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44 Gberlauslher Hstmatzeltung Äc.S Das wüste Dorf Pickwitz bei Großenhain Bon Fr. Bernhard Störzner Kilometer nördlich von Großenhain entfernt liegt eine Feldmark, die den Namen Pickwitz führt. Sie wird von der von Großenhain nach Elsterwerda führenden Landstraße durchschnitten. Die betreffende Feldmark bildete einst die Flur eines Dorfes, das am Doberbache bei Nasseböhla lag und Pickwitz hieß. Es hatte eine Kirche, die Filialkirche von dem vier Kilometer entfernt liegenden Walda war. — In die Pickwitzer Kirche waren die Ortschaft Nasseböhla und das Vorwerk und die Mühle zu Stroga ein- gepfarrt. — Das Dorf Pickwitz wurde im dreißigjährigen Kriege dem Erdboden gleichgemacht. Die vertriebenen und heimatlos gewordenen Bewohner, die zum größten Teile auch ein Opfer der verheerenden Pest wurden, bauten das Dorf nicht wieder auf — es verödete. Die Flur des ehemaligen Dorfes Pickwitz kam nun mehr zum Vorwerk Stroga, das die Zahlung der rückständigen Steuern übernahm. Noch heute hat das genannte Vorwerk Abgaben nach Walda zu entrichten, obgleich Vorwerk Stroga jetzt nach Zabeltitz eingepfarrt ist. Die Abgaben des Vorwerks Stroga, die an den Pfarrer zu Walda zu entrichten waren, betrugen 1850 noch 8 Dresdner Scheffel Korn. — Traurige Folgen hatte der dreißigjährige Krieg auch für Walda und Nasseböhla. Hier wütete die Pest jä ebenfalls, ganz beson ders in den Jahren 1631, 1633 und 1637. Im Jahre 1631 starben in Walda und Nasseböhla, die damals insgesamt noch nicht ganz 200 Einwohner zählten (1840:350 Einwohner), 92 Personen an der Pest. Es heißt da u. a. im Waldaer Kirchen buche aus jener Zeit: „In diesem Jahre gestorben 6 Persom n bei Nicolaus Obenauß, als er, sein Weib, ihre Mutter und 3 Kinder. 5 Personen auf Paul Kirschten des Jüngeren Hofe. 7 Personen bei Peter Hempeln, dem Kirchvater." 1633 starben 43 Personen und 1637 über 50. Ganze Familien waren aus gestorben. — Jahre hindurch waren auch die Dörfer Walda und Nasseböhla fast menschenleer und lagen da wie verödet. Die Be siedelung geschah hier wieder nach und nach, während Pickwitz wüste blieb. — Vergleiche: „Archiv für Sächsische Ge schichte 1864, 2. Band, Seite 102." „Sächsische Kirchengaleri« 1840, 8. Ab teilung, Seite 180-162." Vom Verbands „Lusaka" Zittau, 1. Februar. Der Globus hat auch in den letzten vierzehn Tagen wieder zwei bemerkenswerte Veranstaltungen zu ver zeichnen gehabt. Der ain 19. Januar stallgefundene Vereinsabend war leider infolge ungünstiger Witterung und der gleichzeitigen großen Beethooenfeier schwächer besucht, als es sonst üblich ist, nahm aber trotzdem einen erfreulichen und erfolgreichen Verlauf. Herr Redakteur Ferdinand Hesse aus Ebersbach hielt einen ganz ausgezeichneten Vorirag über die Entwickelung derNatur- bühnen und belegte seine Ausführungen durch eine lange Reihe hervorragend schöner Lichtbilder. Das Theater im Freien ist die llnorm der Schaubühnen, die im Laufe von Jahrtausenden mannig fache Umgestaltungen erfuhr. Schon die Alten machten nach Mög lichkeit eine schöne landschaftliche Umgebung für ihre Zwecke dienst bar. Delphi, Segesta, Taormina und Pompeji zeugen dafür. Im Mittelalter nützte die Kirche das Theater für Kultzwecke aus. Hans Sachs und seine Fastnachtsspiele, aus denen sich namentlich auch in Zitiau die Schulkomödie entwickelte, verweltlichten die Schau bühne wieder. Nunmehr erfolgte allmählich der Übergang zum ge schlossenen Theater: daneben entwickelte sich jedoch auch die Natur bühne weiter zur Rokokobühne, geriet aber später in Vergessenheit, aus der sie erst Goethe vorübergehend entriß. Erst in der Neuzeit aber wurde die Naturbühne durch Dr. Ernst Wächter und Rudolf Lorenz (Harzer Berglheater, Hertenstein und Lousberg bet Aachen) neubelebt. Sie alle werben, was die natürliche Schönheit der An lagen anlangt, von dem im Jahr« ISN aus den Plan getretenen Oybiner Waldth » ater In den Schatten gestellt. Dies« An lage wird auch von keiner der zahllosen späteren Nachahmungen erreicht. Die gediegenen, prächtigen Ausführungen fanden außer ordentlichen Beifall. — Am 25. Januar sprach Herr Webschuloder lehrer Ingenieur Schulze in höchst fesselnder Form über Ersinder- Schicksale und vermittelte einer zahlreichen Hörerschaft eine reiche Fülle zum Teil wenig bekannter Tatsachen. Aus dem ihm besonders naheliegenden Gebiete des Textilgewerbes behandelte er namentlich James Hargreaves, Richard Arhwright und Charles Marie Jacquard, aus anderen Zweigen der Technik Christian Schäffer, den Hainichener Keller, Giovanni Martignont, Elias Howe, James Watt und Georg Stephenson. Der Redner bot uns im erfolgreichen Streben des rin genden Menschheitsgenius ein gewaltiges Stück tragischer Märtyrer geschichte und regle eine lebhaft« Aussprache an. — Umfassende Vor bereitungen werden zu dem am 22. Februar geplanten großen Fami- lien-Abend „Kirmes in Bernstadt" getroffen, dessen Reinertrag dem Grundstock für die Kricger-Ehrenstätte auf dem Kotimar zuaeführt werden soll. Die Veranstaltung ist als mundartlicher Lausitzer Abend gedacht und hat sich auch der Mitwirkung Wilhelm Friedrichs und der Lausitzer „Thalia" versichert. Bruno Reichard. — Die wendische Sprache soll nach einer Verfügung des preußischen Volksbildungsministers jetzt in oea Regierungsbezirken Licgwtz und Frankfurt a. O. ebenso zugelasscn werden, wie dies neuerdings mit der polnischen Sprache in Oberschlesien und West preußen vorgesehen ist. Die wendisch sprechenden Kinder sollen neben bem deutschen Sprachunterricht einen wendischen Schreib- und Lese unterricht erhalten, soweit es von den Eltern gewünscht wird. Er soll aus der Mittel- und Oberstufe wöchentlich bis zu drei Stunden dauern. Die Regierungen können aber diesen Unterricht schon aus der Unterstufe beginnen lassen und ihn aus 4 bis 6 Wochenstundea bemessen. Der übrige Unterricht der wendischen Kinder muß soweit gekürzt werden, daß eine Überlastung dieser Kinder vermieden wird. Für das Ehrengedächtnismal auf dem Kottmar Max Iunghans, Neugersdorf, Sa . Mk. 10.— Oderpostsekrclär Hch. Iähne, Bischofsweida . ...» S.— Zur Entgegennahme weiterer Spenden erklären wir uns bereit und werden wir darüber stets in der „Oberlausitzer Heimatzeitung" Quittung leisten. Deutsche 6ei matbilder! von vertka Zillefsen Licbtbildervorträge iu°: aus der Oberlausitz u s<°d« und -°»d. u - Näheres durch D. AUlsssen, Bautzen, Wsttinstr. 40. * Varlaa dar Postkarten und Kunstblätter Deutsch« Heimat- 4 bilder und der Sächsischen Heimatschutzpostkartsn. ! o Schachen „Belgien zurFriedenszeit etc." r / von Inor. A. Simon. Mk. 1,50 franko. Xenien-Verlag, s Leipzig 3. Postscheckkonto Leipzig 5467. j der Gberlausitzsc Heimat;« lang bei freier Su- . st-Ilung durch die Post MS. 5.50, durch den Voten Mk. 5.70. Zahlungen können auf das Postscheckkonto Nmt Leipzig Nr. 275.34 ersolgsn. Dei Nichtabbestellung spätestens 14 Tags vor Beginn eines Vierteljahres laust das Abonnement weiter. Än^aiaenberecknuna ' Der Inseratenteil besteht aus zwei . Hpalten. Dis Berechnung erfolgt nach Millimetern und beträgt der Preis für einen solchen in einspaltiger Breite 40 Pfennig. Verantwortlicher Leiter: GttoMar «, Deichenau, Sa. Druck und Ver lag Alwin M«rx (Inh. Otto M«rH, Buchdrucker-i, Reichenau, Sa. 3. E. Hinrichs'scheBuchhandlung, Leipzig, Grimmaischc Str.32 sucht zu Kausen: „Oberlaufitzer Heimatzeitung" 3ahrg. 1,1. Vierteljahr. Achtung l Nr. 10- Jahrgang 1 Kauft für2MK. die Geschüftastelle der Oberl.Heimatzeitung.