Volltext Seite (XML)
Die Metallzeit Welches war nun das erste Metall, das der Mensch zur Herstellung und Vervollkommnung seiner Werkzeuge zu bearbeiten verstand? Es war nicht das Eisen. Denn das Eisen kommt in der Naiur nicht in reinem Zustande vor, und seine Gewinnung aus den Erzen setzt schon eine hohe Entwickelung des Menschen und seiner geistigen Kräfte voraus. Das erste Metall, das der Mensch oerarbeiteie, war das Kupfer. Das fand er in reinem Zustande in ver schiedenen Ländern. Das ließ sich dämmern und schlagen, das brauchte nicht geschmolzen zu werden. Und aus Kupfer fertigte er seine ersten metallenen Werkzeuge an. In manchen Ländern redet man daher auch von einer Kupferzeit; aber die hat nicht lange in standen, sie hat sich auch nicht weit verbreitet. Denn reines Kupfer ist zur Verarbeitung von Werkzeugen ungeeignet; es ist zu weich, und die Werk zeuge nätzen sich zu leicht ab. In Sachsen sind z. B. nur zwei Kupfersunde gemacht worden. Als man aber verstand, das Kupfer durch einen Zusatz von Z'nn zu Härten, da hatte man das geeignete Metall zur Herstellung der Waffen und Werkzeuge gesunden: die Bronze. Dieses Metall war hart und widerstandsfähig, es nützte sich also nicht leicht ab, und seine herrliche, glänzende, goldgelbe Farbe lockte zur Anfertigung von Sckmuckgegenständen aller Art. Und nun blüht im Norden, in Norddeutschland, Dänemark, Schweden, eine Kultur empor, die das Schönste hervorbringt, was der vorgeschichtliche Norden vor Christus geleistet hat. Wer einmal Gelegenheit hat, die Museen in Kiel und Kopen hagen zu besuchen, wird staunen über die Fülle und den Reichtum der Schätze, di-> hier in dem Boden der Ostseeküste gesunden worden sind. Viele Sachen, besonders der Hals schmuck, die Armringe, die Schwertgriffe, die Hängedosen die Fibeln sind wahre Kunstwerke. — Wie steht.es nun mit der Besiedelung unserer Lausitz in der Bronzezeit? Unsere Gegend ist verhältnismäßig arm an Bronze. Doch findet sich in den Museen immerhin eine ganz statt- lichc Anzahl von Bronzegeräten, Waffen und Schmucksachen, die im Boden unserer Heimat gefunden wurden. Da sind zunächst Einzelfunde zu erwähnen, die beim Pflügen oder bei sonstigen Erdarbeiten zutage kamen. Es sind Äxte, Sicheln, Hals- und Armringe, Armbänder, Messer u. dergl. Auch einzelne Massen- oder Depotfunde sind gehoben worden; das sind Funde von Gegenständen gleicher Art in größerer Menge, z. B. Oberarmringe, Lapvenäxte, Hohläxte, die einst vielleicht den Bestandteil des Warenlagers eines wandernden Händlers bildeten. In den Gräbern finden sich ebenfalls nur geringe Beigaben von Bronzegeqcnständen, eine Haar- oder Gewandnadel, ein Oberarm- oder Unter armring, ein Fingerring oder Bruchstücke davon. Zeugnis von der Besiedelung geben vor allem die vielen Urnenfriedhöfe, die sich namentlich in der Umgebung von Bautzen überall finden. Eine Anzahl sei genannt: Burk, Niederkaina, Nadelwitz, Auritz, Litten, Niedergurig, Sdier, Comyierau, Klix, Spreewiese, Lömmischau, Lippitsch, Milkel, Wessel, Lomske, Radibor, Luppa, Camina, Caminau, Königswartha, Cunnewitz, Caßlau, Cannewitz, Groß. Hänchen, Siebitz, Salzenforst, Rattwitz nsw. Die Besiedelung war also in der nördlichen Lausitz bereits eine ziemlich dichte. In der Südlausitz treffen wir keine Gräberfelder, die Berge mit ihren Wäldern waren für den Menschen jener Zeit ein undurchdringliches Hindernis. Nur einige Einzelfunde zeugen davon, daß er, dem Laufe der Gewässer folgend, auch bereits in den südlichen Teil unserer Heimat vorgedrungen war. Der Hauptreichtum der Gräberfelder besteht in den Er zeugnissen der Töpferei. Die Menge der Tongefäße, ihre schöne Form, ihre saubere Ausführung zeigen, zu welch hoher Blüte die Töpferei sich entwickelt hat. Sie sind mit überraschendem . Geschick aus freier 5wnd heroestellt. Charakteristisch für die Tonware dieser Zeit ist die buckel förmige Gliederung des Gefäßrumpfes. Die Buckel sind Nachbildungen der Bronzebuckel; sie erinnern oit ausfällig an die weibliche Brust. Unter diesen Buckelqefcißen unter scheiden wir drei Arten: Krüge mit hohem Halse und oroßem, breitem Henkel, Buckelgefä^e mit bauchigem Unter teil und zwei Henkelösen, henkellose Buckelgesäße mit zylindrischem oder weit ausladendem Halse. Durch Kreise oder bogenförmige Vertiefungen, die die Buckel umgeben, werden diese noch mehr heroorgehoben. Daneben kommen doppelkegelförmige Gefäßformen ver schiedener Art und Größe vor, die selten verziert sind. Ihnen nahe stehen Gefäße mit Bauchkante und gewölbtem Unterteil. Andere Formen sind henkellose Töpie mit ei- förmigem Rumpfe, weile Schüsseln, Tassen in Form von abgestumpften Kegeln. Charakteristische Kennzeichen sind die scharfen Kanten, die deutlich abgesetzte Standfläche und der Henkel, der niemals über den Gefäßrand reicht. In jüngeren Zeilen verschwinden die Buckel und werden nur durch Kreise oder Halbkreise anaedeutet. Daneben kommen Gefäße vor, die sich der Kugelflaschenform nähern und auf ihrem Rumpfe eine Anzahl breiter, wagereckter Furchen zeigen (Rillenqefäße). Auch hier können wir deut lich den Einfluß des Metolles auf die Töpferkunst erkennen. Für alle diese Formen ist von Virchow der Nams „Lausitzer Typus" geprägt worden. Der Mittelpunkt scheint die Niederlausitz zu sein, etwa dis Gegend von Guben. Wir unterscheiden einen älteren, mittleren und jüngeren Lau sitzer Typus. Alle diese, zum Teil prächtigen Gefäße sind in Grab feldern gefunden worden. Wie begruben dis Bronz-'zkitleuLe ihre Toten? Während der Steinzeit mar die Bestattung des unverbrannten Körpers üblich Im Ausgange der jüngeren Steinzeit und mit der Bronzezeit kommt ober die Leichenverbrennung auf, und in späteren, d. h. jüngeren Abschnitten, war die Leichenverbrennunq allgemein üblich. Der Tote wurde verbrannt, die Asche mit den Knochenresten sorgfältig in eins Urne gesammelt und dann in der Erde beigesetzt. Dis Urne erhielt gewöhnlich eine Schüssel als Deckel, um das Eindringen der Erde zu verhindern. Dem Toten gab man einzelne Gegenstände mit, die ihm im Leben wert waren, und Speise enthaltende Beigefäße. Sicherlich hängt dieser neue Brauch mit religiösen Anschauungen zu sammen. Die Urnexi wurden in flacher Erde, ost mit Steinen umgeben, oft auch in richtigen Steinkisten beigesetzt, über die man häufig einen Erdhügel aufwarf. So unterscheidet man zwei Arten von Gräbern, Hügelgräber und Flachgräber. In unserer Lausitz herrschen die Flachgräber vor. Sie verteilen sich teils regellos über einen größeren Flächenraum, teils sind sie in Reihen mit regelmäßigem Abstande an geordnet, Diese Urnenfelder waren die Friedhöfe der Alten. Namen wie „Galgenberg", „Weinberg" deuten heute noch aus solche Begräbnisplätzc. Die Anlage von Brandgräbern war nicht nur in der Bronzezeit Titte, sondern wurde auch in den folgenden Perioden beibehalten.