Volltext Seite (XML)
314 Hberlaufltzer Hetmatzeitung Nr. 24 Heimatzauber! Rings um mich ist nächtlich Schweigen, Rings um mich die tiefste Ruh; Aufgelöst des Tages Reigen, Alles zog der Heimstatt zu. Drunt im Tal auf stillen Auen Schweigt des Ledens Leid und Lust Und aus Felscnschlünden brauen Schon gespenstig Dampf und Dust. Um die sähen Felsenzacken Raget rings im düster» Lhor Dunkler Tann auf Bergesnacken Stumm und träumerisch empor. Und dazwischen streben Pfeiler, Kühne Mauern aus der Schlucht, Die vor alten Zeiten trugen Der Gewölbe Ricscnwuchr. Nacht liegt über den Gebilden, Schwarz der Wald, der Felsen steig ; Grabesruh in den Gefilden, Rur der Wind spielt im Gezweig. Und die Wipfel, find es Giebel? Ist cs wildes Felsgetürm? Sind cs stolze Maucrzinnen Mit des Daches Schindelschirm? Ein gezackter Mauerkragcn Läuft am Feljenbord entlang, Einen Bergfried seh ich ragen. Wo des Wärtel Horn erklang. Weiterhin aus finstern Klüften Steigt ein wunderbarer Bau, Uber Wald und Felsenschlüchten Taucht er in die Sternenau. - Heimatglück! 's ist des Klosters heil'ge Stätte, Orgelton und Glockenklang. Mönche, ernst, in heil'ger Mette Loben Gott im Lhorgesang. Und ich lausche ihrem Singen, Lauten Jubel, Klageton, Und dem Winde, der ihr Ringen Kündet an des Ew'gen Thron. Leiser wird der Mönche Singen, Ferner schon, ich hör es kaum, Wie ein dunkles Märchenkltngen Summt es durch den weiten Raum. Und die Hallen werden öde, Stehen stumm im Morgengrau. Leise mir das Licht verwehte Meinen mächt'gen Geisterbau. — Nicdcrsteig ich, heimzumallcn In des Lebens bunte Au, Traumverloren, doch vor allen Stolz auf meinen Heimatgau. Einst, vor Jahren, in der Fremde, Glitt mein Kiel auf weitem Meer, In des Ostens Prachtgelände Zog begeistert ich einher. Aber sür die Südlandssonne, Für Kahira, Napoli — Deutsche Hcimalwaldcswonne, Deutscher Sagen Poesie? Nein, sür oll die Südlandsgaue, Für des Ostens Farbenglühn Geb ich meine Heimatauc, Geb Ich den Oybin nicht hin! Wendelin Herrmann-Zittau. Im Abendrot Ein einfaches Erlebnis von Rudolf Kreuz och ftand die Sonne am Himmel, glänzte des Himmels lichtes Blau zu uns herab, konnte der Blick in die Helle Ferne schauen und kreiste in unserem Blute ein Rhyth- mus, der kategorisch zur Auslösung drängte und die Forderung: Laßt uns tanzen! ausstcllte. Weit war das Wiesengelände, weit und eben und vom Herbste grau gebleicht. Da legten wir schnell die überflüssigen Sachen ab, faßten die Hände und schwangen uns im Volkstanz. Weich war der Boden und wir von lachender Fröhlichkeit und heiligem Eifer sür die Tänze erglüht. Der Körper folgte willig den Worten und den Rhythmen der Lieder. Selten tanzten wir mit dieser Innigkeit wie heute, wo die Melodien den Äörper regierten statt des jugend lichen Übermutes, der nur seine Kräfte erschöpfen wollte und keine innere Erbauung in Tanz und Melodie suchte! Wir achteten wenig der Zeit und waren erstaunt, als wir in einer Pause die langsam auskommende Dunkelheit bemerkten. Ein Bild wunderbarer Schönheit bot sich uns, das besonders mich stark ergriff! Uder den Niederkainischen Bergen wollte die Sonne eben zur Ruhe gehen. Die eine Hälfte ihrer blutroten Kugel war schon hinter der schwarzen Masse der Berge, die doch nur sanftgewellte Hügel sind, versunken, die andere lag gleich einem glühenden Äsenhalbrund aus ihnen. Lange, blaurote Strahlen gingen von ihm aus, liefen wie ein Netz blutiger Striemen über das grau braune herbstliche Land. Eine feierliche Stille füllte den Raum zwischen Himmel und Erde, welcher allmählich nach der Mitte zu zusammenschrumpste. Die Luft aber war ein leuchtendes Farben gemisch, das wie die dunklen Töne einer Symphonie sich inein ander verwob und in dem das Rosarot glutiger Iunirosen vor- herrschte. Hier und da aber wuchsen schon zwischen den Striemen wie Bäumchen die Schatten der Nacht auf und machten das, was Augen und Ohren schauten und hörten, noch verwirrter, phanta stischer und geheimnisvoller, so daß mir ein Gefühl in der Seele entstand, als hätte die Ewigkeit mich mit ihrem Flügelschlagc gestrichen! In diese Feierstunde klang ein milder Ton: die Abendglockc aus dem Rittergute in Kreckwitz läutete den Tag zur Ruhe. Ihr Ruf drang auch zu dem Hirten, der nun mit seinen Schafen heim wärts zog. Es war ein Bild, das ich noch nie geschaut und das mich ordentlich trunken machte. Aus der Abendgegend strebte die Herde über die weiten Wiesen des Exerzierplatzes dem Dorfe zu, eng anetnandergepreßt, gegenseitig geschoben und gestoßen, ein wogendes auf und nieder, eine weißgraue, von inneren Im pulsen vorwärtsgetriebene Masse. Sie floß ordentlich über die Wiesen hin, in ein verhallen glühendes, leuchtendes Meer blau roter letzter Strahlen der scheidenden Sonne getaucht, die In ihrer dunklen Glut, die am liebsten sich selbst verzehren möchte, so viel Erdenliebe verrieten! Ein dunkler Punkt umsprang die Herde: der Hund. Er war hinten und vorn und an allen Seiten, hielt die Herde zusammen und trieb sie vorwärts. Hinterher kam der Hirte, eine große Rübezahlgestalt, alt und würdevoll, gemessenen Schrittes, in der Rechten einen derben Knotenstock. Der Wind, den der Abendglocke Klang vom Lager geschreckt, blähte des Schäfers langen, weiten Fellmantel. Still stand ich da, bezaubert von dem wundervollen Bilde, das wenige hundert Schritt vor meinen Augen vorüberzog, still, laut los, und doch voll leidenschaftlichster Bewegung! In großen Zügen tranken meine Augen dieses Bild: das Gewimmel und Gedränge der Schafe, den pflichteifrigen Hund, die würdevolle Hünengestalt des Schäfers, dem der flatternde Mantel etwas heroenhaftes gab. Und dies alles in einem blutroten Rahmen, in dem eine schwache goldene Verzierung glänzte! Wie eine Welle, die müde des Springens und Rennens ist und die nun verebbend in ihrer Kraftlosigkeit dem Strande zustrebt, zog die Herde vorüber und verschwand bald zwischen den Gärten und Häusern des Dorfes. Mir aber war es wie eine Vision des Lebens gewesen, die mich seine verschiedenen Eigenarten gelehrt hatte. Dann aber fand ich in ihr auch eine Erkenntnis des Schönen, wie es sich in jeder einfachsten Form der Natur findet! Das Herz war mir voll ob dieses einfachen und doch so unend lich schönen Bildes, das ich geschaut hatte. Und als wir dann in der Dunkelheit heimzvgen und die Sterne über uns erblühten wie die Blumen auf der Frühlingsflur, da sang der Mund mit den anderen laut und innig des Herzens Dankbarkeit in den Abend hinaus!... Dr Winter H^renu a Reich'nau d' Kirms o'rbci, ös dal' su weit, Doatz mr drus rechn Kaan, wu's amo schneit. Dach Heuer ös dr Winter zö hurt'g rei'stumm, Moanchs hoat'ch noa öm's Haus doas un jes fürg'numm Kömmt o glei a Tauwatrr su zwisch'nnci, Aus ös mit dar Hausnrömkromcrei. Un doas mit dar Kirms un dann Schni«. doas bist du, Nu mach dr, o Mensch, ann Bersch noa drzu. A dr Nacht kömmt a Sturm un früh leit o Schnie, An n Krankheet besällt'ch, du wetzt goor ne wie. Moanch's hätt'st noa zö mach'», cd neuer Schnie fällt, Doch fohlt dir dö Kroast — dazu Hilst kee Geld. Un 's Tauwater — doas ös ann klecn Besserung, Bis wieder a Frust kömmt — drno hoast genvng. Dr Winter gitt runner, un 's Frühjuhr steigt rusf, A Mensch, dar g'storbn ös. stitt nö wieder uff. 6.