neues Farbenbild von hohem Reiz: jetzt grün, jetzt reinblau, und jetzt herrscht wieder das .rar! abgetönte Braun vor. Das glänzt und gleißt im Sonnenstrahl und verlischt sofort wieder im Schalten der Bäume. Möge die Mandelkrähe, welcher das präch tige Kleid leider oft zum Verderben wird — denn es reizt den Schießer —, unsrer Lausitz dauernd erhalten bleiben als der schönste Schmuck ihrer ernsten, stillen Wälder! 3m System findet die Mandelkrähe gewöhnlich ihren Platz unmittelbar neben dem Wiedehopf, obwohl verwandtschaftliche Beziehungen zwischen ihnen ganz ge-vitz nicht bestehen. Aber beide Bögel passen weder zu den Singvögeln noch zu irgendeiner andern Ordnung, und so hat man sie zugleich mit den Mauer seglern, den Nachtschwalben, Bienensressern und Eisvögeln zu der recht künstlich gebildeten Gruppe oer Leichtschnäbler vereinigt. All die genannten Familien, mit Ausnahme der Bienenfresser, werden durch je ein Mitglied in unsrer Lausitz vertreten. Freilich der Wiedehopf mag nur ganz vereinzelt hier und da in alten Bäumen brüten; seine Nisthöhle habe ich nicht auf finden können, aber den mir aus den Tagen meiner Kindheit wohlbekannten Ruf habe ich zur Brutzeit wiederholt gehört, z.B. am Deutsch-Baselitzer Teich und in der Königswarthaer Gegend. Das kuckucksähnliche „Ugugugug" verrät die Anwesenheit des seltenen Vogels schon von weitem; aber man muß schon von Glück sagen, wenn man den hübschen Bogel mit dem lockeren aufricht- bären Federschopf wirklich einmal hier zu Gesicht bekommt. 3m Wald selbst ist cs sehr schwierig; denn wenn wir uns seinem Sitz platz nähern, so verstummt er; wie soll man ihn dann im dichten Astwerk entdecken! Leichter gelingt es, wenn der scheue Bursche — nur hier fand ich il n so scheu, in Siebenbürgen und andern östlichen Ländern ist er sogar recht zutraulich — auf einem ein zelnen Baume etwa am Teichrande sitzt. Bis auf fünfzig oder sechzig Meter läßt er uns herankommen ; dann fliegt er ein Stück chen weiter auf einen Nachbarbaum, auf einen dritten und vierten, bis er schließlich in unregelmäßig zuckendem Flug über den Teich setzt. Auch am Boden habe ich den Wiedehopf schon überrascht, auf einer Wiese am Waldrand, wo er mit seinem langen und dünnen Kreuzschnabel im dichten Rasen nach Gewürm bohrt.. Daß der Wiedehopf so selten geworden ist, hängt vielleicht mit dem Rückgang der Viehweiden zusammen. 3n meiner Zugend- zeit brüteten jedes 3ahr einige Pärchen in den alten Kirschbäumen, die hinter dem Rittergut die große Schastrift umgaben. Ohne jede Scheu bewegten sie sich zwischen den Füßen der sanften Wollenträger; noch häufiger aber sah man sie unter den Kühen cinherschreiten, denen ein besonderer Teil des Weidelands zuge wiesen war. Hier stocherten sie in dem alten Kuhdünger herum. Auf die Käfer und Larven, die in ihm leben, haben fie's abgesehen. Wie mit einer Pinzette ergreifen die Bögel ihre kleine Beute und verschlucken sie dann, indem sie den Kopf mit dem Schnabel empor werfen. Dabei wird die Haube beständig aufgeklappt und wiede ganz flach nach hinten zusammengelegt, wodurch der Ausdruck desBogelgesichts in jedem A: genblick wechselt; unsagbar komisch fieht's aus. Ob der üble Geruch, den das Quartier des Wiedehopfs besitzt, mit dem unappetitlichen Geschäft seiner Bewohner zusam menhängt, weiß ich nicht. Mir scheint, die Alten legen auf den Düngerexport aus der Kinderstube, den andere Bögel mit der größten Sorgfalt betreiben, gar keinen Wert. Die Kotmassen häufen sich in derBaumhöhle an, und es ist ein Wunder, daß die Kinder nicht krank werden. Erst nach den Tagen, wenn sich die ausgeflogenen Fungen tüchtig ausgelüftet haben, verliert sich bei ihnen das widerliche Parfüm. Sollte, wie es scheint, die Schaf zucht in Sachse» wieder an Bedeutung gewinnen, so wäre es recht wohl möglich, daß der hübsche Bogel auch wieder etwas häufiger auftreten würde. Borläufig wollen wir uns freuen, in unsrer Lausitz wenigstens noch einzelne Brutpaare zu besitzen. iFortsetzung folgt) M ckl'-r! Schneeglöckchen -Blümlein in dem weißen Kleide. Frühentjtandnss Frllhiingskind! Du mit deinen blaßen Wangen Zitterst da in Frost und Wind. Warum hast du schon verlassen Deiner Mutter warmen Schoß? Sieh, die Welt ist kalt und öde And ihr Leid ist schwer und groß. Mensch, verstehst nicht meine Stimme. Du vernimmst nicht meinen Klang? Ist die Welt setzt Kalt und öde. Doch ertönt bald Freudensong. Horch! ich sing von frohen Zeiten, Ächte nicht auf Frost und Wind: Sterb ich auch — ich brachte Hoffnung, And ich war dos Frühlings Kind. Der tzungerbrmmeu bei Oybin Bon Fr. Beruh. Störzner ^»Mn unmittelbarer Nähe der alten Leipaer Straße bei Oybin MW befindet sich ein Brunnen, der Hungerbrunnen genannt. Bon ihm erzählt die Sage folgendes: Anno 1539 ivar eine große Teuerung in der Lausitz. 3n Zittau lebte damals eine arme, aber fromme und gottesfürch tige Frau mit ihren zwei Kindern. Sie litten große Not und mußten nicht mehr, wie sie ihren Hunger stillen sollten. Da klei dete eines Tages-- es war am 13.3uni — die arme Mutter fich und ihre Kinder festlich und wanderten diese drei hinaus zu jenem Brunnen an der Leipaer Straße, um hier innig zu beten und Gott um Brot anzuflehen. Am Brunnen begegnete der Mutter ein Mann, welcher sie nach ihrem Kummer fragte. Sie schüttete ihm ihr Herz aus. Der erkannte nun das felsenfeste Gott vertrauen des Weibes und sagte darauf zu der Bekümmerten: „Siehe, weil Du so beständig glaubest, so gehe heim, da wirst Du drei Scheffel Mehls finden, damit Du und Deine kleinen Kinder in der Teuerungszeit sollen versorget werden." Die Frau ging heim und fand zu Hause das, was ihr jener Mann verheißen. Dankend blickte sie mit ihren Kindern auf zu Gott, der ihr Gebet erhöret. Nun brauchte sie nicht mehr Hunger zu leiden. Bon jenem Tage an nannte das Volk jenen Brunnen draußen an der Leipaer Straße den Hungerbrunnen. Zur Erinnerung an jenes wunderbare Ereignis wurde später in der Nähe des Hungcrbrunnens ein Denkstein errichtet, der heute noch steht; freilich, seine Zuschrift ist im Laufe der Zeit so verwittert, daß sie nicht mehr enträtselt werden kann. Noch deut lich ist aber auf jenem Denkstein die Figur eines betenden Kindes und eines von einem Rosen- und Blätterkranz umrahmten Bro tes zu erkennen. Die wunderbare Angelegenheit am Hungerbrunnen bei Oybin erwähnt auch Dr. Martin Luther in seinen bekannten Tischreden,