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Nr. 24 Gberlauflher Helmatzeltung 313 deren Zusammenhang mit dem Vorkommen bei Moys— Görlitz sehr wahrscheinlich ist. Der petrographische Charakter der Lagerstätten zeigt einen vorherrschend mannigfachen Wechsel von Brounkohlenflözen und Tonbänken. Die Mächtigkeit der Flöze schwankt in weiten Grenzen von einigen Zentimetern bis zur Stärke mehrerer Meter; diese einzelnen Ablagerungen werden von Zwischenmitteln in ganz demselben reichen Wechsel getrennt. Sie bestehen aus Ton und Sand oder auch aus einer Mischung beider; ebenso tritt mit Kohle vermengter Ton als Zwischenmittel auf. Oft auch finden sich Flöze, in welchen die Kohle, durch Ton mehr oder weniger stark untermischt, ansteht. Die Flöze liegen im allgemeinen fast horizontal, nur seltener findet sich ein Einsallen von 5—10 Grad. Ver werfungen kommen allem Anschein nach wenig oder gar nicht vor, während Faltungen in Hartau und Olbersdorf (Grube „Glückauf") gefunden worden sind. (Fortsetzung folgt. Der Oberhof und der Niederhof zu Schirgiswalde Bon F. R. in Sch. hat einst zwei Gutshösc besessen. Jeder WWA bildete eine selbständige Herrschaft. In den ältesten Zeiten der Ortsgeschichte ist auch noch von einem Nieder- wald die Nede. Unter diesem Namen sind die Wal- dnngen des Kälbersteins nach der Schirgiswaldacr Seite zu verstehen. Wahrscheinlich haben dieselben zum Collenberger Gntshose gehört. Oberhof, Niederhof und Niederwald waren gesonderte Besitzungen. Der Name Niederwald ist noch heute nicht nur im Volks- munde gebräuchlich, auch die Forstverwaltung benennt ihr Revier mit dieser alten Bezeichnung. Der Niederwald erstreckt sich von der Spree aus bis auf die untere Kuppe des Kälbersteins. Nur der oberste Zipfel sührt einen anderen Namen. Der Niederwald verschwindet aber sehr bald als selbständige Herrschaft, da er mit dem Niederhofc vereinigt wurde, sodaß man von da an nur noch von zwei Besitztümern spricht. Nach mehrmaligem Wechsel des Besitzers erwarb das Domstift, das bereits den Oberhof besaß, den Niederhof vom Fürsten Anton Florian von und zn Liechten stein. Dieser Grundherr hatte den Niederhos vom Grafen Sebastian von Pötting aus Rumburg gekauft, dem die 1669 ausgebrochenen Bauernunruhen den Besitz verleideten. Seit 1702 ist also das Domstift zu Bautzen alleiniger Besitzer des Nieder- und Oberhofes. Der Niederhos lag a» der Spree, dort, wo heute die Brauerei und die Häuser bis zum Markt und in der Hauptstraße liegen. Die Häuser 66, 67, 68 gehörten nachweislich dazu. Das erstere Haus enthielt die Wohnungen des Dienstpersonals, das zweite die Stallungen, während das dritte als Herrenhaus gedient hat. In diesem Gebäude befand sich auch die Hauskapclle. Noch heute ist in dem dazu benutzten Raume ein Deckengewölbe vorhanden, die Krönung Marias darstellend. Der Platz, aus dem der Niederhof stand, muß sehr sumpfig gewesen sein. Man fand beim Graben des Grundes für die später erbauten Häuser starke Danmstämmc eingerammt. Bekannter ist der Oberhof, wenn auch nicht unter diesem Namen. Aus dem ehemaligen Oberhof ist der heutige Ritterguts hos entstanden. Er liegt aus der Anhöhe hinter der neuen katho lischen Schule und besteht aus dem Herrenhausc und den dazu gehörigen Wirtschaftsgebäuden. DieGutswirtschaft wird seit 1871 nicht mehr betrieben, da die Felder an Einwohner verpachtet sind. Der Oberhof hat oftmals die Besitzer gewechselt. Das älteste Ge schlecht, das auf Schirgiswalde (Oberhof) saß, war, wie mit Sicher heit festgestellt werden kann, die Familie „derer von Luttitz". Die Luttitze stammten aus Böhmen. 1376 wird zum ersten Male ein „Haris von Luttitz, gesessen auf Schirgiswalde", erwähnt. Bor den Lutlitzen sind freilich auch die Herren von Wartenberg, Berka von der Duba und die Herren von Schleinitz Besitzer wenigstens von Teilen der Herrschaft Schirgiswalde gewesen. 1473 verhei ratete sich Dorothea von Luttitz, Herrin des Niederhoscs, mit Hans von Rechenberg, dem damaligen Besitzer des Oberhofes. 1628 erwirbt das Domkapitel zu Bautzen um 33000Gulden den Oberhof. Der letzte Besitzer war Melchior von Luttitz. Da sich die damaligen Besitzer von Schirgiswalde, Melchior und Christoph von Luttitz, im Jahre 1572 für 4000 Gulden von ihrem Lehnsherrn, dem Herrn von Schleinitz auf Tollenstein, von aller Lehnspflicht loskauften, wurden sie unmittelbare Vasallen der Krone Böhmens. Aus diesem Grunde ist Schirgiswalde stets eine böhmische Enklave geblieben, die auch später, als die Ober lausitz an Sachsen fiel, ihre Zugehörigkeit zu Böhmen behielt. Sämtliche Erlasse für Böhmen hatten auch für Schirgiswalde Gültigkeit. Der Oberhof war einst eine Ritterburg mit Wällen und Befesti gungen. Das Herrenhaus hat bis um die Mitte des vorigen Jahr hunderts eine andere Gestalt gehabt. Es besaß drei Stockwerke mit einem orientalischen Dache und einem Türmchen. Aus un bekannten Gründen wurde das dritte Stockwerk gar bald wieder abgetragen. Auch die Orangerien, die im Parke standen, ver schwanden damals. Das Herrenhaus, gewöhnlich domstiftliches Schloß genannt, besitzt zwei schöne Räume mit alten gemalten Wandtapetcu, Iagdszenen ous fremden Ländern darstellend. Den Balkon nach Süden ließ Bischof Schäfer anbauen. Der schöne Schloßpark ist von Bischof Mauermann angelegt worden. Bischof Dr. Wahl, der mehrere Jahre im Schlosse wohnte, schmückte den Garten durch eine Marienstatuc. Im Revolutionsjahr 1848 fand hier Graf Franz Thun- Hohenstein auf Tetschen, der aus Österreich flüchten mußte, mit seiner Familie Zuflucht. Der damalige Bischof Dittrich.hatte ihm das Schloß als Asyl zur Verfügung gestellt. Uber ein Jahr lang wohnte der Graf daselbst. Während dieser Zeit wurde ihm hier ein Sohn geboren (23. 7.1848). Das Schloß sicht nur selten Gäste. Ab und zu findet sich ein Domherr von Bautzen ein, um kurze Zeit hier zu verweilen. Zm Nebengebäude wohnt der domstistlichc Förster, im Schlöffe selbst ein Verwalter. Die umfangreichen Wirtschaftsgebäude dienen schon seit Jahren als Niederlage für die Rohstoffe Kirschauer Fabriken. Eott läßt sich nicht versuchen? Bon E. S., Leipzig /MWFrotz des guten christlichen Glaubens in frühere» Zeilen R stab es doch auch schon Leute, die an keine» Gott glaub- ten, ihn lästerte» und versuchten. Es war gegen Mitte des vorigen Jahrhunderts, da geschah, wie erzählt wird, in Sprem berg folgendes: In einer Wassermühle waren mehrere Müllergescllen tätig, die während der Arbeitszeit übel Lust hatten, irgend Jemand, insbesondere ihre eigenen Kameraden, ans Irrwege zu führen. Eines Tages kamen sie auf den Gedanken, untereinander eine Wette uni Geld zu veranstalten. Der Zweck der Wette war der, daß einer von ihnen einen Sack Mehl — ohne Gottes Willen —gegenüber in Noacks Gut tragen und dafür die gewetteten Silberlinge erhalten sollte. Von einem seiner Kameraden sollte er dort empfangen werden. Und siehe da, einer von ihnen erbot sich, die Wette also auszu führen. Er nahm den bereitgestellten Sack Mehl auf die Schul- lern und verließ die Mühle. Die Zeit verstrich, der Geselle hätte den kurzen Weg längst zurückgelcgt haben und dort eintreffen müssen; er kam nicht. Seine Kameraden fanden ihn tot am Wege liegen, neben ihm den Sack mit Mehl. Ein Herzschlag hatte seinem jungen Leben ein Ende gemacht. Heute noch soll an dieser Stelle rin Stein mit einem Kreuze stehen als Merkmal: „Gott läßt sich nicht versuchen!"