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24 Gberlausitzer Helmatzettung Nr. 2 dinge. Wo der Stoss feinkörnig und weich war, wölbten sie de» ungeschlachten Felsblock zum seinen Ooal; wo ihn aber starke Kiesel und hartes Elsen besonders sest und widerspenstig gemach«, sormten sie Deckel mit Ausguß und Fuß. Die großen Einschnitte aber legten sie dort an, wo größere Rollkiesel ihre Arbeit schneller jörberten als die seinen zart-n Kiese. — Und endlich: Wie kommt diese uralte Kaffeekanne zu dem stolzen Namen Hennigsäule? Wenn der geehrte Leser hinter diesem Namen etwa eine sagenhasie oder bedeutende geschichtliche Persönlichkeit oder ein eben solches Ereignis vermutet, so ist er im Irrtum. Weder ist ein übermütiger Zwerg dies s Namens von einem bösen Zauberer oder Riesen in dies Steinbild ge- bannt, noch hat irgend ein Großer eines altgermanischen Eve- linggeschlechtes einmal dies Gesäß aus das Wohl seiner Sippe geleert, sondern Person und Ereignis, die rm ursächlichen Zu sammenhänge mit jenem Namen stehen, stammen aus der Neu zeit und machen keinen Anspruch aus große geschichtliche Be- deutung. Ein in einer der Werkstätten auf dem „Berge" beschäsltgter Steinbrecher namens Hennig soll in jugendlichem Wagemut diese Säule erklettert Haven. Hoch über dem tiesen Abgrund aus schmaler, freistehender Felszinne verließen ihn Mut und Kraft und er konnte nicht wieder herab. Seine Arbeilsgenosten mahlen ihn mit Leitern und Seilen aus dieser etwas sehr Isolierten Loge beireien. Der Bolksmund benutzte die Gelegenheit, dieses an und für sich bedeutungslose Ereignis durch den Namen tzennigläule vor Vergessenheit zu bewahren Wer weiß, ov sich tn späteren, ruhiger«» Zeiten Frau Saga noch der Sache onnimmt. — Nicht weit von der Hennigsäule, gerade vor dem Felsvor- sprunge, aus dem die „Orgel" steht, liegt das andere Felsvild, besten Name erst aus den allerjüngstcn Zeiten stammt, in denen ein gera ster Grad von Schulbildung in die breiteren Schichten unsers Balkes eingedrungen ist: die Sphinx. Der Name ist nicht unpassend gewählt. Am oorleilhaslesten wirkt ihre sein modellierte Gestalt vom Alpenpsad aus, der von der „Orgel" Nach dem „Albertselsen" führt. Der betreffende Aussichtspunkt ist durch einrTasel mit der Ausschrift „Sphinx" markiert. Lin langer, einem liegenden Tteikörper ähnlicher Quader trägt einen schlanken Hals. Der Kops mit dem rätselhaften Frauen- antlitz sehlt. Er scheint dem „Zahn der Zeit" zum Opser ge- fallen zu sein. Hat man bei Betrachtung des Bildes jene schöne, olles verklärende Sommerabendbeleuchtung mit gut wirkender Schattenoerteilung, dann braucht man seine E'Nbtl- dungskrast gar nicht sehr anzvspannen, um in dem beschrie- denen Felsen die Gestalt eines jener alten ägyptischen Kunst- denkmäler zu erkennen, d-sten Namen er trägt. Aber auch von dem tiesen Sinn jener scheint etwas aus dieses übergegangen zu sein. Das Entstehen des ganzen Gebiets, über dem unsre Sphinx thront, wie ihr eignes Werden gibt dem Naturfreund und Forscher noch so manches Rätsel zu lösen, und trügerisch führt sie ihn ost aus falschem Psave, nicht nur in ihrem Reich, sondern auch in dem der Erkenntnis. — IIINIMIIIIIIIIIIININNMININININNINIIININIIMIIIIINIININIINIINIIIIIIIIIINNNIIIINIMNNINNM Friedrich Schneider Ium 100jährigen Jubiläum seines „Weltgerichts" am 6. März 1920. Von Richard Mättig »gWUauschebesucher, welche vom Bahnhof Großschönau her- kommend, durck den sreundlichen Indvstrieori Walters- WAA darf wandern, finden ungefähr in dessen Mitte, oder- halb des Postamtes, ein von Anlagen umgebenes Denkmal, wie sie Ende vorigen Jahrhunderts üblich waren: nämlich ein hohes konisches, aus Stufen ruhendes Postament, darauf ein gegossener Kopf. Am Sockel stehen unterhalb einer Lyra die Worte: Friedrich Schneider 1786—1853. Wohl mancher Fremde und auch schließlich Einheimtscher srägt fick da: Wer war Friedrich Schneider? Würde er sich die Mühe nehmen, die Dorssttaße ein gutes Stück zurückzugehen, fände er bald ein freundliche«, sauberes, echt lausitzer Weber häuschen mit einer einfachen Inschristtasel, daraus die Worte stehen: „In diesem Hause wurde am 3 Januar 1786 geboren Friedrich Schneider, gew. Herzog!. Anh. Drstautscher Hof- Kapellmeister, Doktor der Philosophie und der Tonkunst, sowie Rtt'er mehrerer Orden. Er starb am 23. November 1853 in D-stau I. G. L. S." Aha, wird vielleicht hin und wieder einer denken, das ist wohl der Komponist des von I. A. Apel gedicht'ten „Weltgerichtes", und wird wohl nicht minder auf merksam horchen wie einer, der noch garnichts von Schneider weiß, wenn ich ein wenig von dem Hofkapellmetster plaudern will. War einmal ein Weber namens Johann Gottlob Schneider (geb. am 1. August 1753 in Allwollersdorf) gewesen, dem genügte das ewig gleichiönende Konzert des Webstuhles nicht, sondern er wandte sich der edlen Musika zu, verliehe sich ganz in diese und brachte es durck unermüdliche Ausdauer in auio- didakitscher Weise bis zum Organisten, ward in der Küche zu G-rsdors (jetzt Neugersdorf) angestelll, woselbst er am 3. Mai 1840 gestorben ist. Dieser Schneider besaß drei Söhne: eben Johann Ch'isiia» Friedlich, dann Johann Goiilov, geb. am 28. Oktober 1789 in Altgersdorf und Johann Gorilteb, geb. IS. Juli 1797 ebendaselbst, denen er, um tüchtige Männer aus ihnen zu machen, eine gute Erziehung angedeihen ließ. Don unserm Friedlich wissen wir, daß er schon in seimm vierten Jahre Klaoierunierrichl genoß, ein Jahr später übte er sich schon aus der Gersdorser Kirchenorgel, denn die Familie war bald noch seiner Geburt dorthin übersiedelt, auch alle andern Instrumente wurden nach und nach geübt und es ist wohl kein Wunder, wenn der Neunjährige schon komponierte und zwei Iadre später seine erste „reifere" Sinfonie schrieb. Bon 1789 — 1805 besuchte der frühreife Knabe das Zittauer Gym- nastum, danach die Unioersi ät Leipzig. Noch in Zittau Halle er bis 1803 drei Klaoiersonaten herausgegeben, und in der Pleißestadt lieferte er noch weitere immer bester werdende Kompositionen. 1807 erhielt Schneider das Organistenamt der Untoerstiäts- oder Poulinerkirche, zwei Jahre daraus nannte er sich Kapellmeister der Sekondas'schen Operntruppe. 1813 fungierte er als Organist an der Leipziger Thomaskirche, und 1817 ward er zum Musikdirektor des Stadtlheaiers ernannt. Während dieser Zeit befreundete er sich mit dem Advokaten, Ratsherrn und Dichter Johann August Apel (geb. 1771 zu Leipzig, 1° am 9 August 1816), welcher ihm seine Dichtung „Das Weltgericht" zwecks einer Vertonung überließ. Schneider trug sich drei Jahre mit dieser herum, und erst 1819 brachte «r dieses Werk sertig. Am 6 März 1820, also vor hundert Irhren, sand die Ausführung des Oratoriums in Leipzig erst malig statt und hatte einen außerordentlichen Erfolg; ganz Deutschland begeisterte sich sür dieses melodienreiche, groß artige Meisterwerk, und für Schneider begann nun eine rühm- reiche Lausbahn. Ein Jahr später, am 1. März, wurde er von- musikliebendrn Herzog Leopold als Nachfolger des destruischen, am 13. Oktober 1820 infolge eines Unglücks- solles verstorbenen Musikdirektors Leopold Karl Reinecke nach Destau berusen, ward 1825 Hoskapellmeister, erhielt fünf Jahre späier von der Halleschen Universität den Triel Doktor der Philosophie und starb am 23 November 1853. Die Dessauer Juche sind naturgemäß die fruchtbarsten. Außer dem „Weltgericht" schuf der Unermüdliche noch folgende Oratorien: 1823 „Die Stint flat", ein Jahr später „Das verlorene Paradies", 1825 „Jesus G-buri", 1826 „Christus das Kind", 1827 „Christus der Meister", 1829 „Pharao", 1829 „Gideon", neun Jahre daraus „Gethsemane und Golgatha", „Adsolom", welche sämtlich in Druck erschienen sind, als Manuskript sind außerdem noch vorhanden: „Das befreite Ieiusalem" (1835), „Salomonis Tempelbau" (1836), ein Jahr daraus „Bonlsulius", 1838 „Christus der Erlöser" und „Totenfeier" (1821), sowie noch 25 Kantaten, 5 Hymnen, 13 Psalmen, 7 Opern, 23 Sin fonien, viele Ouvertüren, 400 Chorlieder, 200 Klaoierlieder, Biolin- und Klaviersonaten, zu dem kommen noch seine theoretischen Schliffen „Llementarbuch der Harmonie und Ton- setzkunst", welche, sogar ins Englische übersetzt wurde, „Bor-