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In der Tiefe des Langen Berges bei Großhennersdorf ruhen der Sage nach unermeßliche Schätze verborgen, die in der heiligen Weihnachtszeit gehoben werden können. Möglich ist dies aber nur demjenigen Sterblichen, der zu dieser Frist auf einem kohlrabenschwarzen Ziegenbock den Berg hinaus reitet. Ein geldgieriger Bauer aus erwähntem Dorse, der einen schwarzen Ziegenbock mit einem kleinen weißen Fleck besaß, suchte die Berggeister zu täuschen, indem er jenen Schönheit»- fehler selbst verbesserte und den Sleck schwarz färbte. So ver- suchle er in der Christnacht die Schatzhebung. Statt des erhofften Goldes erhielt der Mann von den erzürnten Geistern aber eine solch derbe Tracht Prügel, daß ihm die Lust zu derartigen Abenteuern für immer verging. Einem hohen, höhlenartig zerklüfteten Quarzfelsen, „Weißer Stein" genannt, tm Bolksmunde auch als „Karraseckhöhle" bezeichnet, südlich von Spitzkunnersdors, entsteigt zur Miner- nachisstunde des Heiligen Abend ein Geist mit einer gold- gesulllen Pfanne. Wer diese zur rechten Zeit ergreift, wird unermeßlich reich, trägt aber irgend ein körperliches Gebrechen mit sort. In dem sogenannten Venus berge unweit der Neiße bei Ostritz hauste in aller Zett das gutmütige Zwergenvolk der Fennsmännel, welche beim Klange der ersten Kirchrnglocken die Gegend verlassen Haven. Einige sind jedoch zurückgeblieben und bewachen die Schätze des Berges. Ein Wanderer, der in der Christnacht nach Ogrttz zurückkehrte, sah den Berg offen und die Männchen aus großen Goldhausen sitzen. Sie riesen ihm zu: „Greis ein « Griff und streich etn'n Strich und packe Dtchl" Er sand aber nicht den Mut, die Höhle zu betreten, und eilte schnell davon. Der Eingang zu dem vielberufenen Schatz aus der Landes krone bei Görlitz kann nur in der Christnacht mit Hilfe eines Kanzelschlüssels geöffnet werden, der zu genannter Zeit in der Kirche abgezogen werden muß. Schon mancher hat solcherweise die Schatzyedung versucht, keinem ist sie jedoch bisher gelungen. Der sagenreiche Zangenberg bei Marklissa, welcher dereinst eine Burg getragen hat, birgt in seinem Innern einen Schatz, der sowohl in der Christnacht als auch am ersten Weih- nachlsseiertage gehoben werben kann. In den daraus Bezug nehmenden Sogen spielte eine verzauberte Jungfrau, angeblich die Tochter des letzten ritterlichen Besitzers, eine große Rolle. Ein Hanbwerkstehlttng, dem sie dereinst erschien, wagte es nicht, ihr zu solgen. Schatzgräber, dir tn der Chitstnachl ihr Heil versuchten, Netzen sich durch erschreckende Erscheinungen von ihrem Beginnen abhalten. Aus dem Brrk berge bet Niederlangenau zwischen Görlitz und Kohlsurt liegt der Sage nach Gold vergraben. Line geheim nisvolle blaue Stumme, die tn der Wethnachisnachl sich zeigt, bezeichnet den Ort des Schatzes. Das gleißende Gold wird von einem großen schwarzen Hunoe bewacht, der schon oftmals zur Mitternachisslunde etnsame Wanderer in Angst und Furcht versetzt hat. Wer allen Vorbedingungen genügt hat, die zur Hebung des Schatzes notwendig sind, der in den Ruinen des Kirschauer Raubschloßhügels drt Schirgiswalde verborgen liegt, dem träumt in der solgenoen Christnacht die erjorderltche Zauber formel und er kann ans Werk gehen. Auch der weitbekannte „Golbkeller" desLöbauerBerges, nach dessen Schagen schon so viele Verlangen getragen, öffnet seine Pivrlen außer am Karsreilagsmorgen und Johannistage auch in der Mllternachlsstunde des Cyrtstsestes. In dem Selsgestein des zwischen Seifhennersdorf und Warnsdorf gelegenen Burgs berg es woynre einst das kleine, den Menschen wohlgesinnte Volk der Gnomen oder Qaerxe. In einer Hütte am Fuße des Berges lebte in jener Zett ern junges Ehepaar, zwar arm, doch glücklich und zusrieden. Nur eine Sorge drückte sie. Zur Erweiterung ihres kleinen Besitzes hatten sie sich von einem reichen Nachbar Geld geborgt und es war ihnen bisher nicht mög'ich gewesen, dasselbe dem Gläu biger zurückzuerstatten. Dieser drängte heftig zur Abzahlung der Schuld und legte der jungen Frau gegenüber eine freche Zu dringlichkeit an den Tag. Den nahe bei dem Häuschen hau- senden Qaerxen blieb dies nicht verborgen und sie beschlossen, die Tugendhaftigkeit der jungen Frau zu belohnen. In der Quelle am Berghang ließen sie diese eine Anzahl Stlberstiicke finden, mit denen sich das Paar von seiner Schuld befreien konnte. Ihr Glück wurde voll, als ihnen bald darauf ein holdes Kind beschert wurde. Da geschah es an einem Weihnachtsabend, daß der ehemalige Gläubiger aus Rache über seine frühere Ab weisung seitens der jungen Ehefrau den Glücklichen das Haus über dem Kopse anzündete. Doch unbeschadet verließen diese mit Hilse der freundlichen Zwerge ihr brennendes Anwesen in der Richtung nach dem östlich gelegenen Spitzberge. Der Brand, leger folgte ihnen dahin und sah daselbst eine offene Höhle, die sich nach seinem Eintritte sür immer verschloß. Die jungen Leute fanden am Spitzverge, wo sich auch die Zwerge von nun an ntederließen, eine neue, bessere Heimstätte. In Sohland am Rothstein erzählte man einst folgende Sage: Zwei Kinder armer Leute aus dem Dorfe Sohland gehen am Weihnachtsabend in den Rothsteinwald, um düires Holz zu suchen. In der Dunkelheit verfehlen sie jedoch den Rückweg und finden am Abhange des Berges eine offen stehende, h-llerleuchtete Höhle. Sie wagen in dieselbe einzutteten und Hessen darin ein wunderschönes Kindlein an, mit welchem sie spielend die Zeit verbringen, als sich der Zugang zu dem Innern des Berges wieder verschließt. In der Gesellschaft dieses lieblichen Wesens verblieben sie bis zur nächstjährigen Christnacht. Da öffnet sich der Berg wieder und die beiden Kinder können zu ihren Eltern, die sie schon verloren ge geben haben, zurückkehren. Aus den vorstehenden Erzählungen ist ersichtlich, daß unsere Lausitzer Bergheimat von einem reichen Kranze weihnachtlicher Sagendichtungen umwoben ist. Vorweihnacht Nun kommt die wundcrsel'ge Zeit, Wo rings auf Erden herrscht die Liebe, Wo alles voll Geschäftigkeit Sich regt in fröhlichem Getriebe. Der kleinste Laden nun erstrahlt Im reichen Glanz der dellen Lichter, Und die Erwartung rosig malt Der Kinder leuchtende Gesichter. Die Kleinen wünschen frisch drauslos: Sie möchten alles, alles haben, Und dennoch ist die Freude groß, Sind auch bescheiden nur die Gaben. Glücksel'ge Kindheit! Hold nur lacht Das Leben dir, die Lust am Schönen: Es wird dir spielend beigebracht, Dich an Enttäuschung zu gewöhnen. Und wenn man euch gerührt dann herzt, Wenn stumm uns eure Blicke fragen: Ihr wißt ja nicht, wie sehr cs schmerzt, Muß man so vieles euch versagen! Bruno Reichard. Ginnsprüche -^WlL erzeihet den Menschen ihre Fehler, für die sie ost ebensowenig MDI verantwortlich gemacht werden können, als ein Unschuldiger für eine Missetat, denn Leidenschaften verschlingen die Ge- fühle des Schwachen. Wohl mancher Starke mag sich ihrer erwehren können, aber nur — wenn sie nicht erblich sind! — Biele nennen sich Unglücksmenschen, vergessen aber dabei, zu sagen, daß sie es selbst verschuldet haben, solche zu sein! Wen nie des Lebens Sorge drückte, Wem nie ein herbes Weh beschert Und nie der Herrgott Kummer schickte. Wer nie den Leidenskelch geleert — Dem ist auch nie das Glück gegeben, Ob aller Kümmernis doch trotzdem froh zu leben!