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Bodenständige Lausitzer Kunst Zweite Ausstellung des Lausitzer Kiinstlerbundes Bautzen, im November tS21. Ein Stamm von Künstlern ist es, ein junqer Stamm mit Mark und Saft für die Zukunft, der eben um diese Zeit seine Früchte vor schauenden Auge» ausbreitet. Ein bodenständiger Stamm, ausgewachsen aus Lausitzer Heimat erde! Und bodenständige Kunst, Heimat in Land und Leuten! Das tritt einem immer und immer ivieder entgegen, wenn man durch die Ausstellung gebt, die der Lausitzer KUnstlcrbund gegenwärtig in den Räumen des Lausitzer Prooinzialmuseums in Bautzen offen hält. Es ist die zweite diesjährige Ausstellung. Drei, vier Gäste sind da. Sie brachtenBlastiken mit. Rudolf Born« Dresden mit aus tiefinnerst erzeugten Gestalten von zwingender Kraft: Georg Türke-Dresden mit fein geformten Bronzen, schlan ken Majoliken und wohlgestalteten Terrakotten: Walter Wolf- Görlitz mit seinen von starkem Raturhauch durchwehten Holzvlastik- Märchengestalten („Rattenfänoer", „Waldschratt", „Rübezahl" und „Nickelmann"): auch Hansfritz Werners-Dresden Gipse und Kunststeine mögen mit hierher gehören Sonst aber sind cs eitel Lausitzer Kinder. Da ist zunächst R olf Friedmann, der Bautzener Künstler von stärkster Bodenständigkeit. Wir kennen seine Bautzener Bilder und Lausitzer Landschaften genugsam von früheren Ausstellungen her und man begrüßt es daruin mit besonderer Freude, daß er diesmal mit neuen Werken und Vorwürfen aufwartet. Bon den wenigen Lausitzer Bildern lenkt besonders „Die Petrikirche in Bautzen" die Aufmerksamkeit auf ihn. Die feine Abtönung von Licht und Schatten und — die Parallele in den Formen zu jenen, Farben stück — der Kontrast zwischen den Winkeln, Ecken und Spitzdächern der kleinen Häuser und der Ruhe und Weite der Landschaft in der Ferne, die innige Vermählung beider miteinander: das ist von ungemeiner Wirkung. Hinzu kommt noch die Meisterschaft in der Lichtgebung — es leuchtet in Wahrheit die Lust. Die Lausitzer Landschaft selbst bringt er in besonderem Ölbild, das er eben — „Lausitzer Landschaft" nennt. Im Sommer weilte Friedmann in der Sächsischen Schweiz. Er hat von dort mehrere Zeichnungen mitgebracht, zumeist Ansichten von Hohnstein, an denen der weiche Farbton gefällt Endlich Hot er eine Reihe Porträts ausgestellt. Das „Damenbildnis" ist mit großer Exaktheit geschaffen: fertiger ist das Ölbild „Musikdirektor Engler" (ein bekönnter Bautzener): noch besser im Ausdruck sind „Fräulein L." und „Fräulein tz ": das Meisterstück aber ist sein Selbstporträt, in dem er alle andern über trifft. Man nimmt auch diesmal wieder den Eindruck mit hinweg: ein Künstler von großer Vielseitigkeit und gleichmäßiger Begabung. Wenn man von bodenständigen Künstlern redet, muß man mit ihm zusammen Karl Sinkwitz nennen. Wenn man dessen Namen hört, wird man immer an Bautzen denken, nicht nur weil er Bautzener Kind ist, sondern weil er der fruchtbarste Schöpfer Bautzener An sichten ist. Rian muß die Liebe bewundern, mit der er sich in seine Heimatstadt vertieft und mit der er immer wieder neue Ausblicke aus die alte Stadt heraus findet. Diese Liebe spricht unmittelbar aus seinen Bildern. Sie liegen voll Licht und lachen voll Sonne, sie glänzen voll Gold und leuchten voll Glanz. Sinkwitz hat auch Porträts und Blumen.ausgestellt: das Beste bleiben doch seine Stadtansichten mit ihrer feinen architektonischen Gliederung. Der Dritte im Bunde ist Hans Lindner-Löbau. Er ist sich treu geblieben. Wer ihn einmal gesehen, der erkennt ihn sofort und immer wieder. Die tiefgelegene Landschaft, weit und breit sich lagernd und nach der Milte auftürmend, den Blick frei lassend in offenes Land, dazu der hohe Himmel: das ist Hans Lindner. Nicht nur in den heimischen Landschaften ist er vielleicht der stärksten emcr, denn seine Bilder atmen starken heimatlichen Hauch — sondern auch dort, wo er der Lausitz fern ist. Bis in die Nippsachen hinein ver mag man seine künstlerische Eigenart zu verfolgen. Im Gegensatz zur ersten Ausstellung, bringt Lindner diesmal auch Federzeichnungen aus den Alpen und aus Süddcutschland. Am besten gelungen ist ihm hier wohl das „Fränkische Nest". Immerhin: Lindners Ar beitsfeld ist seine Lausitzer Heimat, hier sind die starken Wurzeln seiner Kraft, hier vermag er sein Bestes zu geben. Man betrachte seine Ölbilder „Sommer" oder „März"! Wie das leuchtet in Farben! Über beide hinaus aber geht „Die Scholle". Das ist ein großer Wurf, der ihm gelang. Unvergleichlich ist die Wirkung, die von diesem Bilde ausgeht. Das Typisch-LIndnersche ist hier in einem konzentriert. Hier zeigt er sich als Meister der Farbe und Fläche zugleich. Ein Meister der Farbe will auch Max Langer aus Nieder- oderwitz sein, wenigstens leuchtet es bunt auf seinen Leinwänden in dicken Streifen und Flächen. Aber Vielheit oder Grellheit allein tun es nicht, wo nicht die ?>and des Künstlers läutert und klärt. Regellos wie seine Farben sind seine Formen. Und indem beides zusammenwirkt, läßt es das Bild zerfahren und zerfallen. Auch in seine Bildnisse vermag man ihm nur schwer zu folgen Sein Bestes gibt er wohl in den beiden Aquarellen. Ein Bodenständiger ist er zweifellos. Sein Niederoderwitz kehrt immer wieder, und man fühlt mit ihm, wie er sich müht, dieser seiner Heimat neue Reize abzugewinnen. Otto Engelhardt-Kyff Häuser! Während die anderen mehr oder weniger trachten, „originell" zu sein, legt dieser Görlitzer Meister absolut keinen Wert daraus, sein Können du,ch „Anders- Sein" zu dokumentieren. Er gehört keiner „Richtung" an Er ist Künstler, und das ist ihm genug. Seine Werke sind 100hl die besten, welche die Ausstellung aufzuweisen vermag. Um sie breitet sich höchstes, reifes Künstlertum. Er bringt i ur zwei Arten zur Aus stellung: Öle und Radi->rungen. Und doch, wie ausdrucksrcich und vielgestaltig zeigt er sich darin! Musik ist seine Kunst, und seine Bilder sind Elegien „Heimkehr", „Mutter und Kind", Totentanz", „Märchenfrau", sie b weisen cs. Auch aus der „Görlitzer Heide" und dem „Park zu Weimar" klingt seine versonnene Seele. Seine Bilder sind der Ausfluß stärkster künstlerischer Persönlichkeit, künstlerischen Charakters. Paul Croeber-3ittau stellt eine Reihe lebenswarmer Por träts dar. Am besten gelungen ist ihm wohl „Pastor Primarius Dr. Haebler", das durch seine Naturtreue und Lebendigkeit gerade zu überrascht. Als überaus vielseitig erweist sich aufs neue Karl tzaeser-Dresden. Seine Aquarelle sind von tiefem Gehalt und zeugen von hohem Können. Die Zeichnungen „Der Zug in die Un endlichkeit", „Wenn es um uns dunkel wird" und „Äusgeschöpft" muten unwillkürlich wie Szenen aus Hauptmannschcn Dramen an. Walter Waentig-Zittau bringt mit seinen Radierungen An sichten aus Süddeutschland In der Technik erinnern sie zuweilen ans Japanische, die Art der Wiedergabe der Landschaft, in der immer etwas Erzählendes liegt, ist aber echt deutsch. Er liebt das offene Bild mit der weiten Perspektive, der er durch meisterhafte Behandlung der klaren Lufttöne besondere Wirkungen abzulauschen versteht. Hans Lillig-Zittau, der uns auf der ersten Ausstellung manch liebes Liebeslicdchen sang, zeigt sich diesmal einzig als Plakatkünstler. Abseits von allen steht Arno L'Scarsik-Löbau, räumlich, denn man hat ihm, obwohl die übrigen Künstler nickt gesondert ausgestellt haben, ein Sonderabteil eingeräumt und allgemein: er ist stark, sehr stark expressionistisch. Man mag sich zu seiner Art stellen wie man will, zweierlei muß man ihm unbedingt anerkennen: das Philosophische im Stofflichen und die Meisterschaft in der Farbe. L'Scarsik ist ein tief angelegter Philosoph. Er grübelt Uber schwere Probleme nach und bringt sie in seiner Art zu Papier. In seinen Skizzenblättern steckt sehr viel Beachtliches, hier verwebt er bas Gedankliche zum Ornament. Jedenfalls sollte man mit bloßem Lächeln oder Kopfschütteln an L'Scarsik nicht voriibcrgehen. Vergleicht inan die Ausstellung mit der ersten im Frühjahr, so ergeben sich mancherlei Unterschiede. Während damals die großen Ehrenmitglieder das Wort führten, sprechen diesmal die heimischen Künstler allein zum Beschauer. Damals wurden die Ausstcller auch getrennt aufgefiihrt, diesmal hat nian ihre Bilder durcheinander ge würfelt. Das erschwert zwar, sich über einen Künstler ein um fassendes Urteil zu bilden, gestaltet aber, mancherlei interessante Ver gleiche zu ziehen. Jedenfalls erkennt man das eine: Hier ist eine froh schaffende Schar junger Künstler unserer Lausitz, die sich zu- sammengesch! offen hat zu gemeinsamer Arbeit im Dienste der Kunst und zum Ruhme unserer Heimat. Und das erfreut und erhebt zugleich. Otto Flösset- Bautzen. Aus dem Gachjenlande Pirna. Unsere Stadt besitzt in der früheren Klosterkirche, die zu dem im Jahre 1300 gestifteten Dominikanerkloster gehörte, ein gotisches Baudenkmal ans ältester Zeit. Der ehemalige Kapitel saal des Klosters ist jetzt zu Museumszwecken eingerichtet morden und soll künftig Geleqenh°it bieten, in der Betrachtung lokalhisto rischer und sonstiger Sammlungen sich in verflossene Zeiten zu ver senken. Nun sind auch Bestrebungen im Gange, die bisher zu Lagerzwecken verwendete Klosterkirche dieser profanen Bestimmung zu "entziehen und sie als geschichtliches Bauwerk zu erhalten. Um Mittel für die Verbesserung der Inneneinrichtung zu erhalten, ist die Veranstaltung einer Lotterie ins Auge gefaßt.