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störend wirkt. Lasten wir ruhig den Krippendauer Spring brunnen und Mühlen bauen, das Gelände nach Heimatort formen, die Figuren nach heutiger Zeit kleiden! Zugegeben muß freilich werden, daß sich derartige Krippen weiter vom Boden volkstümlicher Kunst entfernen als wie die einfache, schlichte Hauskrippe. Sie wirken eben nur mehr als Schau stücke, die der Geschicklichkeit der Erfinder und Erbauer zwar alle Ehre macken, aber nicht den tiefen, stimmungsvollen Ein druck hinterlosten wie jene. Mag die Hauskrippe auch einige Steifheiten und Ungelcnkigkeiten ausweisen. Der Kenner sieht darüber hinweg. Der gebildete Grobstadtmensch allerdiugs dürfte nur selten Verständnis für diese einfache Volkskunst empfinden. Man laste aber dem Landvolk seine einfache Weihnachtskrippe. Sie sagt ihm mehr als die modernen Kunstgemäld« und die Gebilde der klassischen Kunst, die es nicht versteht. In dieser Hinsicht hat Christoph Schmidt recht, wenn er den Förster in seiner Erzählung „Weihnachtsabend" zu einem vornehmen Herrn sprechen läßt: „Das Gemälde von der Geburt Jesu in der Dresdner Galerie kann nur von großen Herren rech» gewür digt werden, für des Kindes Auge ist es nicht angewandt." Das einfache Volk aber steht noch immer mit Kindesaugen, auch wenn es aus dem Kindesaller heraus ist. „Ein oersei- nerter Kunstgeschmack kann nur die Ausgabe hoben, Auswüchse und Wucherungen, die dabei naheliegen, liebevoll zu entfernen oder noch bester zu verhüten. Niemals aber kann es seine Auf gabe sein, dem Volke diese oder jene Kunstsorm als wahren Ausdruck der Volksseele anzubteten. Die modernen Kunstformen haben nicht die geringste Aussicht, jemals vom Volke ver standen und als Ausdruck seiner Empfindungen und Gemüts- erregungen anerkannt zu werden." Darum ist es Wunsch jedes wahren Bolkssreunde», dem Volke di« Weihnachtskrippe erhalten zu sehen. Möchte sie in recht viele Familien Einzug halten! Wer einmal gesehen hat. wie die Augen der Kinder leuchten, wenn sie vor dem „Krippel" stehen, wie selbst für wetterfeste, alte Leute immer und immer wieder die Weihnachtskrippe einen nie verstegboreo Born reinster Freude bildet, der weiß die Bedeutung dieser Betäti gung volkstümlicher Kunst zu schätzen. Aber auch der Erbauer kommt aus seine Kosten. Gerade in der eigenen Arbeit liegt der Haoptreiz der Krippe. Cs find trauliche Abende, dem Krippeubauer zuzuschauen, wenn er den Ausbau seines Werkes vorbereitet. In dieser Beziehung ist die Weihnachtskrippe ein erziehlicher Faktor, ein Quell reinster Familiensreude. 2. offene Antwort auf den Brief des Herrn Kandidaten der Pädagogik Walter Frenzel und auf die Briefe seiner Sekundanten, des Herrn Professors Ernst Schwabe und des Herrn Prof. Dr. Braun in Leipzig, war in grauer Vorzeit. Da litt rin großes Volk, hinten im Lande nach Mitternacht, von schwerer Teurung. In dieser Not beschloß die Landsgemeinde, daß jeder zehnte Bürger nach dem Los der Väter Land verlasse. Das geschah. Und sie zogen aus, wehklagend, Männer und Weiber, ein großer Heereszug, nach der Mittags sonne. mit dem Schwert sich schlagend durch das deutsche Land, bis an das Hochland der Alpen. Und eher nicht ermüdete der Zug, bis daß sie kamen in das wilde Tal, wo jetzt die Muotta zwischen Wiesen rinnt. — Da besahen sie das Land sich näher und ge wahrten schöne Fülle des Holzes und entdeckten gute Brunnen und meinten, sich im lieben Vaterland zu finden. Da beschlossen sie zu bleiben, erbauten den alten Flecken Schwyz und hatten manchen sauren Tag den Wald mit weitverschlungnen Wurzeln auszuroden. Drauf, als der Boden nicht mehr g'nügen tat der Zahl des Volks, da zogen sie hinüber zum schwarzen Berg, ja bis ans Weibland hin, wo hinter ewgem Eiseswall verborgen ein andres Volk in andern Zungen spricht. Den Flecken Stanz erbauten sie am Kernwald, den Flecken Altdorf in dem Tal der Neuß — doch blieben sie des Ursprungs stets gedenk: aus all den fremden Stämmen, die seitdem in Mitte ihres Lands sich angesiedelt, finden die Schwyzer Männer sich heraus, es gibt das Herz, das Blut sich zu erkennen. So läßt Schiller in seinem Wilhelm Test Stausfacher wieder geben, was die alten Hirten sich erzählen. Und wahr ist's, wies in den Liedern lautet, und es gilt das nicht bloß vom Schweizerland, es gilt auch von der Oberlausitz, wie der unten erklärte Ortsname Zittau zeigt, dessen bestim mender Wortteil sich sprachgeschichtlich mit dem Namen Schwyz deckt, und gilt von hundert anderen von nordgermanischen Völker wellen überfluteten Besicdelungsgebieten, soweit die deutsche Zunge klingt und weiterhin, soweit sie ehemals klang. Freilich hat das die „hohe, mir peinlichster Genauigkeit ar beitende deutsche philologische Wissenschaft" bis heute noch nicht erkannt. Sie steht noch heute wie vor Menschenaltern an der Grenze ihrer Erkenntnis und wartet und wartet aus „längere, wortgetreue, zweisprachige Inschriften der Pelasger, der Etrusker" usw. Und doch gibt es tausend und abertausend vollgültige Zeug nisse der Vorzeit, die Namen. Allein sechstausend Namen der Etrusker sind uns überliefert, die uns die Vergangenheit dieses Volkes, die solange wie ein Buch mit sieben Siegeln vor uns lag, wenigstens einigermaßen enthüllen können, wenn auch die „hohe Wissenschaft" sie bisher nicht hat deuten können, weil man in der ganzen Welt herumgehorchr und l>erumgesragt hat, bei Wenden und Welschen, bei Indern. Semiten und Ägyptern usw. und nicht an die richtige Schmiede gegangen ist, nicht die deutschen Mundarten zu rate gezogen hat, weil man sie „als mangel haftes Deutsch hinstellle, obgleich sie unter denselben Gesetzen stehen wie die Schriftsprache und deshalb nur ein anderes Deutsch sind." ') Wie sagt doch Luther in seinem Sendbries vom Dolmetschen „Man muß nicht die Buchstaben in der lateinischen Sprache fragen, wie man soll deutsch reden, sondern man muß die Mutter im Hause, die Kinder auf der Gasse, den gemeinen Mann aus dem Markt darum fragen und denselbigen aus das Maul sehen, wie sie reden, und darnach dolmetschen: so verstehen sie es denn und merken, daß man deutsch mit ihnen redet." Zur Sache! Ich habe in meinem Buche: „Nordlands Untergang" (S. 35) den griechischen Fürstentitel Dardanos, der in der Schreibung: Tartan auch als assyrischer Amtsname der Oberseldherren eines Sorgon, eines Sanherib (die assyrische Aussprache ist Turtanu) vorkommt, mit dem doppelt gesetzten Artikel — Dard'Ahn er klärt und werde dafür von dem Herrn Professor der Germanistik an der Leipziger Hochschule, der den Mangel an Mäßigung des Herrn Frenzel in Worten und Gedankengang mißbilligt, mit dem grobkalibrigen Maschinengewchrfeuer einer über die Maßen ge reizten Abwehr begrüßt. Entkräftet freilich werden durch diesen Zornesausbruch des Herrn Dr. Braun meine Ausführungen nicht im mindesten. Ja, ist denn das nicht dieselbe sprachliche Erscheinung wie das in der Pfalz und im Elsaß vorkommende Anleimen des Geschlechts wortes in Ausdrücken wie: Der Labbö (statt der Abb« oder sranz. I'sbbö) oder wie die Doppelsetzung des Artikels in dem schweize rischen Baternamen: „Der Derätti" (der Trakt) aus: der Alt, der Atti, sodaß man sogar sagt: zu mim Derätti — zu meinem Derätti? Und warum führt nicht gleich Herr Dr. Braun auch den etrus kischen Königstitel Tarquinius, griech. Tarkynios (— dar Köni(g) und, den griechischen Fürstentitel Tyrannos — „der Anjos"?) (vgl. ahd. Anicho und die assyrische Aussprache des Wortes Dardanos: Turtanu) an, aus die ich in meiner Schrift verwiesen habe? Wir erkennen in ihnen die gleiche lautliche, in der lebendigen deutschen Umgangssprache unzählige Male zu be- obachtende Spracheigentümlichkeit. Dafür freilich haben unsere Buchstabilisten, um diesen Ausdruck Luthers zu gebrauchen, kein Ohr. Die Buchstaben hindern sie aus der Maßen sehr, unsere guten alten deutschen Namen zu ver stehen! Darum muß auch (nach Frenzel) der Ortsname D »lgo to itz slaoisch sein. Was er aber bedeutet, das verschweigt uns wohlweislich Herr Frenzel.