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320 Gberlauflher Heimatzettung Nr. 2« Vielleicht wird dem und jenem Großhennersdorfer Einwohner der 30. November 1910 noch in Erinnerung sein. Am Morgen des nachfolgenden Tages hieß es im Dorfe: „Diese Nacht hats im Schlöffe „geschreckt"!" Jeder wollte nun wissen, was denn eigentlich „los gewesen" sei. Viel Unwahres wurde hinzugr« macht. Ich habe mir die ganze Begebenheit von einem da- mals noch im Schlöffe wohnenden Hosearbeiter erzählen lassen, der olles persönlich erlebt hat und folgendermaßen berichtet: „In der Nacht des 30. November wurde ich plötzlich durch einen furchtbaren Knall aus dem Schlafe geweckt. Gleich da rauf war mirs, als schlöffe jemand an der Kammertür. Ich richtete mich im Bette auf und war vollständio munter. Dann entstand ein Geraffel und Geklirre wie mit Ketten; das zog sich unter dem Fußboden hin. Hunde bellten, Pferde hörte ich stampfen und trappeln. Auf einmal begann ein Trommeln, das immer stärker wurde. Dann hörte ich von weitem eine wunderschöne Musik spielen, die immer näher kam und lauter wurde und ebenso allmählich wieder abnohm. Es war so, als wenn die schönste Kavalleriekopelle um das Schloß herumzöge. Darauf folgte wieder dos Kettengeklirr und Gerassel, das Hundegebell und Pferdegetroppel, und mit einem heftigen Knoll wie am Anfang war die ganze Sacke beendet. — Nach, dem wieder alles um mich herum in tiefer Stille lag. wagte ich mich aus dem Bette. Der Angstschweiß stand mir auk der Stirne, mir war warm und kalt geworden; und die Haare sträubten sich z» Berge. Ich aing in die Wohnstube und sah nach der Uhr: es mar '/-i Uhr "So erzählte mir der biedere Arbeiter in treuherziger Weise die ganze schauer- liche Begebenheit. Mir war selbst bei der Erzählung ganz merk- würdig zu mute. Dieser wobnte damals mit seiner Familie rn der früheren alten Serichlsstube. unter deren Fußboden sich also der Tumult abgespielt hatte. Natürlich entstand in unserm sonst so stillen Dorse eine große Aufregung, und olles war > gespannt auf das nächste Jahr, ob es da wieder „sckeecken" würde. 1911 ist nichts Besonderes vorgekommen im Schlosse. Aber 2 Jahre nach dem ersten Male, am Andreasabend 1912, hat sich etwas Ähnliches zugetrogen. In der Mitternachtsstunde ist plötzlich ein Pferd um das Schloß herumgesprengt. Der neben dem Schlosse wohnende Förster hat mit seiner Frau zum Fenster hinausgesehen und deutlich den Galoppschritt eines vorbeisausenden Pferdes oder Reiters gehör». Schon früher find von unserm Schlosse Spukgeschichten er zählt worden. Diele werden sogen: Das ist ja alles Unsinn und Humbug, so etwas gibts jetzt nickt mehr. Aber wer den Mann kennt, der mir sein eigenes Erlebnis so einfach und wortgetreu erzählt hat, wird ihm auch mit mir Glauben schenken müssen. Das werden auck die Großhennersdorfer bestätigen, die sich an jenen gruseligen Andreasabend des 30. Novembers 1910 erinnern. Den Zweiflern empfehle ick, sich da» Großhennersdorfer Schloß einmal selbst anzusehen. Vielleicht trifft einer zufällig den «in- fachen Hosearbeiter und kann sich von ihm noch einmal die Spukgeschichte der Andreasnacht 1910 erzählen lassen. Am Sonntag, dem 30 Oktober, tagte aus dem Warnsdorser Haaptdahnhofe die Vertreter Versammlung der nordböh mischen und oberlausitzer Gebirgsvereine unter Vorsitz des bewährten Vorkämpfers der Gcbirgsvcreinssache, Herrn I)r. mess. Hille-Schönlinde Die Sitzung war insofern eine Gedenkfeier, als vor zwanzig Jahren an derselben Stelle unter demselben Vorsitz diese Bertretervcreinigung gegründet wurde. In jener denkwürdigen Sitzung ward die Kammwegmarkierung beschlossen. Die vier Zinken der Kamm zeichen erinnern an die vier großen Verbände, die hier zusammen wirken: Der Gebirgsverein für die böhmische Schweiz, der Gebirgs verein für das nördliche Böhmen, die „Lusatia" und der Deutsche Verein für das Ieschken- und Isergebirge. Den Mittelpunkt der Tagesordnung bildete der Bericht des Herrn Karl Hanel-Warm- dorf über die von ihm veranlaßten drei Fernwege von der Libocha- Sprachinsel nach dem östlichen Sachsen. Ein vom Verband „Lusatia" beantragtes Vorgehen zur Erleichterung des Touristenverkehrs an der Landesgrenze wurde zur Ausführung beschlossen. Zum Vororte für die nächste Vertrete,Versammlung im Herbste 1922 wurde Zittau gewählt. O. W. Zittau. Der „Globus" hat seit der letzten Berichterstattung wieder eine ganze Reihe durchgängig wohlqelungener und stark besuchter Veranstaltungen zu verzeichnen Der Bereiusabend am 1. November fand im Schützenhause statt. Schon wieder logen fünf zehn Ncuanmcldungen vor, welche ausnahmsweise aus besonderen Gründen sofort erledigt wurden. Der nene Schatzmeister, Herr Prokurist Ficbigcr, führte sich mit seinem ersten Rechenschaftsbericht über den in der Vorwoche veranstalteten ersten öffentlichen Vortragsabend, der einen namhaften Uberschuß zugunsten der Arbeiten im Gebirge ergeben hatte, sehr vorteilhaft ein. Sodann berichtete Herr Professor Dr. Weder über die Warnsdorfer Tagung der nordböhmischen und siidlausitzer Gcbirgsvereinsverbände, über die in diesen Blättern das Nähere vorstehend mitgetcilt wird. Den Hauptpunkt des Abends bildete ein Lichtbildervortrag des Herrn Lehrers Hane! aus Warns dorf: ;,Quer durch die Schweiz." Der Vortragende hat seinen Ruf als gediegener Redner im „Globus" während des letzten Winters fest begründet. Seine Darbietungen in Wort und Bild sind in jeder Hinsicht ausgezeichnet und können den Bclbondsvercincn bestens empfohlen werden. Herr Hanel erzielte auch diesmal wieder gespannte Anteilnahme und lebendigen Beifall. Der Wunsch „Auf baldiges Wiedersehn", den der Vorsitzende dem Redner im Schlußwort zurief, kam offenbar jedem Ker zahlreichen Hörer aus dem Herzen. Am 9. November sand im „Weißen Engel" das 54. Stif tungsfest in der althergebrachten Form eines Herrenesscns statt. Es löste in allen Punkten cibhellige Befriedigung ans. Der Vor sitzende gedachte in seiner Begrüßungsansprache der besonderen Be deutung des Tages. Die aus den Herren Fiebigcr, Zill, Schindler und Schmidt bestehende Hauskapelle sorgte in bewährter Weise für gute und »bwechselungsreiche musikalische Unterhaltung. Der Verein halte außerdem seine ganze kleine Dichtergemeinde mobil gemacht, die durch drei Festlieder und launige Vorträge auf Verschönerung des Abends bedacht war. Die Baukolonae hatte den Saal mit irischem Waldesgrün festlich geschmückt. Eine eingefchobenc Sonder- Veranstaltung erbrachte einen ansehnlichen Uberschuß zugunsten des Fehlbetrags, den der Verband „Lusatia" anläßlich der Errichtung der Krieger-Ehrenstättc am Kottmar noch zu decken hat. Am 11. November sprach der Berichterstatter über: „Das Kummergebirac und die Daubaer Schweiz." Für diesen Vortrag hat der Vorsitzende die Berichterstattung freundlichst über nommen. — Herr Professor Dr. Weder berichtet darüber folgendes: „Während draußen die Natur vorzeitig im weißen Wintcrkleide erstarrte, erlebte die Globusgemeinde am Freitag, dem 11. November, im Schützenhause eine Fahrt durch grünes Sommerland voll Sonnen glanz und Mittsommcrwärme, durch das Kummerland und die Daubaer Schweiz. Einen besseren Führer konnte die stattliche Gemeinde nicht finden, als Herrn Telegraphen Direktor Bruno Reichard, der dieses Wanderparadies mit Dichteraugen erschaut hatte und mit Dichterzunge pries. Seinen goldigen Humor schüttelt er aus über alle die Wandcrerlebnisse, die uns führten vom elbumströmtcn Liboch, dem Felscnkastell von Dräschen, der aussichtsreichen Nedowcska, Uber das klotzige Schloß Hauska, den vom Go!d der Abendsonne um strahlten Montserrat Böhmens, das Schloß Bösig, hinweg durch das waldreiche Kummergebirge, um Rast zu halten im sceumspülten Thammühl am Großteiche. Wir lernen es verstehen, wie in seiner unvergleichlichen Bereinigung von blauer Wasserfläche, Waldesdust und Sonnenglanz ein müder Leib sich hier geiund baden kann. Märchenhafte Bilder gewährt die Scefläche bei Sonnenlicht und bei Mondiicht, und der Beschauer würde kaum erstaun! sein, wenn ein liebliches Nixlein aus dem Schilf auftauchte und die Gespielinnen zum nächtlichen Reigen lockte Auch vom Hohiena-Tciche und vom Hammersee wurden schöne Bilder geboten. Meister Wilhelm Fröhlich zeigte seine schönen Studien aus der Daubaer Schweiz. Zum Schluß zauberte der Bildwerfer noch die Ehrcnftättc des Verbundes „Lusatia" um Kottmar aus die Leinwand. Der Redner beleuchtete die endgültige Fassung des Schissncrschm Entwurfes und warb um Spende»'für die Deckung der Baukosten. Rauschender Beifall lohnte die Darbietungen dcs Abends." Schon am 15. November fand wieder im „Engel" ein Vortrags- Abend statt, dessen Besuch eia wenig unter der erdrückenden Fülle gleichzeitiger Veranstaltungen in anderen Sälen litt, sich aber außer ordentlich verlohnte. Zunächst waren wieder vierzehn angemeideie Mit glieder auszunehmcn. Zwei weitere Neuanmeldungcn wurden bekannt-