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(Dcr Vcrkündigungsengel singt unter übergehender Harmonium- begleitung; L-Vur): Pom Himmel hoch, da komm ich her, ich bring euch gute neue Mär. Der guten Mär bring ich soviel, davon ich singen und sagen will: (dcr erste Hirt erwacht) Euch ist ein Kindlein heut geborn, von einer Jungfrau auserkorn. Ein Kindelein so zart und fein, das soll eu'r Freud und Wonne sein. Es ist der Herr Christ, unser Gott, der will Euch führ'n aus aller Not. Er will Eu'r Heiland selber sein, von allen Sünden machen rein. Dcr Zwischenvorhang schließt sich — kurzes Nachspiel. Dann in der selben Tonart begleitend: Jüngling erhebt sich, nach links singend und winkend: O Freude über Freude! **) Ihr Nachbarn kommt, zu sehn, was nächten auf der Weide für Wunder sind gescheh»! Landleutc in wendischer Tracht von links. Mann nach rechts singend: Es Kam ein heil'ger Engel bei hoher Mitternacht, der sang ein schön Gesängel, daß mir das Herze lacht. Landleutc in deutscher Tracht von rechts, fpätcr auch Ruprecht mit einem Tauncnbaum. Greis. Er sagt: Nun freut euch alle, — der Heiland ist gebor'n im Dörfchen in dem Stalle, Das Kindlein auserkor'n. Alle Hirten: Nun laßt uns gehn und schauen, wir gucken durch den Riß: das Kind im Schoß der Frauen leucht't in der Finsternis. Alle drängen sich um die Zwischcnvorhangspaltc in stummem Spiel, nur dcr Knecht Ruprecht singt in die Szene: 6-vur: Ihr Kinderlein kommet, o kommet doch all! Zur Krippe her kommet in Bethlehems Stall und seht, was in dieser hochheiligen Nacht der Vater im Himmel für Freude uns macht! Kindcrgruppcn kommen seitlich hervor — dcr Vorhang öffnet sich langsam: Joseph und Maria mit dem Kind in dem Stall. Die Landleutc und Hirten sammeln sich seitlich, Ruprecht führt die Kinder herzu, singend durch die Mitte: Q seht in der Krippe im nächtlichen Stall, seht hier bei des Lichtleins hellglänzendem Strahl in reinlichen Windeln das himmlische Kind. viel schöner und holder als Engel es sind! Alle Kinder: Da liegt es, das Kindlein, auf Heu und aus Stroh, Maria und Joseph betrachten es froh, die redlichen Hirten knien betend davor, hoch oben schwebt jubelnd der Engelein Chor. Ruprecht: O beugt wie die Hirten anbetend die Knie, Erhebet die Hände und danket wie sie! Stimmt freudig, ihr Kinder, wer sollt sich nicht freun? Stimmt freudig zum Jubel der Engel mit ein! Ein Kind kniend, singt »ach der Weise: Vom Himmel hoch.. L-Our: Ach mein herzliebes Jesulein, Mach dir ein rein sanft Bettelein, zu ruhn in meines Herzens Schrein, daß ich nimmer vergesse dein. Ruprecht sprechend: Ich komme aus nordischer Wälder Nacht und hab die Tanne mitgebrackt, die pflanz ich an der Krippe ein — sie soll dein Lebensbäumlein sein. Ein König war ich, nimm mich an als deinen Knecht und Untertan. Ich will zu allen Zeiten die Kinder zu dir leiten. (Das Harmonium spielt leise während dieser Worte weiter.) Engel und Kinderchor, mehrstimmig mit Harmonium, nach dcr Weise Ihr Kinderlein kommet: Lob, Ehre sei Gott in der Höhe gebracht: er sandte das Kind uns zur heiligen Nacht aus Himmelsgefilden ins irdische Tal, Erlösung vom Übel, Errettung aus Qual. Während des Gesanges senkt sich langsam der Hauptvorhang. Aus der Vorbühne Kinder- und Einzelreigcn. *) Jes. 9, 2. **) Siehe Oberlausitzer Liederblatt, E. 13. Herausgegeben von der Ortsgruppe Görlitz des Wandervogel E. B. Obcrlausitzcr Land buchhandlung in See bei Niesky. Weihnachtsbitte Es heeßt: war vill hoat. komm vill ga n: Su mächt's oallsndchn sein. D Woas Äichtges warn oack die bssahn, li Dio vorn oastichn un schrei«. Dis bfcheidn sein, nö's Dattlii dräng«, För dis ös schlechte Seit, Sie loajjn'ch ömmer mich verdräng« Do „Rente" rsecht «ö weit. N Vu wöfft'r, för wam ich battl« tu. Z Die'ch nischt mich Sonn'« vsrdin'ii, Gitt uf die Armstn amo zu, « Ihr warbt schunn 's Häusl sin n. Ä woas'n sahlt, doas warn's euch soi», 8 Ieds gibt, woas ab« komm, 's Christkindl tut oack falber froin. H Woas die för Freed warn hoann! Gais bester Luhn wird euch zöteel N Der Al'n Dankboarkeet — Euch bs drno öm nischt mieh fecl « Nnn siche Weihnachtsfrecd. s. w. j Weihnachtskrippen und Volkskunst von F. R. in Sch. un sind die langen Abende wieder gekommen. Das ist die Zeit, wo der Krippenbauer an die Arbeit geht. Er steigt auf den Boden und kramt in Kisten und Kästen herum, in denen er die Teilstücke seiner Weih nachtskrippe verstaut hat. Wohl dem, der noch Freude an dieser edlen Volkskunst empfindet! Unsere heutige Zeit kennt nur noch wenige Quellen reiner Freude. Ein Ver ¬ gnügen jagt das andere. Die Sonntage, ja selbst die Wochen- tage langen längst nicht mehr zu dafür. Die gebotenen Genüsse sind zumeist zweifelhaft. Wirklich gute Kunstdarbietungen, sei es in Gesang, Konzert oder Theater, aber ohne Tanz, locken aber für gewöhnlich nur eine kleine Gemeinde herbei. Wenn jedoch in ausfälligen, sinnlichen Reklamezetteln irgend welche Künstler, die diesen Namen mit Unrecht tragen, ihre Bor- stellungen ankündigen, sind die Häuser zum Brechen gefüllt. Daß derartige Vergnügungen durch Tanz, Kino und Sinnen- lust ein Schaden für unser Volk sind, ist ost genug — aber mit geringem Erfolg — betont worden. Mit Volkskunst haben derartige Dinge nichts zu tun. Sie sind nur jämmlicher Ersatz sür wahre Volkskunst. Nun wird freilich auch mit dem Worte Volkskunst rechter Unfug getrieben, und so mancher Gebildete