Volltext Seite (XML)
gegeben. Sodann erfolgte die Verlesung des von den in der Haupt versammlung ernannten Rechnungsprüfern erstatteten Revisions berichtes. Der mit Ende des Vereinsjahrs ans Gesundhettsriicksichlen ausgeschiedene Schatzmeister Herr Lothar Pes check wurde unter dem Ausdrucke des Dankes sür seine mustergültige langjährige Geschäfts, fiihrung entlastet. Auch den Rechnungsprüfern wurde für ihre Mühe waltung der Dank des Vereins ausgesprochen. — Von stärkstem Interesse ivar ein glänzender Vortrag des Herrn Oberstudiendirektors Rektor Dr. Pabst vom Zittauer Gymnasium, der über „D eutlch - tum und Antike" sprach und in überzeugenden geistvollen Aus sührungen gegen die falsche Bewertung des klassischen Altertums im Vergleich zu neuzeitlichen Errungenschaften, nameutllch gegen die viel fach bestehende Unterschätzung des Wertes humanistischer Bildung Stellung nahm. Der Redner betonte einleitend die Notwendigkeit der Aufklärung in dem Sinne, daß das „tote" Altertum nicht totgemacht, sondern die Nachwirkung der alten Kultur in der Gegenwart nach gewiesen werden solle. Vor allem seien die Biologie der Kultur und die Förderung des genetischen Denkens erstrebenswerte Ziele: hierbei sei allerdings auch der Einfluß der Kirche aus unsere ganze Ent wickelung gebührend zu berücksichtigen. An einer Menge lehrreicher Beispiele von sprachlicher Ableitung wurde der Nachweis erbracht, in welch bedeutendem Umfang besonders das deutsche Volk in seinen Kultur- und Lebensbedürfnissen noch heute vom klassischen Altertum beeinflußt wird. Vier Gebiete sind es besonders, die ohne die durch Ägypter, Griechen und Römer geschaffenen Grundpfeiler schwerlich sich zu Ihrer heutigen Höyc entwickelt haben würden: Mathematik. Erdkunde, Technik und Landwirtschakt. Zahlreiche treffende Beispiele erläuterten das Gesagte, und wlr bedauern, daß die Knappheit des verfügbaren Raumes ein näheres Eingehen auf die prächtigen Dar legungen verbietet. Die Nachwirkungen des Altertums aus das Deutsch tum könne» nicht geleugnet wervey, und das Deutschtum auf seiner klassischen Grundlage ist die Quelle der ganzen heutigen Weltkuliur geworden. Dem glänzenden Vortlage wurde rauschender Beifall zuteil. — Herr Professor Dr. Wedcr knüpfte in seinem geistvollen Schluß wort an das Gehörte an und betonte, daß der „Globus" mit diesem Vortrag eine Wanderung nicht in die Weite, sondern in üieTiese unternommen habe. Unsere Kultur sei aus unserni Volkstum geboren, werde aber vom Altertum bewässert. Charakteristisch sür das Volkstum ist es, daß es die besten unv gewissenhaftesten Übersetzungen der Klassiker geliefert hat. Der hellenische Einfluß spiegele jich namentlich deuilich im Briefwechsel zwilchen Wilhelm und Kurollue von Hum boldt, der römische in der siaalenbildenden Kraft eines Friedlich des Großen. Das Beste aber, was wir haben, ist deutsch: Innerlich keit. Gemüt, Familienleben! Vor allem aber gelte es, Humboldts Mahnung wieder zu beherzigen: „Ihr Deutschen müßt erst ein Volk werden!' Bruno Reichard. Humboldtoercin Ebersbach. Am 19. November sand in der Humboldtbaudc die Hauptversainmlung statt. Nach Eröff- nung derselben durch den Vorsitzenden, Herrn Ändert, stellte dieser zunächst zwei neue Mujcumssa.uukästen, ein Kasten sächsischer Silber münzen und ein Kasten österreichischer Münzen, zur Besprechung. — Sodann legte er eine dem Museum von ihm überwiesene Reihe Gesteine vor, die den Lausitzer Granit nordwestlich von Görlitz ein säumen und dem Altertum der Erde, dem Silur und Karbon, an gehören. — Weiler gelangte zur Vorlage und Besprechung eine ge- jcheiikle Indianerpfeilspitzc aus Feuerstein, sowie eine Zeichnung, die fast vollendete Talsperre bei Overkreibitz in Böhmen betreffend. — Hieraus erfolgte der Vortrag der Jahresberichte der verschiedenen Abteilungsleiter, die ein getreues Bild der umfangreichen Vereins tätigkeit boten. Die Milgliederzahl ist während des Berichtsjahres von 290 auf 305 gestiegen. Der Kassenbericht ergab eine Einnahme von 6175,55 Mk. und eine Ausgabe von 5620,01 Mk„ sodaß ein Kasfenbcsland von 555,54 Mk. verblieben ist. — Der Abschlag der Humboldtbaudenrechnung zeigt einen Fehlbetrag von 1154 Mk., der auf neue Rechnung vorgetragen wird. Er ist durch die hohen Rcpara- turkusten des vergangenen Jahres entstanden, die bei der niedrigen Pacht des früheren Pächters nicht zu decken waren. Als Rechnungs- Prüfer wurden die Herren S e lig undKüchler gewählt. — Geplant ist ferner eine Markierung, die am Bieleboh vom großen ^jj^-Weg abzweigt und über Neufaiza, Hainbcrg, Humiwldtbaude u»o Felsen mühle am Kottmar wieder die Hauplmarkierung erreicht. — Die Neuwahlen ergaben folgendes Bild: Als erster Vorsitzender wurde zwar der bisherige, Herr Ändert, der eine Wiederwahl zunächst abgclehnt hatte, wiedergewählt, jedoch die Geschäftsführung dem zweiten Vorsitzenden, Herrn Lehrer Junge, übertragen, dem noch nach Be schluß der nächsten Dorstandssitzung ein dritter Vorsitzender als Stell vertreter des Geschäftsführers zur Seite gestellt wecoen soll. Weiter wurden gewählt als Schriftführer Herr Kassierer Ander und als Beisitzer die Herren Ortsrichter Poike, Fabrikant Rösler, Ober- särber Wünsche, Lehrer Küchler, Oberzollsekretär Weber, Steuereinnehmer Wagner, Baumeister Selig, AdolfAugsleu, Lehrer Wünsche und Gemeindebeamter Schluckwerder. Aus diesen Herren wählt daun der Vorstand unter sich die verschiedenen Ausschüsse. — Mit Dankesworten an die Anwesenden schloß der Vor sitzende die Versammlung. Großschönau. Oer 3. Dort ragsabend der „Saxonia" am Freitag, dem ll. November, führte in das Gebiet der Natur wissenschaft. Als Redner war Herr Dr. Kerstan-Löbau gewonnen worden, der sich die schwierige Aufgabe gestellt hatte, seine Hörer in die Frage: „Tod und llnfterbNchkeit iu der Natur" ein- zusühren. Duich eine große Reihe von Beispielen aus dem Tier-und Pflanzenreich veranschaulichte er die verschiedenen Arten des Todes, von denen er einen künstlichen Tod (Kaiastrophcntod und Krank- hcitstod) und einen natürlichen Tod unterscheidet. Je nach den Ursachen tritt diefer als Stoffwcchseltod, Schocktod, Alterstod und Tod infolge unharmonischer Organisation auf. An dem Leben der Einzeller zeigte er fodann die „potentielle Unsterblichkeit" gewisser Zellen. Der streng- wisfenschastliche Vortrag meisterte den spröden Stoff mit großem Geschick. Klare, volkstümliche Vortragsweise, zahlreiche Handskizzen und eine Anzahl selbstgeferttgter Lichtbilder veranschaulichten die Dar bietungen. Reicher Beifall und anerkennende Dankcsworte des Vor sitzenden, Herrn Schuldirektors Sack, lohnten am Schluffe den Redner. Unter Mitteilungen hatte er bereits zu Beginn der Sitzung Heimatkalender und Heimatbllcher empfohlen. Dle Hauptversammlung findet Anfang Dezember statt. Es meldeten sich 8 neue Mitglieder an. Vergessene Lausitzer Sagen Mitgeteilt non Fritz Leister Der wilde Raubritter des Hutberges Wenn in den Walpurgisnächten die Feuer von allen Lausitzer Bergen gleich düster glühenden Teufelsaugen in das gespenstische Dunkel hinausleuchten, machen sich all die Geister der verbannten und verfluchten Menschen, die in alten Zeiten auf diesen Bergen gehaust haben, bemerkbar. So geschehen auch auf dem Hutberge bei Herrnhut in der Walpurgisnacht oft unerklärliche Dinge. Man hört ein fürchterliches Tosen und Heulen in der Lust und es ist, als ob Wodans wilde Jagd mit riesenhaften Schatten gestalten über die Berge streifte. Die Sage berichtet dazu, daß dies der ewig ruhelose Geist eines wilden Raubritters sei, der auf dem Berge einst eine große, stolze Burg besessen habe. Bon dort aus unternahm er seine verwegenen Raubzüge in die Um gegend. Kein Krämerwagen durfte die Straßen passieren, ohne von ihm geplündert zu werden. Den Bauern raubte er die Ge höfte aus und übergab alles, was er nicht mit seinen Raubgesellen sortschleppen konnte, den Flammen. Auf der Burg ließ er große, tiese Keller weit in den Berg hineinhauen, um die geraubten Schätze in ihnen unterzubringen. In den dunklen Räumen des Kellers saß er oft und wühlte mit teuflicher Freude in den gleißenden Goldschätzen herum und spottete des ohnmächtigen Zornes der Menschen, die ihm auf seiner festen Burg nichts an haben konnten. Aber der strafende Arm Gottes sollte ihn doch noch erreichen. Als er wiedereinmal im Keller saß und in seinem blutbefleckten Golde herumkroch, kam der leibhaftige Satan und mauerte die Kellertüre zu, damit der ruchlose Burgherr bei seinen Schätzen elendiglich umkommen mußte. Gottes Sturmgcist jedoch zerblies das schwache Gemäuer von Menschenhand und streute die zerbröckelten Steine weit in das Land, so daß heute aus dem Berge nur noch wenige Überreste der einst so mächtigen Burg er- halten sind. Einige dicke Steinmauerreste ragen noch in die Be schaulichkeit und erhabene Stille des Bergwaldes. Steine lehnen sich hier und dort noch an Baumstämme oder sind in das Erdreich der Ewigkeit gesunken. Auf wildverwachsenen Wegen blühen bunte Blumen und im Burghofe stehen nur noch knorrige Bäume und undurchdringliche Sträucher. Der Geist des trotzigen Raubritters muß bis zum jüngsten Tage in dem vermauerten Berge bei den geraubten Schätzen schmachten. Nur einmal im Jahre, in der Walpurgisnacht, öffnet der Berg seine Pforten und der Geist fährt gleich einer grüngrellen Flamme heraus und zieht mit dem Sturme lobend und brausend durch die Luft. Wenn jedoch die Walpurgisfeuer verglommen sind, muß er wieder in sein unterirdisches Verließ zurück.