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Und doch sind Alch und Witz — Bitze, ahd. Pizun, urdeulsche Erbworte, die beide mit dem gleichen Sinne: verschlossener Ort (lat. clrru8ura) die hochaltertümliche hessische Mundart bewahrt haben. Bgl. Bilmars kurhesiisckes Idiotikon unter Al---got. Alhs, oltiächs. Älah, Heiligtum und Bitze. Und doch ist gerade in Orts- und Flurnamen der Vorschlag des Artikels eine der häufigsten Erscheinungen. Für die Frage nach der Herkunft der Etrusker sind Amtstitel wie Lukumon, Tarchon oder Tarquini us (auch die germani schen Sprachen kennen die kürzere Wortform: Kuni, Kyne König, vergl. Kluge!) und Rasena, die nur aus deutschem Sprachgute sich erklären lassen, für jeden, der nicht vorein genommen ist, schwer in das Gewicht fallende Zeugnisse. Freilich stellt der Herr Kandidat meiner Deutung des Namens Lukmanier die welsche Volksetymologie entgegen, nach der Lukmanie: aus ital. lucomagno. lat. Iucu8 muZnus, großer Wald, entstanden sei. Er vergißt dabei ganz, daß in 1917 m, bez. 2778 m Meereshöhe (die erstere erreicht der Paß, die letztere der Pizzo Lukomagno) von Bäumen und nun gar erst von einem großen Walde keine Rede sein kann. Ebenso kurzsichtig und unhaltbar ist Frenzels Herleitung des Namens Ossig aus der Sprache der Wenden Er begeht dabei den Fehler, den die meisten Lokalhistoriker begehen, wenn sie, aus dem Zaun ihrer Landschaft nicht hinausschauend, einen Namen nicht in den großen Zusammenhang der deutschen oder viel mehr germanischen Namengebung rücken. Es gibt überaus viele Ortschaften dieses Namens. Ihre Reihe beginnt mitAsige im südlichen Schweden. Bet Hamburg liegt Esingen. In Fries land hießen die Rechtsprecher Asegen oder Asigen, das Gesetzbuch Asingebok. In Mitteldeutschland gab es ein Grafengeschlecht der Askanier, dessen Ahnherr Esiko d. h. Rechtsprecher hieß. Dort liegen Aschers- und Oschersleben, d. h. Asegers leben. Osing (Hsing) oder Osig wird das Gericht der vier Dörfer Herbolzheim, Humprechtsau, Krautostheim und Rüdesbrunn in Mittelfranken genannt, der Rest einer alten Markgenossenschaft. Und von der Ostsee bis nach Schlesien und der Lausitz häufen sich geradezu die Siedelungen des Namens: Osseg, Ossecken, Ossig, Osiek.üsingeii, dann folgen Aussig und Osig in Böhmen und Esseg (Osiek) an der Donau, Ossiach in Kärnten und viele andere. In Griechen land aber, Kleinasien und Italien haben die Pelasger zahllose Städte gegründet. Es waren urgermanische Spel-Aseger, Dingspiel-Rechtsprecher. Dos Beiwort der Richter bei Homer: Dikaspolos d. H.Ding-Rechtsprecher,Daspletis d.h. d'Aspel- tis --- die Gerichtsgöttin, ein Beiname der Erinys d. h. der rächenden Gottheit der Erinnerung (mhd.Erinung) — der Gegen satz ist die Amnestie, das Vergessen — und der griechische Orts name Aspledon in Böotien d.h. Aspel-Tun — Gerichts-Zaun, Schranke oder Schranne des Gerichtes, haben den Zischlaut be wahrt. Dasselbe ist der Fall in dem alten durch die gotische Sage bei Iordanes uns überlieferten Namen des polnischen Volkes: Spali, den schon K. Zeuß (Die Deutschen und die Nachbar stämme S. 67) mit den polnischen Ausdrücken: spolny, gemein schaftlich, spolbrat, Mitbrnder, spolek, Gemeinschaft in Zusammen hang gebracht hat. Die eigentliche Quelle des Polcnnamens hat er uns aber damit nicht aufgedeckt. Es ist das das Wort Spiel, ndd. Spel (in Dingspel.Karkspel), Spol (Eisel), eig. die Gerichts sprache (---Aspel), dann das Gericht selbst, die Gemeinde. Ganz besonders entrüstet zeigt sich der Herr Hochschulprofessor Dr. Braun über meine Zurückführung des slavischen Gottes- namens Bog auf die germanische Urform Bannhag, in der Mundart Bohag, woraus dann Bog zusammengezogen ist. Ich nehme ihm das nicht übel. Meine Gedankengänge sind noch zu neu für ihn, als daß er sich sogleich daran gewöhnen könnte. Ader ich erinnere ihn an die Stelle in der Germania des Tacitus (Kap. 9), wo es heißt: „Haine und Waldtristen heiligen sie und benennen mit den Götternamen jenes geheimnisvolle Etwas, das sie nur mit den Augen der Andacht schauen." Und wenn ihm das noch nicht genügt, so erinnere ich ihn an eine andere Stelle, wo Tacitus von dem Kult der Naharvalen spricht, die in einem heiligen Haine ein göttliches Brüderpaar, Alken genannt, ver ehrten. Nun, der Göttername Alk bei den germanischen Nahar valen ist kein anderes Wort als das gotische Alhs, altdeutsche Alah, das bei Wulfila und im Heliand das Stammesheiltgtum, den Tempel bedeutet. Das aber war in der germanischen Urzeit der von der Natur selbst geschaffene Bann- oder Adelhag, Alah, d. h All- oder Stammeshag: denn „all" geht auf Adel, Stamm zurück. Im Griechischen aber bedeutet Pan, Pant dasselbe wie all. Alk (littauisch: Alkas.Elkas heiliger Hain, lettisch: Elks - Götze) und Bog sind also völlig gleichbedeutende Ausdrücke so gut wie die Völkernamen Alamannen und Boigwaren oder Bai waren (Bayern), Böhmen, Boier d. h. die Männer der heiligen, gottgeweihten Allhage oder Bannhage Stammeshage den selben Sinn haben Nach einem solchen Alh oder Allhag ist auch die Ortschaft Dolgowitz am Rothstein benannt. Nicht slawisch ist der Name, sondern urgermanisch: Dolgowitz---d'Olgowitzd.h. dieAlh-Bitze (hessisch), Zaun des Heiligtums. Ich will dem Herrn Professor verraten, daß das gleiche Wort Alh, das in der hessischen Mundart zu Al verkürzt vorliegt, sich auch in der griechischen Benennung der Stadt: Polis, urspr. Ptolis (Homer), noch ursprünglicher: Pitolis (vgl. den N. der Stadt Bitolia in Mazedonien) verbirgt. In Pitolis, Ptolis ist die germanische Vorsilbe abgesallen, in dem Namen des römischen Kapitolinins ist sie erhalten geblieben. Kapitolium --- Ptolis ist der G-ebiets-Alah, das Heiligtym des Gebietes des Stammes. Ein Teilname des Kapitols ist Arr --- got. Alhs. Diese Namengebung, zu deren Stütze ich hundert andere ur germanische Benennungen der ewigen Stadt anführen könnte, führt uns wieder auf die Etrusker und auf die Anfänge Roms. Die Römer sind, wie ich bereits in meinem Aroalliede') gezeigt habe, urgermanischer, nordischer Abkunft. Dafür zeugt unwider leglich schon ihr Name: Romani, Ramnes, Rumini (erhalten in der Benennung des Numinalischen Feigenbaums, des Vertreters u nserer Gerichtslinde aus der ältesten Malstatt Roms, dem Germal). Die älteste Form dieses Namens steckt in dem des Trasi- menuersees, an dem Hannibal die Römer auf das Haupt schlug. Trasumenni oderTrasimenni sind „die Ras männer", Männer der Ras, der Heerreise. Ros nhd. Reise, bayr. Roas, mittel deutsch: Ras und Räs ist aus den griechischen und arabischen Geschichtsschreibern des 9. und IO. Jahrhunderts als Bezeichnung der skandinavischen Wikinger, die in Konstantinopel Reisläuser oder Söldnerdienstc leisteten, bekannt. Rasenen hießen aber auch die etruskischen Gefolgschaftsführer. Der Titel findet sich auch in der althochdeutschen Namengebung in nicht weniger als fünf damit zusammengesetzten Namen wie: Dagorasena usw. (Förste mann, Altdeutsches Namenbuch). Das Grundwort cna begegnet uns auch sonst in überaus vielen etruskischen und ostfriesischen Personennamen (vgl. Dr. B. Körner, Ostfriesisches Eeschlechter- buch, und Schulze, Zur Geschichte lateinischer Eigennamen) und bezeichnet den Vater, den Herrn der Gefolgschaft. Ein anderer Titel fürdiesenistimGotischenThiudans, im ÄltenglischenThcoden. Es sind danach die Teutonen benannt, wie nach dem nordischen Ros oder Rus die Russen. Thiuda, das Bestimmungswort, nhd. deut, wonach wir uns die Deutschen nennen, erklärt sich durch den alten Namen der Malstatt eines deutschen Dorfes: ndd.Tig. Tih. Ti, Te oder Tie, Tei, nordthüringisch: Thüge, Thü (Thüge- Hos) d. h. die Zichstätte?) Im Althochdeutschen entspricht Zich, Zech, Zeche. Die Dinkelsbühler Kinderzcche ist ein Aufzug der Kinder. So zog in den Dörfern um Aurich in Ostfricsland früher die Gemeinde zum Te-Boni, wenn sie der Bote mit dem Rufe: „Tee Io Thing! Ziehe zum Ding l" dazu aufforderte. Die Endsilbe von Deut ist ut---aus. Das Wort ist gebildet wie ndd. Kikut Utkik d. h. Guckaus ----- Ausguck. Deut ist der Auszug der Gemeinde zur Malstatt. Im Althochdeutschen entspricht dem Namen der Teutonen die verschobene Form Zuto, oder mit doppelter Verschiebung Zuzo. Zu jener gehört der Name der Stadt Zittau, zu dieser der Name der Stabt Schwyz, nach der dann das ganze Land benannt worden ist. Zittau aber bezeichnete ursprünglich d'e Volks- oder Gemeindeau, in der es liegt, wie die Gemarkungsbenennung Mandau --- Gemeindeau beweist.