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Aus der kürzeren Form Danos hat sich der Name des Nord volkes, der Dänen (Dani), aus Ros der derRussen entwickelt. Als Titel der größeren Grundbesitzer hat sich Th an bei den Eng ländern bis zum 12. Fahrt), erhalten. Than ist aus TH(e)An, wie Dan aus D'An zusammengezogen. Die Thane Dardani waren auch die Gerichtsherren oder Gerichtsahnen. Das ist der Sinn des Namens Erichlhonios. Der in niederdeutschem Munde erweichte Anlaut ist im Griechischen abgefallen wie auch sonst. Bgl. z. B. griech. Obelos Gabel. Ros und Dänen (Tros und Dardani) kamen aus demselben germanischen Nordlande, jene sind die Väter der Troer, diese die Ahnen der Danaer (Urgriechen). Danach mag man die Bedeutung meiner Schrift, die schon jetzt von vielen nicht voreingenommenen Beurteiler» als epochemachend bezeichnet wird, bemessen. * * * Aittau und Alttel Die vorstehende Entgegnung lag abgeschloffen vor, da fiel mein Blick auf der Bogelschen Karte auf einen für dfe Urgeschichte der Stadt Zittau höchst bedeutsamen Namen. Das ist Z i t 1 e l, das Dörfchen zwischen dieser Stadt und Reichenau. Wir haben ge sehen, daß Zittau soviel bedeutet wie Gemeinde«»; denn „Zitt" ist die verschobene Form des gotischen Ausdrucks Thiuda, alt hochdeutsch: Deut, niederdeutsch: Dert oder Tett, das ist der Aus zug, die Gemeinde. Derselbe nur im Anlaut unverschobene Name ist Tertau (ein Dorf in Niederschlesien und ein zweites in Ober franken im Frankenwald). Für die Richtigkeit der Deutung des Stadtnamens Zittau zeugt der ursprüngliche Flur- und dann Flußname Mandau. Dazu kommt nun als zweites Zeugnis der Dorfname Zittel. Es ist das von Haus aus ein Mannsiiamc*), die Schmeichelform zu dem Orts- und ursprünglichen Personen namen Ziethen (Mark, Mecklenburg, Pommern usw.). Ziethen aber ist ebenso wie die oben erwähnte mundartliche Nebenform Zuto die verschobene Form des Führertitels got. Thiudan, alt sächsisch: Thiodan, angelsächsisch: Theoden d. h. Volkskönig, eigentlich Oberer, Anführer einer Thiuda, eines Auszugs. Thiud- an ist aus Thiud Volk und An--Oberer, Führer zusammen gesetzt. An -- nhd. Ahn mit dem vorgcschlagenen abgestumpften Geschlechtswort ergab das Wort Dan, das in der Sprache der Juden den Richter bezeichnet. DerAusdruck Thiuda (Thiod) aber war in Island für eine Schar von dreißig Mann üblich **). Eine solche Thiod („Zitt") also hat sich in grauer Vorzeit an der Görlitzer Neiße niedergelassen und der Stadt Zittau ihren Namen verliehen. Der Führer dieses nordischen Auszugs aber siedelte sich in dem nächstgelegenen Dörfchen Zittel an, dem er dann seinen Amtstitel vererbte. So erweisen sich die beiden von einander nicht zu trennenden Namen Zittel und Zittau durch ihren Zusammenklang als sichere Zeugen, sozusagen als die Taufzeu gen der Vorzeit und durchaus einwandfreie Urkunden. für die ürgermanische Herkunft der beiden Nachbarorte. D r. K. Siuh l. *) Zittel hieß ein berühmter Paläontologe der Münchner Hoch schule. — **) Uber die arisch-germanische Bevölkerung Palästinas vergl. meine Schrift: „Nordlands Untergang". * * * Offener Arief an Herrn eun6. Walter Hrenzel Oetzsch bei Leipzig. Sehr geehrter Herr! hrcn Aufsatz über die Nordslaven in Nr. 10 vom 15. Mai 1921 der Heimatzeitung habe ich mir unlängst wieder durchgelesen und mich dabei über die Sachlich keit gefreut, mit der Sie über slavisches Volkstum ge schrieben haben. Sie beweist mir, daß Sie ein befähigter Student sind, der den gewaltigen Wissensstoff über diesen Gegenstand in geschickter Weise der Allgemeinheit zugäng- lich zu machen versteht. Das gibt gute Aussichten für die Zukunft, denn die deutsche Geschichtsforschung bedarf dringend aller der Männer, die sich ihr mit ganzer Seele widmen. Umso überraschter war ich dagegen, als ich Ihren 2. offenen Brief an Herrn Oderstudienrar Dr. Stuhl in Würzburg las. In seiner Aufsatzreihe im Herbst 1920 über die nordische Herkunft der silingisch-hellenischen Bevölkerung hat Herr Stuhl in streng sachlicher Weise über Dinge geschrieben, die zwar in keinem Geschichtswerke verzeichnet stehen, die aber in ihrem folgerichtigen Aufbau soviel greifbar Mögliches enthalten, daß es mir unver ständlich ist, wie Sie veranlaßt wurden, ihm im 1., besonders aber im 2. offenen Briefe in so verletzender Weise entgegenzutreten. Dazu lag nicht die geringste Veranlassung vor, Herr Frenzel l Herr Stuhl hat in seiner Aussagreihe nirgends die alther gebrachte Auffassung der Wissenschaft angegriffen, er hat nur ein zelne Ergebnisse einer mehr als 30jährigen Denkarbeit dem Leser kreise unserer Hcimatzeitung übermittelt. Diese Denkarbeit ist aber aus eine so umfassende Kenntnis des einschlägigen Stoffes gegründet, daß es einem jungen Manne von 30 Jahren, auch wenn er zu den besten Hoffnungen berechtigt, nicht wohl ansteht, sie mit einigen dünkelhaften Redensarten cibzutun. — Wie sehr Ihr jugendliches Ungestüm mitIhnen durchgegangen ist, werden Sie selbst daran erkennen, daß Sie sich wütend gegen etwas gewehrt haben, das Herr Stuhl Ihnen garnicht angetan har. Herr Stuhl schrieb: Herr Frenzel behauptet, „ich hätte fast keine Literatur angegeben". Sie entgegnen: „Ich schrieb seinerzeit nicht: „.... Da Sie keine Literatur angeben." — „8i tncui8868l" — Herr Stuhl wird Ihnen dafür die richtige Antwort nicht schuldig bleiben, mich veranlaßt ein anderes, auf Ihren 2. offenen Brief einzugehen. Sie wollen es sich nicht gefallen lassen, daß in Ihrer Heimat, die auch die meine ist, solche „Bolksaufklärung" getrieben wird. Sie schreiben: „Diese blühende Phantasie des Herrn Stuhl wirkt aus den Sachken ner (... ja, i ch bin klug und weise.. L zuerst erheiternd und dann niederschmetternd. Es ist ein Jammer, daß so etwas in unfern Tagen noch gedruckt und — wie Ihr nach Würzburg pilgernder Jünger beweist — auch noch ge glaubt wird Wenn Sie, oerehrlester Herr Frenzel, im 15. oder 16. Jahr hundert gelebt hätten, so wären Sie sicher mit I hre r gesamten derzeit eingesogenen Wissenschaft als Dr. Stu hl-Ketzer-Ahnl dem Henker überantwortet worden. So sehr beschränkt, so sehr dünkelhaft und so sehr unleidlich war damals die zünftige Wissenschaft gegen jede besserer Er kenntnis entsprungene Neuerung. Wenn man Ihre Entgegnung und die Ihrer Gewährsmänner liest, so muß man unwillkürlich denken, daß sich diese zünftige Wissenschaft seitdem nur unwesentlich gebessert hat. — Sie erklären dem pt. Laienpublikum in Ihrer Nachschrift, daß die wahre (wie oft hat sie den Gläubigen betrogen) Wissen- s ch a itbezüglich derPelasger usw. an der Grenze ihrer Erkenntnis steht. — Bei uns derheeme sagen wir: „Wie die Kuh vorm neuen Tore." — Warum bockt denn aber dann diese Wissenschaft wütend und rennt gegen einen, der da kommt, um ihr das neue Tor auszu schließen, mit gesenktem Geweih an? — Man weiß ja noch gar nicht, ob dieser Mann nicht doch den richtigen Schlüssel für das neue Tor hat, ob man nicht doch trotz aller Gelehrsamkeit bisher aus einem falschen Wege war. Warum müssen denn die Gedankengänge Dr. Stuhls, weil sie so verblüffend einfach sind, unwissenschaftlich und Unsinn sein, der mit schlechten Witze» abgetan werden kann? Wie oft hat die zünftige Wissenschaft mit höchster Gelehrsam keit Jahrhunderte lang Dinge gelehrt, die heute als blühender Unsinn erkannt sind. Ist diese Gefahr heute wirklich behoben? Das muß jeder bestreiten, der weiß, daß anerkannte Grüßen heimischer Geschichtsforschung die grundverschiedensten Nutzan wendungen aus ihren wissenschaftlichen Erkenntnissen gezogen haben und daß sich diese Größen infolgedessen in ähnlicher Weise bekämpfen, wie Sie das Herrn Dr. Stuhl gegenüber für notwen-