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Wir hätten euch ja so gerne behalten! Aber es geht nicht. Habt nur besten Dank!" — Dann sagte es, zu mir gewandt: „Die Glocken haben alle meine Kinder zur Taufe gerufen, zu ihrer Konfirmation und Hochzeit geläutet und sollten einmal auch bei meinem Begräbnisse läuten. Wenn ich sie Sonntags läuten hörte, war mir immer so eigen zu Mute. Wie werden mir nun die blocken fehlen!" — Dann stieg es, die Tränen mit der Schürze aus den Augen wischend, wieder vom Turme nieder und wankte seinem Hause zu. — Aus der Zeit des 30 jährigen Krieges stammt auch noch das große zinnerne Taufbecken, das, wie seine Inschrift besagt, „Anno 1637 vom Zinngießer Zacharias Heroldt'm Neven Dreßden" gefertigt wurde. — Die aus der Zeit des 30- jährigen Krieges stammende Kanzel wurde 1729 durch eine neue ersetzt. Ihr Stifter war der damalige Erb- und Landrichter Jo hann Walther. Sie bildet ein regelrechtes Sechseck, das bis zum Jahre 1888 in vierFeldern die Bildnisse der Evangelisten zeigte. Im genannten Jahre wurde das Gotteshaus renoviert. Die schadhaft gewordenen Bilder entfernte man, an sie erinnert an den betreffenden Feldern je eine Schriftstelle aus den vier Evan gelien. — Der alte Tausstein, roh aus rotem Porphyr in Kelch form gearbeitet, stammt jedenfalls aus dem Jahre 1300. Er wurde auf Anordnung des damaligen Kirchenvorstandes zer schlagen, trotzdem ich dafür eintrat, ihn zur Erinnerung in der Vorhalle o^er auch an einer der Außenseiten der Kirche aufzustellen. Den zerschlagenen Taufstein hat man darauf auf dem Kirchhofe vergraben. — Der Altar ist schmucklos. Er zeigt noch eine oben abgerundete Nische, in der wahrscheinlich früher ein Bildnis auf gestellt war. Sonst enthält das Gotteshaus keine besonderen Sehenswürdigkeiten. Aber es ist ein ehrwürdiges Denkmal aus unserer Väter Tagen und ein Zeichen großen Opfermutes der früheren Bewohner Arnsdorfs. — Die im Jahre 1917 dem Vater lande zum Opfer dargebrachten Glocken wurden 1918 durch ein prachtvolles Geläut ersetzt. Es stiftete der derzeitige Erbgerichts- pächter Herr Bruno Häse 3 Gußstahlglocken, in kis-ciur gestimmt, die auf einem besonderen Glockenturme neben der Kirche aus gestellt sind und am 15. September 1918 geweiht und ihrer Be st! mmungübergebenwurden. Großschönaus Damastweberei H^ffn der „Abendglvcke", Beiblatt zum Sächsischen Postillion, HM Nr.41, Jahrgang 1840, finde ich folgende kurze Auslassung AW über die Da ma st Weberei in Groß- und Neu- schönau: „Dieser wichtige und höchst interessante Gewerbszweig unserer Odcrlausitz gehört in diesem Augenblicke zu den wenigen Ge werben, die im Steigen begriffen sind, namentlich seit man Schaf wollezu Domänen mit verwendete, die Jacquardmaschine einführte, auf einem Grunde zwei verschiedene Muster in zwei verschiedenen Farben herstcllte, verschiedene Blumen auf weißem Grunde mit ihren natürlichen Farben darstellle, im Damast sogar gelungene Porträts hervorbrachte und diese Art von Weberei gewissermaßen einer künstlerischen Vollendung entgegenführte. Diese Fortschritte waren allerdings durch die vorhergegangenen in der Muster malerei, der Mustermacherei und der Maschinerie der Webstühle bedingt. Seit 1834 hat die Damastmanufaktur infolge des Zolloerbandes ^»genommen und zählt 266 Meister, 7 Mustermaler, 9 Muster macher, 14 Stuhlbauer, 966 Gesellen und 98 Lehrlinge, welche mit Einschluß ihrer Familien gegen 4000 Individuen bilden, die allein vonderDamastmanufaktur leben. Auchbei derDamast- manufaktur verdrängt das englische Maschinengarn das Hand gespinst immer mehr: denn letzteres ist, weil kein Spinner genau so spinnt wie der andere, immer mehr oder weniger ungleich in bezug auf die Feinheit und innere Güte. .Läßt nun der Unternehmer die Garne bleichen, so bleicht ein Strähn früher, der andre später, und will er eine bestimmte Sorte Damast machen, so muß er wohl drei- bis viermal soviel als eigentlich dazu erforderlich ist, an Handgespinst einkaufen, um ans demselben durch Sortieren mühsam seinen Bedarf heraus- zulesen, was natürlich mehr Kapital und Zeit kostet." R. M-mu-. Das Konzert Von Margarete Reichel-Karsten Musikhalle ist ein hoher, Heller, weiter Raum. Edle, schlichte Architektur schmückt sie. Das Orchesterpodium beschließt die schöne, mächtige Orgel. — Die Musiker sitzen auf ihren Plätzen, der Kapellmeister steht auf seinem erhöhten Platz. — Alles wird erwartungsvoll und still. Ein Heben des Taktstocks und das Konzert beginnt. Es ist erlesenste, deutsche Musik. Die drei großen B's: Beethoven, Bach, Brahms. Während die wunderbaren Tonreihen uns ganz in ihren Bann nehmen, können sich die Augen garnicht satt sehen an dem unvergleichlichen Bild der musizierenden Kapelle. Es ist ein doppelter Genuß, Augen und Ohren haben ihn zugleich. Wir wissen garnichts mehr von unserer Umgebung, nichts mehr von uns selber. Wir hören nur und sehen. — Dieses wundervolle Dirigieren. Ein König, der seinen Ministern seinen Willen diktiert. Jede Bewegung ausdrucksvoll, gemessen, vollendet. Es ist, als ob die Töne aus dem Taktstock fielen, aus den leise vibrierenden Händen flössen, als ob eine Armbewegung sie umschlösse. So steht der Dirigent, ein Künstler, als Meister unter seinen Jüngern. Die Töne warten nur darauf, ihm zu gehorchen. Jeder Rhythmus wird von ihm beseelt, jedes Crescendo, Forte, Piano hält er in seinen Händen. Die Musik wogt, drängt, schluchzt, jubelt, verhallt. Göttliche Meister, die diese Werke schufen! Sie lassen uns er schauern, so übermächtig strömen sie auf uns ein. Wir sind in einer andern Welt. In uns klagt, schluchzt, jubelt es mit. Unser Selbst möchte sich verströmen in diesen Tönen und unsere Sehn sucht steht an den Pforten der Ewigkeit. Göttliche Musik, die uns heiligt, die uns erlöst von aller Erdenschwere, von Alltagsnot und -Sünde.— Wir sehen ein Stückchen Himmel offen, Englein knien und unsere Seele kniet mit unter den Himmlischen, der Erde entrückt. — Langsam finden wir uns wieder zurück in die Welt, die uns umgibt. Die Geiger streichen immer noch. Welch ein wunderbarer Anblick, dieses Geigenspiel. Die exakten, gleichen Bewegungen der Bogen, dieses behende Spiel der Finger, die wie flinke Vögel den Geigenhals hinauf und hinab klettern. — Die ernsten Cellos reden wie liebe, seelenvolle Stimmen zu uns. Hinter den Cellisten stehen die großen Baßgeigen, ganz Würde, ganz Ruhe. Jede Geige mit ihrem Streicher eine schöne Gruppe für sich, ein imposantes Bild. — Dort die blitzenden, schmettern den Trompeten, die langen, eigenartigen Oböen. — Da, die jubelnden, Hellen Flöten. Wie das zusammenklingt und stimmt. — Den Beschluß von dem vielstimmigen Orchester macht der Paukenschläger. Seine Schläger wirbeln. Jeder Schlag ein Kunststückchen, dieser kurz, der andere lang, jener dumpf, dieser hoch. Wie die gutgesetzten Interpunktionszeichen in einem schönen Satz. Da darf kein Punkt fehlen, kein Ausrufungszeichen, kein Gedankenstrich, wenn das Ganze ein Vollendetes sein soll. Und er ist es. Ein Konzert, das noch lange in uns nachklingen wird, dessen Schönheit uns in Erinnerung bleibt. — Die Musik ist zu Ende. Für ein Weilchen bleibt noch alles still, gebannt unter dem Zauber der verhallten Töne. Aber dann setzt der Beifall ein: jubelnd, stürmisch. So als sollte das laute Händeklatschen sagen: nehmt unsere aufgerüttclten Herzen, unsere begeisterten Seelen zum Dank. Habt Dank! Dank! ihr Musiker, dort oben auf dem Podium, und ihr göttlichen Meister, dort oben in der Ewigkeit! Walddorf! Nn steilen Dergsshalden Ein friedlich Dörslsin lehnt; Wer je hier Dast gehalten, Rach ihm sich immer jehnt l Der dunklen Wipfel Daujchen, Der Matten zartes Grün, Der trauten Duells Plauschen, Dec duft'gen Gärten Dlüh'n, Paul Schmidt. Der Vögel lustig Singen, Der Blick ob Tal und Höhn, Dec Glocken hehres Klingen, Es ruft: Nus Wisdsrssh'n! In traulich-stillen Daumen Wohnt Frieden, Frohsinn, Duh — Es rauscht von tausend Bäumen: Mein Walddorf, das bist Du l